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Die Römer hatten bei der Kriegserklärung an Philipp V. sorgfältig die Formen eingehalten, die ihnen das  ius fetiale vorschrieb. Sie waren überzeugt davon, zur Verteidigung römischer Bundesgenossen das Schwert zu ziehen, der Fall des bellum iustum  war für sie gegeben. Sie befanden sich nach ihrer Auffassung eindeutig im Recht, Philipp V. war im Unrecht. Aber so einfach liegen die Dinge nicht, und auch die These vom defensiven römischen Imperialismus, die auf Mommsen zurückgeht, kann für das römische Verhalten schwerlich eine befriedigende Erklärung bieten. Rom war bis an die Zähne gerüstet; von den Legionen, die man gegen Karthago aufgeboten hatte, war nur ein Bruchteil nach Hause entlassen, die Kriegsflotte hatte im Mittelmeer nicht ihresgleichen, so schien die Stunde günstig, auch mit Makedonien abzurechnen, das so unvorsichtig gewesen war, ein Jahrzehnt lang an der Seite Karthagos zu kämpfen. Die Senatoren waren äußerst kühle Rechner. Wenn man schon mit Makedonien die Klingen kreuzen mußte, so wollte man selbst den Zeitpunkt bestimmen. Man kann den Krieg einen Präventivkrieg nennen, das aber ändert nichts an der Tatsache, daß er von Rom entfacht und als typischer Angriffskrieg geführt worden ist.

Mitte September 200 v. Chr. landete P. Sulpicius Galba mit zwei Legionen, alles in allem etwa 20000-25000 Mann, in Apollonia (südlich Fieri) in Illyrien. Der Krieg begann mit der Zerstörung der makedonischen Stadt Antipatreia, die männliche Bevölkerung wurde von den Römern niedergemacht. Philipp dagegen unternahm einen überraschenden Vorstoß gegen Athen, die Stadt selbst vermochte er nicht einzunehmen, anstatt dessen tobten sich die Makedonen in der Verwüstung des attischen Fruchtlandes aus. Die Römer erhielten bald weiteren Zuzug: Pleuratus von Scodra, Bato, der Herrscher der Dardaner, und

Amyntas, der König der Athamanen, schlossen sich ihnen an. Obwohl Philipp inzwischen eine beachtliche Armee (20000 Mann zu Fuß und 2000 Reiter) mobilisiert hatte, so fühlte er sich dennoch den Römern im Felde nicht gewachsen. Er beschränkte sich auf den Kleinkrieg. Erst im Mai 199 stießen die Römer das Tal des Genusus (Skumbi) aufwärts in die Lynkestis vor. Da Philipp jedoch auch hier einer entscheidenden Schlacht auswich, mußten die Römer wieder umkehren. Da veränderte der Übertritt der Ätoler auf die Seite der Römer die Lage beträchtlich. Es ist eine offene Frage, ob damals ein neuer Vertrag zwischen ihnen und den Römern abgeschlossen worden ist oder ob man sich damit begnügte, den alten Vertrag des Jahres 212 zu erneuern. Da Philipp den Ätolern bei Pharkadon eine Niederlage beibrachte, endete das Jahr 199 für die Römer wenig günstig. In Apollonia war es sogar zu einer Meuterei römischer Soldaten gekommen, sie konnte jedoch von P. Villius (Tappulus), dem Nachfolger des P. Sulpicius Galba, beigelegt werden. Im Frühjahr 198 besetzte Philipp eine starke Stellung im Aoos-Tal in der Nähe von Antigoneia, er wollte auf diese Weise die Römer daran hindern, nach Thessalien vorzustoßen. P. Villius blieb jedoch untätig, die Angabe der annalistischen Tradition, er habe einen Sieg im Paß von Antigoneia davongetragen, ist eine Fälschung. Im Mai 198 trat eine entscheidende Veränderung ein, an Stelle des P. Villius übernahm T. Quinctius Flamininus das griechische Kommando. Nachdem ein Zusammentreffen des neuen römischen Feldherrn mit König Philipp V. ergebnislos geblieben war, ging der Krieg weiter. In dem Verhalten des T. Quinctius Flamininus kommt deutlich zum Ausdruck, daß sich die Römer gegenüber dem Makedonenkönig als die Beschützer der griechischen Freiheit betrachteten, sie besaßen damit ein zündendes Schlagwort, dem die Makedonen nichts Vergleichbares entgegenzustellen hatten. Als Feldherr verfügte Flamininus über beachtliche Qualitäten. Was seinem Vorgänger P. Villius nicht gelungen war, das brachte Flamininus zustande: er verdrängte Philipp aus seiner Riegelstellung am Aoos und setzte sich sogar in den Besitz des makedonischen Lagers. Bei der Umgehung der makedonischen Stellung hatte der Epirote Charops den Römern wertvolle Dienste geleistet. Philipp ging auf Thessalien zurück. Hier ließ er eine Reihe von kleineren Orten, unter ihnen Palaipharsalos, in Flammen aufgehen, die Einwohner führte er mit sich fort. Auch zur See hatten die Römer Erfolge, sie eroberten die Stadt Eretria auf Euböa, auch Karystos kapitulierte, bis auf Chalkis war die Insel für Philipp verloren. In Thessalien entsprachen die Erfolge nicht ganz den römischen Erwartungen, Flamininus mußte schließlich wieder abziehen und in Phokis die Winterquartiere aufschlagen. Im Winter 198/97 entschloß sich der Achäische Bund, seine Neutralität aufzugeben und an der Seite der Römer, des Attalos I. und der Rhodier in den Krieg gegen Philipp V. einzutreten. Doch waren die ersten Unternehmungen, an denen die Truppen der Achäer Anteil hatten, wenig erfolgreich: ein Anschlag auf das makedonische Korinth mißlang, und in Argos gab es sogar einen Rückschlag, da sich der makedonische Stratege Philokles in den Besitz der Burg zu setzen vermochte. Nachdem die militärischen Operationen wegen des Winters zum Stillstand gekommen waren, traten die Gegner in Nikaia in Lokris zu einer Konferenz zusammen (Ende November 198). Auch die hellenischen Bundesgenossen der Römer waren hier durch Abgesandte vertreten. Philipp zeigte größtes Entgegenkommen, wollte er doch, wenn irgend möglich, aus dem Kriege herauskommen. Außerdem glaubte er, in Flamininus einen wohlwollenden Fürsprecher gefunden zu haben. So schlug der Makedonenkönig vor, man möge die Entscheidung des Senats anrufen, was von Flamininus gebilligt wurde. Außerdem wurde ein Waffenstillstand von zwei Monaten vereinbart. Als Preis hierfür mußte Philipp seine Truppen aus Phokis abziehen, womit ganz Mittelgriechenland den Römern überlassen wurde. Das Verhalten des T. Quinctius

