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21. Das 2. Triumvirat und der Sieg Octavians (44-30 v. Chr.)

Caesars Ermordung war ein elementares Ereignis nicht allein für Rom, sondern für das ganze Imperium Romanum. Der große von Caesar geplante Krieg gegen die Parther und Daker wurde nicht durchgeführt, zahlreiche andere Probleme bekamen ein völlig verändertes Gesicht. Die Monarchie, die Caesar erstrebt hatte, war nicht errichtet worden, es blieb die Frage offen, ob der monarchische Gedanke wieder aus der Geschichte Roms verschwinden würde. Die Bürgerkriege, die sich am Scheiterhaufen Caesars entzündeten, werden nur verständlich, wenn man in Betracht zieht, daß das Imperium Romanum in den Jahren zwischen 44 und 30 v. Chr. von außen her nicht bedroht worden ist. Kleopatra, die in Rom Zeugin des Umschwungs geworden war, kehrte nach Ägypten zurück, bald nach ihrer Rückkehr starb ihr Mitregent Ptolemaios XIV., sie nahm nun Caesars Sohn, Kaisarion, der erst drei Jahre zählte, zum neuen Mitregenten an, indem sie die Sitte der Ägypter achtete, die eine Alleinregierung einer Frau nicht gestattete. Die Lage Ägyptens aber wurde durch Mißernten und Hungersnot in den nächsten Jahren sehr schwierig, dazu fehlte es Kleopatra zwar nicht an Begabung, aber am rechten Eifer für die Regierung des Landes. Die  Parther  und  Daher  aber hatten eine Schwächeperiode durchzumachen, das dakische Großreich fiel nach dem Tode des Königs Byrebistas (s. S. 191) wieder auseinander, es bedeutete von nun an keine Gefahr für Rom mehr. Viel größere Sorge aber bereiteten die Zustände in Italien selbst: etwa 100000 Veteranen Caesars warteten hier auf die versprochene Versorgung, dazu kam eine allgemeine Unsicherheit in den Besitzverhältnissen, da man von den Caesarmördern neue umstürzende Maßnahmen erwartete. Ein besonderes Problem war die Existenz des Sex. Pompejus, der nach Spanien entkommen war. Cicero und seine

Freunde träumten freilich von der Wiederherstellung der  res publica libera -  aber das war ein Trugbild, denn der Egoismus der  ordines  und das Machtstreben der großen Einzelpersönlichkeiten wiesen in eine ganz andere Richtung.

