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»Bedenkt, edler Sachse,« erwiderte der Ritter, »Ihr habt weder Brustharnisch, noch Kopfpanzer und nur den leichten Helm da und Schwert und Schild!«

»Um so leichter werde ich die Mauern erklettern können,« versetzte Cedric, »und vergebt mir die Prahlerei, Herr Ritter, aber Ihr sollt heute sehen, daß der Sachse mit nackter Brust ebenso kühn dem Sturme entgegengeht als der Normann mit seinem Panzer.«

»Denn also los in Gottes Namen!« rief der schwarze Ritter. »Stoßt die Tür auf und laßt die schwimmende Brücke nieder.«

Das Floß lag nun auf dem Wasser, den ganzen Raum zwischen dem Außenwerk und dem Schloß füllend. Es bot einen gefährlichen schlüpfrigen Übergang für zwei Mann nebeneinander. Der schwarze Ritter kannte den Vorteil, den ein rascher Überfall auf den Feind verschafft, und er stürzte über die Brücke, Cedric ihm zur Seite. Sie erreichten glücklich das Tor, das der Ritter sofort mit seiner Streitaxt zu bearbeiten begann. Aber zwei von den Nachstürmenden wurden auf der Stelle von Bolzen niedergestreckt, und zwei fielen in den Graben, die anderen zogen sich nach dem Außenwerk zurück. Der schwarze Ritter und Cedric waren nun in großer Gefahr. Zum Glück für sie schossen die Schützen auf den Brückenkopf unausgesetzt ihre Pfeile und nötigten so den Feind, die Verteidigung zu verteilen, so daß der Hagel von Schleudersteinen, der sie sonst überschüttet hätte, zu einem großen Teile von ihnen abgelenkt wurde. In diesem Augenblick wurden die Belagerer die rote Fahne gewahr, die von der Spitze des Turmes wehte, wie es Ulrika dem Sachsen versprochen hatte. Der wackere Yeoman Locksley war der erste, der sie entdeckte.

»Heiliger Georg!« rief er. »Heiliger Georg für England! – Greift zu, tapfere Yeomen! Heran, heran! Warum laßt ihr den guten Ritter und den edlen Cedric allein? Los toller Priester! zeige, daß du für deinen Rosenkranz streiten kannst! – Drauf und dran, Yeomen! – Das Schloß ist unser, wir haben Bundesgenossen darin! Seht, die Fahne dort ist das verabredete Zeichen. – Torquilstone ist unser! – Denkt, was für eine Ehre! Denkt, was für reiche Beute! – Nur noch ein letzter Kampf und das Schloß ist unser!« Mit diesen Rufen spannte er seinen braven Bogen und schoß einen Krieger mitten durch die Brust, der eben mit mehreren andern unter de Bracys Führung bemüht war, ein Stück Mauerwerk von der Zinne loszubrechen, um es dem Ritter und Cedric auf den Kopf zu stürzen. Ein zweiter Krieger nahm dem Sterbenden das Brecheisen aus der Hand und fuhr fort, das Gestein loszuschlagen. Ein zweiter Pfeil traf ihn, daß er tot in den Graben stürzte. Da wichen die andern zurück.

»Feige Buben!« rief de Bracy. »Mont joye Saint Denis! Mir das Brecheisen!« Er griff es und wütete von neuem gegen das Mauerstück, das wuchtig genug war, die beiden zu zermalmen und die schwimmende Brücke zu zertrümmern, auf der sie standen. Alle sahen die Gefahr, aber selbst die kühnsten, wie der mannhafte Mönch, wagten sich nicht auf die Brücke. Dreimal zielte Locksley auf de Bracy und dreimal sprang der Pfeil von der trefflichen Rüstung des Ritters ab. »Verflucht sei dein spanisches Panzerhemd!« rief Locksley. »Hätte es ein englischer Schmied gemacht, so wären diese Pfeile hindurch gegangen wie durch Seide oder Linnen.« Dann schrie er laut: »Kameraden, edler Cedric, tretet zurück und laßt die Trümmer herabfallen!«

Aber seine Warnung blieb ungehört, der Lärm, den der Ritter mit seinen Schlägen gegen das Tor machte, und die Klänge von zwanzig Kriegstrompeten übertönten sie. Der treue Gurth sprang auf das Floß, um Cedric zu warnen oder mit ihm zu sterben. Aber auch er wäre zu spät gekommen, denn schon bebte der gewaltige Block, und de Bracys Arbeit war fast ganz getan, da schlug die Stimme des Templers an sein Ohr: »Alles ist verloren, de Bracy, das Schloß brennt!«

»Seid Ihr von Sinnen?« »Am Westende steht alles in hellen Flammen! Es ist unmöglich zu löschen!« In dem kalten finstern Tone, der eine Charaktereigentümlichkeit Brian de Bois-Guilberts war, wurde diese entsetzliche Nachricht mitgeteilt, aber von seinem Kameraden nicht mit der gleichen Fassung vernommen.

