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Wenn dem römischen Senat auch seine Ehrenrechte geblieben sind, so war doch die Zeit, in der die aus ihm hervorgegangenen Magistrate und Promagistrate das Reich und die Provinzen regierten, vorüber. Der steile Aufstieg des Ritterstandes, der vor allem durch die Severer gefördert worden ist, hat eine Umwälzung in der höheren Verwaltung hervorgerufen. Die Senatoren sahen sich aus zahlreichen wichtigen Stellungen verdrängt, doch ist nicht zu übersehen, daß die Consulate, Präturen und Quästuren immer noch genügend Bewerber, vor allem auch aus dem Senatorenstand, gefunden haben. Das entscheidende Wort aber sprach der Kaiser, ohne seine Empfehlung oder Zustimmung konnte niemand mehr zu einem Magistrat gelangen. Die Senatoren führten den Rangtitel clarissimus,  die Titel  egregius, perfectissimus  und eminentissimus  waren dagegen für die Ritter reserviert, mit dem Titel  nobilissimus  wurde der künftige Thronfolger (Caesar) ausgezeichnet. Es ist im übrigen gar keine Frage, daß die steigende Welle der Titel und Rangbezeichnungen als das typische Zeichen einer niedergehenden Epoche zu gelten hat. Gallienus ist es gewesen, der den Senatoren die höhere militärische Laufbahn verschlossen hat. Der Weg von unten her bis in die höchsten Stellen der Generalität ist damit frei, der Aufstieg ist nicht mehr an Standesprivilegien gebunden. Noch vor dem Regierungsantritt des Diokletian (284) erhielten die meisten Provinzen Statthalter aus dem Ritterstand, doch wurde, wie es scheint, zunächst noch keine volle Gleichförmigkeit erstrebt, da für einige wichtige Provinzen wie Britannien, Moesia Inferior und Syria Coele weiterhin senatorische Statthalter bezeugt sind. Auch an der Administration der beiden Provinzen Asia und Africa durch Consulare hat sich nichts geändert. Einen neuen Aspekt aber bietet der Aufstieg der Praefecti praetorio  (das Amt wurde in der Regel doppelt besetzt). Sie führten das Kommando über die Truppen in Rom und in Italien und übten außerdem wichtige jurisdiktioneile Befugnisse aus. Die Präfektur war im übrigen der höchste und wichtigste Posten, den der Kaiser zu vergeben hatte, und mancher  Praefectus praetorio,  wie z. B. Timesitheus unter Gordian III., ist geradezu zum eigentlichen Regenten des Imperiums emporgestiegen. Auch von hier aus führt eine gerade Linie zu der späteren Entwicklung unter Diokletian und Constantin. Wenn die neuen Ansätze nicht zu voller Entfaltung gelangt sind, so ist dies vor allem auf die mangelnde Kontinuität und auf die im allgemeinen nur sehr kurzen Regierungszeiten der einzelnen Kaiser zurückzuführen. Die Aufgaben waren so groß und so vielfältig, daß sie mit den traditionellen Mitteln nicht mehr gelöst werden konnten. Das Imperium Romanum bedurfte nicht nur grundlegender Reformen auf dem Gebiet der Verwaltung und des Heerwesens, es bedurfte vor allem einer neuen Idee, die imstande war, in den Bürgern ein neues Staatsbewußtsein zu erwecken. Diese Aufgabe blieb der Zukunft vorbehalten, sie ist ein Menschenalter später von Constantin gelöst worden.

ZEITTAFEL

Vorbemerkung

Für die Zeit bis gegen 500 v. Chr. können alle Jahresdaten nur als approximativ gelten. Seit etwa 500 v. Chr. sind diejenigen Daten historisch gesichert, die der griechischen Überlieferung entstammen wie das Datum der Seeschlacht bei Kyme (474) und das Datum des Keltenbrandes von Rom, 387/86 nach Polybios (IV 6).

Die livianische Chronologie liegt in der zweiten Hälfte des 5. Jh. um einige Jahre zu hoch: wenn Livius (IV 21 und 25) für das Jahr 436 den Ausbruch einer Pest in Rom erwähnt, so ist es wenigstens wahrscheinlich, daß es sich um die berühmte von Thukydides beschriebene Pest des Jahres 430 handelt.

Die Jahrzählung des 4. Jh. v. Chr. nach dem Keltenbrand ist dadurch verfälscht, daß die Jahre 333, 324, 309 und 301 eingeschobene Diktatorenjahre sind. Man hat daher auch für die Zeit von 387/86 v. Chr. bis zum Ausgang des 4. Jh. v. Chr. mit einer zu hohen Chronologie zu rechnen.

Gegen Ende des 4. Jh. v. Chr. renkt sich die römische Jahrzählung ein, seit dem Pyrrhoskriege ist sie als korrekt zu betrachten.

In der Zeittafel ist bis 300 v. Chr. die übliche, unrevidierte Jahrzählung gegeben, da jede Reduktion im einzelnen unsicher bleiben muß.

Willkürliche Einschaltungen im römischen Kalender (das vorjulianische Jahr hatte 355 Tage, in den «geraden» Jahren mußten 23 bzw. 22 Tage eingeschaltet werden, um den Kalender wieder in Übereinstimmung mit den Jahreszeiten zu bringen) ergeben jedoch Verschiebungen im Jahresablauf, die gelegentlich auch auf die Jahreszählung übergreifen können. Seit der Einführung des julianischen Kalenders durch Caesar am 1. Januar 45 v. Chr. sind die Jahresdaten im allgemeinen in Ordnung (es sei denn, daß die Überlieferung für ein bestimmtes

Ereignis unstimmig ist).

Das seinerzeit grundlegende Werk von O.  Leuze,  Die römische Jahrzählung. Ein Versuch, ihre geschichtliche Entwicklung zu ermitteln (Tübingen 1909), ist durch neuere Forschungen erschüttert worden. So hat R.  Werner,  Der Beginn der römischen Republik (München 1963), die Ansicht vertreten, daß die römischen Chronologen zunächst nach Abstandsangaben  post aedem Capitolinam dedicatam  (507) gerechnet haben, und zwar nach Kalenderjahren (nicht nach Amtsjahren), und daß erst im 3. Jh. v. Chr. die Rechnungsweise nach den Eponymen (Consuln) aufgekommen ist. Auf einzelnes einzugehen ist hier nicht der Ort.

Über die verschiedenen römischen Jahrzählungssysteme von Fabius Pictor bis zu den Fasti Capitolini unterrichtet die Tabelle im Anhang von Werne rs Buch.

v. Chr. Geb.  Von den Anfängen bis zum Sturz des Königtums

bis etwa

Stein-Kupferzeit (Äneolithikum) in Italien

1700

etwa 1700-

Bronzezeit. Terremare-Siedlungen in Norditalien,

1200

Höhepunkt der Nuraghenkultur auf Sardinien

seit etwa

Frühe Eisenzeit. Einwanderung transalpiner

1200

Volkselemente in Italien

seit etwa

Beginn der Einwanderung der Etrusker

1000

10. Jh.

Palatinssiedlung in Rom

seit etwa

Beginn der Villanova-Kultur

925

seit etwa

Beginn der griechischen Kolonisation: Gründung

750

von Ischia, Kyme (Cumae), 754, und von Naxos

auf Sizilien (742)

736

Gründung von Syrakus

nach 540 Seeschlacht bei Alalia (auf Korsika) Die frühe Republik bis zum Ende des Latinerkrieges 508/07 1. römischkarthagischer Vertrag 507        Einweihung des Tempels des Juppiter Capitolinus