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Anders wurde die Lage, als die Karthager Ans talten machten, in Sardinien die Ordnung wiederherzustellen. Auch hier hatten sich nämlich die Söldner empört und die Karthager hingeschlachtet. Das Militär geriet aber durch die Inselbevölkerung in Bedrängnis, so daß sich die Söldner an Rom um Hilfe wenden mußten. Rom aber lehnte zunächst das Ansinnen ab; als jedoch die Söldner im Jahre 237 ihr Hilfegesuch erneuerten, griffen die Römer zu: sie entsandten eine Flotte nach Sardinien und nahmen die Insel in Besitz. Karthago aber machte Miene, die Insel wieder zurückzuerobern. Da zeigte Rom sein wahres Gesicht. Die Comitien erklärten Karthago in aller Form den Krieg. Da aber die Punier ganz und gar nicht imstande waren, es auf eine neue Auseinandersetzung mit den Waffen ankommen zu lassen, erklärten sich die Römer bereit, gegen eine Zahlung von 1200 Talenten und gegen die Abtretung Sardiniens den Puniern den Frieden zu gewähren. So hatte Rom ohne Krieg ein glänzendes Geschäft gemacht (Ed. Meyer). Auch Korsika wird damals in den Besitz der Römer übergegangen sein.

Es wäre in der Tat verfehlt, in den Vorgängen des Jahres 237 etwas anderes zu sehen als nackten römischen Imperialismus. In rücksichtslosester Weise hat Rom die momentane Schwäche seines Kontrahenten ausgenutzt, es hat sich territoriale Vorteile gesichert, die bei künftigen Auseinandersetzungen schwer zu seinen Gunsten in die Waagschale fallen mußten. Die öffentliche Meinung brauchte Rom nicht zu fürchten, es war soeben als Sieger aus dem großen Ringen hervorgegangen, und es stand schwerlich zu erwarten, daß sich auch nur  eine  Stimme zugunsten der Karthager erheben würde, vor allem nicht unter den westlichen Griechen außerhalb Siziliens. Im Gegenteil, eine Stadt wie Massilia dürfte die Vertreibung der Karthager aus dem Tyrrhenischen Meere sogar mit großer Freude begrüßt haben. Die Römer aber haben die Erwerbung der beiden Inseln noch teuer bezahlen müssen; zahlreiche, oft blutige Kriege mußten mit den Einheimischen geführt werden, und in der Kaiserzeit waren die Inseln hauptsächlich dadurch bekannt, daß sie den Verbannten als Aufenthaltsort zugewiesen wurden.

Um die Verluste wieder wettzumachen, ging Hamilkar Barkas, dem Karthago die Niederwerfung des Söldneraufstandes zu verdanken hatte, im Jahre 237 mit einem Heere von Afrika nach Spanien hinüber. In jahrelangen Kämpfen hat er hier den Karthagern ein neues Reich erobert. Dabei ist zu beachten, daß zwischen der iberischen Halbinsel und Karthago von jeher enge Beziehungen bestanden hatten; so ist die keltiberische Kultur ganz wesentlich durch punische Elemente mitgeprägt worden. Außerdem war die wichtige Hafenstadt Gades im Besitz der Punier, anderseits waren zahlreiche iberische Söldner in den Heeren der Karthager zu finden.

Die Vorgänge, die zur Annexion von Sardinien und Korsika geführt haben, beweisen, daß Rom längst kein Bauernstaat mehr gewesen ist. Im Gegenteil, nur unter der Voraussetzung von ausgesprochen maritimen Interessen ist das Ausgreifen Roms im Tyrrhenischen Meere zu verstehen. Die Politik Roms erhält ein neues Gesicht, sie wird geprägt durch einen wagemutigen Geist, der zu dem alten methodischen Vorgehen in schärfstem Widerspruch steht.

Im Zusammenhang mit seiner Darstellung des 1. Illyrischen Krieges berichtet Polybios, die Römer seien damals zum ersten Male durch eine Gesandtschaft mit Griechenland in Verbindung getreten. Es ist jene Gesandtschaft, die sich nach Korinth und Athen begeben hat (s. S. 65). Dem Buchstaben nach mag Polybios recht haben - aber es kann schwerlich geleugnet werden, daß auch schon in früherer Zeit Beziehungen zwischen den Römern und einzelnen griechischen Staaten bestanden haben.

Allerdings ist das Jahr 229, wie dies schon Polybios gesehen hat, ein Wendepunkt der römischen Außenpolitik. Auch jetzt haben sich die Römer erst nach längerem Schwanken zum Eingreifen, dieses Mal in die Verhältnisse jenseits der Adria, entschließen können. Erst nachdem man im Senat in der grundsätzlichen Frage zu einer positiven Entscheidung gekommen war, haben die Römer rasch und zielbewußt gehandelt. Man wird darin das Vorhandensein einer politischen Gruppe im Senat sehen können, die durch kühnes Zupacken die anderen mit sich fortgerissen hat.

