Выбрать главу

Im Osten stand das Ansehen des Antonius, des Siegers von Philippi, im Jahre 41 auf dem Gipfelpunkt. Im Frühjahr 41 war er in Ephesos gelandet und hatte sich von den kleinasiatischen Griechen als der Neue Dionysos feiern lassen. In Ephesos hat sich der Rhetor Hybreas von Mylasa bei Antonius für seine Landsleute verwandt. In Tarsos empfing Antonius die Königin Kleopatra VII., sie sollte sich hier wegen der Hilfe rechtfertigen, die sie den Caesarmördern hatte zuteil werden lassen. Die Königin aber wußte den Römer völlig in ihren Bann zu schlagen, den Winter 41/40 verlebte Antonius an ihrer Seite in Alexandrien. Er gab sich ganz als Grieche und verleugnete in der Öffentlichkeit sein Römertum. Die Untätigkeit des Triumvirn machten sich die Parther zunutze, sie stießen mit ihren Reiterheeren über Syrien und Kilikien bis nach dem westlichen Kleinasien vor: es ist dies das weiteste Vordringen der Parther nach dem Westen, das die Geschichte ihres Reiches überhaupt verzeichnet. Antonius begab sich auf dem Seeweg über Tyrus, Cypern und Athen nach Italien: sein Heer bedurfte dringend der Ergänzung, dies war aber nur möglich, wenn es der junge Caesar in Italien gestattete. Obwohl sich die Soldaten der beiden Triumvirn eine Zeitlang gefechtsbereit gegenübergelegen hatten, kam es dennoch durch die Vermittlung des Maecenas, des Asinius Pollio und anderer Freunde zu einem Vertrag, dem foedus Brundisinum  (Herbst 40). Das Übereinkommen sah eine Teilung des Orbis Romanus vor, der junge Caesar erhielt den Westen, Antonius den Osten des Imperiums, die Demarkationslinie verlief durch Illyrien über Scodra (Skutari), es ist ungefähr die spätere Grenze zwischen Ostrom und Westrom. Italien wurde neutralisiert, Lepidus im Besitz der afrikanischen Provinzen bestätigt. Antonius, dessen Gattin Fulvia kurz zuvor verstorben war, verlobte sich mit Octavia, der Schwester des jungen Caesar. Octavia war eine hochgebildete Frau, die an dem geistigen Leben der Zeit regen Anteil genommen hat. Sie verfügte außerdem über ein hohes Maß von Takt und Herzensgüte, wie es in dieser Zeit selten geworden war. Im ganzen Imperium aber wurde die Einigung von Brundisium mit größter Erleichterung zur Kenntnis genommen. Die vierte Ekloge Vergils (vom Jahre 41 oder 40) hat der tiefen Friedenssehnsucht einen beredten Ausdruck verliehen. Wer ist nun der Knabe, dessen Geburt der Dichter unter dem Consulat des Asinius Pollio erwartet? Wahrscheinlich hat Vergil gar nicht an ein irdisches Kind gedacht, messianische Erwartungen orientalischen Ursprungs verbinden sich hier mit der tiefen, echten Friedenssehnsucht der Bewohner Italiens und des gesamten Orbis Romanus. Im Sommer des folgenden Jahres (39) einigte sich der junge Caesar mit dem Seekönig Sex. Pompejus; seine Herrschaft über die See wurde in dem Vertrag von Misenum mehr oder weniger offen anerkannt, die Inseln Sizilien, Sardinien nebst Korsika blieben ihm überlassen, außerdem wurde ihm noch der Besitz Achaias in Aussicht gestellt. In der Umgebung des Pompejus befanden sich zahlreiche politische Flüchtlinge aus ganz Italien, dazu viele entflohene Sklaven und Seeräuber. Er selbst, ein Mann von starken autokratischen Neigungen, versuchte sich die volle Unabhängigkeit zwischen Antonius und dem jungen Caesar zu wahren. Doch sind die Kämpfe zwischen Pompejus und dem jungen Caesar schon im Jahre 38 wieder aufgeflammt. Da Antonius sich nicht einmischte, hatte Caesar nur wenige Erfolge zu verzeichnen. Durch Vermittlung der Octavia schlossen Antonius und der junge Caesar im Jahre 37 einen neuen Vertrag, diesmal in der Nähe von Tarent. Das Abkommen sah eine Verlängerung des Triumvirats um fünf Jahre vor, die, wie es scheint, durch Plebiszit bestätigt wurde. Der Endpunkt ist umstritten. Im übrigen aber warf die Auseinandersetzung der Triumvirn mit Sex. Pompejus ihre Schatten voraus, Antonius und Lepidus waren bereit, den jungen Caesar zu unterstützen. Die Entscheidung fiel in der großen Seeschlacht von Naulochos (an der Nordküste Siziliens), 36 v. Chr. Der Sieger war M. Vipsanius Agrippa, der überragende Feldherr des jungen Caesar. Die Flotte des Seekönigs versank im Meere, er selbst suchte zu Schiff, als Privatmann verkleidet, sein Heil in der Flucht, ohne sich noch um sein Landheer zu kümmern. In Kleinasien ist er schließlich in die Hände des Antonius gefallen, er starb unter dem Beil des Henkers in Milet (35). Noch wichtiger aber war die Tatsache, daß M. Aemilius Lepidus aus dem Triumvirat ausschied, er hatte sich gegen den jungen Caesar gestellt und wurde seines Amtes enthoben, nachdem seine Truppen ihn verlassen und auf die Seite seines Gegners übergegangen waren (36). Doch behielt Lepidus bis zu seinem Tode (12 v. Chr.) die

Würde des Pontifex maximus, politischen Einfluß hat er jedoch nicht mehr ausgeübt. Lepidus ist als typischer Revolutionsgeneral emporgekommen, doch ist er immer nur eine Figur im Schachspiel gewesen, die geopfert wurde, als die beiden anderen Triumvirn des Lepidus nicht mehr bedurften.

