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»Es kann Stunden dauern, bis sie schnallt, was du ihr sagen willst.«

»Ich weiß. Du mußt warten.«

Die unglückliche Hündin legte den Kopf schief und seufzte. »Na gut, Murphy.«

Mrs. Murphy flog über die Weiden, ihre Füße berührten kaum die durchweichte Erde. Sie fand Harry auf der Ladefläche des Transporters Behende sprang Mrs. Murphy auf den Wagen Sie miaute. Sie rieb sich an Harrys Bein. Sie miaute lauter.

»He, kleine Miezekatze, ich hab zu tun. «

Es wurde dunkler. Mrs. Murphy verzweifelte allmählich. »Komm mit, Mom. Los komm sofort.«

»Was ist bloß in dich gefahren?« Harry war verwirrt.

Mrs. Murphy maunzte und schrie aus Leibeskräften. Am Ende sprang sie hoch, grub ihre Krallen in Harrys Jeans und kletterte an ihrem Bein hinauf. Harry brüllte, Mrs. Murphy sprang von ihrem Bein herunter und rannte ein paar Schritte weg. Harry rieb sich das Bein. Mrs. Murphy rannte zurück und machte An­stalten, das andere Bein zu erklimmen.

Harry streckte die Hand aus. »Wehe!«

»Dann komm mit, Dummkopf.« Mrs. Murphy lief wieder fort von ihr.

Schließlich folgte Harry. Sie hatte keine Ahnung, was los war, aber sie lebte jetzt sieben Jahre mit Mrs. Murphy zusammen, lange genug und nahe genug, um ein bißchen über das Wesen von Katzen zu wissen.

Die Katze eilte über die Wiese. Wenn Harry langsamer wurde, rannte Mrs. Murphy zurück und preschte dann wieder los, wo­bei sie versuchte, sie anzuspornen Harry legte Tempo zu.

Als Tucker die beiden kommen sah, fing sie an zu bellen.

Schwer atmend blieb Harry an der Böschung stehen. »O ver­dammt, Tucker, wie bist du da rübergekommen?«

»Guckdoch!« schrie die Katze.

»Mommy, ich hab Sie gefunden, sie gehört mir. Wenn ich sie abgeben muß, will ich einen Fleischknochen dafür«, feilschte Tucker. Sie hob die Hand mit der Schnauze auf.

Harry brauchte eine Minute, bis sie in dem schwindenden Licht etwas erkennen konnte. Zuerst traute sie ihren Augen nicht. Aber dann traute sie ihnen doch. »O mein Gott.«

10

Kick Shaw, der Bezirkssheriff von Albemarle County, bückte sich mit seiner Taschenlampe. Officer Cynthia Cooper, schon auf den Knien, hob die Finger behutsam mit ihrem Taschen­messer an.

»So was hab ich noch nie gesehen«, murmelte Shaw. Er zog eine Zigarette aus seiner Tasche.

Der Sheriff bekämpfte seine Nikotinsucht mit niederschmet­ternden Resultaten. Jetzt hatte sogar Cooper angefangen, Ziga­retten zu stibitzen.

Tucker saß da und starrte auf die Hand. Blair Bainbridge, dem ein bißchen übel war, und Harry standen neben Tucker. Mrs. Murphy ruhte sich an Harrys Hals gekuschelt aus. Sie hatte kalte Füße und war müde, weswegen Harry sie sich wie eine Stola um den Hals geschlungen hatte.

»Harry, haben Sie eine Ahnung, wo die herkommt?«

»Ich weiß es«, gab Tucker unaufgefordert preis.

»Wie gesagt, der Hund saß mit dieser Hand am Bachufer. Ich bin nach Hause gelaufen und hab Sie angerufen, dann bin ich in den Wagen gesprungen, um mich hier mit Ihnen zu treffen. Mehr weiß ich nicht.«

»Und Sie, Mr. äh...«

»Blair Bainbridge.«

»Mr. Bainbridge, ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefal­len? Vor diesem Fund, meine ich?«

»Nein.«

Rick grunzte beim Aufstehen. Cynthia Cooper stopfte die Hand in eine Plastiktüte.

»Kommt mit mir, dann zeig ich's euch!«

Tucker rannte kläffend zum Friedhof.

»Sie hat eine Menge zu sagen.« Cynthia lächelte. Sie hatte den kleinen Hund und die Katze gern.

Shaw machte einen Lungenzug, dann stieß er eine dünne blaue Rauchwolke aus, die sich nicht aufwärts ringelte. Was höchstwahrscheinlich noch mehr Regen bedeutete.

