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Entscheidende Fortschritte sind unter der Regierung des Augustus an der  Nordgrenze Italiens  zu verzeichnen. Bisher waren die Römer im Hinblick auf die Verbindungen zwischen Oberitalien und Gallien mehr oder weniger von dem guten Willen der Alpenvölker abhängig gewesen, ein Zustand, den zwar Caesar noch geduldet hatte, der aber, je länger desto mehr, für ein großes Reich mit geordneter Verwaltung unhaltbar geworden war. Im Gebiet des Kl. St. Bernhard wohnte das streitbare Alpenvolk der Salasser. Auf Befehl des Augustus wurden die Salasser m Jahre 26 v. Chr. zum Teil verpflanzt, zum Teil ausgerottet, auf ihrem Gebiet wurde die Kolonie Augusta Praetoria (Aosta) angelegt (25 v. Chr.). Im östlichen Vorland Italiens wurde das Königreich Noricum (Oberösterreich, Kärnten, Krain) in der Form eines Klientelstaats in den Bereich des Imperium Romanum einbezogen. Im Gebiet der heutigen Schweiz und der Länder zwischen den Alpen und der oberen Donau wurde dagegen im Jahre 15 v. Chr. ein weitausgreifendes Angriffsunternehmen ins Werk gesetzt. Von Westen, von Gallien her vordringend, unterwarf Tiberius das Wallis  (Vallis Poenina)  und die Ostschweiz. Sein Bruder Drusus überquerte die Zentralalpen, wahrscheinlich über den Brennerpaß und den Seefelder Sattel, und stieß bis zur Donau vor. Tiberius besiegte die Vindeliker in einem Gefecht auf dem Bodensee; am 1. August 15 v. Chr. schlug er den gleichen Gegner entscheidend, angeblich in der Nähe der damals erst entdeckten Donauquelle. Härtere Kämpfe hatte Drusus in Raetien zu bestehen. Ob die Zerstörung des keltischen Oppidum Manching (bei Ingolstadt) mit der Expedition des Drusus in Verbindung zu bringen ist, ist bisher nicht mit Sicherheit zu sagen. Die Römer scheinen hier im Alpenvorland keineswegs die Donau-Grenze erstrebt zu haben. In Oberhausen bei Augsburg wurde ein römisches Legionslager errichtet. Als Vorort der neuen raetischen Provinz wurde Augsburg  (Augusta Vindelicum  oder  Vindelicorum)  gegründet, es wuchs bald zu einem blühenden Handelsplatz empor, der auch von den germanischen Nachbarvölkern, insbesondere den Hermunduren, gern besucht wurde. Mit der Errichtung eines antiken <Niederwalddenkmals> (E. Kornemann), der  Tropaea Augusti  (La Turbie bei Monaco) im Jahre 8/7 v. Chr., fand die Unterwerfung der Alpenvölker ihren symbolischen Abschluß. Die Inschrift von La Turbie enthält die Namen von nicht weniger als 46 Völkern. Die neu gewonnenen Gebiete wurden als prokuratorische Provinzen organisiert, es waren dies die Alpes Maritimae, die Alpes Cottiae (hier wurde ein Sohn des früheren Herrschers als Statthalter eingesetzt), die Alpes Poeninae und Raetia. Damit hatte Norditalien ein Vorfeld erhalten, das von den wichtigsten Verkehrsstraßen nach Gallien und an den Rhein durchzogen wurde. Auch im Raum an der unteren Donau und selbst in dem Außenposten des bosporanischen Reiches am Schwarzen Meer wurde ein gewisser für Rom günstiger Abschluß erreicht. In den Jahren 29 und 28 v. Chr. hatte M. Licinius Crassus, der Enkel des Triumvirn, mit Glück gegen die Geten und Bastarner gekämpft. Seit dem Jahre 13 v. Chr. beginnen an der mittleren Donau die Kämpfe mit den wehrhaften Pannoniern, zunächst unter den Fahnen des M. Vinicius, dann aber unter M. Vipsanius Agrippa, zuletzt, seit 9 v. Chr., unter Tiberius. Die Römer drangen bis zur Drau (Dravus) vor. Die von ihnen unterworfenen Pannonier wurden der Provinz Illyricum zugeteilt, während Moesien südlich der Donau zunächst römischer Klientelstaat wurde. Im entlegenen bosporanischen Reich schuf Agrippa Ordnung. Er ernannte den König Polemon von Pontos zum Herrscher am kimmerischen Bosporos, das Reich war seitdem ein wichtiger römischer Klientelstaat, der für die Getreideversorgung des griechischen Raums von Bedeutung war.

