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Wenn Harry ihre Tiere besser verstünde, wüßte sie sogar noch mehr, denn die Corgihündin Tee Tucker konnte unter die Ve­randastufen huschen, und Mrs. Murphy konnte auf den Heubo­den springen, eine Leistung, die die behende Tigerkatze elegant und mühelos vollbrachte Katze und Hündin verfügten über eine Fülle von Informationen, die sie ihrer relativ intelligenten menschlichen Gefährtin mitteilen konnten. Aber das war nicht einfach. Manchmal mußte sich Mrs. Murphy vor Mutter Harry auf der Erde wälzen, oder Tee Tucker mußte sie am Hosenbein packen.

Heute tratschten die Tiere nicht über Menschen oder über ih­resgleichen. Sie saßen neben Harry und beobachteten Miranda Hogendobber, die, angetan mit rotem Faltenrock, gelbem Pullo­ver und Gartenhandschuhen, ihr kleines Beet beackerte, auf dem massenhaft Speise- und Zierkürbisse gediehen. Harry winkte Mrs. Hogendobber zu, die den Gruß erwiderte.

»Harry«, rief Susan Tucker, Harrys beste Freundin, aus dem Postamt.

»Ich bin hier draußen.«

Susan öffnete die Hintertür. »Die reinste Postkartenidylle. Herbst in Mittelvirginia.«

Während sie sprach, ging die Hintertür des Lebensmittella­dens auf, und Pewter, die dicke graue Katze der Shifletts, kam mit einem Hühnerbein im Maul herausgeflitzt.

Market rief der Katze nach: »Verdammte Scheiße, Pewter, heute kriegst du kein Abendessen.« Er starrte hinter ihr her, wie sie aufs Postamt zusteuerte, und als er aufsah, erblickte er Harry und Susan. »Entschuldigt, meine Damen, wenn ich gewußt hätte, daß ihr da seid, hätte ich keine so unanständigen Worte in den Mund genommen.«

Harry lachte. »Ach, Market, wir benutzen noch viel schlim­mere.«

»Gibst du uns was ab?« wollte Mrs. Murphy von Pewter wis­sen, als sie an ihnen vorbeisauste.

»Wie soll sie denn antworten? Sie hat die Schnauze voll«, sag­te Tucker.»Außerdem, es wäre das erste Mal, daß Pewter auch nur einen Krümel Fressen abgibt.«

»Da hast du leider recht.« Mrs. Murphy folgte ihrer grauen Freundin. Man konnte nie wissen.

Pewter blieb stehen, kaum daß sie außer Reichweite des resi­gnierten Market war, der jetzt auf die Damen einredete. Sie riß einen verlockenden Batzen Huhn herunter.

»Wie hast du das von Market stibitzen können?« Mrs. Mur­phys goldgelbe Augen wurden weit.

Pewter, die alte Angeberin, sagte kauend, wobei sie vorsichts­halber eine Pfote auf dem Hühnerschenkel behielt.»Er hat ein gegrilltes Hahnchen auf die Theke gelegt. Little Marilyn hat ihn gebeten, es zu zerteilen, und als er sich umdrehte, bin ich mit dem Schenkel auf und davon. « Sie kaute am nächsten schmack­haften Bissen.

»Bist 'n schlaues Mädchen, was?« Tucker schnupperte den köstlichen Duft.

»In der Tat, das bin ich. Little Marilyn hat gebrüllt, sie ißt kein Huhn, wo eine Katze reingebissen hat, und ehrlich gesagt, ich würde auch nichts essen, was Little Marilyn angefaßt hat. Die wird langsam schon so ein hochnäsiges Biest wie ihre Mut­ter.«

Blitzschnell schnappte sich Mrs. Murphy das Hühnerbein, während Tucker die dicke Katze schubste, so daß sie das Gleichgewicht verlor. Mrs. Murphy sauste durch die Gasse in Miranda Hogendobbers Garten, gefolgt von der triumphieren­den Tucker und der fauchenden Pewter.

»Gib das wieder her, du gestreiftes Arschloch!«

»Du gibst nie was ab, Pewter«, sagte Tucker, während Mrs. Murphy durch die Maisreihen zu den mondartigen Zierkürbis­sen rannte.

»Harry«, brüllte Mrs. Hogendobber, »diese Kreaturen bringen mich noch mal unter die Erde ! « Drohend schwang sie ihre Hacke vor Tucker. Tucker rannte weg. Jetzt jagte Pewter Mrs. Mur­phy durch die Reihen mit den Speisekürbissen, aber Mrs. Mur­phy, behende und durchtrainiert, sprang über ein ausladendes Kürbisgewächs mit der sahnig gelben Frucht in der Mitte. Sie steuerte auf die Zierkürbisse zu.

