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Kategorie. Den Zeitgenossen war es klargeworden, daß der Staat und die Gesellschaft einer grundlegenden Reform bedurften, und sie setzten ihre Hoffnung auf Caesar. Daß ihm anderseits so manche seiner Mitbürger ganz ablehnend gegenüberstanden, wird niemanden verwundern, der ähnliche Zeiten einer entstehenden Diktatur selbst erlebt hat.

Bei der Beurteilung der cäsarischen Reformen ist nicht zu übersehen, daß vieles durch seinen unerwartet frühen Tod Stückwerk geblieben ist. Trotzdem aber verraten seine Maßnahmen, mögen sie nun ausgeführt oder nur geplant gewesen sein, die Kraft seines Genius, der hier teilweise ganz neue Wege beschritten hat. Am wenigsten durchgreifend waren die von ihm für die Versorgung der römischen Plebs getroffenen Anordnungen. Er hat die Zahl der Getreideempfänger von 320000 auf 150000 herabgesetzt, zahlreiche Proletarier, insgesamt 80000, in überseeischen Kolonien untergebracht. Damit aber war das Problem des großstädtischen Proletariats nicht aus der Welt geschafft. Auch die cäsarischen Luxusgesetze erwiesen sich als ein Schlag ins Wasser, zumal ihr Urheber, Caesar, selbst nicht mit dem besten Beispiel vorangegangen ist. Anders steht es mit den Reformen auf dem Gebiet des Rechtswesens und der Verwaltung: die Geschworenen wurden nunmehr allein von den Senatoren und Rittern gestellt, von den Ärartribunen verlautet nichts mehr. Die Statthalterschaften in den Provinzen wurden neu geregelt. Und zwar war für die Consuln nach dem Ablauf ihres stadtrömischen Amtsjahres ein zweijähriges, für die Prätoren ein einjähriges Imperium in den Provinzen vorgesehen. Verlängerungen wurden untersagt. Von größter Fernwirkung aber war die cäsarische  Kalenderreform. An die Stelle des Mondjahres trat am 1. Januar 45 das Sonnenjahr von 365 1/4 Tagen. Zur Überleitung ließ Caesar im Jahre 46 im ganzen 67 Tage einschalten (intercalieren), so daß dieses Jahr nicht weniger als 445 Tage zählte  (annus confusionis),  da man nach dem 23. Februar bereits den üblichen

Schaltmonat von 23 Tagen eingeschaltet hatte. Das julianische Jahr war ein Ableger des ägyptischen Sonnenjahres, die notwendigen Berechnungen hatte ein Grieche namens Sosigenes angestellt. Übrigens wurde die Einschaltung eines zusätzlichen Tages alle vier Jahre zunächst nicht richtig gehandhabt, so daß Augustus das Jahr wieder in Ordnung bringen mußte.

Außer anderen Ehren erhielt Caesar nach dem Siege bei Thapsus auch die Jahresdiktatur auf zehn Jahre. Sie sollte unter Anrechnung der beiden früheren Diktaturen als III bis XII gezählt werden, und vom April 46 bis zum April 36 dauern. Aber auch dieses Mal wurde die altrömische Sitte der Abdikation am Ende einer jeden Jahresdiktatur beibehalten. Doch war es nunmehr klar ersichtlich, daß Caesar nicht die Absicht hatte, seine Macht wieder aus der Hand zu geben.

Am Ende des Jahres 46 begann der spanische Feldzug. Gestützt auf ihre vielfachen Verbindungen und Klientelen, hatten die Söhne des Pompejus Magnus die Oberhand über Caesars Statthalter, C. Trebonius, und über seine Legaten gewonnen. Der Sieg Caesars bei Munda (nördlich von Gibraltar) am 17. März 45 brachte die Entscheidung, sie fiel trotz beträchtlicher Überlegenheit der Pompejaner (13 Legionen gegenüber 8 cäsarischen) wieder zugunsten Caesars, und zwar vor allem durch eine Reiterattacke des Königs Bogud von Mauretanien. Von den Führern der Gegenpartei vermochte sich nur Sex. Pompejus in das nördliche Spanien zu retten. Er hat auch noch Caesars Erben so manche Schwierigkeiten bereitet. Der Sieg bei Munda zog gewissermaßen einen Schlußstrich: alle Gegner waren jetzt niedergeworfen, nur in Syrien, in Apamea, behauptete sich Q. Caecilius Bassus, er wurde aber von den Caesarianern Q. Marcius Crispus und L. Staius Murcus belagert und bedeutete keine Gefahr mehr.

