Pompejus Erkundigungen über den Weg nach Indien eingezogen haben, er fühlte sich als ein neuer Alexander. Im übrigen ist es kein Zufall gewesen, wenn später, im Jahre 62, eine indische Gesandtschaft in Italien erschienen ist. Im Winter des Jahres 65/64 versammelte sich auf Befehl des Pompejus in Amisos ein glanzvoller Fürstenkongreß, auf dem neben zahlreichen anderen Potentaten des Ostens auch zwölf Könige anwesend waren. Von Amisos aus befahl Pompejus, ohne die Ankunft der üblichen Senatskommission abzuwarten, die Konstituierung der Doppelprovinz Bithynia et Pontus (64). Schon vorher hatte er mit dem Partherkönig abgerechnet. Dieser hatte sich nämlich in den Besitz der Landschaft Gordyene gesetzt, war aber von Afranius, dem Legaten des Pompejus, gezwungen worden, sie wieder zu räumen. Gordyene kam nun endgültig an den Jüngeren Tigranes. Die parthischen Vasallenkönige in Medien und in der Elymais begrüßten Pompejus und erhielten von ihm Dankesschreiben, während er dem Partherkönig den ihm zustehenden Titel «König der Könige» verweigerte. Es blieb noch die Ordnung Syriens übrig. Schon im Jahre 66 hatte Pompejus einen seiner Vertrauten, den Freigelassenen Demetrios aus Gadara, nach Syrien gesandt. Hier herrschte ein großes Durcheinander. Der letzte Seleukide, der von Lucullus eingesetzte Antiochos XIII. Asiatikos, hatte niemals die Autorität über die gesamte Landschaft erringen können, zahlreiche Städte waren selbständig, die Bewohner des flachen Landes aber litten unter den unaufhörlichen Einfallen der Beduinen. Pompejus hatte Damaskus durch eine Vorausabteilung besetzen lassen, dann erschien er selbst, schob die Erbansprüche des Seleukiden kurzerhand beiseite und erklärte Syrien zu einer römischen Provinz (64). Doch ließ er eine Anzahl einheimischer Fürstentümer bestehen, sie dienten der neuen Provinz als Vorfeld, ebenso wie das Königreich Osrhoene unter Abgaros. Gegenüber den makedonischen Gründungen Seleukeia und Antiocheia am Orontes zeigte sich
Pompejus sehr großzügig, wie er sich überhaupt um die Gunst der Griechen und Makedonen bemühte. Ganz gegen seine Absicht aber wurde er in den Streit der beiden Hasmonäer, Hyrkanos II. und Aristobul II., der Söhne des Alexander Jannaios (103-76), hineingezogen. Es ging um die Herrschaft in Judäa und in Jerusalem. In den Streit mischten sich auch andere Fürsten ein wie der Idumäer Antipatros, der Vater des späteren Königs Herodes, und die Nabatäer. Da Aristobul die Römer mehrfach herausgefordert hatte, mußte er auf dem Tempelberg von Jerusalem belagert werden. Der Berg aber wurde unter Ausnutzung der Sabbatruhe der Juden nach einer Belagerung von drei Monaten von den Römern erstürmt. Faustus Sulla, der Sohn des Diktators, war der erste, der in den Tempel Salomos eingedrungen ist. Auch Pompejus betrat mit seinem Gefolge das Allerheiligste, dies ist ihm von den gesetzestreuen Juden sehr verdacht worden, sie waren es, die am lautesten jubelten, als Pompejus im Jahre 48 den Tod durch Mörderhand gefunden hatte. Das Reich Juda wurde beträchtlich verkleinert, zehn griechische Städte mit ihrem Landgebiet wurden aus seinem Verband herausgenommen. Pompejus knüpfte damit an die Städtepolitik der Seleukiden an; eine Reihe anderer Gemeinden wurde auf seinen Befehl wieder aufgebaut, unter ihnen Gaza, Joppe, Dora, Stratonsturm (später Cäsarea genannt) und Gadara. Als Herrscher über Judäa wurde der Hohepriester Hyrkanos bestätigt, der Königstitel wurde ihm jedoch vorenthalten. Aristobul und seine Kinder aber wanderten in römische Gefangenschaft. Es ist der Ruhm des Pompejus, hier wie auch sonst in Vorderasien als Protektor des Hellenismus gegen die einheimischen Völker, Araber, Ituräer, Juden und die anderen, aufgetreten zu sein, eine Einstellung, die für die hellenistische Zivilisation im Osten von weiter Fernwirkung gewesen ist. Auf dem Wege nach Jerusalem hatte Pompejus die Nachricht vom Tode des Mithradates empfangen (63). Mithradates hatte im bosporanischen Reich nicht recht Fuß fassen können, da sich ihm die Städte und