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Axum (Abessinien), das in der Tat, wie seine Hinterlassenschaft bezeugt, in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten eine große Blütezeit erlebt hat. Nicht genannt hat Mani das Kuschan-Reich, das sich im 3. Jh. auf dem absteigenden Ast befunden hat.

Zweifellos ist der Niedergang des Imperium Romanum um die Mitte des 3. Jh. auf vielen Gebieten klar ersichtlich. Nicht allein in der Politik, auch in der Wirtschaft zeigen sich hippokratische Züge, seit der Regierung des Severus Alexander (222-235) sind sie ganz unverkennbar geworden. Der Niedergang ist nicht nur bedingt durch den gleichzeitigen Aufstieg des Neuperserreiches unter Schapur L, er hat vielmehr eine Reihe von äußeren und inneren Ursachen, die, zusammengenommen, das Reich entscheidend geschwächt haben. Bereits unter Caracalla setzt der Ansturm der germanischen Völkerschaften auf die Grenzen des Imperium Romanum ein. Es sind dies Bewegungen, die außerhalb jeglicher Kontrolle durch die Römer gestanden haben. Verschärft wurde die Krise noch dadurch, daß verschiedene römische Kaiser, wie beispielsweise Philippus Arabs, die Germanen in ihren Dienst gestellt haben. Wenn die Römer sich dann weigerten, den Germanen den ausbedungenen Sold zu zahlen, so holten sich die Fremden mit Gewalt, was ihnen widerrechtlich vorenthalten wurde. Es wäre ganz verfehlt, sich die römischen Kaiser ohne Ausnahme als unfähig oder feige vorzustellen: so hat, um nur ein einziges Beispiel zu nennen, Gallienus durch die Bildung einer mobilen Reservearmee einen ganz entscheidenden Schritt zur wirksamen Bekämpfung der Germanen getan, und doch wird gerade Gallienus wegen seiner angeblichen  inertia  von älteren Geschichtsschreibern hart getadelt. Überhaupt zeigt das halbe Jahrhundert zwischen dem Tode des Severus Alexander und dem Regierungsantritt des Diokletian (235-284) ein ausgesprochenes Janusgesicht: neben dem Absterben alter Traditionen, wozu vor allem auch die Teilnahme des Senats an der Reichsregierung gehört, zeigen sich verheißungsvolle neue Ansätze, die jedoch im allgemeinen in der Forschung immer noch zu wenig gewürdigt werden. In der Abspaltung Galliens (nebst Britannien und Spanien) im Westen sowie in der Bildung des palmyrenischen Reiches im Osten unter Zenobia werden neue Kräfte lebendig, die vorher wegen der zentralen Struktur des Imperiums nicht genutzt worden waren. Wenn der Kaiser Aurelian die Provinz Dakien geräumt hat, so war dies zwar ein Verzicht, doch im Grunde war diese Maßnahme schon längst notwendig gewesen. Das Imperium Romanum hat dadurch keine wesentliche Einbuße erlitten. Überhaupt ist die Frage wenigstens zu stellen, ob nicht auch an anderen Stellen Verzicht besser als Behauptung um jeden Preis gewesen wäre. Dies gilt insbesondere für die nicht sehr glückliche Auseinandersetzung zwischen Römern und Neupersern um Teile Mesopotamiens, die sich auf die Dauer von den Römern doch nicht behaupten ließen. Im übrigen aber ist die mangelnde Kontinuität der römischen Außenpolitik nicht die Schuld von einzelnen römischen Kaisern. Ihnen war in der Regel nur eine sehr kurze Regierungszeit beschieden, und gerade die besten unter ihnen wie Gallienus, Aurelian und Probus, aber auch die Nachfolger Carus und Carinus, sind durch einen jähen Tod abberufen worden, bevor sie ihre Pläne in die Wirklichkeit umsetzen konnten.

Wie aber konnte das Imperium Romanum in eine derartig tiefgehende Krise geraten, die geradezu seinen Bestand in Frage stellte? Man hat hierfür gelegentlich den zahlenmäßigen Rückgang der Bevölkerung im Römerreich verantwortlich gemacht. Das ist aber nur eine Vermutung, da es an einschlägigem statistischen Material mangelt. Doch hat die Bevölkerung durch verheerende Seuchen sicherlich bedeutende Verluste erlitten. Ebenso schlimm aber war der permanente Kriegszustand, der dauernde Kampf gegen äußere und innere Feinde. Durch Requisitionen und Liturgien wurden weite Schichten der Bevölkerung, und zwar gerade die