Tucker saß vor dem Friedhof und jaulte.

»Ich geh jedenfalls nachsehen, was sie hat.« Harry folgte ih­rem Hund.

»Ich auch.« Cynthia folgte Harry, die Tüte mit der Hand nahm sie mit.

Rick murrte, aber seine Neugierde war geweckt. Blair schloß sich ihm an. Als die Menschen bei dem Eisenzaun anlangten, bellte Tucker wieder und ging zu dem Grabmal mit dem Har­fenengel. Cooper richtete den Strahl ihrer Taschenlampe dort­hin, wo Tucker war.

»Genau hier«, erklärte Tucker.

Harry blinzelte. »Coop, das untersuchen Sie besser.«

Wieder ging Cynthia auf die Knie. Tucker grub in der Erde. Sie traf auf ein Luftloch, und der eindeutige Geruch von verwe­sendem Fleisch schlug Cynthia ins Gesicht. Die junge Frau taumelte rückwärts und kämpfte gegen den Brechreiz.

Rick Shaw, unterdessen neben ihr, drehte den Kopf zur Seite. »Mir scheint, es gibt Arbeit für uns.«

Blair sagte mit aschfahlem Gesicht. »Soll ich einen Spaten aus dem Schuppen holen?«

»Nein danke«, sagte der Sheriff. »Ich denke, wir postieren hier heute nacht einen Mann und fangen bei Tageslicht an. Ich möchte nicht riskieren, Beweise zu vernichten, weil wir nichts sehen können.«

Auf dem Rückweg zum Streifenwagen blieb Blair stehen und wandte sich an den Sheriff, der sich bereits die nächste Zigaret­te angezündet hatte. »Ich habe doch etwas gesehen. In der Ge­witternacht ist der Blitz in meinen Transformator eingeschla­gen. Ich hatte keine Kerzen und stand am Küchenfenster.« Er zeigte auf das Fenster. »Dann kam wieder ein starker Blitz und hat den Baum gespalten, und einen Moment dachte ich, ich hätte jemanden auf dem Friedhof stehen sehen. Ich hab das nicht weiter ernst genommen. Es schien mir einfach nicht mög­lich.«

Shaw trug dies geschwind in sein kleines Notizbuch ein, wäh­rend Coop nach einem Posten zur Bewachung des Friedhofs telefonierte.

Harry lag ein Witz über die Totenwache auf der Zunge, aber sie hielt den Mund. In ernsten Situationen kam ihr Sinn für Humor immer auf Hochtouren.

»Mr. Bainbridge, Sie haben nicht vor, demnächst zu verrei­sen?«

»Nein.«

»Schön. Ich muß Ihnen vielleicht noch ein paar Fragen stel­len.« Rick lehnte sich an den Wagen. »Ich rufe Herbie Jones an. Es ist sein Friedhof. Harry, wollen Sie nicht nach Hause gehen und was essen? Die Abendessenszeit ist längst vorbei, und Sie sehen kränklich aus.«

»Mir ist der Appetit vergangen«, antwortete Harry.

»Tja, mir auch. An solche Sachen gewöhnt man sich nie.« Der Sheriff klopfte ihr auf den Rücken.

Als Harry zur Tür hereinkam, griff sie zum Telefon und rief Susan an. Kaum war das Gespräch beendet, rief sie Miranda Hogendobber an. Denn wenn Miranda es als letzte erführe, das wäre beinahe so entsetzlich wie die Entdeckung der Hand.

11

Beim ersten Tageslicht begannen zwei Männer rings um den Grabstein mit dem harfespielenden Engel vorsichtig die Erde umzugraben. Larry Johnson, Arzt im Ruhestand, war zum Un­tersuchungsrichter von Crozet bestellt worden - ein geruhsamer Job, da es normalerweise herzlich wenig zu tun gab. Er schaute zu, zusammen mit Reverend Herbie Jones. Rick Shaw und Cyn­thia Cooper siebten sorgsam die Erde, die die Männer mit ihren Spaten umgruben. Harry und Blair blieben hinten beim Zaun. Miranda Hogendobber kam in ihrem Falcon vorgefahren, stürmte aus dem Wagen und marschierte zum Friedhof.

»Harry, Sie haben Miranda angerufen. Geben Sie's zu. Ich weiß es«, erregte sich Rick.

»Ja nun. sie hat eine interessante Art zu denken.«

»Ich muß doch sehr bitten.« Rick schüttelte den Kopf.

»Erzhaltige Erde.« Einer der grabenden Männer zog sich sein Halstuch vor die Nase.