Выбрать главу

Auf dem Gebiet der inneren Politik hat die Regierung des Claudius beachtenswerte Erfolge aufzuweisen. Die Majestätsprozesse wurden nicht wieder aufgenommen, in der Verwaltung wurde eine schärfere Trennung zwischen dem Prinzeps und dem Senat angestrebt. Mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts war der Prinzeps nicht kleinlich; so erhielten die Gallier, zuerst die Häduer, im Jahre 48 sogar das ius honorum.  Die Rede des Prinzeps ist auf einer Bronzetafel von Lyon erhalten, sie ist ein hervorragendes Zeugnis für den Stil und die gelegentlich etwas verschrobenen Gedankengänge des Claudius. Auch im Sakralwesen fühlte sich Claudius als Nachfolger des Augustus. Er begründete das Kollegium der 60 Haruspices. Am 21. April 47 beging er in feierlicher Form den 800. Gründungstag der Stadt Rom. Gegenüber den fremden Kulten war er sehr mißtrauisch. So ließ er die Juden aus Rom ausweisen, in Gallien untersagte er den Druidenkult mit seinen grausigen Menschenopfern. Auch die Chaldäer mußten aus Rom verschwinden. Im ganzen war seine Regierung für die Hauptstadt und für das Imperium eine der besten, die es im frühen Prinzipat überhaupt gegeben hat. Daß er an der Regierung einen Anteil hatte, zeigt der Stil von nicht wenigen seiner Edikte und Reskripte. So trägt das Schreiben an die Alexandriner, die er wegen der Judenunruhen zur Ordnung ruft, einen ausgesprochen persönlichen Charakter. Claudius war ein wohlwollender Prinzeps, er kannte aber auch die Grenzen, die dem Wohlwollen eines jeden Herrschers gesetzt sind. Das in den antiken Quellen, vor allem von Sueton und erst recht das von Seneca in der  <Apocolocyntosis>  entworfene Bild des Kaisers bedarf starker Korrekturen. Viel richtiger hat der erste Prinzeps, der Kaiser Augustus, den jungen Claudius beurteilt: wenn er auch ungeschickt sei, so trete doch in den wesentlichen Dingen der Adel seiner Seele klar zutage.

Mit dem Regierungsantritt des Nero (13. Oktober 54) beginnt eine neue Zeit. Der noch nicht ganz 17jährige Sohn des Cn. Domitius Ahenobarbus und der Julia Agrippina, der Tochter des Germanicus, war dank der geschickten Regie seiner Mutter ohne Schwierigkeit von den Prätoxiajiern als Imperator und vom Senat als Prinzeps anerkannt worden. In Seneca und Afranius Burrus verfügte er über zwei hervorragende Ratgeber. Sie haben aus den ersten fünf Jahren seiner Regierung ein ausgesprochen glückliches Zeitalter gemacht. Der Ehrgeiz seiner Mutter Agrippina erwies sich als höchst unheilvoll, der Kampf um die Macht zwischen Mutter und Sohn führte im Jahre 59 zu einer der schaurigsten Untaten der ganzen römischen Kaisergeschichte: nachdem ein vorgetäuschter Schiffsunfall nicht zum Ziel geführt hatte, ließ Nero seine Mutter ermorden. Drei Jahre später (62) folgte der Sturz der Kaiserin Octavia, der Tochter des Claudius und der Messalina. Ihr Leidensweg führte über die Scheidung von Nero zur Verbannung und Hinrichtung, weil sie der Geliebten des Prinzeps, Poppaea Sabina, im Wege gestanden hatte. Auch diese Frau ist ihres Sieges nicht froh geworden, denn sie starb schon im Jahre 65, ihre Ehe mit dem Prinzeps war kinderlos geblieben (eine Tochter war in frühester Jugend verstorben). Seinen Rivalen Britannicus, den Sohn des Claudius, hatte Nero bereits zu Beginn des Jahres 55 vergiften lassen.

Im Jahre 62 war Afranius Burrus an einer qualvollen Krankheit gestorben, der Einfluß des Seneca auf Nero wurde immer schwächer. Nero geriet in das Fahrwasser des Ofonius Tigellinus, des neuen Präfekten der Prätorianer, der den wenig vornehmen Passionen des Prinzeps in jeder Weise Vorschub leistete, um den jungen Herrscher um so besser lenken zu können. Nero warf das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinaus, die städtische Plebs wurde mit Zirkusspielen bei guter Laune gehalten. In der Staatskasse herrschte Ebbe; bald mußte man zu dem zweischneidigen Mittel der Münzverschlechterung Zuflucht nehmen, der Gehalt an Edelmetall wurde herabgesetzt, anstatt 40 Goldstücken wurden jetzt 45, anstatt 84 Denaren jetzt 96 pro Pfund geprägt.