auch sein eigener Sohn Pharnakes versagten. In seiner Verzweiflung hatte er sich den Tod durch einen keltischen Offizier geben lassen. Das bosporanische Reich aber blieb als römischer Vasallenstaat bestehen, die Nachkommen des Pharnakes herrschten hier bis in das 4. Jh. n. Chr. Die Stadt Phanagoreia wurde durch die Gnade des Pompejus als frei und autonom anerkannt. Den Winter des Jahres 63/62 widmete sich Pompejus der Ordnung der Provinz Bithynia et Pontus. Ihr Statut bildete eine lex Pompeia, sie ist bis tief in die Kaiserzeit hinein in Geltung geblieben. Auch hier wurde eine weitgehende Urbanisierung durchgeführt: die Provinz wurde in elf Städtegebiete eingeteilt, denen nach römischem Vorbild das übrige Land attribuiert wurde, eine Neuordnung, die dem alten Kulturlande eine hohe Blüte gesichert hat. Zu den Helfern des Pompejus zählte der Grieche Theophanes von Mytilene, ein Gelehrter und Historiker. Durch die Gnade des Pompejus erhielt er das römische Bürgerrecht, worauf er sich Cn. Pompejus Theophanes nannte. Der Philhellenismus des Pompejus brauchte freilich nicht erst von Theophanes geweckt zu werden, Pompejus' Liebe zum Griechentum war echt und ehrlich. Mit den zahlreichen Städtegründungen aber eiferte Pompejus dem Makedonen Alexander nach, mit dem er sich gern vergleichen ließ. Gegenüber seinen Mitkämpfern, Offizieren und Soldaten, zeigte sich Pompejus bemerkenswert großzügig, sie haben aus seiner Hand geradezu fürstliche Belohnungen erhalten, die ihnen in Ephesos ausgehändigt worden sind. Die Rückreise ging über Lesbos und Rhodos vonstatten, in Rhodos versäumte es Pompejus nicht, dem Poseidonios einen sehr ehrenvollen Besuch abzustatten. Im übrigen war der ruhmgekrönte römische Feldherr geradezu entzückt, als der große Universalgelehrte versprach, ein Kapitel aus der Geschichte seiner Taten zu schreiben. Das Hauptwerk hat jedoch Theophanes, nicht Poseidonios, verfaßt, es muß in großer Eile niedergeschrieben worden sein, denn es lag schon im Jahre 62 fertig vor. Den
Athenern machte Pompejus ein Geschenk von 50 Talenten, es sollte zur Wiederherstellung der im Mithradatischen Kriege zerstörten Monumente dienen. Im Dezember 62 landete Pompejus mit seinem Heere in Brundisium. Sechs Jahre lang war er von Italien ferngeblieben, die Welt aber hatte, nicht zuletzt dank seiner Siege im Osten, ein neues Gesicht erhalten, Mithradates, der große und furchtbare Feind der Römer, lebte nicht mehr, die römischen Waffen waren siegreich bis nach Armenien und Mesopotamien getragen worden, neue Provinzen waren geschaffen, zahlreiche Klientelstaaten mit dem römischen Imperium verbunden worden. Pompejus selbst aber verfügte über eine riesige Gefolgschaft, die sich von Spanien über Südgallien und Italien bis in die fernen Gebiete jenseits des Euphrats erstreckte. Mit der Entlassung seines Heeres in Brundisium zeigte er vor aller Welt, daß er, anders als Sulla, sein großer Protektor, keinen Zwang auf seine innenpolitischen Gegner in Rom ausüben wollte. Waren aber die Hoffnungen seiner Anhänger berechtigt, die von ihm eine Lösung der verwickelten inneren Probleme Roms erwarteten?
Die catilinarische Verschwörung und das sog. 1. Triumvirat des Pompejus, Crassus und Caesar. Über die Verschwörung des Catilina hat sich vor allem Cicero, der Consul des Jahres 63, immer wieder geäußert, allerdings sind Briefe Ciceros aus diesem Jahre (durch Zufall?) nicht erhalten. Aber Cicero hat selbst eine Darstellung seines Consulats in griechischer Sprache gegeben, eine Broschüre, die später wohl auch ins Lateinische übersetzt worden ist (commentariolus consulatus). Wenig Vertrauen verdienen im übrigen die ciceronischen Reden aus diesem Krisenjahr, 13 an der Zahl, von denen die vier catilinarischen Reden tendenziöse Umarbeitungen darstellen. Sehr viel wertvoller sind dagegen die Fragmente der Rede <ln toga candida> und der Kommentar des trefflichen Asconius aus neronischer Zeit. Sallusts <Coniuratio Catilinae> ist dagegen mit großer Vorsicht aufzunehmen, ist doch in dieser Schrift z. B. die