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»Ja, und nun ist er bei Boom Boom gelandet, oder etwa nicht?«

»Tja, der arme Kerl.« Cynthia brach in Lachen aus.

Rick lachte mit. »Das Weib wird ihn zum Wahnsinn treiben. Aber hübsch ist sie.«

»Das sagen die Männer immer.« Cynthia lächelte.

»Hm, ich begreife nicht, wie ihr Frauen für Mel Gibson schwärmen könnt. Was ist so besonders an ihm?« Rick drückte seine Zigarette aus.

»Wenn Sie das wüßten, hätten Sie und ich uns viel mehr zu sagen«, stichelte Cynthia.

»Sehr witzig.« Er griff nach dem nächsten Sargnagel.

»Nicht, Sie haben doch gerade eine ausgemacht!«

»Tatsächlich?« Er nahm den Aschenbecher in die Hand und zählte die Kippen. »Scheint zu stimmen. Die hier qualmt noch.« Er zerdrückte sie noch einmal.

»Sie werden mal wieder von einer Ahnung geplagt. Ich weiß es doch. Nun spucken Sie's schon aus.«

Er hob eine Schulter und ließ sie sinken. Er kam sich ein biß­chen komisch vor, wenn ihn diese Ahnungen befielen, denn er konnte sie weder erklären noch rechtfertigen. Männern wird beigebracht, zu untermauern, was sie sagen. Das war ihm in diesem Fall nicht möglich, aber im Laufe der Zeit hatte er ge­lernt, eigenartige Empfindungen oder seltsame Ideen nicht gleich zu verwerfen. Oft führten sie ihn zu brauchbaren Bewei­sen, brauchbaren Erkenntnissen.

»Na los, Boss. Ich merke es doch, wenn Sie Witterung auf­nehmen«, drängte Cynthia.

Er faltete die Hände auf seinem Schreibtisch. »Nur soviel. Daß die Leiche zerstückelt wurde, ergibt einen Sinn. Das gibt mir keine Rätsel auf. Die Regengüsse sind unserem Mörder in die Quere gekommen. Und die kleine Tucker. Sonst wäre die Chance nicht gering gewesen, daß die Beine und Hände nie gefunden worden wären. Aber das Bootshaus, das paßt nicht ins Bild.«

»Vielleicht hat er den Rumpf in den See geworfen, und als er hochkam, hat er ihn mit einem Haken oder was rangezogen und ins Bootshaus gezerrt.« Cynthia hielt inne, um nachzudenken. »Aber dann hätten alle diese Person, ob männlich oder weib­lich, gesehen, es sei denn, es war mitten in der Nacht, aber das Erscheinen einer Wasserleiche kann man nicht vorausplanen, oder?«

»Nee. Deswegen geht ja die Rechnung nicht auf. Das Stück Fleisch ist ins Bootshausgebracht worden. Es gibt keine andere Erklärung.«

»Wenn der Mörder sich in der Gemeinde auskannte, hätte er von Mims Pontonboot am Dock gewußt. Ins Bootshaus geht fast keiner, außer wenn sie mal wieder eine Bootspartie plant. Es eignet sich zum Verstecken einer Leiche so gut wie jeder andere Ort.«

»Wirklich?«

Sie starrten sich an. Dann fragte Cynthia: »Ob der Kopf wohl auch noch auftauchen wird?«

»Halb hoffe ich es, halb nicht.« Er konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er nahm sich eine Zigarette, zögerte aber mit dem Anzünden. »Erkundigen Sie sich mal, ob in New York was gegen Blair Bainbridge vorliegt.«

»Okay. Sonst noch jemand?«

»Alle anderen kennen wir. Oder glauben wir zu kennen.«

19

Die hauchdünne Eisdecke knackste, obwohl Mrs. Murphy vor­sichtig auftrat. In der Nacht hatte es endlich zu regnen aufge­hört, und sie war zeitig aufgestanden, um Feldmäuse zu jagen. Tucker, die sich in Harrys Bett auf die Seite gewälzt hatte, lag noch in tiefem Schlaf.

Obwohl das Unterfell der Katze schon dichter wurde, fröstelte sie in dem steifen Wind. Noch ein Monat, und ihr Fell würde sie besser gegen die Kälte schützen. Die Aussicht, in vollem Tem­po hinter einem Kaninchen oder einer Maus herzuwetzen, be­geisterte Mrs. Murphy. Was machte da schon das bißchen Käl­te? Wenn sich eine Maus in ihr Loch verkroch, war die Jagd zu Ende, aber die Kaninchen rannten häufig quer durch Wiesen und Wälder. Gelegentlich erwischte sie ein Kaninchen, öfter aber eine Maus. Sie schlich sich seitlich heran und packte sie an der Kehle, wenn sie konnte. Wenn nicht, ließ sie sie fallen und drehte sie herum. Mrs. Murphy erledigte ihre Beute blitzschnell; sie hielt nichts von der Quälerei, das Opfer zu beuteln, bis es zerfetzt und blöde war vom vielen Herumwerfen. Ein blitz­schnell gebrochenes Genick, und im Bruchteil einer Sekunde war es vorbei. Meistens brachte sie die Beute zu Harry.