In der Nacht vom 18. zum 19. Juli 64 brach in Rom ein verheerender Brand aus, er wütete sechs Tage und, nach kurzer Pause, noch weitere drei Tage. Von den 14 Regionen der Urbs waren sieben vollständig zerstört, drei weitere teilweise in Asche gelegt. Daß Nero selbst den Brand angestiftet hätte, ist eine Legende. Sie wird nicht zuletzt auch dadurch widerlegt, daß die Nacht vom 18. auf den 19. Juli eine Vollmondnacht gewesen ist. Doch kam die Feuersbrunst dem Prinzeps nicht ungelegen, da er nun Raum hatte, um seine gigantischen Baupläne in der Stadt ausführen zu können. Dies gilt insbesondere für die Domus aurea,  einen riesigen Gebäudekomplex in der Senke zwischen dem Caelius und dem Esquilin. Da man dem Prinzeps seit seinem Muttermord alles zutraute, bezichtigte Nero, um den Verdacht von sich abzulenken, die Christen, den Brand angelegt zu haben. Der Name der Christen erscheint hier zum erstenmal in der antiken Überlieferung. Die Menge warf ihnen vor allem <Haß gegen das Menschengeschlecht  (odium generis humani) vor - ein massiver Vorwurf, der durch die zurückgezogene Haltung der Christen erklärt wird. Zahlreiche Christen wurden in grausamer Weise hingerichtet, sie wurden verbrannt oder von wilden Tieren im Zirkus zerfleischt. Die Zahl der Opfer war groß, auch die Apostel Petrus und Paulus sind wahrscheinlich in dieser Verfolgung umgekommen.

Inzwischen hatte sich in Rom eine Opposition unter der Nobilität und unter den Offizieren der Prätorianer zusammengefunden. Das Haupt der Verschwörung war C. Calpurnius Piso, die Verschwörer hatten die Absicht, den Prinzeps bei den Spielen zu Ehren der Göttin Ceres im April 65 umzubringen. Nero wurde aber gewarnt, die ersten unter den Verhafteten verrieten unter der Folter eine Anzahl von Mitwissern, auch die Namen des Seneca und Piso. Während einige der Verschwörer unter dem Beil des Henkers sterben mußten, wurden andere, auch Seneca, zum Selbstmord gezwungen. Piso hatte sich selbst den Tod gegeben. Andere Beteiligte wurden nur mit Verbannung bestraft. Trotz der geringen Zahl der Opfer war die pisonische Verschwörung ein tiefer Einschnitt in dem Prinzipat Neros. Der Zorn des Kaisers richtete sich auch gegen die Stoikeropposition. Musonius Rufus wurde auf die öde Insel Gyaros verbannt, Thrasea Paetus in den Tod getrieben, ebenso der ehemalige Prokonsul von Asia, Barea Soranus, und seine Frau; diese hatte angeblich die Astrologen nach dem Schicksal des Prinzeps befragt, eine Tat, die als ein todeswürdiges Verbrechen galt. Im Jahre  66  wurde in Benevent eine andere Verschwörung, die des Annius Vinicianus (coniuratio Viniciana),  aufgedeckt. Vinicianus war der Schwiegersohn des gefeierten Feldherrn Cn. Domitius Corbulo. Von nun an lebte Nero in ständiger Angst, auch vor seiner Generalität. So ließ er die beiden Oberkommandierenden der Heere an der Rheingrenze, Scribonius Rufus und Scribonius Proculus, nach Griechenland zu sich kommen. Hier wurden sie zum Selbstmord gezwungen. Das gleiche Schicksal ereilte auch Domitius Corbulo (67). Im Volk erfreute sich Nero dagegen nach wie vor größter Beliebtheit. Inschriften aus dem Osten feiern ihn als den «Retter des Erdkreises»  (soter tes oikümenes), er wurde mit Herakles und vor allem mit Apollo, dem Schutzpatron der Musen, gleichgesetzt. Die von Nero getragene Strahlenkrone e"innert an die Identifizierung des Prinzeps mit dem Gott Helios. Es war der Gipfel der Apotheose des lebenden Herrschers, als der Prinz Tiridates im Jahre 66 die Krone Armeniens aus der Hand Neros entgegennahm. Er erwies dem Kaiser die Proskynese und nannte ihn Mithras. Eine Huldigung für den Prinzeps ist auch die große Nerosäule von Mainz, die man geradezu als einen <Hymnus aus Stein auf den Kaiser) bezeichnet hat.