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Chronologie der Verschwörung in das Jahr 64 verschoben! Überhaupt ist Sallusts Schrift durch und durch parteiisch, sie sollte vor allem Caesar von dem Vorwurf, an der Verschwörung teilgenommen zu haben, reinwaschen. Angesichts des weithin trümmerhaften Zustands der antiken Überlieferung ist es nicht verwunderlich, wenn auch die Meinungen der modernen Forscher beträchtlich auseinandergehen. Aber die Äußerungen Ciceros müssen kritisch betrachtet werden, haben doch beispielsweise seine catilinarischen Reden erst im Jahre 60 jene Form gefunden, unter der sie in die Welt hinausgegangen sind.

Das Jahrzehnt vom 1. Consulat des Pompejus (70) bis zur Bildung des ersten Triumvirats im Jahre 60 v. Chr. ist erfüllt von zahlreichen inneren Kämpfen in Rom, von denen aber nur für die catilinarische Verschwörung ein umfangreiches Material vorhanden ist. Wichtiger als Catilina und seine Umtriebe ist jedoch der Aufstieg Caesars, den Pompejus weithin begünstigt hat. Caesar, geboren am 13. Quinctilis des Jahres 100 v. Chr., entstammte einer alten, aber nicht sehr begüterten Familie, die ihren Ursprung auf den mythischen Ahnherrn Julus, den Sohn des Aeneas und den Enkel der Venus, zurückführte. Caesars Vater (f 85) hatte es zwar zur Prätur, nicht aber zum Consulat gebracht. Als Neffe des Marius verfiel Caesar der Proskription, wurde aber schließlich begnadigt. Schon früh wandte er s.ch dem aufgehenden Gestirn des Pompejus zu. Im Jahre 65 ist er als kurulischer Aedil mit der Abhaltung großartiger Spiele in den Mittelpunkt öffentlichen Interesses getreten, vorher, im Jahre 69, war er Quästor in Hispania Ulterior gewesen. Seine Schulden zwangen ihn dazu, sich auf die Seite des Kapitalisten Crassus zu schlagen, der ihm wiederholt seine finanzielle Hilfe geliehen hat.

In Rom herrschte in den sechziger Jahren Krisenstimmung, es gab immer wieder wirtschaftliche Schwierigkeiten, die zum Teil durch außenpolitische Einflüsse verstärkt wurden. Insbesondere das Seeräuberunwesen verursachte eine allgemeine Unsicherheit und ließ die Preise hochschnellen, was zu Unruhen unter der städtischen Plebs geführt hat. Auf diesem Hintergrund ist die sog. 1. catilinarische Verschwörung zu sehen (66/65 v. Chr.). Für das Jahr 65 waren P. Autronius Paetus und P. Cornelius Sulla zu Consuln gewählt worden, sie durften jedoch das Amt nicht antreten, da sie des Wahlbetrugs überführt wurden. An ihrer Statt gelangten L. Manlius Torquatus und L. Aurelius Cotta zum Consulat. Die Abgewiesenen aber verbanden sich mit Cn. Calpurnius Piso und L. Sergius Catilina, mit dem Ziel, die Consuln zu ermorden. Beweise gibt es allerdings für diese sog. 1. catilinarische Verschwörung nicht, sie beruht weithin auf Gerüchten, auch wurde gegen die angeblichen Verschwörer nicht eingeschritten; Cn. Calpurnius Piso wurde sogar als Quästor nach dem diesseitigen Spanien geschickt, wobei er in Crassus einen Helfer fand. Vermutlich ist es Cicero gewesen, der zum erstenmal in seiner Geheimschrift  <De consiliis suis> von dieser Verschwörung gesprochen hat.

L. Sergius Catilina  war ein Parteigänger Sullas, er hatte sich, wie so viele andere, bei den Proskriptionen in schamloser Weise bereichert. In Rom verfügte er über zahlreiche Verbindungen, im Jahre 68 war er Prätor, in dem darauffolgenden Jahr Statthalter in Africa gewesen. Da gab es für ihn im Jahre 64 einen ärgerlichen Zwischenfalclass="underline" Catilina wurde in einen Repetundenprozeß verwickelt, entging aber der Verurteilung. Zusammen mit C. Antonius bewarb sich Catilina im gleichen Jahre um das Konsulat, Crassus und Caesar unterstützten ihn in einem Wahlkartell. Auch Cicero, der gleichfalls das Consulat erstrebte, hätte sich gern mit der mächtigen Gruppe arrangiert, Catilina aber hatte ihm die kalte Schulter gezeigt. Das jedoch war Ciceros Glück, denn die maßgebenden Männer der Nobilität setzten sich nun für den  homo novus  Cicero ein, mit dem Erfolg, daß dieser und C. Antonius als Sieger aus den Wahlen hervorgingen, Catilina aber und vier andere Bewerber waren durchgefallen. Dem gewiegten Taktiker Cicero gelang es bald, seinen Kollegen C. Antonius auf seine Seite herüberzuziehen, und zwar dadurch, daß er ihm nach Ablauf der Amtszeit die Provinz Makedonien zu überlassen versprach; an dem zu erwartenden finanziellen Gewinn ließ er sich jedoch beteiligen.

