Mit dem 3. Mithradatischen Krieg verbindet sich teilweise der Seeräuberkrieg (74-67 v. Chr.). Die Piraten waren, begünstigt durch den Niedergang der hellenistischen Oststaaten, insbesondere des Seleukidenreiches, schon seit dem Ende des 2. Jh. v. Chr. eine kriegführende Macht geworden, ihre Hauptstützpunkte bildeten die unübersichtlichen Küsten Kilikiens und die zentral gelegene Insel Kreta, von wo aus sie auch den Westen des Mittelmeeres, die Küsten Siziliens und Italiens, in Schrecken setzten. Seereisen wurden, zumal im Orient, zu einem gefährlichen Wagnis; bekanntlich ist Caesar in seiner Jugend in die Hände der Seeräuber gefallen. Die Piraten verfügten über weitreichende Verbindungen, sie verhandelten nicht nur mit Sertorius, sondern auch mit Spartacus und mit Mithradates. Die ersten Versuche der Römer, dem Seeräuberunwesen entgegenzutreten, verliefen enttäuschend. Dies gilt für den Zug des M. Antonius, des bekannten Redners, gegen die kilikischen Piraten im Jahre 102, obwohl eine rühmende lateinische Inschrift aus Korinth das Gegenteil versichert. Auch der Versuch, ein großes umfassendes Ostkommando zu errichten und mit Hilfe der hellenistischen Könige die Seeräuber in die Enge zu treiben, hat offenbar nicht zum Ziel geführt. Im Jahre 74 wußte sich der römische Senat nicht mehr anders zu helfen, als daß er dem M. Antonius (dem Sohn des Älteren M. Antonius und Vater des Triumvirn, später bekannt unter dem Beinamen Creticus) ein infinitum imperium übertrug. Im ersten Jahre seines außerordentlichen Kommandos operierte er im Westen, an den Küsten Liguriens, Spaniens und Siziliens, danach wandte er sich gegen Kreta, mußte aber eine Niederlage gegen die Piraten hinnehmen und mit ihnen einen ungünstigen Frieden schließen, der vom Senat verworfen worden ist. Mehr Erfolg war im Jahre 68 dem Q. Caecilius Metellus beschieden: er blieb in den Gewässern bei Kydonia siegreich und eroberte mehrere kretische Seestädte. Aber das Unwesen der Piraten war damit keineswegs gebannt, sie drangen sogar in die Gewässer vor Ostia ein und behinderten die Getreidezufuhr nach der Hauptstadt.
Im Januar des Jahres 67 stellte der Volkstribun A. Gabinius
den Antrag, das Kommando gegen die Seeräuber einem einzelnen auf eine Zeit von drei Jahren zu übertragen (lex Gabinia); jedermann in Rom wußte, daß hiermit niemand anders als Pompejus gemeint sein konnte, er war seit seinem Consulat (70) in Rom geblieben und hatte auf eine Provinz verzichtet. Es sollte ein unbegrenztes Imperium über das gesamte Mittelmeer und die Küsten bis zum 50. Meilenstein (75 km) landeinwärts sein. Im Senat erhob sich Widerstand, daß aus einem so umfassenden Kommando die Diktatur hervorgehen könne, aber die Parteigänger des Pompejus, unter ihnen auch Caesar, traten mit großer Wärme für ihn ein. Dem Pompejus wurde ein riesiges Aufgebot bewilligt, es waren nicht weniger als 20 Legionen und 500 Schiffe. In dem Kriege gegen die Seeräuber hat Pompejus ein strategisches Meisterstück vollbracht. Er teilte das gesamte Mittelmeer in 13 Bezirke ein und bestellte für jeden einen verantwortlichen Legaten. Unter ihnen finden sich Männer wie Q. Caecilius Metellus Nepos (Consul 57) und L. Cornelius Sisenna. Pompejus veranstaltete ein gigantisches Kesseltreiben vorn Westen nach dem Osten, in 40 Tagen war das Mittelmeer von den Piraten reingefegt, sie sahen sich an der Küste Kilikiens zusammengedrängt und unterlagen in der Seeschlacht bei Korakesion. Pompejus aber ließ nach gewonnenem Siege Milde walten. Die ehemaligen Piraten wurden in Soloi (Pompejopolis), in Dyme in Achaia und an einigen anderen Orten neu angesiedelt. Im übrigen hatte der Krieg noch ein wenig rühmliches Nachspiel. Pompejus versuchte, sich in die kretischen Verhältnisse einzumischen, obwohl die Insel dem Kommando des Q. Caecilius Metellus unterstellt war. Es hätte wenig gefehlt, und es wäre zu einem regelrechten Krieg zwischen beiden römischen Imperiumsträgern gekommen. Kreta aber wurde im Jahre 66 in eine römische Provinz umgewandelt, sie wurde zusammen mit der Cyrenaica verwaltet (s. S. 164).
