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»Sechshundert Kronen etwa kann der heilige Prior zahlen und sitzt dann noch ebenso warm wie zuvor,« antwortete Isaak.

»Sechshundert Kronen,« sagte der Hauptmann ernst »Damit bin ich zufrieden. Du hast gut gesprochen, Isaak. – Sechshundert Kronen. Das ist gerecht und billig, Herr Prior.«

»Seid ihr toll, ihr Herren?« rief der Prior. »Wo sollte ich eine solche Summe hernehmen? Kaum die Hälfte könnte ich aufbringen und wenn ich die Leuchter und die silberne Monstranz der Abtei veräußerte! Auch muß ich dann vorher nach Jorlvaux, ihr könnt meine beiden Mönche als Pfand behalten.«

»Das wäre ein schlechtes Pfand,« versetzte der Hauptmann. »Nein, Prior, Euch wollen wir hier behalten und die Mönche nach dem Lösegeld schicken.«

»Wenn es Euch recht wäre,« sagte Isaak, der sich die Geächteten zu Freunden machen wollte, »so könnte ich um die sechshundert Kronen nach York schicken, ich habe gerade ein bißchen Geld zur Verfügung, der ehrwürdige Abt brauchte mir dann nur einen Wechsel darüber auszustellen.«

»Das soll er,« stimmte der Hauptmann bei, »und du sollst das Lösegeld für den Abt und für dich selber hier hinterlegen.«

»Für mich?« entgegnete der Jude. »Ach, ihr tapfern Herren ich bin ein armer ruinierter Mann, und auf immer brächtet ihr mich an den Bettelstab, wenn ich auch nur fünfzig Kronen an Euch zahlen sollte.«

»Darüber soll nun der Prior urteilen,« versetzte der Hauptmann. »Was meint Ihr, Prior Aymer, kann der Jude ein ordentliches Lösegeld zahlen?«

»Ob er zahlen kann!« versetzte der Abt. »Ist er nicht Isaak von York? Reich genug, daß er die zehn Stämme Israels aus der Gefangenschaft loskaufen könnte, die einst unter dem Joche der Assyrer schmachteten? Ich selber habe nur wenig davon gesehen, aber unser Kellermeister und unser Schatzmeister haben viel Geschäfte mit ihm abgeschlossen, sein Haus, sagen sie, stecke so voll von Gold und Silber, daß es eine wahre Schande sei für ein Christenland. Jedes christliche Herz muß sich darüber wundem, daß solche blutsaugenden Nattern an den Eingeweiden des Staates, ja selbst der heiligen Kirche mit ihrem Wucher saugen dürfen.«

»Haltet ein, Vater!« rief der Jude. »Laßt nach in Euerm Zorn! Ich bitte Euer Hochwürden, bedenket, daß ich ja doch niemand aufdränge mein Geld. Aber wenn geistliche und weitliche Fürsten, Ritter und Priester klopfen an die Tür Isaaks, so sind sie nicht so unhöflich, wenn sie von ihm haben wollen Geld. Dann heißt es wohl, Freund Isaak, willst du uns helfen? und: Guter Isaak, wenn du je ein Freund derer warst, die in Not sind, so hilf jetzt mir, der Zahltag soll pünktlich innegehalten werden, so wahr Gott lebt! – Kommt der Tag aber und fordre ich zurück mein Eigentum, so bin ich ein verdammter Jüd, der Fluch Ägyptens wird herabbeschworen über mein Volk!«

»Prior,« sagte der Hauptmann, »er ist nur ein Jude, aber darin muß ich ihm doch recht geben. – Setze also sein Lösegeld fest, wie er das deine festgesetzt hat, und laß die harten Worte beiseite.«

»So sage ich denn, Ihr tut Euch selber unrecht, wenn Ihr weniger als tausend Kronen von ihm fordert.«

»Gut gesprochen!« sagte der Hauptmann.

»Der Gott meiner Väter erbarme sich mein!« rief der Jude. »Wollt Ihr vollends zugrunde richten einen armen Mann? – Kinderlos bin ich schon – wollt Ihr mir auch noch nehmen, wovon ich friste mein Leben?«

»Wenn du keine Kinder hast,« sagte Prior Aymer, »so hast du auch weniger Sorgen.«

»Ihr könnt Euch freilich nicht denken, wie das Kind meiner Liebe mir liegt am Herzen! O Rebekka, Rebekka, Tochter meiner geliebten Rahel! – Wäre jedes Blatt auf diesem Baum eine Zechine und mein Eigentum, all diese Zechinen, all diesen Reichtum wollt ich hingeben, könnt' ich dich lebend befreien aus den Händen der Nazarenerl«

»Hatte nicht deine Tochter schwarzes Haar?« fragte einer der Geächteten. »Und trug sie nicht einen Schleier von seidnem Flor, der mit Silber durchwirkt war?« »Jawohl, jawohl!« rief der alte Mann, der jetzt vor Begierde zitterte wie zuvor aus Furcht. »Der Segen Jakobs sei mit dir. – Kannst du mir sagen, daß sie ist in Sicherheit?«

