Epirus, auf kleinasiatischem Boden Lampsakos, Apameia (Myrleia) in Bithynien (Colonia Iulia Concordia), Herakleia Pontica und Sinope (Colonia Iulia Felix). Doch hat Caesar in nur zwei bis drei Jahren mehr Kolonien gegründet oder zum mindesten geplant als die gesamten Kaiser von Claudius bis Trajan zusammengenommen. Die Zeitgenossen haben dieses Werk in keiner Weise gewürdigt, auch Cicero hat ihm hierfür kein Wort der Anerkennung gezollt. In Italien ließ Caesar große Meliorationen in Angriff nehmen, so sollte nicht nur der lacus Fucinus, es sollten auch die pontinischen Sümpfe trockengelegt und in Kulturland umgewandelt werden. Diese Arbeiten waren bei seinem Tode in den ersten Anfängen, erst in moderner Zeit wurden sie wieder aufgenommen und auch zu Ende geführt. Rom aber schmückte Caesars Munifizenz mit zahlreichen Bauten. In dem Forum Iulium mit der Curia Iulia gab er der Hauptstadt einen neuen Mittelpunkt. Die Curia Iulia ist erst durch Augustus vollendet worden. Zu der Bebauung des Campus Martius kam die Errichtung einer großen öffentlichen Bibliothek, deren Leitung dem M. Terentius Varro anvertraut wurde.
Die ersten Monate des Jahres 44 sahen wiederum eine große Zahl von Ehrungen für den Diktator: seine Statue sollte in allen Tempeln Roms und des ganzen Reiches aufgestellt werden; Caesars Geburtsmonat, der Quinctilis, erhielt den Namen Julius (der ihm bis heute geblieben ist), in die staatliche Eidesformel sollte der Schwur beim Genius Caesars aufgenommen werden, den Ludi Romani sollte ein fünfter Tag zu Ehren Caesars eingefügt werden. Sehr wichtig war das ihm verliehene Recht, sein Porträt auf die Münzen setzen zu können. Der Kranz, den Caesar auf den Münzen trägt, ist als der goldene Kranz der etruskischen Könige erwiesen worden, es ist nicht der Lorbeerkranz des Triumphators. Die Ehrungen hatten letzten Endes das Ziel, das Gottkönigtum Caesars vorzubereiten. Die tribunizische Gewalt auf Lebenszeit hat Caesar dagegen nicht besessen, vielleicht ist ihm aber die Unverletzlichkeit (sacrosanctitas) zuteil geworden. Sehr wichtig aber war die Verleihung der lebenslänglichen Diktatur gegen Ende des Jahres 45, die Caesar aber erst wenige Wochen vor seinem Tode (im Frühjahr 44) angetreten hat. Mit diesem verhängnisvollen Griff nach der lebenslänglichen Diktatur hat Caesar die Abdikationspflicht ignoriert, der Monarch war fertig, es fehlte nur noch der Name. Nicht durch Zufall fallen in die ersten Monate des Jahres 44 immer wieder Versuche, Caesar zum Monarchen zu erheben: so schmückte man seine Statue an den Rostra mit dem Diadem, am Lupercalienfest hat Antonius seinem Herrn und Meister das Diadem angeboten. Als Caesar Widerstand verspürte, betonte er ostentativ seine Stellung als pater patriae, als imperator und pontifex maximus. Die Gerüchte jedoch, daß die Parther nur durch einen König besiegt werden könnten, hat Caesar mit Absicht genährt. Für den Aufbruch zum Partherkrieg war der 18. März 44 in Aussicht genommen. Dazu ist es jedoch nicht mehr gekommen. Vor Beginn der Senatssitzung, an den Iden des März, trafen ihn im Theater des Pompejus, zu Füßen der Statue seines großen Rivalen, die Dolche der Verschwörer und setzten seinem Leben ein Ende. Nicht weniger als 60 Senatoren waren eingeweiht, die Führer waren C. Cassius. Longinus und M. Junius Brutus. Die Verschworenen waren durch die verschiedensten Motive zusammengeführt worden; während manche den Untergang der republikanischen Freiheit nicht ertragen konnten, hatten sich andere durch persönlichen Haß gegen Caesar bestimmen lassen.
Die Tat hat sich als gänzlich sinnlos erwiesen, denn sie stieß, wie Caesar dies vorausgesagt hatte, das Reich in den Strudel der Bürgerkriege, und an ihrem Ende steht nicht die erneuerte res publica, sondern das Prinzipat des Augustus.
