Es kann als sicher gelten, daß keine der beiden Großmächte den Krieg gesucht hat. Ein ausgesprochener Eroberungswille war weder in Rom noch in Karthago vorhanden. Wer aber trägt dann die Schuld am Kriege? Nach Philinos von Akragas hatte es einen Vertrag zwischen Rom und Karthago gegeben des Inhalts, daß sich die Römer verpflichtet hätten, nicht in Sizilien, die Karthager, nicht in Italien einzugreifen. Aber dieser sog. Vertrag des Philinos ist nicht nur in seiner Datierung, sondern sogar in seiner Existenz umstritten, so daß man nicht auf ihn bauen kann. Maßgebend ist allein die Darstellung des Polybios (I 10-11,3), die wahrscheinlich auf Fabius Pictor zurückgeht. Danach wären sich die Römer dessen bewußt gewesen, daß sich die Unterstützung der Mamertiner in Messana moralisch kaum rechtfertigen ließe, die Ausdehnung der karthagischen Macht schien ihnen aber keine andere Wahl zu lassen.
Jede Darstellung der Auseinandersetzung zwischen Rom und Karthago muß darauf Rücksicht nehmen, daß punische Quellen von irgendwelchem Gewicht nicht vorhanden sind. Dazu kommt noch, daß den Römern jegliches Verständnis für die Eigenart der Karthager gefehlt hat, und nicht durch Zufall wollen die Klagen über die perfidia Punica niemals verstummen. Doch ist anderseits nicht zu übersehen, daß auch die Römer zu Mitteln gegriffen haben, die nicht gerade wählerisch gewesen sind. Daß im übrigen der Rassengegensatz im Kriege keine Rolle gespielt hat, ist längst erwiesen.
Schon im folgenden Jahre (263) hatte Rom in Sizilien einen großen Gewinn zu verzeichnen. Hieron II. von Syrakus wechselte auf die römische Seite über, die Römer garantierten ihm das Gebiet seines Reiches, während sich der König verpflichtete, eine Kriegsentschädigung von 100 Talenten zu entrichten. Größere Kämpfe sind offenbar nicht vorgekommen, jedoch hat der römische Konsul dieses Jahres, M'. Valerius, bei der Curia Hostilia in Rom ein Gemälde aufstellen lassen, das seinen Sieg über die Punier und Hieron II. verherrlichte. M'. Valerius hat außerdem den Beinamen Messalla erhalten und einen Triumph über die Punier und den König von Sizilien, Hieron, (de Poenis et rege Siculorum Hierone) feiern dürfen.
Im Jahre 262 erweiterte sich der Krieg um Messina zu einem sizilischen Kriege: die Römer gingen an die Belagerung von Akragas, das von den Karthagern zu einer starken Heeres- und Flottenbasis ausgebaut worden war. Die Stadt fiel nach einer Belagerung von sechs Monaten in die Hände der Römer, die von Hieron tatkräftig unterstützt worden waren. Ein ganz neues Aussehen gewann der Krieg durch den Entschluß der Römer, den Karthagern von nun an auf ihrem eigentlichen Element, der See, entgegenzutreten. Die Römer legten im dritten Kriegsjahr (262) eine große Flotte auf Kiel, wobei die Hauptlasten von den socii navales getragen werden mußten. Es sollen 100 Fünfreiher und 20 Dreireiher gewesen sein, mehr als 30000 Ruderer mußten eingeübt und für die taktischen Manöver geschult werden. Neu war die Verwendung von Enterhaken und Enterbrücken (corvi); man wollte den römischen Legionären mit ihrer Hilfe die Möglichkeit geben, die Technik des Landkampfes auch auf hoher See fortzusetzen. Dieser kühne Entschluß brachte den Römern unter Führung des Consuls C. Duilius im Jahre 260 einen glänzenden Seesieg in den Gewässern bei Mylae an der Nordküste Siziliens. Es war der erste Seesieg der römischen Geschichte, er wurde durch die Errichtung einer Siegessäule mit den Schiffsschnäbeln der genommenen karthagischen Schiffe (columna rostrata) auf dem Forum Romanum gefeiert.