Zu Anfang des Jahres 66 beantragte der Volkstribun C. Manilius, die Führung des Krieges gegen Mithradates und
Tigranes, dazu die Provinzen Bithynien, Pontus und Kilikien dem Pompejus zu übertragen. Dem Treuhänder des römischen Volks sollten alle östlich von Italien stehenden Truppen unterstellt werden, außerdem wurde ihm ein imperium maius gegenüber den Statthaltern der Provinzen zuerkannt. Endlich wurde es dem Pompejus anheimgestellt, nach seinem eigenen Ermessen Krieg zu führen und Frieden zu schließen. Die Vollmachten des Pompejus waren um so größer, wenn man in Betracht zieht, daß die ihm auf eine Zeit von drei Jahren verliehenen Befugnisse auf Grund der lex Gabinia noch keineswegs erloschen waren! So ist das Jahr 66 der ganz unbestreitbare Gipfelpunkt im Leben des Cn. Pompejus, er war noch nicht ganz 40 Jahre alt und konnte sich mit Recht als der erste Feldherr des Staates betrachten. Übrigens hat sich gerade Cicero in seiner Rede «De imperio Cn. Pompei» für die lex Manilia eingesetzt, Gegner aber waren Catulus und Q. Hortensius.
Mit der Verleihung der großen Imperien an Pompejus ist der römische Freistaat an einer Zeitenwende angelangt. Da es nicht mehr möglich schien, die großen Probleme des Reiches mit den üblichen Prorogationen der Obermagistrate in ihrem Amt zu bewältigen, beschritt man den gefährlichen Weg, befristete außerordentliche Imperien zu bilden und sie dem führenden Feldherrn zu übertragen. Der Senat entäußerte sich damit eines wichtigen Teils seiner Vollmachten, er gab bedeutende Befugnisse der Reichsverwaltung aus der Hand und veränderte hierdurch in sehr folgenschwerer Weise das innere Gleichgewicht des Staates. Im Grunde waren die Anträge des A. Gabinius und des C. Manilius, ebenso aber auch ihre Unterstützung durch Cicero, eine öffentliche Bankrotterklärung des bisherigen Systems: an die Spitze des römischen Heeres trat, ein Jahrzehnt nach dem Tode des Tyrannen, Pompejus, der als Parteigänger Sullas emporgekommen war. Das Volk aber War von dem Antrag des C. Manilius geradezu fasziniert - alle 35
Tribus stimmten ihm geschlossen zu. Die Übertragung des Imperiums geschah auf Kosten des Lucullus, der seit Jahren ohne Unterstützung gelassen worden war. Pompejus traf mit ihm in Galatien zusammen, dabei kam es zwischen beiden zu einem völligen Bruch. Jedoch blieb auch für Pompejus noch so manches zu tun übrig. Mithradates war wieder zurückgekehrt und hatte sich in den Besitz seines Reiches gesetzt. In diplomatischer Weise knüpfte Pompejus sowohl mit Mithradates wie mit dem neuen Partherkönig Phraates Verhandlungen an, die auch zu dem gewünschten Ziel führten. Der König von Pontos konnte sich auf die von ihm geforderte bedingungslose Kapitulation nicht einlassen, der parthische Großkönig aber schloß mit Pompejus ein Bündnis ab, er versprach, die Kräfte des Tigranes I. in Armenien zu binden. Im übrigen war Pompejus seinem Gegner an Truppen weit überlegen. Mithradates hat nur Rückzugsgefechte führen können. In der Nähe des Euphrats, bei Nikopolis, wurde sein Heer vollständig zersprengt, der König mußte in Kolchis Zuflucht suchen, später begab er sich auf den kimmerischen Bosporus. Der Krieg war entschieden, die Gebiete des Königreichs Pontos lagen dem Pompejus zu Füßen. In Armenien setzte er Tigranes I. wieder zum Herrscher ein mit der Auflage, seinem Sohn gleichen Namens die Landschaften Sophene und Gordyene (südlich des Vansees) als Sonderkönigtum zu überlassen. Die westlichen Provinzen seines Reiches von Syrien bis Galatien und Kappadokien mußte er definitiv an Rom abtreten (66 v. Chr). Später erlangte der ältere Tigranes den Rang eines Freundes und Bundesgenossen des römischen Volkes. Armenien aber war ein römischer Klientelstaat geworden, gewissermaßen ein Vorposten gegenüber der wachsenden Macht des Partherreiches. Den Rest des Jahres 66 und das folgende Jahr verwandte Pompejus auf einen Vorstoß in das Massiv des Kaukasus. Gegen den Widerstand der Iberer und Albaner gelangten die Römer bis in die Gegend des Kaspischen Meeres. Von hier aus soll