Weniger von Glück begünstigt war die  germanische Politik des ersten Prinzeps. Seit Caesars Tagen war der Rheinstrom die Grenze zwischen Gallien und dem freien Germanien. Doch wohnten auch westlich des Stroms germanische Stämme. So waren die Ubier auf ihren eigenen Wunsch von Agrippa im Jahre 38 v. Chr. auf das Westufer verpflanzt worden, und die Pfalz und das Elsaß hatten von Norden nach Süden die Stämme der Vangionen, Nemeter und Triboker inne. Größere Gefahren für das Imperium gab es an der Rheingrenze nicht, wohl aber suchten immer wieder germanische Stämme durch Raubzüge die angrenzenden Landschaften heim. Im Jahre 16 v. Chr. erlitten die Römer unter Lollius eine schwere Niederlage durch die germanischen Stämme der Usipeter, Tenkterer und Sugambrer (clades Lolliana).  Nach der Neuorganisation Galliens (16-13 v. Chr.) begannen im Jahre 12 v. Chr. die germanischen Feldzüge der Römer, die Leitung lag in den Händen des Drusus, des Stiefsohns des Prinzeps. Schon im ersten Jahre konnte er die Unterwerfung der Stämme der Frisen, Brukterer und Chauken entgegennehmen, damit befand sich das Mündungsgebiet der Ems und der Weser in römischen Händen. Vom Alten Rhein wurde ein Kanal in die Zuidersee  (lacus Flevo)  gezogen, man benötigte ihn für die Heranschaffung des Nachschubs. Bereits im Jahre 11 v. Chr. stießen die römischen Legionen bis zur Weser vor, und zwei Jahre später, 9 v. Chr., erreichten sie sogar die mittlere Elbe. Es war ein schwerer Verlust für das Imperium, daß Drusus infolge eines unglücklichen Sturzes vom Pferde im Sommerlager zwischen Saale und Rhein seinen Verletzungen erlag. Im germanischen Kommando erhielt er in seinem Bruder Tiberius einen Nachfolger. Dieser hat die von Drusus errungenen Erfolge vor allem mit den Mitteln der Diplomatie gesichert. Freilich war Germanien, das Land zwischen Rhein und Elbe, noch weit entfernt davon, eine römische Provinz zu sein, wenn dies auch die Schmeichler des Tiberius behauptet haben. Die Römer hatten bisher nur einige Sommerfeldzüge in dem freien Germanien durchgeführt, im Winter aber war kein römischer Soldat auf germanischer Erde verblieben. Auch von Süden her haben die Römer den Hebel angesetzt. Hier hat sich L. Domitius Ahenobarbus (der Großvater des Kaisers Nero) nicht nur um die Neuansiedlung der Hermunduren im Bereich der mittleren Donau verdient gemacht, er hat auch einen Vorstoß nach Germanien unternommen und die Elbe (wohl im Bereich des ehemaligen Königreichs Sachsen) überschritten. In der Zeit um Christi Geburt war der römische Einfluß in Germanien immerhin so groß geworden, daß an dem neu errichteten Altar der Roma und des Augustus in der  Civitas Ubiorum  (Köln) die Söhne von germanischen Edlen als Priester schalteten. Frischer Wind kam in die Germanenpolitik, als Tiberius aus der selbstgewählten Verbannung in Rhodos zurückgekehrt war. Im Winter des Jahres 4-5 n. Chr. ist zum erstenmal ein römisches Heer auf germanischem Boden verblieben, es überwinterte im Gebiet der Lippe, und im Sommer des Jahres 5 n. Chr. wurde zu Lande die Elbe-Linie erreicht, während die Flotte sogar bis in die Gewässer von Jütland vorstieß. Die Römer hatten freilich in dem König der Markomannen und Sueben, Marbod  (Maroboduus),  einen hartnäckigen Widersacher. Von Böhmen und Mähren, dem Zentrum seines Reiches, griff er nach Norden aus und machte sich insbesondere die germanischen Stämme östlich der Elbe Untertan. Die Römer aber hatten die Absicht, Marbod durch eine doppelte Offensive, vom Rhein und von der mittleren Donau her, in die Zange zu nehmen. Doch wurde der Markomannenkönig durch den Ausbruch des  pannonischen Aufstands (6-9  n. Chr.) gerettet. Das Zentrum dieser Bewegung, die, wie es scheint, auf die Aushebungen der Römer zurückzuführen ist, war Bosnien, der Führer der Pannonier war ein gewisser Bato. Die Römer beeilten sich, mit Marbod Frieden zu schließen; gegen die aufständischen Stämme aber mußten nicht weniger als 15 Legionen nebst zahlreichen Hilfstruppen eingesetzt werden. Es war vor allem das Verdienst des Tiberius, in methodischem Vorgehen den Aufstand niedergeworfen zu haben (Schlacht am Bathinus-Flusse = Bosna im Jahre 8 n. Chr.). Tiberius hat auch dem Gebiet an der mittleren Donau eine neue Organisation gegeben.