Jenseits der Adria, in Illyrien, hatte sich unter dem Könige Agron, dem Sohne des Pleuratos, ein großes Reich gebildet. Agron war mit dem Könige der Makedonen, Demetrios II., befreundet, und es geschah in Übereinstimmung mit den Wünschen seines Verbündeten, daß sich Agron in den Kampf gegen die Ätoler einmischte. Diese belagerten im Jahre 230 die Stadt Medeon. Von jeher waren die Illyrer zu Wasser und zu Lande tapfere Krieger gewesen, oft hatten sie mit ihren Nachbarn, insbesondere mit den Makedonen, die Klingen gekreuzt, ihre Phalanx war gefürchtet, und nicht minder ihre kleinen wendigen Schiffe, die Lemboi, mit denen sie die Küstengewässer der Adria unsicher machten. Das Reich hatte wahrscheinlich in dem etwas landeinwärts gelegenen Scodra (heute Skutari), vielleicht auch in dem weiter nördlich gelegenen Rhizon, seinen Mittelpunkt. Unter Teuta, der Witwe und Nachfolgerin des Agron (230), befand sich der Illyrerstaat in ständigem Ausgreifen: so konnte Phönike erobert werden, es wurde allerdings den Epiroten nach Zahlung eines Lösegeldes zurückgegeben, auch die Atintanen brachte man zum Anschluß, so daß sich das von den Illyrern kontrollierte Küstengebiet etwa von dem heutigen Split im Norden bis hin nach Phönike im Süden erstreckte. Dazu kamen eine Reihe von Inseln, die mit ihren Buchten und Häfen für die illyrischen Schiffe geradezu ideale Schlupfwinkel darboten.

Über die Vorgänge in Illyrien muß man in Rom gut unterrichtet gewesen sein, und zwar vor allem durch die italischen Händler, die über vielfache Beziehungen zu den Illyrern verfügten. Als außerordentlich lästig erwies sich der Seeraub der Illyrer, die hierbei keinen Unterschied zwischen Griechen und Italikern zu machen pflegten. So sollen im Jahre 230 zahlreiche italische Kaufleute durch die Illyrer beraubt, andere getötet und nicht wenige in Gefangenschaft geraten sein. Während sich die Römer früher (nach Polybios) um die Klagen über die illyrische Seeräuberei nicht gekümmert hätten, entsandte der Senat jetzt eine Gesandtschaft unter C. und L. Coruncanius nach Illyrien. Sie trafen die Königin Teuta bei der Belagerung von Issa. Die Herrscherin versprach, dafür zu sorgen, daß den Römern kein weiteres Unrecht von den Illyrern zugefügt würde, den Seeraub könne sie jedoch nicht abstellen. Bei der Rückfahrt aber wurde die römische Gesandtschaft überfallen, dabei fand einer der Gesandten den Tod, angeblich derjenige, der gegenüber der Königin den römischen Standpunkt mit besonderem Freimut vertreten hatte. Man vermutete, der Überfall sei auf Betreiben der Königin inszeniert worden. In Rom rüstete man ohne weiteres zum Kriege. Bevor noch die Römer auf dem Schauplatz erscheinen konnten, hatte sich Teuta gegen den Widerstand der Ätoler und Achäer in den Besitz der reichen Insel Korkyra gesetzt, auch Epidamnos (Durazzo) stand unter ihrer Bedrohung. Jetzt handelten die Römer blitzschnelclass="underline" unter dem Befehl des Consuls Cn. Fulvius Centumalus näherte sich eine römische Flotte der Insel Korkyra, es erhob sich kein Widerstand, denn der griechische Dynast Demetrios von Pharos, der hier im Auftrage der Teuta das Kommando führte, übergab die Insel den Römern. Auch Apollonia trat auf die römische Seite über, und unterstützt von einem beträchtlichen Heere, das man von Brundisium herübergeschafft hatte, rückten die Römer unter dem Befehl des A. Postumius Albinus vor Epidamnos. Die Illyrer wagten keinen Kampf, sie verschwanden unter dem Schütze der Nacht, die benachbarten Stämme der Atintanen und Parthiner aber traten auf die römische Seite über. Wo immer sich die Römer zeigten, da wichen die Illyrer dem Kampfe aus, so wurde die illyrische Belagerung von Issa ohne Mühe gesprengt, auch einige Küstenplätze erobert. Als sich die Königin Teuta im folgenden Jahre (228) zum Frieden bereit erklärte, da war das illyrische Reich als solches von den Römern noch kaum angetastet. Dennoch hatte Rom im ganzen einen bedeutenden Erfolg jenseits der Adria zu verzeichnen. Denn Teuta verpflichtete sich nicht nur zur Zahlung einer Kriegsentschädigung, sie erklärte sich auch damit einverstanden, daß von nun an die Stadt Lissos die südliche Fahrtgrenze für ihre Schiffe sein sollte, diese Demarkationslinie durfte jeweils nur von zwei Lemboi, und zwar unbewaffneten, überschritten werden. Noch wichtiger war es, daß die Insel Korkyra, die korinthische Kolonie Epidamnos, dazu die Völker der Atintanen und Parthiner unter die römische Schutzherrschaft traten. Das gleiche gilt für Demetrios von Pharos, der nunmehr als römischer Klientelfürst zu betrachten ist. Rom hatte damit einen breiten Einbruch in die Küstengebiete der Balkanhalbinsel erzielt, mit der Errichtung eines römischen Protektorats jenseits der Adria war Rom der griechischen Welt um ein großes Stück