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In Rom war im Jahre 57 Cicero, nicht zuletzt dank den

Bemühungen seiner Freunde und des Pompejus, aus der Verbannung zurückgekehrt (4. September). Seine Versuche, den großen Feldherrn auf die Seite der Optimaten herüberzuführen, verliefen jedoch im Sande. In Rom spielte immer noch P. Clodius eine führende Rolle, mit seinen bewaffneten Banden terrorisierte er Senat und Comitien; mit Pompejus hatte er sich zu Luca versöhnt, selbst die drei Machthaber konnten den skrupellosen Demagogen nicht entbehren. Erst zu Beginn des Jahres 55 konnten die längst fälligen Wahlen wieder abgehalten werden, Pompejus und Crassus wurden Consuln, ihren Mitbewerber L. Domitius Ahenobarbus schlug man durch Terror aus dem Felde. Auf Antrag des Volkstribunen C. Trebonius übertrug man den beiden Consuln die spanischen Provinzen  (Hispania Citerior  und  Ulterior)  und Syrien, dazu das Recht, nach eigenem Ermessen Krieg zu beginnen und Frieden zu schließen! Der Jüngere Cato bekämpfte den Antrag, drang aber mit seinem Widerspruch nicht durch, die Unruhen forderten mehrere Todesopfer. Caesars Kommando in Gallien wurde um fünf Jahre verlängert  (lex Licinia Pompeia).  Während Pompejus in der Nähe Roms blieb und seine beiden spanischen Provinzen durch Legaten verwalten ließ, womit er eine Institution der römischen Kaiserzeit vorwegnahm, begab sich Crassus Mitte November 55 nach Syrien, um den Partherkrieg aufzunehmen.

Die große Fülle der Vollmachten, welche die drei Machthaber im Jahre 55 in ihren Händen hatten, ließ sich mit den Grundsätzen des römischen Freistaats nicht mehr vereinbaren. Die Comitien hatten den Triumvirn gewissermaßen einen Blankoscheck überreicht und sie außerhalb der Kontrolle durch Senat und Volk gestellt; dies aber war nicht mehr und nicht weniger als ein Ermächtigungsgesetz, von einer republikanischen Verfassung konnte beim besten Willen nicht mehr die Rede sein. Rom war auf dem Wege, ein autoritär regierter Staat zu werden, wobei die Spitze nicht durch  einen, sondern durch drei Machthaber gebildet wurde. Das war ein

Zustand, der einen gewaltigen Zündstoff in sich barg, da Frieden, Freiheit und Sicherheit allein von der Einigkeit der drei Machthaber abhingen.

Im Winter des Jahres 56 auf 55 war wieder eine germanische Völkerwoge über den Rhein nach Gallien geflutet. Gedrängt von den Sueben, erschienen die Völker der Usipeter und Tenkterer in den Gebieten westlich des unteren Rheins. Caesar nahm durch treulose Hinterlist die Häuptlinge der beiden Völker gefangen und besiegte die führerlosen Germanen in der Nähe von Koblenz. In Rom aber stellte Cato im Senat den Antrag, man möge Caesar für seinen Verrat den Germanen ausliefern (Herbst 55). Caesar hatte nördlich von Koblenz (bei Neuwied) zum ersten Male den Rhein überschritten, der Rheinübergang war eine militärische Demonstration gegenüber den Sugambrern, welche die Reste der geschlagenen germanischen Völkerschaften in ihre Mitte aufgenommen hatten. Nur 18 Tage dauerte der erste Aufenthalt Caesars auf dem Boden des freien Germanien. Auch dem Übergang auf die britannische Insel im gleichen Jahr lag noch keine Eroberungsabsicht zugrunde. Ganz anders jedoch der zweite Britannien-Feldzug im folgenden Jahre (54): fünf Legionen führte Caesar über den Kanal und stieß in das Gebiet nördlich der Themse vor, jedoch hatte Caesar in dem britannischen König Cassiovellaunus einen unverächtlichen Gegner, so daß die Römer, dieses Mal ohne große Beute gemacht zu haben, nach Gallien zurückkehren mußten.

Noch vor dem Ende des Jahres 54 hatte sich in Gallien ein Umschwung angebahnt. Von den Treverern an der Mosel sprang der Funke der Empörung zu den Stämmen des zentralen Gallien über, während die römischen Legionen, über fast ganz Gallien verstreut, in den Winterquartieren lagen. Die größten Verluste erlitten die Römer durch die Eburonen (im Gebiet der Maas nördlich von Lüttich), hier wurden nicht weniger als 15 Kohorten vollständig aufgerieben. Auch Q. Tullius Cicero, der Bruder des großen Redners, geriet als Legat Caesars durch die

Nervier (zwischen Scheide und Sambre) in höchste Bedrängnis, konnte aber von Caesar gerettet werden. Das Jahr 53 war von Vorbereitungen auf beiden Seiten angefüllt. Caesar verstärkte sein Heer durch drei Legionen - eine davon hatte er sich von Pompejus ausgeliehen -, Labienus warf die Nervier nieder und Caesar selbst überschritt, zum zweiten Male, den Rhein (zwischen Weißenturm und Urmitz?); am jenseitigen Ufer errichtete er einen befestigten Brückenkopf, der von einer römischen Besatzung gehalten wurde. Die Eburonen fielen der römischen Rache anheim und wurden vollständig ausgetilgt.

