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Bei den Prätorianern war die Dienstzeit 12 Jahre, für die übrigen römischen Bürger 16 Jahre. Die entlassenen Legionäre aber blieben noch weitere vier Jahre dienstpflichtig als eine Art von Reserve; jede Legion verfügte über ein  vexillum veteranorum.  Am Ende der Regierungszeit des Augustus betrug die Dienstzeit allgemein 20 Jahre, eine Tatsache, die zu Unruhen und sogar zu Aufständen des Militärs geführt hat. Tiberius hat daher die alte Dienstzeit wiederhergestellt, sah sich jedoch bald dazu gezwungen, sie abermals zu verlängern. Im übrigen haben Augustus und Tiberius aus guten Gründen alles getan, die militärische Grundlage ihrer Machtstellung nach Möglichkeit zu verschleiern. Anders wurde dies unter Caligula, der durch die Bevorzugung des Militärs die Stände vor den Kopf stieß. Das Heer aber ist im frühen Prinzipat zu einer imponierenden Macht im Staat geworden. Durch die Stationierung in den Standlagern verwuchsen manche Truppenteile mit den Provinzen und der Provinzialbevölkerung. Hier liegen die Wurzeln eines gewissen Regionalismus, der sich vor allem bei den Ereignissen des Vierkaiserjahres 68/69 n. Chr. bemerkbar gemacht hat. Im übrigen ist die Frage der Rekrutierung, insbesondere der  alae und  cohortes  der Hilfstruppen  (auxilia),  immer noch zu wenig geklärt, da das Material hierfür noch nicht ausreicht.

Die große einmalige Leistung des augusteischen Prinzipats aber besteht darin, daß der Kaiser dem Orbis Romanus nach einer langen Zeit der Bürgerkriege eine Periode der Ruhe und des inneren und äußeren Friedens geschenkt hat. Dieser Friede dauerte, sieht man von den Ereignissen nach dem Tode Neros ab, bis in die Zeit des Kaisers Mark Aurel, also nahezu zwei Jahrhunderte. Die Segnungen der Pax Augusta sind von den Zeitgenossen mit tiefer Dankbarkeit gepriesen worden. Allerdings folgt dem Aufschwung des geistigen Lebens in der Zeit des Augustus allmählich ein Stillstand und, schon im 1. Jh. n. Chr., ein Niedergang, insbesondere in den Ländern lateinischer Zunge, während das griechische Geistesleben auch noch weiterhin bedeutende Leistungen hervorgebracht hat. Während Augustus das Glück hatte, eine ganze Reihe bedeutender Dichter zu finden, die sein Werk hoch gefeiert haben, unter ihnen Horaz und Vergil, ist dieser Glanz unter seinen Nachfolgern verblichen, allein die Figur des Seneca macht hier eine bemerkenswerte Ausnahme.

Wenn aber das Prinzipat als Herrschaftsform in Rom £ste Wurzeln schlagen konnte, so ist dies das Verdienst des Augustus gewesen: er hat mit sicherer Hand die wesentlichen Grundlagen gelegt, auf denen seine Nachfolger weiterbauen konnten.

2. Das Imperium Romanum unter Augustus (27 v.-14 n. Chr.)

Das Werk des Augustus ist im wesentlichen ein Werk des Friedens. Wenn er trotzdem Kriege geführt hat, so dienten diese der Abrundung des Reiches und der Befriedung von Grenzvölkern. Nicht mit Unrecht hat ihn Horaz als den Sohn der Maia, den Friedensbringer Merkur auf Erden, gefeiert, und eine Inschrift aus der Provinz Asia vom Jahre 9 v. Chr. nennt Augustus geradezu das <Glück des Menschengeschlechts>. In Rom errichtete man in den Jahren von 13 bis 9 v. Chr. die A ra Pacis,  wohl das wichtigste Denkmal des Kunstschaffens der augusteischen Zeit.

