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Der Hauptort der Falisker ist die Stadt Falerii im äußersten Süden von Etrurien. Ihr Gebiet war räumlich sehr beschränkt, es war von mächtigen Nachbarn, den Etruskern, Umbrern,

Sabinern und Latinern, umgeben. An städtischen Siedlungen sind allein Falerii und Fescennia zu nennen, doch gehörte wohl auch das Gebiet von Capena in sprachlicher Hinsicht zum Stamm der Falisker.

Ganz anders die osko-umbrischen Dialekte. Sie werden von zahlreichen Stämmen und Völkerschaften Mittelitaliens gesprochen in einem Gebiet, das sich von Bruttium und Lukanien im Süden bis nach Umbrien im Norden erstreckt. Den Kern bilden die zahlreichen samnitischen Stämme im Bergland Mittelitaliens. Auch die Marser, Aequer, Herniker und Sabiner gehören zu der osko-umbrischen Gruppe, sie sind aber schon früh unter römischen Einfluß gekommen und dadurch weitgehend latinisiert worden. Auf Grund der tiefgreifenden strukturellen Unterschiede zwischen den osko-umbrischen Dialekten einerseits, dem Latino-Faliskischen anderseits ist es das Wahrscheinlichste, daß ihre Träger einst voneinander getrennt die Apenninhalbinsel betreten haben (G. Devoto), dies wäre eine Parallele zu der Einwanderung der Ioner, Äoler und Dorer in Griechenland. Das bekannteste Sprachdenkmal des Osko-Umbrischen sind die Iguvinischen Tafeln, sieben an der Zahl, die 1444 in Gubbio (Iguvium) gefunden worden sind. Sie stellen Opfervorschriften dar, es sind die wichtigsten und bedeutendsten, die überhaupt aus dem alten Italien erhalten sind, wahrscheinlich aus der republikanischen Zeit. Sie zeigen die religiöse Vorstellungswelt und die Götter der Umbrer, unter ihnen Juppiter Grabovius, dessen Name nach dem Osten, wahrscheinlich nach Makedonien, weist. Es ist Jupiter in der Eiche>, in die er als Blitzstrahl eintritt.

Das Schicksal Altitaliens ist aber zunächst durch zwei andere Völker bestimmt worden: durch die Griechen (seit etwa 750) und dann durch die Etrusker, die von etwa 550 v. Chr. an eine führende Stellung in Italien gewonnen haben.

3. Altitalien im Zeitalter der griechischen Kolonisation (etwa 750-550 v. Chr.)

Die große griechische Kolonisation, die um 750 v. Chr. einsetzt, gehört zu den merkwürdigsten und interessantesten Phänomenen der ganzen Alten Geschichte. Ihre Gründe, wahrscheinlich Landnot und relative Überbevölkerung des Mutterlandes, vermögen wir nur zu ahnen, ihre Wirkungen aber sind im ganzen Mittelmeergebiet und noch weit darüber hinaus erkennbar. Von allem Anfang an hat diese Kolonisationsbewegung auch gerade den Westen des Mittelmeerraumes erfaßt, insbesondere Unteritalien und Sizilien. Die Gründung zahlreicher griechischer Niederlassungen im Westen hat zu einem lebhaften Austausch sowohl im Handel wie im geistigen Leben zwischen den Griechen und den italischen Völkerschaften, aber auch mit den Etruskern und den Iberern, geführt, und es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß die Griechen zum ersten Male den Mittelmeerraum zu einer Einheit gemacht haben. Entscheidend ist, daß die Griechen im fremden Lande eigene neue Gemeinwesen, neue Poleis, begründet haben, sie haben damit ein Stück griechischen Wesens auf staatlichem, wirtschaftlichem und religiösem Gebiet in die Ferne verpflanzt. Das griechische Vorbild hat eine große Anziehungskraft auf die Einheimischen ausgestrahlt, mit den Erzeugnissen der griechischen Handwerkskunst, die überall im Westen, bis hinauf nach Gallien und sogar in Germanien zu finden sind, erschließt sich auch der griechische Geist neue Wege. Es ist wahrscheinlich, daß die Völker Italiens die Kunst des Städtebaues den Griechen abgesehen haben, gerade auch die Etrusker sind bei den griechischen Handwerkern und Baumeistern in die Schule gegangen. Die Griechen kamen zu einem Zeitpunkt in den Westen, als ihr geistiges Leben an einem entscheidenden Wendepunkt stand: sie brachten die griechische

Alphabetschrift mit, die schriftlose Zeit ist damit auch hier zu Ende, große Möglichkeiten des geistigen Lebens eröffnen sich, und zwar auch gerade für jene Völker, die mit den Griechen in Berührung gekommen sind.

Die griechischen Kolonisten kamen nicht aufs Geratewohl. Den Ansiedlern ist der Seefahrer und der Kaufmann vorangegangen, und die Bodenfunde in Italien erweisen, daß seit dem Ende der mykenischen Zeit (um 1000 v. Chr.) die Verbindungen zwischen Italien und Griechenland nicht mehr abgerissen sind. In Griechenland bildete sich allmählich eine gewisse Kenntnis der geographischen Zustände des Westens aus, sie hat ihren sagenhaften Niederschlag in der <Odyssee> gefunden.