In der Eroberung der Insel Korsika durch den Consul L. Cornelius Scipio, und zwar im Jahre 259, kündet sich eine Erweiterung des Krieges auf neue Schauplätze an, der Kampf wird von nun an nicht mehr allein um Sizilien, sondern um die Herrschaft in dem gesamten westlichen Becken des Mittelmeeres geführt. Da die Römer ihre Gegner nicht aus den festen Positionen auf Sizilien verdrängen konnten, faßten sie im Jahre 256 den Entschluß, die Karthager in ihrem eigenen Lande anzugreifen. In der großen Seeschlacht bei Eknomos (an der Südküste Siziliens) erzwangen die Römer den Übergang nach Afrika (256), die Landung vollzog sich, unbehindert von den Karthagern, in Aspis-Clupea. Aber die römische Führung scheute sich, aufs Ganze zu gehen, man beorderte einen großen Teil der Truppen und der Flotte nach Sizilien zurück. Allein der Consul M. Atilius Regulus blieb mit 15000 Mann Infanterie, 500 Reitern und 40 Schiffen in Afrika zurück. Die Erfolge waren zunächst sehr beachtlich, die Karthager wurden bei Adys (unbekannter Lage) geschlagen, die Römer nahmen Tunes ein, unter den Libyern und Numidern machte sich der Abfall von Karthago breit, so daß die Stadt um die Übermittlung von Friedensbedingungen nachsuchen mußte. Hier beging nun Regulus einen schwerwiegenden Fehler: die Bedingungen, die er den Karthagern übermittelte, waren so hoch geschraubt, daß sie Karthago den Verlust der Souveränität gekostet hätten - es war kein Wunder, wenn sich die Punier wieder zum Kampfe vorbereiteten. Der Tüchtigkeit eines griechischen Söldnerführers im Dienste der Karthager, des Spartaners Xanthippos, gelang es, das Blatt zugunsten der Punier zu wenden: unter geschicktem Einsatz von Kriegselefanten wurden die Römer völlig geschlagen. Regulus selbst geriet in Gefangenschaft, nur wenige Römer konnten sich nach Aspis-Clupea retten. Afrika aber wurde bereits im Jahre 255 von den Römern geräumt, der Feldzug war ebenso gescheitert wie mehr als 50 Jahre vorher, im Jahre 307, das ähnliche Unternehmen des Agathokles.
In Afrika war der Krieg damit beendet, das Ringen um Sizilien aber wurde fortgesetzt. Obwohl die Römer Panormos, Solus und einige andere Plätze an der Nordküste der Insel erobern konnten, so behaupteten dennoch die Karthager in Lilybäum und in Drepanon ihre Positionen, und zwar dadurch, daß sie eine ausgesprochene Ermattungsstrategie anwandten. Es war kein Wunder, wenn die Römer in den folgenden Jahren, von 254 bis 248, nichts Rechtes erreichen konnten. Aber sie richteten sich in Sizilien häuslich ein; so wurde bei dem Orte Zuccarone in Westsizilien ein Meilenstein des Consuls Aurelius Cotta gefunden, er gehört zu der Straße Agrigent-Palermo: wer aber im Kriege eine so wichtige Verbindungsstraße errichtet, der hat nicht die Absicht, das Land so bald wieder zu verlassen.
Schwer waren auch die Verluste der Römer zur See. Sie beherrschten vor allem die Kunst des Navigierens noch nicht genügend, so daß sie im Kampfe mit den Elementen mehrfach den kürzeren zogen. Eine entscheidende Wende aber brachte das Jahr 247. Damals hat auf Seiten der Karthager Hamilkar Barkas (der «Blitz») das Kommando übernommen. Er reorganisierte das Landheer und besetzte einen strategisch sehr wichtigen Punkt in Westsizilien, den Berg Heirkte, etwa 12 km nordwestlich von Palermo (246). Von dieser überragenden Position aus beherrschte Hamilkar Barkas die römischen Verbindungslinien von Palermo nach Drepanon, seine Schiffe erschienen an den italischen Küsten bis herauf nach Campanien und brandschatzten die Einwohner. Für die Römer aber war die Stellung Hamilkars ein Pfahl im Fleisch, so wie einst für die Athener das von den Lakedämoniern besetzte Kastell Dekeleia in Attika. Nach dreijährigem Kleinkrieg von dem Berge Heirkte aus verlegte Hamilkar Barkas seine Tätigkeit nach dem Berge Eryx, östlich von Drepanon. Der Tempel der Venus Erycina auf der Höhe des Berges wurde von keltischen Söldnern in römischen Diensten gehalten, Hamilkars Stellungen selbst aber waren von den Gegenbefestigungen der Römer umschlossen. Lilybäum aber und Drepanon wurden weiter von der See her verproviantiert und trotzten allen römischen Anstrengungen.
Noch einmal wurde in Rom der Versuch unternommen, dem Kriege eine neue Wendung zu geben: wieder wurde eine große Flotte auf Kiel gelegt. Da der Staatsschatz leer war, brachte man die notwendigen Gelder durch eine außerordentliche Vermögenssteuer, eine Art von Kriegsanleihe, auf. Der römische Staat verpflichtete sich, die Summen nach dem Kriegsende zurückzuerstatten. Während man in Rom die entscheidenden Vorbereitungen traf, während in den Hafenstädten der socii navales die Werften und Arsenale vom Arbeitslärm widerhallten, bereisten koische Festgesandte Unteritalien und Sizilien (etwa im Herbst 242). Von ihrem Besuch künden einige Dekrete griechischer Städte, von Neapel, Kamarina und von Phintias, das sich damals im Besitz der exilierten Geloer befunden hat. Man war nicht nur im Gebiet des westlichen Mittelmeeres, sondern auch in den griechischen Landen gespannt, wie die große Auseinandersetzung enden würde.