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Im Kultleben der Etrusker spielen Flöte und Trompete eine große Rolle, auch sie sind kleinasiatisches Erbgut  (salpinx  ist ein ägäisches Lehnwort im Griechischen). Es gab eine große Zahl von religiös-superstitiösen Schriften, die  libri haruspicini, fulgurates  und  rituales,  die letzteren enthielten die  libri fatales, sie brachten Angaben über die den Menschen und Völkern von den Göttern gesetzten äußersten Grenzen. Dazu kommen endlich die  libri Acheruntici,  sie beschäftigten sich mit dem Leben nach dem Tode, nachdem der Verstorbene den Grenzfluß Acheron überschritten hatte. Sehr eigenartig ist die Zeremonie der Stadtgründung, dabei wird der  sulcus primigenius  gezogen, die Lage der künftigen Stadttore wird dadurch angedeutet, daß die Furche unterbrochen und der Pflug in die Höhe gehoben wird. Die Zeremonie ist von Cato und Varro beschrieben worden, die Römer haben sie von den Etruskern übernommen.

Wenn Seneca (dial. XII 7, 2) sagt:  Tuscos Asia sibi vindicat, so hat er wahrscheinlich recht. Um die Annahme einer

Einwanderung zur See, vom Osten her, wird man nicht herumkommen. Das ist von grundlegender Bedeutung, und so manches, was an dem Rätselvolk der Etrusker merkwürdig erscheint, findet hierdurch eine Erklärung.

Die Hypothese von der Nord-Einwanderung der Etrusker wird heute kaum noch ernsthafte Anhänger finden. In der Tat gibt es entscheidende Gegengründe, so vor allem den, daß die etruskischen Inschriften und Gräber in den Alpentälern erst aus späterer Zeit (3. und 2. Jh. v. Chr.) stammen, sie legen eine Ausbreitung der Etrusker von Süden nach Norden, nicht in umgekehrter Richtung, nahe.

Bei der Entstehung des etruskischen Volkes verhält es sich wie bei so vielen anderen Völkern: es sind sehr verschiedenartige Elemente gewesen, die zur Bildung der etruskischen Nation beigetragen haben, zu ihnen gehören vor allem die Umbrer, die Ligurer, die Latiner, die Griechen und andere.

Schon um 800 v. Chr. ist das völkische Bild Altitaliens nahezu vollendet.  Nach diesem Zeitpunkt sind lediglich die Griechen und die Kelten noch hinzugetreten, die ersten vor allem im Süden und in Sizilien, die zweiten in Oberitalien, in der Landschaft, die später Gallia Cisalpina heißt.

Es ist klar, daß sich aus der völkischen Vielgestaltigkeit Italiens eine Fülle von zivilisatorischen und politischen Möglichkeiten ergibt. Die Beziehungen der einzelnen Völker zueinander sind von einer großen Buntheit, im ganzen ist das völkische Bild aber sehr viel uneinheitlicher als in dem gleichzeitigen Griechenland.

Von den Völkern Altitaliens sind im Norden die  Ligurer  die wichtigsten. In historischer Zeit erscheinen sie auf das Küstengebiet zwischen Arno und Rhone zusammengedrängt, sie bewohnten aber vor der etruskischen und keltischen Expansion einen sehr viel größeren Raum, das Gebiet der heutigen

Landschaften Piemont und den Kanton Tessin in der Schweiz. Auch beträchtliche Teile Südfrankreichs und Spaniens hatten eine ligurische Bevölkerung. Anthropologisch waren die Ligurer von kleiner Statur, Jäger, Holzfäller, Bauern und gute Krieger, sie dienen seit dem 5. Jh. v. Chr. immer wieder als Söldner in den Heeren der Karthager. Ihre sprachliche Hinterlassenschaft in Oberitalien besteht in den lepontischen Inschriften, die sich, etwa 80 an der Zahl, im Bereich der großen oberitalienischen Seen, des Comer Sees, des Luganer Sees, des Lago Maggiore und im Val d'Ossola (Ornavasso) gefunden haben. In der Sprache der Ligurer, die auch aus den Ortsnamen bekannt ist, lassen sich zwei verschiedene Schichten, eine nichtindogermanische und eine indogermanische, unterscheiden. Es ist immerhin möglich, daß sich hierin die Übernahme einer indogermanischen Sprache durch ein nichtindogermanisches Volk widerspiegelt. Dies müßte in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. geschehen sein. Reste einer vorindogermanischen Bevölkerung finden sich in Nordpicenum, um Pesaro und Novilara (nördlich von Ancona). Wir kennen sie aus den Novilara-Stelen. Auf ihnen ist das tägliche Leben der Bevölkerung abgebildet, außerdem aber auch Kämpfe zu Wasser und zu Lande. Die Sprache der Novilara-Inschriften ist unbekannt, das Volk wird auch die <Asiler> genannt, Silius Italicus rechnet es zu den Pelasgern. Die Schrift, linksläufig, ist griechisch.

Nichtindogermanisch sind auch die alten  Sarden.  Bei ihnen hat die Frau eine überragende Stellung inne (Matriarchat); auch das sog. Männerkindbett (Couvade), ein apotropäischer Brauch, hat sich, sogar noch in historischer Zeit, und zwar bei den Korsen, erhalten.

Auch Sizilien hatte in der Frühzeit nichtindogermanische Bewohner, die  Proto-Sikuler  (später durch die indogermanischen Sikuler überlagert), dazu die  Sikaner  im Westen und die  Elymer  um den Berg Eryx, die wohl aus dem

Osten (Ägäis) stammen, wenngleich dies von einem Teil der Forschung (U. Kahrstedt u. a.) bestritten wird. Eine scharfe ethnische Trennungslinie zwischen Indogermanen und Nichtindogermanen hat es in Italien nicht gegeben. Aber die Italiker,  wie sie in der modernen Forschung genannt werden, sind durch die Römer zu der führenden Nation in Italien aufgestiegen - allerdings erst nach schweren inneren Kämpfen, von denen die Samnitenkriege und der Bundesgenossenkrieg die bedeutendsten gewesen sind.

Auf Grund der Sprache lassen sich zwei Gruppen von Italikern unterscheiden, die  Latino-Falisker  und die  Osko- Umbrer.  Natürlich existieren zwischen beiden zahlreiche Überschneidungen, die sich in den verschiedenen Dialekten widerspiegeln.

Die  latino-faliskische Gruppe  hat nur einen sehr kleinen Raum inne, es ist das nördliche Latium, dazu ein kleines Gebiet nördlich des Tibers am Mons Soracte. Die von  Altheim  in der Val Camonica entdeckten faliskischen Sprachreste (er nennt sie euganeisch) wird man besser beiseite lassen, da ihre Zuweisung zur latinofaliskischen Gruppe sprachlich nicht gesichert ist.

Die wichtigsten Latinergemeinden sind Rom, Praeneste, Tibur, Norba, Signia, Bovillae, Lavinium, Ardea, Gabii, Cora, Lanuvium; sie werden mit dem Begriff der  prisci Latini,  ihr Land, das sich vom unteren Tiber bis nach Circei erstreckt, als Latium vetus  bezeichnet. Der latinische Stamm gliedert sich in eine Reihe von Volksgemeinden  (populi),  die in der Regel nach dem Vorort benannt worden sind. Gelegentlich finden sich auch Doppelnamen, so die  Laurentes Lavinates  und der  populus Ardeatis Rutulus,  sie müssen wohl historisch erklärt werden. Lavinium und Ardea sind wohl später für die alten  populi  der Laurenter und Rutuler eingetreten.