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Eine Wendung des Kriegsgeschehens bahnte sich auf dem spanischen Kriegsschauplatz an. Hier hatte nach dem Tode des Oheims und des Vaters der junge, nur 26jährige P. Cornelius Scipio ein prokonsularisches Imperium übertragen erhalten. Scipio war übrigens der Schwiegersohn des Aemilius Paullus, der in der Schlacht bei Cannae geblieben war. Spanien wurde damit zu einer Domäne der Scipionen, die hier mit den punischen Barkiden um die Siegespalme rangen. Schon im Jahre 209 fiel Neukarthago  (Carthago Nova,  heute Cartagena), die Hauptstadt des punischen Spaniens. Man erzählte, daß der Meeresgott Neptun dem jungen römischen Feldherrn den Weg in die starke Land- und Seefestung gewiesen habe. Überhaupt ist Scipio nicht zu verstehen ohne seine tiefe Religiosität: er fühlte sich als Schützling des Juppiter Optimus Maximus, das Vertrauen zur Hilfe des Juppiter hat ihn bei all seinen Taten geführt. In seiner Religiosität trifft Scipio zusammen mit vielen anderen Römern, die durch die Not des Krieges wieder beten gelernt hatten. Die vornehme Behandlung der Iberer hatte Scipio die Herzen der Einheimischen im Fluge gewinnen lassen, so daß im Lande ein grundlegender Stimmungsumschwung zu verzeichnen war. Aber es gab auch Mißerfolge: trotz seines Sieges bei Baecula (208) konnte Scipio den Abzug Hasdrubals, des Bruders des Hannibal, aus Spanien nicht verhindern. Mit dem Sieg bei Ilipa (206) erschloß sich den Römern das südliche Spanien, als letzte bedeutende Gemeinde fiel Gades (Cadix) den Römern in die Hand. Als Scipio im Jahre 206 nach Rom zurückkehren konnte, da existierte die Herrschaft der Punier auf der Pyrenäenhalbinsel nicht mehr, 30 Jahre karthagischer Anstrengungen waren umsonst gewesen, vor allem fielen die spanischen Stämme für die punische Kriegführung vollkommen aus.

Hannibal hatte seine Positionen in Italien im wesentlichen behaupten können, nur das wichtige Tarent war im Jahre 209 durch Verrat wieder auf römische Seite zurückgeführt worden. Aber im offenen Felde zeigte Hannibal sich nach wie vor überlegen; das beweisen seine Siege über Cn. Fulvius Centumalus bei Herdonia (210) und über M. Claudius Marcellus (208). Aber es war vorauszusehen, daß seine Position ständig schwächer werden mußte, da er von den Kelten in Oberitalien abgeschnitten war und über keine nennenswerte Flotte verfügte.

Da erschien im Jahre 207 Hasdrubal mit seinem Heere auf dem Boden Italiens. Er hatte die Alpen überstiegen und durch keltische Stämme in Oberitalien reißenden Zulauf gefunden. In Rom setzte man alles auf eine Karte: die beiden Consuln des Jahres 207, M. Livius Salinator und C. Claudius Nero, vereinigten ihre Heere in Oberitalien ohne Rücksicht auf Hannibal. In der Schlacht am Metaurus verlor Hasdrubal das Leben, die Entscheidung in Italien war damit gefallen, Hannibal mußte es genügen, wenn er sich im äußersten Süden der Halbinsel, in Bruttium, im Stellungskrieg gegen die Römer zu behaupten vermochte.

Bald nach dem spanischen ging auch der makedonische Krieg zu Ende.

Für Hannibal war der makedonische Bundesgenosse eine einzige Enttäuschung gewesen. Denn der Eintritt Makedoniens in den Krieg im Jahre 215 hatte keine wesentliche Entlastung für Karthago gebracht, im Gegenteil, die Römer hatten es verstanden, die Ätoler, die geschworenen Feinde der Makedonen, auf ihre Seite herüberzuziehen (212). Der römischätolische Bündnisvertrag ist auf einer Inschriftenstele zu Thyrreion ans Licht gekommen. Die Vertragsbestimmungen zeigen ein sehr weitgehendes Entgegenkommen der Römer gegenüber ihren neuen griechischen Freunden. So hatten die Römer versprochen, alle etwa von ihnen eingenommenen Städte mitsamt ihrer Habe den Ätolern zu übergeben. Der Vertrag ist vom römischen Senat übrigens erst im Jahre 210 ratifiziert worden, hierfür sind jedoch kaum moralische Bedenken der Römer maßgebend gewesen, sondern vielmehr die Tatsache, daß der Senat nur mit Mühe zu einer einhelligen Auffassung über die Ostpolitik gelangen konnte. Die Ätoler aber trennten sich im Jahre 206 wieder von Rom; sie fühlten sich mehr oder weniger im Stich gelassen und schlossen einen Sonderfrieden mit Philipp V. von Makedonien (206). Der  Friede von Phoinike  vollends, der den 1. römischmakedonischen Krieg beendete (205), kam durch die Vermittlung der Epiroten zustande, Rom zeigte sich gegenüber seinem ehemaligen Gegner mehr als großzügig; es beschränkte sich darauf, eine Anzahl von illyrischen Küstenplätzen zu behaupten, das gesamte Hinterland wurde den Makedonen überlassen.