Das Urteil über Caesar hängt davon ab, was er erstrebt und was er erreicht hat. Es ist keine Frage: Caesar war nicht gewillt, die Macht, die er sich zugelegt hatte, freiwillig wieder aus der
Hand zu geben. Dies zeigt seine Bemerkung über das politische Analphabetentum Sullas. Ob Caesar das altrömische Königtum oder die Monarchie in der hellenistischen Form erstrebt hat, dieses Geheimnis hat Caesar mit ins Grab genommen. Das gleiche gilt von der Zwischenlösung, die ein außeritalisches Königtum über die Provinzen vorsah, wie es ihm in den letzten Monaten seines Lebens durch ein Orakel der sibyllinischen Bücher nahegelegt worden sein soll. Von ganz grundlegender Bedeutung aber waren die von Caesar eingeleiteten Reformen auf dem Gebiet des Städtewesens, besonders in Italien. Sie haben die Entwicklung des römischen Stadtstaats zu einem italischen Städtereich entscheidend beeinflußt. Nicht mehr der alte Gemeindestaat, sondern der Reichsstaat erscheint als das letzte Ziel der cäsarischen Pläne. Es ist zum mindesten wahrscheinlich, daß Caesar den Munizipien im ager populi Romani einen Teil der Gerichtsbarkeit übertragen und sie dadurch als eigenständige Gebilde anerkannt hat. Sollte diese Neuerung nur die erste Stufe bilden zu einer neuen umfassenden Organisation des Städtewesens im gesamten römischen Reich? Die Begründung zahlreicher Kolonien römischer Bürger und latinischen Rechts in den westlichen Provinzen des Imperiums erweist klar den Vorrang des Römertums. An eine Verschmelzung der römischen und der griechischen Kultur hat Caesar nicht im entferntesten gedacht. Ihre Wurzeln waren zu verschieden, für seine politischen Pläne bedurfte er der Griechen nicht. Anders verhält es sich mit Caesars Vorliebe für die Kelten und für keltisches Wesen; nicht durch Zufall hat er im Jahre 49 den Bewohnern der Transpadana das römische Bürgerrecht verliehen. Eduard Meyer zufolge wäre freilich Caesars Monarchie «ihrer Idee nach die Wiederaufnahme und volle Durchführung der Weltmonarchie Alexanders: die Welteroberung im vollsten Sinne des Wortes sei ihre Voraussetzung und ihre Rechtfertigung». Nicht allein die Gerüchte über eine von Caesar beabsichtigte Verlegung der
Hauptstadt von Rom nach Alexandrien oder Ilion, sondern auch die in ihrer Art ganz phantastischen Eroberungspläne, vor allem die Absicht, nach dem Abschluß des Partherkrieges durch die Pässe des Kaukasus längs des Kaspischen Meeres den Germanen in den Rücken zu fallen und durch Gallien nach Italien zurückzukehren, hat Eduard Meyer als authentische Zeugnisse gewertet, obwohl auch nicht der Schatten eines Beweises für ihre Echtheit zu erbringen ist.
Sein Werk hat Caesar bei seinem Tode unfertig zurücklassen müssen.
Der von ihm geschaffene Staat war nicht mehr die alte res publica, er war aber ebensowenig das Prinzipat, schließlich war er auch nicht die Monarchie, da der Gedanke an die Errichtung einer Dynastie und an die Vererbbarkeit seiner Ausnahmestellung nicht vorhanden war. Zwar hatte Caesar seinen Großneffen C. Octavius testamentarisch zum Haupterben seines Vermögens eingesetzt und ihn in einem Nachtrag desselben Testaments sogar adoptiert - irgendeine führende Stellung war dem jungen Mann jedoch nicht zugedacht gewesen.
Zweifellos hatte Caesar die positiven Kräfte der alten res publica libera unterschätzt, anderseits ist die von ihm in Angriff genommene Erneuerung des römischen Volkstums keineswegs bis in die Tiefe vorgedrungen. Wenn Caesar selbst Geld und Soldaten als die Grundlagen seiner Herrschaft bezeichnet hat, so tritt hierin der Mangel an einem tieferen Ethos klar zutage. Trotzdem ist die Fülle dessen, was er geschaffen und was er begonnen hat, überwältigend. Wenn man bedenkt, daß Caesar nur fünfeinhalb Jahre der Alleinherrschaft, d. h. nur halb soviel wie Alexander, beschieden gewesen sind, und daß er während dieser Zeit im ganzen nur 15 Monate in Rom geweilt hat, so wird man den richtigen Maßstab für eine Leistung gewinnen, die alles, was vorher von Römern geschaffen worden ist, weit in den Schatten stellt.