In Rom hatte die Ermordung Caesars am 15. März 44 die größten Erschütterungen zur Folge. Die Caesarmörder stoben nach der Tat zunächst in alle Winde auseinander. Nachdem sie sich wieder gefaßt hatten, verschanzten sie sich auf dem Capitol. In der Stadt aber herrschten die Soldaten des M. Aemilius Lepidus und des M. Antonius. Dieser aber brachte, zwei Tage nach Caesars Tod, in einer Senatssitzung einen Ausgleich zwischen den Caesarianern und den Caesarmördern zustande (17. März 44). Bei dem Leichenbegängnis Caesars kam es zum Ausbruch wilder Tumultszenen, die Überlieferung legt sie dem M. Antonius zu Last. Antonius hatte sich die hinterlassenen Papiere Caesars verschafft, seine Enttäuschung war riesengroß, als er sich nur unter den  heredes secundi  des Testaments verzeichnet fand, der eigentliche Erbe, war nämlich Caesars Großneffe, C. Octavius, der Sohn der Atia, der Nichte des Diktators (s. S. 203). Die Unruhen in Rom waren der Grund dafür, daß die hervorragendsten unter den Caesarmördern die Hauptstadt verließen; sie übernahmen die Statthalterschaften der ihnen anvertrauten Provinzen. So erhielt D. Brutus die Gallia Cisalpina, C. Trebonius die Provinz Asia. M. lunius Brutus und C. Cassius blieben dagegen in der Nähe Roms. Herr der Stadt war jetzt praktisch Antonius, er nahm Ciceros Schwiegersohn, P. Cornelius Dolabella, einen dunklen Ehrenmann, zum Mitkonsul an. Im übrigen betrieb Antonius einen schwungvollen Handel mit Privilegien, wozu ihm die  lex Antonia de actis <Caesaris> confirmandis  die rechtliche Handhabe bot. Die ersten Schwierigkeiten ergaben sich für Antonius, als der junge Octavius in Rom erschien (im Mai 44). Von da an bestand die Gefahr, daß sich die Anhängerschaft Caesars spalten konnte, denn auch Octavius verfügte über treue Freunde und Anhänger, von denen M. Vipsanius Agrippa und Q. Salvidienus Rufus die bedeutendsten waren. Antonius aber erwies sich als gelehriger Schüler seines toten großen Meisters: er ließ sich (am 2. Juni 44) durch Volksbeschluß die Provinzen Gallia Cisalpina und Transalpina (anstatt Makedonien) auf die Dauer von fünf Jahren übertragen, sein Genosse Dolabella erhielt Syrien und die Führung des Partherkrieges. Den Caesarmördern M. Brutus und C. Cassius, die die Provinz  Creta et Cyrene,  und zwar geteilt, verwalten sollten, hatte der Senat zunächst die undankbare Aufgabe der Getreidebeschaffung für die Hauptstadt zugewiesen, doch begaben sich die beiden bald in den Orient, um sich hier eine eigene Machtstellung aufzubauen, die ihnen im Westen versagt wurde.

Am 2. September 44 eröffnete Cicero mit seiner 1. philippischen Rede den Angriff auf Antonius. Mitte November gingen zwei Legionen auf die Seite des jungen C. Octavius über, die  legio Marita  und die  legio IV.  Auf einer eiligen Senatssitzung am 28. November ließ Antonius die Provinzen unter seine Anhänger und Freunde verteilen, er selbst aber eilte nach Gallia Cisalpina, um diese Provinz dem D. Brutus zu entwinden. Dieser verschanzte sich in dem festen Mutina, noch vor dem Jahresende begann Antonius mit der Belagerung der Stadt. Damit war der Bürgerkrieg, den Caesar vorausgesagt hatte, offen ausgebrochen. Cicero forderte immer dringender das Einschreiten gegen Antonius, er fühlte sich wieder als der Führer und Lenker des Freistaats, mit allen bedeutenden Persönlichkeiten stand er in Verbindung, und für den jungen Caesar fand er nur Worte des Lobes: er habe durch eigene Initiative ein Heer zusammengestellt und Rom von der Tyrannei (dominatio)  des Antonius befreit.