Durch den Frost hielten sich die Gerüche. Trotzdem war es kein guter Tag zum Jagen. Einmal knurrte sie, als sie eine Rot­füchsin witterte Mrs. Murphy und Füchse wetteiferten um das­selbe Futter, deswegen konnte Mrs. Murphy ihre Rivalin nicht leiden. Außerdem war vor Jahren, als sie noch ein kleines Kätz­chen war, ein Fuchs in den Hühnerstall eingedrungen und hatte sämtliche Hühner getötet. Die Federn waren umhergewirbelt wie Schneeflocken, und das Bild der traurigen Leichen von zehn Hennen und einem Hahn war ihr im Gedächtnis geblieben. Sie hätte den Räuber nicht abwehren können, weil sie noch so klein war, aber Harrys Entsetzen über den Anblick war Mrs. Murphy an die Nieren gegangen. Danach hielt Harry keine Hühner mehr, was bedauerlich war, denn als kleines Kätzchen hatte Mrs. Murphy es geliebt, sich flach ins Gras zu legen und die gelben Küken zu beobachten, die piepsend umherliefen.

Wenn Tucker sich nicht so anstellen würde, könnte Harry sich einen großen Hund anschaffen, einen, der im Freien lebte, um Füchse und die verteufelten Waschbären zu verjagen. Ein jun­ger Hund aus dem Tierheim, einer mit großen Pfoten, der hier aufwachsen würde, das wäre genau das richtige. Aber wann immer Mrs. Murphy das nur erwähnte, bekam Tucker einen Tobsuchtsanfall.

»Würdest du eine zweite Katze dulden?« kreischte sie dann.

»Wenn wir einen Mäuseüberschuß hätten, würde mir wohl nichts anderes übrigbleiben«, gab Mrs. Murphy gewöhnlich zur Antwort.

Tucker behauptete, mit einem Fuchs könnte sie wohl fertig werden. Das war eine glatte Lüge. Sie konnte es nicht. Wenn ein Fuchs sich verkroch, konnte sie ihn womöglich ausgraben, aber was würde sie dann mit ihm machen? Tucker war nicht gut im Töten. Corgis waren tapfere Hunde - Mrs. Murphy hatte dafür genügend Beweise gesehen -, aber zumindest Tucker war kein Jägertyp. Corgis, zum Viehhüten gezüchtet, waren kurz­beinig, so daß sie sich, wenn eine Kuh austrat, schnell wegducken konnten. Zäh, behende und gewöhnt an Tiere, die viel grö­ßer waren als sie selbst, konnten Corgis mit fast allen großen Haustieren arbeiten. Aber der Jagdtrieb lag ihnen nicht im Blut, weswegen Mrs. Murphy gewöhnlich allein auf Beutezug ging.

Ein tiefes, sanftes Miauen in der Nähe erregte Mrs. Murphys Aufmerksamkeit. Sie verkrampfte und entspannte sich dann, als ihr ungeheuer gutaussehender Exmann aus dem Wald geschli­chen kam. Paddy trug wie immer seinen schwarzen Frack, seine weiße Hemdbrust war makellos, aber die weißen Gamaschen waren schmutzig. Seine herrlichen Augen funkelten, und in unverhohlener Freude darüber, seine Exfrau zu sehen, machte er einen Luftsprung.

»Auf der Jagd, Süße? Komm, wir tun uns zusammen.«

»Danke, Paddy, ich kann das besser allein.«

Er setzte sich und schlug mit dem Schwanz.»Das sagst du immer. Weißt du, Murph, du bleibst nicht ewig jung und schön.«

»Du auch nicht«, antwortete sie schnippisch.»Treibst du dich noch mit der silbergrauen Schlampe herum?«

»Ach die! Die hat mich genervt.« Paddy sprach von einer sei­ner zahlreichen Liebschaften. Bei dieser handelte es sich um eine silbergraue Langhaarkatze von außerordentlicher Schön­heit.»Ich kann es nicht ausstehen, wenn sie jeden Augenblick wissen wollen, wo du gewesen bist und was du denkst. Ich mach jetzt mal Pause.« Seine rosa Zunge unterstrich die Wirkung seiner weißen Reißzähne.»Du hast das nie getan.«

»Ich hatte selbst zuviel zu tun, um mich auch noch darum zu scheren, was du gemacht hast.« Sie wechselte das Thema. »Hast du was erwischt?«