Flamininus ist schwer zu durchschauen. Hatte er die Absicht, den Makedonenkönig zu täuschen? Oder wollte er ein ehrlicher Vermittler sein? Daß Flamininus vor allem die römischen Interessen im Auge hatte, versteht sich von selbst. Daß diese jedoch mit den makedonischen unvereinbar waren, muß er gewußt haben. Der Senat verlangte, Philipp solle auf die drei <Fußfesseln> Griechenlands, die Festungen Korinth, Chalkis und Demetrias, verzichten. Als die makedonischen Gesandten hierauf keine klare Antwort erteilten, beschloß der Senat, den Krieg fortzuführen. Der Oberbefehl des Flamininus wurde im Frühjahr 197 verlängert, dazu wurden Verstärkungen nach Griechenland beordert, die beiden Vorgänger im Kommando wurden dem römischen Feldherrn für seinen Stab zur Verfügung gestellt. Auf weitere Gespräche mit Philipp V. ließ sich Flamininus nun nicht mehr ein, auf der Peloponnesos gewann er in Nabis von Sparta einen neuen Bundesgenossen, den makedonischen Kommandanten von Korinth konnte er jedoch nicht zur Übergabe bewegen. Die Festung hielt sich bis zum Ende des Krieges. Mehr Glück hatte der Römer in Theben, wo sich der Böotische Bund der Koalition gegen Philipp anschloß. Damit stand fast ganz Griechenland - mit Ausnahme der Akarnanen und der Thessaler - im Kriege gegen Philipp.

Aus den Winterquartieren um Elateia rückte das römische Heer, insgesamt etwa 27000 Mann, gegen die Thermopylen vor (die griechischen Kontingente machten nur etwa Vio des Heeres aus). Es war klar, daß Flamininus nunmehr die Entscheidung herbeiführen wollte. In der weiten thessalischen Ebene südlich von Pherai hatten die Spitzen der beiden Heere zum ersten Male Berührung miteinander, aber erst am vierten Tage danach und nach zwei weiteren Tagen, in denen die Heere parallel nach Westen gezogen waren, entwickelte sich die Entscheidungsschlacht. Sie wurde bei  Kynoskephalai  (Kara Dagh) Ende Mai/Anfang Juni 197 v. Chr. geschlagen, als das Getreide reif auf den Feldern stand.

Mit seinem rechten Flügel errang Flamininus schnell Vorteile, während der linke zurückgedrängt wurde, so daß die Schlacht wieder zum Stehen kam. Erst der Stoß von 20 Manipeln des rechten römischen Flügels in den Rücken der Makedone n brachte die Entscheidung. Von den Griechen hatten die Ätoler tapfer mitgekämpft, sie drangen auf der Verfolgung in das Lager Philipps vor und plünderten es aus. Der Makedonenkönig, der 8000 Tote und 5000 Gefangene verloren hatte, entkam mit dem Rest seines Heeres. Aber nur drei Tage später erschienen seine Gesandten vor Flamininus in Larisa, Philipp erhielt den erbetenen Waffenstillstand von 15 Tagen zugestanden, eine Entscheidung des römischen Oberfeldherrn, die von den griechischen Bundesgenossen, insbesondere von den Ätolern, sehr mißfällig aufgenommen wurde. Überhaupt hatte Flamininus mit den Hellenen alle möglichen Schwierigkeiten, und als Philipp selbst zu Verhandlungen eintraf, da mußte jener den Ätolern noch einmal mit groben Worten entgegentreten. Die Frage, ob Flamininus in der Angelegenheit der den Ätolern zu übergebenden Städte die Wahrheit oder die Unwahrheit gesagt hat, ist in der modernen Forschung umstritten. Die Überlieferung kann aber nur so gedeutet werden, daß sich Flamininus hier eines juristischen Kunstgriffs bediente, indem er den Vertrag zwischen Rom und Ätolien vom Jahre 212 nicht mehr anerkannte, da dieser durch den Sonderfrieden der Ätoler mit König Philipp V. im Jahre 206 gelöst worden sei. Die Ätoler aber waren ganz anderer Ansicht, sonst hätten sie sich ja nicht auf den ursprünglichen Vertrag von 212 berufen!