Am 1. Januar 43 traten die neuen Consuln, A. Hirtius und C. Vibius Pansa, ihr Amt an; wichtiger aber war die Tatsache, daß dem jungen Caesar ein proprätorisches Imperium übertragen ward, dazu erhielt er Sitz und Stimme im Senat, und zwar mit consularischem Rang, ferner den Auftrag, zusammen mit den beiden Consuln den Krieg gegen Antonius zu führen. Die Nachricht erreichte den jungen Caesar an der Via Flaminia bei Spoletium am 7. Januar 43. Seit diesem Tage hat der erst neunzehnjährige Caesar-Erbe (geb. am 23. September 63 v. Chr.) bis an sein Lebensende, d. h. nicht weniger als 56 Jahre lang, eine amtliche Stellung im Rahmen des römischen Staates bekleidet. Gegen Antonius erließ der Senat das  senatus consultum ultimum.  Am 15. April 43 wurde bei Forum Gallorum (Castel Franco) mit wechselndem Erfolg gekämpft, C. Vibius Pansa trug eine tödliche Verwundung davon und erlitt eine Niederlage durch Antonius, dieser aber unterlag dem Hirtius. Auch in einem Treffen bei Mutina zog Antonius wiederum den kürzeren, Hirtius aber starb den Soldatentod. Antonius, der sich in Oberitalien nicht mehr halten konnte, zog es vor, nach dem Jenseitigen Gallien auszuweichen; das Oberkommando in Italien erhielt jedoch nicht der junge Caesar, sondern D. Brutus. Den Caesarmördern M. Brutus und C. Cassius ward ein  Imperium maius  über alle Provinzen des Ostens übertragen. Außerdem rief der Senat Sex. Pompejus von Massilia nach Italien, hier wurde er zum  praefectus classis et orae maritimae  bestellt. Der Senat sollte sich seines Sieges nicht lange freuen. Schon am 29. Mai 43 vereinigten M. Antonius und M. Aemilius Lepidus ihre Heere bei Frejus, worauf der Senat über Lepidus die Acht aussprach. Mit der Herrschaft des Senats war es nun zu Ende, denn auch der junge Caesar hatte sich mit den beiden Generälen seines Adoptivvaters geeinigt. Durch einen Marsch auf Rom erzwang Caesar, noch nicht zwanzigjährig, das Consulat, sein Amtsgenosse war sein Oheim Q. Pedius. Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Consuln bestand in der Einsetzung eines Gerichtshofes zur Verfolgung der Caesarmörder  (lex Pedia).  Die Beschlüsse des Senats gegen Antonius und Lepidus wurden widerrufen. Die Senatsherrschaft und die  res republica libera  brachen im Westen zu gleicher Zeit zusammen. Caesar der Sohn aber verfügte über nicht weniger als elf Legionen, die stärkste Heeresmacht im ganzen Westen, anderseits vereinigten sich Asinius Pollio (mit zwei Legionen) und Munatius Plancus mit Antonius. D. Brutus konnte sich nicht behaupten, er wurde auf der Flucht von den Sequanern getötet. Während der Westen vollständig im Besitz der Caesarianer war, verfügten die Caesarmörder über den Osten des Reiches; C. Cassius hatte elf Legionen unter seinen Fahnen vereinigt, er war nach Syrien geeilt, belagerte Dolabella in Laodikeia und trieb ihn schließlich zum Selbstmord. Da Kleopatra den Caesarianer Dolabella unterstützt hatte, plante Cassius einen Feldzug gegen Ägypten, M. Brutus rief ihn aber nach Kleinasien. Brutus war zunächst in Athen an Land gegangen, die studierende Jugend, unter ihr auch Q. Horatius Flaccus, hatte ihn mit Begeisterung begrüßt. Illyrien und Makedonien hatten sich Brutus unterstellt, am Ende des Jahres 43 traf er mit Cassius in Smyrna zusammen. Etwa um die gleiche Zeit hatten sich die Caesarianer im Westen geeinigt, Antonius, Lepidus und der junge Caesar hatten sich zu Beginn des November 43 auf einer Flußinsel des Lavinius in der Nähe von Bononia (Bologna) getroffen und in Gegenwart ihrer Heere die Verhandlungen geführt. Es war eine gewaltige Heeresmacht, die in der Nähe Bononias zusammengezogen war: insgesamt 28 Legionen! Die Beschlüsse der Konferenz von Bononia aber waren von weitreichender Bedeutung: die drei Machthaber (tresviri rei publicae constituendae)  sollten auf eine lange Zeit allen regulären Magistraten vorgesetzt sein, sie sollten bevollmächtigt sein, Gesetze zu geben, Magistrate und Statthalter zu ernennen. Jeder der drei Triumvirn erhielt eine Anzahl von Provinzen zugeteilt, und zwar Antonius die Provinzen Gallia Cisalpina und Comata, Lepidus Gallia Narbonensis und Spanien, der junge Caesar Afrika, Sizilien und Sardinien. Ohne Zweifel hatte es Antonius verstanden, sich die wichtigsten Positionen zu sichern, da er über Gallia Cisalpina verfügte, beherrschte er von dieser Bastion aus praktisch ganz