Der Verzicht auf kriegerische Taten großen Stils war letzten Endes durch harte militärische Notwendigkeiten bedingt. Nicht einmal die unausgeführten Pläne Caesars, die Eroberung Britanniens und der Partherfeldzug, sind von Augustus vollendet worden. Schuld daran ist zweifellos das Fehlen ausreichender Reserven, das Heer war sozusagen in seiner Gesamtheit in vorderster Linie eingesetzt. Auch das Ziel, das Reich abzurunden, ist nicht erreicht worden. Gelegentlich sind es handelspolitische Gründe gewesen, die Augustus zu kriegerischen Unternehmungen veranlaßt haben. Dies gilt für die Expedition des Aelius Gallus, des Präfekten von Ägypten und Nachfolgers des gestürzten Cornelius Gallus. Sie richtete sich gegen  Arabia felix,  das Gebiet des heutigen Aden am Roten Meer, das für die Kontrolle des Indienhandels wichtig war (25 24 v. Chr.). Doch wurde hier nichts Dauerndes erreicht. Das gleiche gilt für den Vorstoß des C. Petronius nach Napata in Nubien (24-22 v. Chr.). Weit größere Bedeutung hatte jedoch der Ausgleich zwischen Rom und Parthien im Jahre 20 v. Chr. Damals hat Augustus auf dem Wege der Diplomatie die Rückgabe der in der Schlacht bei Carrhae (S. 188) verlorengegangenen römischen Feldzeichen und der Gefangenen erreicht, die immerhin 33 Jahre lang in parthischem Gewahrsam gewesen waren, eine Tat, die von den römischen Dichtern und Künstlern hoch gefeiert worden ist. Politisch viel wichtiger aber war die Errichtung eines römischen Protektorats über Armenien in dem gleichen Jahr (20 v Chr.). Es ist Tiberius, der Stiefsohn des Prinzeps, gewesen, der einen armenischen Prinzen namens Tigranes (II.) zum König des Landes eingesetzt hat. Die armenische Frage hat übrigens auch weiterhin den Römern zu schaffen gemacht. So haben die Römer im Jahre 3/2 v. Chr. von dem neuen parthischen Großkönig Phraates V. - er war der Sohn des Phraates IV. und der Musa, einer Sklavin, die Augustus dem König geschenkt hatte - den förmlichen Verzicht auf Armenien verlangt. Dies ist jedoch erst im Jahre l v. Chr. durch den Enkel und Adoptivsohn des Augustus, C. Caesar, erreicht worden. Seit dieser Zeit bildete der Euphrat die Reichsgrenze im Osten, das Partherreich aber war von den Römern als gleichberechtigter Partner anerkannt. Armenien sollte von Augustus noch ein schweres persönliches Opfer fordern: C. Caesar, der im Jahre 2 n. Chr. dem armenischen König Ariobarzanes zur Hilfe geeilt war, wurde bei der Belagerung der Feste Artageira von einem Attentäter verwundet, er starb nach längerem Siechtum im Jahre 4 n. Chr. in dem lykischen Limyra. Ihm war sein jüngerer Bruder, L. Caesar, erst achtzehnjährig, im Tode vorangegangen (2 n. Chr.).

Die Kämpfe im Westen und Norden des Reiches:  Bis zum Jahre 12 v. Chr. stehen die militärischen Aktionen an der Rheingrenze und in Gallien unter dem Zeichen des M. Vipsanius Agrippa. Sie dienen im wesentlichen der Befriedung der westlichen Provinzen, Galliens und auch Spaniens. In den Jahren von 27 bis 25 v. Chr. ist Augustus selbst in Spanien gewesen, in diese Zeit fällt eine schwere Erkrankung, die er in Tarraco durchzumachen hatte. Es gelang ihm jedoch nicht, die wilden Bergvölker im Nordwesten der iberischen Halbinsel, die

Cantabrer und Asturer, vollständig niederzuwerfen, vielmehr hat Agrippa in den Jahren von 20 bis 19 v. Chr. nochmals Krieg gegen sie führen müssen. Ihren Abschluß fanden die Eroberungen durch die Gründung von Kolonien, von denen Bracara Augusta (Braga), Lucus Asturum (Lugo) und Asturica Augusta (Astorga) die wichtigsten waren. Zu den bisherigen Provinzen  Tarraconensis und Baetica  kam zwischen 16 und 13 v. Chr. als dritte  Lusitania.  In  Gallien  hat Augustus selbst im Jahre 27 v. Chr. die Organisation, verbunden mit einem Census, durchgeführt. Das Land galt, abgesehen von den Einbrüchen der Germanen an der Rheingrenze, als vollständig befriedet. Während die Narbonensis im Jahre 22 v. Chr. in die Verwaltung des Senats überging, wurde die Verwaltung des übrigen Galliens (Gallia Comata)  in den Jahren von 16 bis 13 v. Chr. neu geregelt. Von nun an gab es drei Distrikte,  Aquitania, Lugdunensis  und  Belgica,  der Mittelpunkt des Herrscherkults von ganz Gallien aber war Lugdunum (Lyon). Hier errichtete im Jahre 12 v. Chr. Drusus, der Stiefsohn des Prinzeps, einen Altar der Roma und des Augustus.