Der große Aufstand der gallischen Stämme begann im Jahre 52, das führende Volk waren die Arverner (Auvergne) unter Vercingetorix,  dem Sohn des Celtillus. Vercingetorix ist eine Persönlichkeit von weltgeschichtlicher Bedeutung, er ist der allererste gewesen, der den Gedanken einer keltischen Nation, vereinigt in einem großen keltischen Reich in Gallien, propagiert hat. Auch als Feldherr hatte er neue Ideen: sein Kriegsplan bestand darin, den Römern jede Schlacht zu verweigern und das Land vor ihnen zu einer Wüste zu machen. Außerdem versuchte Vercingetorix, die Römer von ihrer Basis, Oberitalien und Südgallien, abzuschneiden. Die ersten Operationen verliefen für die Gallier nicht ungünstig. Caesar, der vom Plateau von Langres nach dem Westen vorstieß, konnte zwar Cenabum (Orleans) erobern und schließlich, nach einer längeren Belagerung, auch Avaricum (Bourges) im Lande der Biturigen - vor Gergovia jedoch (hart nördlich von Clermont- Ferrand) holte er sich von Vercingetorix eine regelrechte Niederlage. Die Folge davon war der Abfall zahlreicher gallischer Stämme, ihre Beauftragten traten in Bibracte zu einem Nationalkongreß zusammen, auch die Haeduer hatten sich den Aufständischen angeschlossen. Vercingetorix ging jetzt seinerseits zur Offensive über, mußte aber (in der Nähe von Dijon?) eine Niederlage von Caesar hinnehmen, als er diesem den Rückzug abzuschneiden versuchte. Vercingetorix verschanzte sich daraufhin in Alesia (Alise Ste. Reine im Departement Cote d'Or), wo er von Caesar eingeschlossen und belagert wurde. Caesar ließ den Ort durch zwei riesige Zirkumvallationslinien von der Außenwelt abschließen, wehrte den Ansturm des gallischen Entsatzheeres ab und zwang Vercingetorix schließlich durch Hunger zur Übergabe (52). Der keltische Nationalheld blieb sechs Jahre in römischer Haft, wurde dann im Jahre 46 in Caesars Triumphzug aufgeführt und danach erdrosselt. In den Sommer des Jahres 51 fällt endlich die Belagerung von Uxellodunum (Puy d'Issolu). Nach dem Fall der Stadt hielt Caesar im Gebiet der Treverer eine große Truppenschau ab. Gallien aber wurde als neue römische Provinz organisiert, die Stammesverfassung blieb bestehen, die Gallier waren zu Abgaben  (stipendia)  an Rom verpflichtet, jedoch war die Summe verhältnismäßig niedrig (40 Millionen Sesterzen), dies aber findet durch die Verwüstung und Ausplünderung des Landes eine hinreichende Erklärung. Die Verluste der Gallier waren enorm, die Bevölkerung war geradezu dezimiert, ungezählte Tausende waren in die Sklaverei gewandert. Caesar selbst und seine Günstlinge hatten, ebenso wie einst Pompejus im Osten, ungeheure Reichtümer zusammengerafft, Caesar hat sie für seine Bauten in Rom  (Forum Iulium),  aber auch zu politischen Zwecken, und hier in ganz skrupelloser Weise, eingesetzt.

Die Eroberung des freien Galliens  (Gallia Comata)  ist eine Tat von weltgeschichtlicher Bedeutung. Sie ist ganz das Werk Caesars, der im Gallischen Krieg eine glänzende Probe seines politischen und strategischen Könnens abgelegt hat, die ihn ohne weiteres an die Seite des Pompejus stellte. In seinen Mitteln war Caesar freilich alles andere als wählerisch, die Liste der von ihm und seinen Soldaten unter seiner stillschweigenden Duldung verübten Grausamkeiten würde manche Seiten füllen, mit militärischen Gründen waren sie weder zu entschuldigen noch gar zu rechtfertigen. Das gallische Volk ist jedoch trotz aller bitteren Verluste nicht untergegangen, unter dem Schutz der römischen Waffen hat es in der Kaiserzeit eine neue große zivilisatorische Renaissance erlebt. An der römischen Herrschaft haben die Kelten in der Folgezeit nur noch selten gerüttelt, die wenigen Aufstände, wie die Erhebung der Bellovaker im Jahre 46 v. Chr., hatten zumeist nur lokale Bedeutung. Als zu Beginn des 5. Jh. n. Chr. die Westgoten und später die Franken in Gallien einfielen, da war das Land längst eine Hochburg der römischen Kultur geworden, und seinen römischen Charakter hat es auch unter den Franken bewahrt.