Market lachte. »Findet ihr nicht, wir sollten Miranda mal auf die Sanburnes loslassen?« Er sprach von Little Marilyn und Mim, ihrem ebenso unausstehlichen Mutterteil.

Susan und Harry mußten lachen, was Mrs. Hogendobber er­zürnte, die glaubte, sie lachten über sie.

»Das ist überhaupt nicht komisch. Die ruinieren mir meinen Garten. Meine schönen Kürbisse. Sie wissen doch, daß ich auf der Ernteausstellung mit meinen Kürbissen gewinnen will.« Mirandas Gesicht färbte sich bräunlichrot.

Tucker blickte voll Verwunderung hoch. »Die Farbe habe ich bei einem Menschen noch nie gesehen.«

»Tucker, Vorsicht, die Hacke!« brüllte Mrs. Murphy. Sie ließ den Hühnerschenkel fallen.

Pewter schnappte ihn sich. Das Fett unter ihrem Bauch schwabbelte, als sie heimwärts flitzte. Um Schnurrhaaresbreite wäre sie mit Market zusammengestoßen, dem sie seitwärts schlitternd auswich.

Er lachte. »Die sind so scharf drauf, ich werd mal den Rest vom Huhn auch noch rüberbringen.«

Als er mit dem Huhn wiederkam, hatte sich Mrs. Hogendob­ber schnaufend und keuchend gegen die Hintertür des Postamts fallen lassen.

»Tucker hätte mir die Hüfte brechen können. Was, wenn sie mich jetzt umgerannt hätte?« Mrs. Hogendobber sonnte sich in der Vorstellung von Gefahr und Zerstörung.

Market biß sich auf die Zunge. Er hätte gern gesagt, sie sei so gut gepolstert, daß sie sich da keine Sorgen zu machen brauche. Aber er blieb gnädig und schnitt Fleisch von dem Huhn herun­ter für die drei Tiere, die einander schleunigst alle Missetaten verziehen. Hühnerfleisch war zu wichtig, da durften persönliche Querelen nicht im Weg stehen.

»Tut mir leid, Mrs. Hogendobber. Alles in Ordnung mit Ih­nen?«

»Na klar. Ich wünschte bloß, Sie könnten mal Ihre Schützlin­ge zur Raison bringen.«

»Sie brauchen einen Corgi«, sagte Susan Tucker fürsorglich.

»Nein. Ich hab mein Leben lang für meinen Mann gesorgt. Jetzt muß ich nicht auch noch für einen Hund sorgen. George hat wenigstens ein Gehalt mit nach Hause gebracht. Gott hab ihn selig.«

»Hunde sind höchst unterhaltsam«, ergänzte Harry.

»Und was ist mit den Flöhen?« Mrs. Hogendobber war inter­essierter, als sie zugeben wollte.

»Gegen die sind Sie auch ohne Hund nicht gefeit«, antwortete Harry.

»Ich habe keine Flöhe.«

»Miranda, bei warmem Wetter kriegen alle Flöhe«, klärte Market sie auf.

»Sie vielleicht. Aber wenn ich ein Lebensmittelgeschäft hätte, würde ich dafür sorgen, daß es im Umkreis von fünfzig Metern keinen einzigen Floh gibt.« Mrs. Hogendobber schürzte die Lippen, die in mattglänzendem Rot geschminkt waren, passend zu ihrem Faltenrock. »Und ich würde öfter Sonderangebote machen.«

»Hören Sie mal, Miranda.« Market, der dies schon bis zum Überdruß gehört hatte, setzte zu einer leidenschaftlichen Ver­teidigung seiner Preispolitik an.

Eine unbekannte Stimme unterbrach diese sinnlose Debatte. »Ist jemand da?«

»Wer ist denn das?« Mrs. Hogendobbers Augenbrauen wölb­ten sich aufwärts.

Harry und Susan zuckten die Achseln. Miranda marschierte ins Postamt. Da ihr verstorbener Ehemann George über vierzig Jahre lang Posthalter gewesen war, hatte sie das Gefühl, tun zu können, was ihr paßte. Harry heftete sich an ihre Fersen, Susan und Market bildeten die Nachhut. Die Tiere, die das Huhn in­zwischen vertilgt hatten, flitzten hinein.