Wohlhabenden, zugrunde gerichtet, und wenn auch das Bild im ganzen Reich keineswegs einheitlich ist - so ist Britannien offenbar von Erschütterungen verschont geblieben -, im ganzen hat das Bürgertum schwere Verluste an seinem Eigentum hinnehmen müssen, von denen es sich nicht wieder erholen konnte. Besonders schlimm aber war es, daß manche Kaiser dieser Entwicklung tatenlos zugesehen haben. Sehr einschneidend war auch der Verfall der Währung; er kündet sich schon im 2. Jh. an, nimmt im 3. Jh., unter Severus Alexander, einen großen Umfang an und erreicht in den Jahren zwischen 256 und 280, und zwar am Ende dieser Periode, einen Höhepunkt. Während eine Artabe Weizen im 1. Jh. n. Chr. nicht mehr als etwa 7 oder 8 Drachmen gekostet hatte, kletterte der Preis im 2. Jh. ständig in die Höhe, unter Diokletian, am Ende des 3. Jh., hatte man für die Artabe die horrende Summe von 120000 Drachmen zu entrichten. Löhne und Gehälter aber hielten mit der Preisentwicklung keinen Schritt, so daß sich das Los der kleinen Funktionäre und der Lohnarbeiter ständig verschlechterte. Man begann das alte Geld zu horten, die neuen minderwertigen Münzen zurückzuweisen. So zog man in Ägypten das alte gute Silbergeld der Ptolemäer den neuen minderwertigen Billonmünzen vor. Die Verschlechterung des umlaufenden Münzgeldes rief das Spekulantentum auf den Plan, wie dies eine Inschrift aus Mylasa illustriert, die allerdings bereits der Zeit des Septimius Severus angehört. Ein ägyptischer Papyrus berichtet von einem regelrechten Streik der Geldwechsler: die Inhaber der Banken und Wechselstuben mußten mit Gewalt gezwungen werden, ihre Läden wieder zu öffnen. Die Ursachen der Geldentwertung sind im einzelnen nicht leicht zu bestimmen, doch haben die unaufhörlichen Kriege und die riesigen Ausgaben für die Soldaten den Währungsverfall zweifellos beschleunigt. Im Grunde genommen aber ist die Geldentwertung hier wie zu allen Zeiten, in denen sie sich bemerkbar macht, ein psychologisches Problem, das in der allgemeinen Vertrauenskrise seine Wurzeln hat. Die große Zahl der vergrabenen Münzschätze ist hierfür ein sprechender Beweis.

In Verbindung mit der Geldentwertung steht der allgemeine Rückgang der Wirtschaft, der sich an vielen Anzeichen ablesen läßt. Der zunehmende staatliche Zwang hat ein übriges getan, die Wirtschaftsmoral der Bevölkerung zu untergraben. Bemerkenswert ist auch der sich immer mehr verschärfende Gegensatz zwischen dem Heer und der übrigen Bevölkerung. Michael Rostovtzeff hat seinerzeit geradezu von dem Haß der <Bauernsoldaten> gegen die städtische Bourgeoisie gesprochen, wobei sich dem Historiker die russische Oktoberrevolution von 1917 als Parallele darbot. Mag die Hypothese Rostovtzeffs auch ein Körnchen Wahrheit enthalten, so bedarf sie dennoch heute keiner eingehenden Widerlegung mehr. Das gleiche gilt für die These Altheims, der von dem Kampf eines orientalisierten Senats gegen das Bauernheer und den Kaiser gesprochen hat. Zweifellos ist aber der Vorrang des Heeres und der militärischen Angelegenheiten dem Imperium Romanum nicht zum Segen geworden: die schier unaufhörlichen Kriege, darunter nicht wenige Bürgerkriege, haben die staatlichen Finanzen ungeheuer belastet, sie haben so manches private Vermögen gänzlich aufgezehrt und letzten Endes durch die andauernde Unsicherheit das Vertrauen weiter Kreise der Bevölkerung zerstört. Sehr bedenklich war auch die zunehmende Barbarisierung des römischen Heeres und in Verbindung damit der Abfluß wertvollen Edelmetalles in die Gebiete jenseits der römischen Reichsgrenzen.

Das römische Reich war vielfach nicht mehr imstande, den Schutz seiner Bewohner zu gewährleisten; trotz tönender Münzlegenden und wortreicher Erklärungen der Kaiser konnte von Wohlstand und Sicherheit keine Rede mehr sein, selbst Italien war vor den Einfallen fremder Völker und vor dem Auftreten von Räuberbanden nicht mehr sicher. Die Besitzlosen entwichen in die Berge oder in die Wüste, um sich gegen das Militär und die Polizei zur Wehr zu setzen, eine Erscheinung, die in Ägypten aus verschiedenen Papyruszeugnissen gut bekannt ist. Hier wußten sich die Behörden nicht mehr anders zu helfen, als daß sie Miliztruppen formierten, um. sie an der Seite des Militärs gegen die Räuber einzusetzen, im ganzen mit geringem Erfolg.