Cicero  hatte den Gipfel seiner Laufbahn erklommen, und zwar  suo anno,  43 Jahre alt (* 106 in Arpinum). Er stammte aus dem Munizipaladel und konnte auf eine erfolgreiche Laufbahn als Redner und Anwalt zurückblicken. Über die Quästur (75), die ihn nach Sizilien geführt hatte, und die kurulische Ädilität (69) war er im Jahre 66 zur Prätur gelangt, und zwar, wie es für einen  homo novus  das gegebene war, als Anhänger der <Popularen>, von denen er erst im Jahre 64 auf die Seite der <Optimaten> überwechselte. Doch darf man sich den Gegensatz der beiden Richtungen nicht nach dem Vorbild der modernen politischen Parteien vorstellen, wie denn auch in der antiken Überlieferung die Begriffe  populäres  und  optimates  immer nur für einzelne Persönlichkeiten, niemals für irgendwelche «Parteien», gebraucht werden. Cicero aber war ein ehrgeiziger Mann, er ist niemals müde geworden, seinen Ruhm in der Öffentlichkeit selbst zu verkünden. Sein Consulat war mit einer schweren Hypothek belastet, mit der Feindschaft des L. Sergius Catilina, die sich noch steigerte dieser auch bei den Wahlen für das Consulat des Jahres 62 (etwa im Juli 63) nicht zum Zuge kam. Belastet war Ciceros Consulat außerdem mit dem Problem der Versorgung der Veteranen des Pompejus. Das Consulat begann mit dem Kampf um die von dem Volkstribunen P. Servilius Rullus eingebrachte  lex agraria.  Der Antrag sah die Einsetzung einer 10-Männer-Kommission mit großen Vollmachten auf die Zeit von fünf Jahren vor, ihr sollte der gesamte  ager publicus  innerhalb und außerhalb Italiens zur Verfügung gestellt werden. Cicero war ein entschlossener Gegner und hielt nicht weniger als drei sehr scharfe Reden gegen Rullus, der Antrag kam zu Fall, Rullus aber war nur ein Strohmann, die eigentlichen Urheber waren vielmehr Crassus und Caesar, die sogar das Ptolemäerreich einziehen wollten. Ein schwerer Schlag für Cicero war die Wahl Caesars zum  pontifex maximus.  Zwei angesehene Gegenkandidaten der Nobilität, Catulus und Servilius Isauricus, hatten sich nicht durchsetzen können.

Der doppelte Mißerfolg führte Catilina auf den Weg der Revolution. Zu seinen Mitverschworenen zählten neben anderen P. Cornelius Lentulus Sura und C. Cornelius Cethegus. Im übrigen war Catilina alles andere als ein Vorkämpfer des römischen Proletariats oder der arbeitenden Schichten des Volkes, er war vielmehr ein vornehmer Nichtstuer, ebenso wie seine Spießgesellen. Er war tief verschuldet, eine Schuldentilgung  (tabellae novae)  wäre für ihn und die anderen verkrachten Existenzen ein Erfolg gewesen. Als im Oktober 63 aus verschiedenen Gegenden Italiens, aus Apulien, Umbrien und Etrurien, Zusammenrottungen unzufriedener Elemente gemeldet wurden, erließ der Senat am 21. Oktober das  senatus consultum ultimum.  Am 7. oder am 8. November berichtete Cicero vor dem Senat, es war die erste catilinarische Rede, in der darauf.folgenden Nacht verließ Catilina die Hauptstadt, er ging nach Etrurien, nachdem er sich die consularischen Insignien angelegt hatte - dies war der erste ungesetzliche Akt, den er sich zuschulden kommen ließ. Der Zufall spielte Cicero weiteres Material in die Hand, es kam von Gesandten der gallischen Allobroger, die von den Catilinariern in ihre Absichten eingeweiht worden waren. Jetzt griff Cicero zu: er ließ einige Parteigänger Catilinas verhaften, sie wurden im Senat verhört (3. Dezember 63) und. schon zwei Tage später nach einer heftigen, wechselvollen Senatsdebatte zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde alsbald vollstreckt. Cicero war nicht wohl dabei, das  senatus consultum ultimum  hätte ihn ohne weiteres berechtigt, ohne Befragen des Senats die Todesstrafe vollziehen zu lassen. Er wollte sich jedoch eine Rückversicherung schaffen und befragte, was nicht korrekt war, noch ausdrücklich den