Auf Caesar ging eine ganze Fülle von Ehrungen nieder, die ihm der Senat und das Volk beschlossen hatten (20. April 45): ihm wurde der Titel Imperator als vererbbarer Name verliehen, es wurde ihm gestattet, bei allen öffentlichen Anlässen im Triumphalgewand und mit dem Lorbeerkranz zu erscheinen. Wegen seines Sieges über Pompejus erhielt er den Ehrentitel «liberator»,  dazu wurde die Errichtung eines Tempels und eines Palastes für Caesar auf dem Quirinal beschlossen. Endlich verlieh man ihm zu der zehnjährigen Diktatur noch ein zehnjähriges Consulat! Nur wenige Wochen später, im Mai 45, kamen weitere Ehrenbeschlüsse hinzu; der wichtigste davon war, daß eine Statue mit der Inschrift  Deo invicto  im Tempel des Quirinus, eine andere im Kreise der Könige und des L. Brutus aufgestellt werden sollte. Gewiß hat sich Caesar selbst um diese Ehrungen nicht bemüht, er hat sie aber auch nicht zurückgewiesen. Insbesondere der Senat überschlug sich in Ergebenheit, Caesars Anhänger hatten längst jedes Augenmaß verloren, der Weg zur Monarchie war klar ersichtlich. Von der alten Republik hielt Caesar nicht viel, die republikanischen Ämter bedeuteten ihm wenig, nicht einmal das Consulat war ihm heilig. Im Jahre 44 waren Caesar und der wieder zu Gnaden angenommene Antonius Consuln. In diesem Jahre gab es eine beträchtliche Vermehrung der Magistrate: die Zahl der Quästoren wurde auf 40 heraufgesetzt, die der plebejischen Ädilen auf 4, Prätoren gab es jetzt 14, schließlich sogar 16 (anstatt bisher 10). Außerdem besaß Caesar seit dem Ende 45 das Recht, die Hälfte der Magistrate (mit Ausnahme der Consuln) zu ernennen, natürlich waren aber auch die anderen, nicht von ihm ernannten von ihm abhängig. Im übrigen verfügte Caesar über eine ganze Reihe treuer Helfer. Zu ihnen gehörten A. Hirtius, C. Oppius, die beiden Balbi aus Gades in Spanien und andere. Doch ist Caesar selbst niemals in Abhängigkeit von seinen Mitarbeitern geraten, anders als die späteren Principes Tiberius und Claudius.

Wer die Leistung Caesars unbefangen würdigen will, darf sich durch die überwiegend negativen Stimmen der cäsarischen Zeitgenossen ebensowenig beeindrucken lassen wie durch die modernen Lobredner. Caesars bedeutendste Leistung ist zweifellos der Aufbau und die Führung seines  Heeres.  Seine Soldaten gingen für ihn durchs Feuer, und Caesar selbst hat alles getan, um sich die Sympathien seiner Mitkämpfer zu erhalten. Überraschend groß war seine Fähigkeit, auch gerade die früheren Gegner, die Soldaten des Pompejus, an sich heranzuziehen. Das Heer zählte 38 oder 39 Legionen (insgesamt etwa 250000 Mann), dazu kamen noch die Auxilia, die Flotte und der Troß. Die Angehörigen der neun Veteranenlegionen des Gallischen Krieges schieden nach dem Bürgerkrieg aus dem aktiven Dienst, sie wurden in Italien angesiedelt. Viele von ihnen aber stellten sich später Caesar wieder zur Verfügung. Aus diesen Veteranen hat Octavian im Jahre 44 sein Heer gegen Antonius gebildet. Da Italien nicht imstande war, die notwendige Zahl von Soldaten für die Legionen aufzubringen, mußte bereits Caesar zahlreiche Nichtbürger in sein Heer einstellen; sie erhielten natürlich beim Eintritt in die Legionen das römische Bürgerrecht. Auch sonst verfuhr Caesar hiermit nicht kleinlich. Zahlreiche Männer der Wissenschaft, unter ihnen vor allem griechische Ärzte, haben es verliehen bekommen. In den Provinzen wurde die Romanisierung weitergeführt, insbesondere in Spanien und in Gallia Narbonensis. In Caesars Nachlaß fand sich ein Entwurf zu einem Gesetz, auf Grund dessen ganz Sizilien das latinische Recht erhalten sollte. Antonius hat dieses Geschenk sogar in die Bewilligung des vollen römischen Bürgerrechts umgewandelt. In Africa gab es sieben oder acht römische Kolonien, die ihren Ursprung auf Caesar zurückführten, auch die Neugründung Karthagos als römische Bürgerkolonie  (Colonia Iulia Concordia)  war von Caesar beabsichtigt, sie ist aber erst von Octavian ausgeführt worden. Der Osten des Reiches bietet allerdings ein ganz anderes Bild. In Hellas brachte es nur Korinth  (laus Iulia Corinthiensis)  zu größerer Blüte. Andere cäsarische Kolonien waren Dyme in Achaia, Buthrotum in