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Nicht so erfolgreich waren die römischen Waffen zur gleichen Zeit auf germanischem Boden. Hier hatte im Jahre 7 n. Chr. P. Quinctilius Varus den Oberbefehl übernommen. Er entstammte einer der vornehmsten römischen Familien, die ihren Ursprung auf die Könige von Alba Longa zurückführte, außerdem war Varus der Gatte einer Enkelin der Octavia, der Schwester des Prinzeps. Die gegen Varus gerichteten Vorwürfe, insbesondere derjenige, er habe es an Verständnis für die Germanen fehlen lassen, und zwar vor allem durch die Einführung der römischen Rechtsprechung und Steuerordnung, fallen übrigens nicht ihm persönlich, sondern dem römischen System überhaupt zur Last, für das er nicht verantwortlich war. Im Sommer des Jahres 9 n. Chr. stand Varus mit drei Legionen (XVII, XVIII, XIX) in einem Sommerlager am linken Weserufer, vielleicht in der Nähe der  Porta Westfalica.  Gegen Ende des Herbstes machte er sich auf den Rückmarsch an den Rhein, um hier die festen Legionslager zu beziehen. Auf dem Rückweg wurden die Römer überfallen und in dreitägigen ununterbrochenen Kämpfen von den Germanen zum größten Teil niedergemacht. Angesichts der Niederlage hatte sich Varus selbst den Tod gegeben. Die örtlichkeit der Varusschlacht - nach Tacitus (Annalen I 60) hat sie nicht weit vom <Teutoburger Wald>  (haud procul Teutoburgiensi saltu)  stattgefunden - ist bis zum heutigen Tage unbekannt. In Betracht kommen jedoch ernstlich nur drei Ansätze: die Lokalisation im Bereich des Wiehengebirges, vor allem wegen des Münzfundes von Barenau (der aber schwerlich mit der Schlacht in Verbindung gebracht werden kann, da sich in ihm auch Münzen des Tiberius befinden), der Ansatz im Osning oder in einem Teil des Osnings, dem Habichtswald, und schließlich die Lokalisation im offenen Westfalen, an der oberen oder mittleren Lippe. Der letzteren Lokalisierung hat sich E. Kornemann angeschlossen, doch vermutet er das Schlachtfeld noch näher am Rhein, im Lande der Brukterer. Der Sieger aber war Arminius, Sohn des Segimer, der Fürst der Cherusker. Er hatte eine große Koalition germanischer Stämme gegen die Römer zusammengebracht, ihr gehörten außer den Cheruskern die Brukterer, Chatten, Angrivarier, Marser und andere germanische Völker an. Die Niederlage des Varus ist mit dem Scheitern der Germanenpolitik des Augustus gleichbedeutend, der Plan des Prinzeps (wenn er je bestanden hat), die Elbe zur Grenze des Imperium zu machen, mußte aufgegeben werden. An der Stelle des Varus übernahm Tiberius den Oberbefehl am Rhein, von den germanischen Stämmen hielten nur die Bataver, Frisen und Chauken am römischen Bündnis fest. Im ganzen war das Ergebnis der Germanenpolitik für Augustus enttäuschend, fast 20 Jahre mühseliger Kämpfe und Feldzüge waren umsonst gewesen. Die Germanenpolitik des Augustus hatte im Verzicht geendet, über das von Caesar Erreichte war man, abgesehen von den Erwerbungen im Alpenvorland und in der Schweiz, nicht hinausgekommen.