Inzwischen war in Rom der Streit über die weitere Kriegsführung gegen Karthago mit voller Macht entbrannt. Es ist das Verdienst Scipios, einer neuen strategischen Idee zum Siege verholfen zu haben: ohne Rücksicht auf Hannibal sollte der entscheidende Schlag gegen das karthagische Zentrum in Afrika gerichtet werden. Es erscheint nicht verwunderlich, wenn diese ungemein kühne Konzeption auf starken Widerstand innerhalb des Senats gestoßen ist. Wortführer war Q. Fabius Maximus Cunctator. Als Scipio im Jahre 205 das Consulat und die Provinz Sizilien übertragen ward, da war die Entscheidung zu seinen Gunsten gefallen, im Sommer 204 setzten die Römer von Lilybaeum nach Afrika über. Hier trat der numidische Prätendent Massinissa auf ihre Seite; da sich aber sein Widersacher, Syphax, nach anfänglicher Entfremdung wieder den Karthagern zur Verfügung stellte, war das Gleichgewicht mehr oder weniger wiederhergestellt. Mit dem Endkampf zwischen den beiden Großmächten Rom und Karthago verbindet sich ein erbittertes Ringen um die Herrschaft in Numidien. Aus diesem Streit ist Massinissa als Sieger hervorgegangen, der sich in den Besitz der Hauptstadt Cirta zu setzen vermochte. Als Scipio die Karthager auf den Großen Feldern besiegt hatte, da waren diese friedensbereit. Scipio gewährte ihnen einen Waffenstillstand, die Punier verpflichteten sich, Hannibal aus Bruttium und Mago aus Ligurien zurückzurufen. Nach der polybianischen Überlieferung hätten die Karthager den Waffenstillstand in dem Augenblick wieder gebrochen, als Hannibal, aus Italien zurückgekehrt, den Boden seines Vaterlandes betreten hätte. Ferner soll Scipio die punische Gesandtschaft großmütig entlassen haben, obwohl die Karthager völkerrechtswidrig römische Transportschiffe gekapert und außerdem ein Attentat auf eine römische Gesandtschaft unternommen hätten. Die Überlieferung des Polybios beruht wahrscheinlich auf der Erzählung des Älteren Laelius, der sich im Gefolge Scipios befunden hat. Sie ist als glaubwürdig zu betrachten.

In Scipio war dem Hannibal in Afrika ein ebenbürtiger Gegner entstanden, beide Feldherrn hatten außergewöhnliche Leistungen vollbracht, Scipio standen jedoch die größeren Hilfsmittel zur Verfügung, Karthago befand sich dagegen am Ende seiner Kräfte. Die Entscheidungsschlacht wurde im Jahre 202 bei  Zama Regia,  etwa fünf Tagemärsche von Karthago entfernt, geschlagen. Vor der Schlacht hatten sich die beiden Feldherrn zu einer Unterredung getroffen, sie war völlig ergebnislos verlaufen. Scipio verfügte über eine überlegene Reiterei, die vor allem durch die Numider unter Massinissa gebildet wurde. Beide Heere, das römische und das punische, waren in drei Treffen aufgestellt, die Veteranen Hannibals standen im letzten Glied. Im übrigen aber nahm die Schlacht einen Verlauf, der weder von Scipio noch von Hannibal vorauszusehen war, sie zeigt, daß Strategie nichts anderes ist als ein System von Aushilfen (Moltke). Im punischen Heere entstanden Spannungen zwischen den einzelnen Treffen, sie führten sogar zu Auseinandersetzungen mit den Waffen. Entschieden aber wurde die Schlacht durch die Kavallerie, wobei die Numider auf Seiten Scipios eine ausschlaggebende Rolle spielten.