»Sicherlich ist sie es gewesen,« sagte der Yeoman, »der stolze Templer hat so eine mitgenommen, als er gestern durch unsere Reihen brach. Ich wollte schon einen Pfeil abschießen, aber ich ließ es sein, weil ich fürchtete, ich könnte dem Mädchen Schaden tun.«

»Wollte Gott, du hättest ihn abgeschossen,« jammerte der Jude. »Und hätte er ihr den Busen durchbohrt! Besser sie läge im Grabe ihrer Väter als im Bette eines stolzen grausamen Templers! Ischobad! Ischobad! Vernichtet ist die Ehre meines Hauses!«

»Meine Freunde!« sagte Locksley. »Der alte Mann ist freilich nur ein Jude, aber sein Kummer rührt mich. – Isaak, sag uns ehrlich, wenn du uns tausend Kronen Lösegeld zahlst, bleibt dir dann gar nichts mehr?« Isaak dachte an seine irdischen Güter und seine Liebe zu ihnen war so groß, daß sie selbst seiner Vaterliebe den Rang streitig machte. Er erblaßte, stammelte und konnte nicht in Abrede stellen, daß ihm noch ein wenig bleiben würde.

»Gut,« sagte Locksley. – »was dir bleibt, wollen wir nicht in Anrechnung bringen. Ohne Geld kannst du deine Tochter ebensowenig aus den Klauen des Templers befreien, wie wir einen Königshirsch mit einem Pfeil ohne Kopf schießen können. Wir wollen von dir dasselbe Lösegeld nehmen wie von dem Abt, oder lieber noch hundert Kronen weniger. Es bleiben dir dann immer noch fünfhundert Kronen übrig, die du für deine Tochter verwenden kannst. Templer sind in den Glanz von Gold und Silber ebenso vernarrt wie in den von schwarzen Augen. Laß deine Kronen vor Bois-Guilberts Ohren erklingen, sonst geht es nicht gut. Du findest ihn, wie unsere Spione melden, im nächsten Präzeptorium seines Ordens.«

»Jude,« sagte Prior Aymer, »vielleicht könntest du mit einigen Gaben für den Altar des heiligen Robert Gnade finden für deine Tochter Rebekka. Das Mädchen dauert mich, denn sie ist schön und wohlgebaut, in den Schranken von Ashby habe ich sie gesehen. Denke darüber nach, wie du meine Fürsprache gewinnen magst, ich habe großen Einfluß auf Bois-Guilbert.«

»Wehe!« rief der Jude. »Überall dringen Räuber auf mich ein, ich bin eine Beute der Assyrer und Ägypter!« Er seufzte und rang die Hände, aber der Anführer der Geächteten nahm ihn zur Seite. »Überlege dir, Isaak,« sagte er, »was du in dieser Sache tun willst. Ich kann dir nur raten, mache dir den Mann der Kirche zum Freunde, er ist geizig und braucht viel, so kannst du leicht seine Gunst gewinnen. Denke ja nicht, daß ich dir glaube, was du mir von deiner Armut vorlügst. Ich kenne den eisernen Kasten, darin du deine Geldsäcke aufbewahrst, und ich kenne den großen Stein in deinem Garten zu York, wo es in das geheime Gewölbe hinuntergeht.« Der Jude wurde totenbleich. »Fürchte nichts von mir,« fuhr der Yeoman fort. »Wir sind alte Bekannte. Erinnerst du dich noch des kranken Yeoman, den deine schöne Tochter Rebekka aus dem Fußblock erlöste und zu Hause behielt, bis sie ihn gesund gepflegt hatte? Als ich ging, hast du mir noch eine Silbermünze mit auf den Weg gegeben. So sehr du auch ein Wucherer bist, nie hat dir Geld so gute Zinsen getragen als dieses Silberstück, heute hat es dir fünfhundert Kronen eingebracht.«

»So bist du der, den wir Diccon, den Bogenspanner nannten? Deine Stimme ist mir gleich bekannt vorgekommen.«

»Der bin ich, und heiße auch Locksley, und einen andern guten Namen habe ich auch noch.«

»Aber guter Bogenspanner,« sagte der Jude, »wegen des Gewölbes bist du im Irrtum. Es ist nichts weiter darin wie ein paar Waren, die ich gern mit dir teilen will – hundert Ellen grünes Tuch zu Wämsern für deine Leute, hundert Stöcke spanisches Rohr zu Bogen und schöne seidene Schnüre – ich will sie dir gern schicken, wenn du nur wegen des Gewölbes nichts verraten willst, ehrlicher Diccon.«

»Schweigen will ich wie das Grab,« sagte Locksley. – »Aber um deine Tochter ist mir bange und doch kann ich ihr nicht helfen. Du mußt die Klugheit zu Hilfe nehmen. Soll ich für dich mit dem Prior verhandeln?«