Eine viel glücklichere Hand hatte der erste Prinzeps in der Innenpolitik.  In sorgfältiger Auswahl hat er die Senatsliste neu zusammengestellt und die Zahl der Senatoren auf 600 festgesetzt. Für die Zugehörigkeit zum Senatorenstand war ein Zensus von 1 Million Sesterzen erforderlich, während für die Ritter der Zensus auf 400000 Sesterzen festgesetzt wurde. Im großen und ganzen sind die beiden Stände den vielfachen Aufgaben durchaus gerecht geworden, allerdings waren die Zeiten, in denen der Senat die Reichsregierung führte, für immer vorüber. Wie sein Adoptivvater Caesar so hat auch Augustus versucht, das Leben der Bürger durch Gesetze und Verordnungen zu regeln. Sie waren von unterschiedlicher Bedeutung. Dies gilt insbesondere von den Ehegesetzen des Augustus. Es sind dies die  lex lulia de maritandis ordinibus,  die lex lulia de adulteriis,  beide wahrscheinlich im Jahre 18 v. Chr. erlassen, und die viel spätere  lex Papia Poppaea (9  n. Chr.), diese eingebracht von zwei alten Hagestolzen. Die Gesetze ergriffen gegen Ehelose ganz rigorose Maßnahmen, sie erklärten diese für unfähig, Legate und Erbschaften Fernerstehender anzunehmen, während Kinderlose nur die Hälfte erben durften. Der Erfolg der Gesetze war übrigens mehr als fraglich. Das gleiche gilt auch für die  lex sumptuaria,  die der Prinzeps als Inhaber der  cura legum et morum  erlassen hat. Sie wurde zuerst umgangen, später geriet sie in Vergessenheit.

Sehr bedeutend sind die Leistungen des Augustus auf dem Gebiet des öffentlichen Bauwesens. Mit Recht konnte er von sich sagen, er habe eine Stadt aus Ziegeln  (urbs latericia) übernommen und diese in eine Stadt aus Marmor verwandelt. Mit dem Prinzeps wetteiferten seine Freunde und Helfer, insbesondere M. Vipsanius Agrippa. Auf dem Palatin wurde die Residenz des Augustus errichtet  (domus Augustana),  zu Füßen des Capitols neben dem Forum Caesaris erhob sich ein neues Forum Augusti. Das monumentale  Mausoleum Augusti  war ein altitalischer Rundbau  (tumulus),  er wurde von einer Kolossalstatue des Augustus gekrönt. Vor dem Mausoleum wurde nach dem Tode des Prinzeps auf zwei ehernen Säulen sein <Leistungsbericht>, die  Res gestae divi Augusti,  angebracht. Abschriften davon haben sich im fernen Kleinasien, in Ancyra in Galatien, in Antiocheia und Apollonia in Pisidien, wiedergefunden. Der Friedensidee verleiht die  Ara Pacis, errichtet in den Jahren von 13-9 v. Chr., einen erhabenen Ausdruck. Der Altar stand ursprünglich an der Via Flaminia, jetzt ist er neben dem Mausoleum wiederaufgestellt worden. Die Reliefs der  Ara Pacis  zeugen von dem hohen Stand der römischen Bildniskunst, mag man nun an die Darstellung der Italia  als Mutter Erde oder an die Abbildung der Personen des augusteischen Hauses auf dem Prozessionsfries denken. Der Wissenschaft diente die Errichtung einer Bibliothek auf dem Palatin, eine andere wurde in der Säulenhalle der Octavia gebaut. Vorsteher der Palatinsbibliothek war der gelehrte C. Julius Hyginus. Mit zahlreichen Dichtern und Gelehrten stand Augustus in enger Verbindung. Sie haben den Prinzeps und sein Friedenswerk hoch gefeiert, Horaz in den Römeroden, Vergil in seiner Aeneis (das Werk ist nach dem Tode Vergils durch Augustus der Nachwelt erhalten worden). Im Auftrage des Augustus hat Horaz das  Carmen saeculare  für die Feier des Jahres 17 v. Chr. gedichtet, auch die römischen Elegien des Properz spiegeln ganz die Bestrebungen des Augustus wider. Der Prinzeps aber hat den Dichtern volle Freiheit gelassen, sie haben ihm dies auf ihre Weise zu danken gewußt.

Ein besonders schwieriges Problem des augusteischen Prinzipats war die Frage der  Nachfolge.  Augustus hat mit seinen Anordnungen keinen Zweifel darüber gelassen, daß ihn dieses Problem, je länger desto mehr, beschäftigt hat. Als Haupt der julischen Familie war er nicht gerade vom Glück begünstigt.