Antonius hatte sich im Orient eine eigene Machtstellung aufgebaut, er war zum ungekrönten König des ganzen Ostens aufgestiegen, an seinem Hof antichambrierten zahlreiche Vasallenkönige. Auf der Rückreise von Tarent hatte er sich in Korkyra von seiner Gattin Octavia getrennt und sie nach Italien zurückkehren lassen. Er selbst begab sich nach Syrien, wohin er auch die Königin Kleopatra entbot. Zu Anfang des Jahres 36 hat er sich mit ihr in einer förmlichen Ehe verbunden. Dabei spielten politische Erwägungen eine wichtige Rolle: Antonius brauchte dringend die Machtmittel des Ptolemäerreiches, vor allem für den von ihm geplanten Partherkrieg, und zwar um so mehr, als er von dem jungen Caesar keine nennenswerte Hilfe erwarten konnte. Die Ptolemäerin hatte dem Antonius schon vier Jahre zuvor Zwillinge, Alexander Helios und Kleopatra Selene, geboren, dazu kam, im Jahre 36 oder 35, noch ein weiterer Sohn, der den Namen Ptolemaios Philadelphos erhalten hat. Als cterritoriale Morgengabe> brachte Antonius der Königin wichtige Gebiete in Syrien dar: das Königreich Chalkis am Libanon, die phönikische Küste vom Eleutheros-Fluß bis Sidon, dazu Besitzungen in Kilikien, auf Kreta und in Judäa, und zwar die Palmen- und Balsampflanzungen in der Nähe von Jericho. Kleopatra hat diese Schenkungen für so wichtig erachtet, daß sie seit dieser Zeit sich einer neuen Ära (Epoche: 1. September 37) bediente. Antonius aber erscheint von nun an als der große Patronus des Ptolemäerreiches, eine Stellung, die ihn unfehlbar in Konflikt mit den römischen Interessen bringen mußte, die er schon bei den Schenkungen an Kleopatra ignoriert hatte. Auch in Palästina gab es wichtige Veränderungen: seit dem Jahre 37 regierte hier der Idumäer Herodes, als Klientelfürst der Römer und Freund des Antonius. Der letzte Hasmonäer, Antigonos, war durch Antonius beseitigt worden. In Jerusalem erbaute man eine starke Feste, die Burg Antonia, in die eine römische Besatzung ihren Einzug hielt. Sein Werk im Osten wollte Antonius durch den Partherkrieg krönen. Der Krieg war mehr oder weniger ein Erbteil des toten Caesar, auf diesen ist möglicherweise auch noch der Feldzugsplan zurückzuführen. Im Jahre 38/37 hatte ein Thronwechsel im Partherreich stattgefunden, der Großkönig Orodes war gestorben, an seiner Statt bestieg Phraates IV. den Thron. In den westlichen Provinzen des parthischen Großreiches machten sich Selbständigkeitsbestrebungen der Statthalter bemerkbar, insbesondere der Gouverneur Mesopotamiens, Monaeses (auch Manesos genannt), trat mit den Römern in Verhandlungen ein, kehrte aber schließlich wieder auf die Seite der Parther zurück. Im Jahre 37 hatte Antonius als seinen Beauftragten P. Canidius Crassus nach Armenien gesandt, um den König des Landes, Artavasdes, in engere Abhängigkeit zu bringen, ein durchschlagender Erfolg blieb dem Römer zwar versagt, doch konnten die Völker des Kaukasus, die Iberer und Albaner, unterworfen werden. Antonius eröffnete im Jahre 36 den Partherkrieg, er hatte 16 Legionen aufgeboten, die jedoch keine vollen Gefechtsstärken aufwiesen, insgesamt 60000 Mann zu Fuß, 10000 keltische und germanische Reiter und 30000 Mann Hilfsvölker, endlich noch 16000 Armenier. Das Ziel des Feldzugs war die parthische Hauptstadt Ekbatana, die Antonius auf dem Wege über Phraaspa in Medien erreichen wollte. Es war ein gewaltiger Umweg, der eingeschlagen werden mußte, weil Antonius Armenien als Nachschubbasis nicht entbehren konnte. Mitte August 36 kam das römische Heer vor den Mauern von Phraaspa (Tachti-Suleiman) an; eine Belagerung der festen Stadt war aussichtslos, da Antonius das Belagerungsgerät bei seinem schnellen Vormarsch zurückgelassen hatte. Mitte Oktober traten die Römer den Rückzug an, in 27 Tagen erreichten sie wieder die armenische