Die erste griechische Kolonie in Unteritalien, und zwar in Campanien, ist Kyme (Cumae), gegründet von den euböischen Chalkidiern, 754 v. Chr. Vorher hatten sich die Griechen einen Stützpunkt auf der Insel Ischia geschaffen, auf Pithekussai. Von hier stammt eine frühe griechische Inschrift Italiens, die Inschrift vom <Becher des Nestor>. Neben Campanien ist die Gegend um den Golf von Tarent ein bevorzugtes Ziel griechischer Ansiedlungen gewesen; schon seit der mykenischen Zeit hatte dieses Gebiet, wie die Bodenfunde in Coppa Nevigata (bei Manfredonia) und von Punta del Tonno (bei Tarent) erweisen, in Handelsbeziehungen zu Griechenland gestanden. Es waren Kolonisten aus den Landschaften Lokris in Mittelgriechenland und aus Achaia in der nördlichen Peloponnesos, die hier eine Anzahl bedeutender Niederlassungen geschaffen haben. Kroton, Sybaris und Metapont sind durch Achäer, Lokroi Epizephyrioi ist durch Lokrer gegründet worden. Tarent verdankt seine Entstehung den sagenhaften spartanischen Partheniern.

In Bruttium haben die Griechen die schmale Halbinsel vom Osten nach dem Westen überquert, am Tyrrhenischen Meere erhoben sich als hellenische Pflanzstädte Medma, Hipponion,

Elea (lat. Velia), Poseidonia (Paestum), während Parthenope (später Neapolis genannt) von Kyme (Cumae) aus gegründet worden ist.

Aus der Lage der Kolonien ergaben sich von vornherein die mannigfaltigsten Beziehungen zum Hinterland, alle Stämme Unteritaliens sind mit den Hellenen in Kontakt getreten, und diese Verbindungen haben sich keineswegs auf den wirtschaftlichen Austausch beschränkt. Es ist eine immerhin wahrscheinliche Hypothese der modernen Forschung (Fr. Altheim), daß die Griechenstadt Kyme für Rom - und sicherlich auch für andere italische Gemeinwesen - die Vermittlerin der hellenischen Götterwelt gewesen ist. Die Metopen des Tempels von Paestum mit der Darstellung der Taten des Herakles (aus dem späteren 6. Jh. v. Chr.) sind ein bedeutendes Monument, sicherlich aber nur ein einziges von unzähligen, das die Gestalten der griechischen Sage in einer ganz neuen Umwelt zur Schau stellt.

Wie tief und wie dauerhaft sich das Griechentum hier durchgesetzt hat, geht daraus hervor, daß sich im äußersten Süden Bruttiums noch heute in einigen Dörfern ein griechischer Dialekt mit Spuren der alten dorischen (nicht der byzantinischen) Gräzität erhalten hat. Von einem bestimmenden Einfluß der Italiker auf die eingewanderten Griechen (Ciaceri) kann dagegen nicht die Rede sein. Die Griechen waren bald nicht nur kulturell, sondern auch politisch in Süditalien  (Magna Graecia)  führend. So hat sich Sybaris ein weites Gebiet unterworfen, es soll über vier italische Völkerschaften, über 25 Städte und 300000 Bewaffnete geboten haben (Strabon VI 263), Zahlen, die allerdings wohl übertrieben sind. Der erste Vorstoß der Griechen führte übrigens zugleich am weitesten nach dem Westen, neben Kyme ist auch Pyrgoi, die Hafenstadt des etruskischen Caere, schon in früher Zeit (8. Jh.?) als griechische Faktorei begründet worden. Von hier aus haben sich wichtige Kontakte mit dem Etruskertum ergeben. Nicht weniger bedeutend unter welthistorischem Gesichtspunkt ist die Festsetzung der Griechen auf der Insel  Sizilien.  Auch hier waren die Chalkidier den übrigen Hellenen vorangegangen, ein Zeichen für die Bedeutung des euböischen Chalkis im 8. Jh. v. Chr. Am Fuße des Ätna, in einem fruchtbaren Landstrich, gründeten sie die Stadt Naxos (735), nicht weit davon mit Hilfe der Naxier auch Katana. Ob die Ortygia, die Urzelle des späteren Syrakus, chalkidische Siedler erhalten hat, ist umstritten. Die Festsetzung der Chalkidier an der Meerenge, in Zankle (später Messana genannt), und auf italischem Boden, in Rhegion, ist zweifellos durch handelspolitische Rücksichten bedingt. An der Südküste Siziliens findet sich dagegen eine Reihe dorischer Siedlungen: Akrai, Kasmenai und Kamarina sind syrakusanische Pflanzstädte. Syrakus selbst ist eine Gründung Korinths (736), sie sollte später, bald nach 500 v. Chr., einen glänzenden Aufstieg unter dem Zepter der Deinomeniden erleben. Auf Sizilien sind die Griechen nicht allein mit den einheimischen Sikulern und den Sikanern in Verbindung getreten, sondern auch mit den Karthagern, die sich im Westen der Insel, vor allem in Panormos (Palermo), in Motye und Solus, wichtige Handelsstützpunkte errichtet hatten.