»Heilige des Paradieses! Was ist da zu tun?« rief de Bracy. »Ich gelobe dem heiligen Nikolas einen Leuchter von reinem Golde ...«

»Spart Euch das Gelübde und hört mich an!« sprach der Templer. »Führt Eure Leute hinunter, als wolltet Ihr einen Ausfall machen und stoßt die Pforte auf. – Es stehen nur zwei Mann auf dem Floß, werft sie in den Graben und dringt in das Außenwerk! Ich will zum Haustor hinaus und von dieser Seite das Außenwelt gewinnen, so können wir uns verteidigen, bis uns Entsatz gebracht wird, oder wir bekommen gute Bedingungen zum Abzug.«

»Das ist ein kluger Plan,« antwortete de Bracy, »ich will meinen Teil daran übernehmen, wenn Ihr mich nicht im Stich lassen wollt, Herr Templer.«

»Meine Hand darauf!« versetzte der Templer. »Aber haltet Euch dazu um Himmels willen!« De Bracy zog schnell seine Leute zusammen und drang mit ihnen nach der Pforte, die er öffnen ließ. Kaum war das getan, so erzwang der schwarze Ritter in seiner gewaltigen Kraft den Eingang trotz de Bracys Leuten. Zwei der vorderen fielen, die andern ergriffen die Flucht. »Hunde!« rief de Bracy, »sollen uns zwei Feinde den einzigen Ausweg versperren?«

»Der Teufel ist gegen uns!« rief ein alter Soldat, vor den Axthieben des Schwarzen zurückweichend.

»Und wenn es der Teufel selber ist,« schrie de Bracy, »wollt ihr vor ihm in den Rachen der Hölle fliehen? Das Schloß brennt hinter uns! Vielleicht flößt euch die Verzweiflung den nötigen Mut ein. Laßt mich voran, daß ich es mit dem gewaltigen Streiter aufnehme.« Und brav und ritterlich hielt diesmal de Bracy den Ruhm aufrecht, den er sich in den Bürgerkriegen dieser furchtbaren Zeit errungen hatte. Der Gang, der nach der Pforte führte, hallte wider von den Streichen der beiden mächtigen Krieger, die nun miteinander im Handgemenge waren. De Bracy focht mit seinem Schwert, der schwarze Ritter mit seiner Streitaxt. Endlich erhielt der Normann einen Schlag, der ihn in seiner vollen Länge zu Boden streckte.

»Ergebt Euch, de Bracy!« rief der schwarze Ritter, indem er sich niederbeugte und ihm den Dolch gegen das Visier hielt. »Ergebt Euch, Moritz de Bracy, auf Gnade und Ungnade, oder Ihr seid des Todes!«

»Ich ergebe mich nicht einem Sieger, den ich nicht kenne,« versetzte der Normann. »Nennt Euern Namen oder macht mit mir, was Ihr wollt. Man soll nicht sagen, de Bracy sei der Gefangene eines namenlosen Abenteurers gewesen.«

Der schwarze Ritter flüsterte ihm etwas ins Ohr. »Ich ergebe mich Euch auf Gnade und Ungnade,« sagte darauf de Bracy, nunmehr im Tone tiefster Unterwürfigkeit.

»Geht nach dem Brückenkopf,« befahl der Sieger in gebieterischem Tone. »Dort harrt meiner weitern Befehle!«

»Erst laßt mich Euch noch etwas sagen,« sprach de Bracy: »Wilfried von Ivanhoe ist im Schlosse, verwundet und gefangen, wenn ihm nicht schleunige Hilfe gebracht wird, kommt er im Brande um!«

»Wilfried von Ivanhoe!« rief der schwarze Ritter. »Verbrennen, umkommen! Das Leben jedes Mannes im Schlosse soll mir dafür haften, daß ihm nicht ein Haar auf dem Haupte versengt wird. Wo liegt er?«

»Geht die Wendeltreppe dort hinauf, so kommt Ihr hin! Soll ich Euch führen?«

»Nein! Ihr geht zum Außenwerk und wartet meine Befehle ab! Ich traue Euch nicht, de Bracy.«

Während dieses Gefecht und das darauf folgende Zwiegespräch stattfand, eilte Cedric an der Spitze eines Haufens in das Schloß. Der Mönch war der vorderste, der über die Brücke hinüberdrang, sobald das Tor geöffnet war. De Bracys Soldaten gaben den Kampf auf und wichen zurück. Einige baten um Pardon, andere leisteten noch vergebens Widerstand, die Mehrzahl ergriff die Flucht. De Bracy erhob sich vom Boden, sah seinem Sieger betrübt nach und sagte zu sich selber: