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Harry und Susan, deren Klasse 1976 den Ernteball gestaltet hatte, gestanden wehmütig ein, daß dies die besten Dekoratio­nen waren, die sie seit damals gesehen hatten. Mit Kreppapier gaben sich diese Jugendlichen nicht zufrieden. Die Farben Orange und Schwarz schlängelten sich in streng-sinnlicher Art­deco-Manier über die Wände und die im Freien stehenden Ti­sche. Susan nahm voller Stolz die Glückwünsche der anderen Eltern entgegen. Ihr Sohn Danny vertrat die Mittelstufe im De­korationsausschuß, und die fliegenden Dämonen waren seine Idee gewesen. Er war entschlossen, seine Mutter auszustechen, und war schon auf dem besten Wege, Sprecher der Oberstufe zu werden. Seine jüngere Schwester hatte sich ebenfalls nützlich gemacht. Brookie überlegte sich jetzt schon, was in zwei Jahren sein würde, wenn sie ihre Klasse auf dem Ernteball repräsen­tierte. Würde sie dies hier übertreffen können? Susan und Ned hatten ihre Kinder für ein paar Jahre auf eine Privatschule in Charlottesville geschickt, mit dem Ergebnis, daß beide sich zu fürchterlichen Snobs entwickelt hatten. Kurz entschlossen hat­ten sie die Kinder wieder von der Privatschule genommen, wor­über am Ende alle erleichtert waren.

Blair betrachtete das alles verwundert und amüsiert. Diese jungen Leute bewiesen Elan und Gemeinschaftsgeist, woran es in seiner Internatsschule gefehlt hatte. Er beneidete die Schüler beinahe, obwohl er eine hervorragende Ausbildung und makel­lose gesellschaftliche Kontakte genossen hatte.

Boom Boom und Fair bildeten die Jury beim Viehwettbewerb. Harry stellte Boom Boom und Blair förmlich vor. Boom Boom warf einen einzigen Blick auf diesen Apollo und sog hörbar die Luft ein. Fair, von einem prachtvollen Holstein-Kalb entzückt, zog es vor, Boom Booms Reaktion nicht zu beachten. Boom Boom, die viel zu intelligent war, um offen zu flirten, ließ ein­fach ihre Ausstrahlung wirken.

Als sie weitergingen, bemerkte Susan: »Den Boom-Boom­Streif hat sie Ihnen erspart.«

»Was ist das?«

»Auf der High School - auf diesem Grund und Boden, stellen Sie sich vor - ist Boom Boom immer an den Jungs vorbeige­schlichen und hat sie sachte mit ihren Torpedos gestreift. Die Jungs sind natürlich vor Verlegenheit und Wonne fast gestor­ben.«

»Ja.« Harry lachte. »Und dann hat sie gesagt:Verfluchte Tor­pedos und volle Kraft voraus. < Boom Boom kann sehr komisch sein, wenn sie es sich in den Kopf setzt. Oder in die Titten.«

»Sie haben mir noch nicht erzählt, was für ein Thema Sie hat­ten, als Sie beide den Ernteball gestaltet haben.« Blair zeigte wenig Interesse für Boom Boom, aber sehr viel für Harry und Susan, was beide mächtig freute.

Susan senkte die Stimme. »Der Hund von Baskerville.«

Harrys Augen leuchteten auf. »Man würde es nicht für mög­lich halten. Ich meine, wir haben an dem Tag mit der Arbeit begonnen, als die Schule anfing. Die Sprecher und Stellvertreter werden am Ende der Mittelstufe gewählt. Wirklich eine Bom­bensache...«

Susan unterbrach sie. »Ist das zu fassen? Wir erinnern uns noch an alles. Tschuldigung, Harry.«

»Schon gut. Also, Susan hat das Thema vorgeschlagen, und wir haben die Schule wie eine Viktorianische Villa dekoriert. Samtvorhänge, alte Sofas - ich schwöre, wir haben sämtliche Trödelläden weit und breit abgegrast. Den Rest haben uns die Eltern geliehen. Wir hatten rollenweise altes Wurstpapier - von Market Shiflett gespendet -, und die Kunstschüler haben daraus Steine gestaltet, mit denen haben wir dann draußen Mauerimita­tionen gebaut.«

»Vergiß die Beleuchtung nicht.«

»Ach ja, im ersten Stock, wo die Fenster dunkel waren, ging ein Junge von Zimmer zu Zimmer und schwenkte eine Laterne. Das hat die Kinder mordsmäßig erschreckt, wenn sie hochsa­hen. Er hatte sich auch das Gesicht angemalt. Mr. MacGregor hat uns sogar. «

»Mein Mr. MacGregor?« fragte Blair.

»Genau der«, sagte Susan.

»Er hat uns sogar seinen Bluthund geliehen, Karl den Ersten, der ein unheimliches Klagegeheul von sich gab.«

»Wir sind mit ihm in den leeren Fluren auf und ab gegangen und baten ihn zu heulen, und er hat's getan, der brave Hund. Wir haben den Kleinen wirklich eine Heidenangst eingejagt; wir sind mit ihm in den ersten Stock gegangen, haben ein Fen­ster aufgemacht, und sein durchdringendes Geheul drang durch die Nacht.« Susan schauderte vor Wonne.

»Die Schüler der Abschlußklasse hatten sich als historische Figuren verkleidet. Herrgott, war das ein Spaß.«

Sie waren unterdessen nach draußen gegangen. Reverend Herbie Jones und Carol winkten von den Weizengarben her­über. Einige Leute sagten, daß sie Harry auf Tomahawk dieses Jahr vermissen würden. Der Lokalreporter strich umher. Alle waren gut gelaunt. Natürlich sprachen die Leute über die grau­enhaften Funde, aber da niemand persönlich betroffen war - das Opfer war keiner, den sie kannten -, wandte man sich bald deli­katen persönlichen Klatschgeschichten zu. Mim, Little Marilyn und Fitz-Gilbert stolzierten umher. Mim quittierte jedermanns Mitgefühl mit einem Nicken und bat dann, die Sache nicht mehr zu erwähnen. Ihre Nerven seien wundgescheuert, sagte sie.

Eine treue Seele fehlte dieses Jahr. Fats Domino, die Riesen­katze, die in den vergangenen fünfzehn Jahren immer die Hal­loweenkatze gespielt hatte. Fats war an Altersschwäche einge­gangen, und Pewter mußte einspringen. Ihr dunkelgraues Fell konnte nachts fast als schwarz gelten, und sie hatte nicht einen einzigen weißen Fleck. Sie tappte frohgemut über die Tische, hier und da blieb sie stehen, um sich von ihren Bewunderern streicheln zu lassen.

Pewter sonnte sich im Rampenlicht. Je mehr Beachtung ihr zuteil wurde, desto lauter schnurrte sie. Viele Leute machten Schnappschüsse von ihr, und sie setzte sich bereitwillig in Pose. Auch der Zeitungsfotograf machte ein paar Aufnahmen. Schön, die verflixte Tucker hatte einmal in der Zeitung gestanden, da­mals, als der letzte Mord in Crozet geschah, aber Pewter wußte, sie würde in Farbe auf der Titelseite erscheinen, denn das Ernte­fest kam immer auf die Titelseite. Auch konnte sie sich ihre diebische Freude darüber nicht verkneifen, daß Mrs. Murphy und Tucker zu Hause bleiben mußten, während sie der Star der Veranstaltung war.

Die Handwerks- und Viehpreise waren verliehen worden, und jetzt wurden die Erntepreise bekanntgegeben. Miranda stellte sich flugs hinter ihren Kürbis. Das gigantische Kürbisgewächs neben dem ihren war unbestreitbar größer, aber Miranda hoffte, die unvollkommene Form des Konkurrenten würde Jim San­burne veranlassen, zu ihren Gunsten zu entscheiden. Bei dem großen Gewühl und dem vielen Geplauder bemerkte sie nicht, daß Pewter sich den Kürbissen näherte. Mrs. Hogendobber sah keinen Anlaß, sich in diesem Augenblick der Katze zuzuwen­den.

Mim, Little Marilyn und Fitz-Gilbert traten beiseite. Mim be­merkte Harry und Blair.

»Ich weiß, dieser Bainbridge war in Yale und St. Paul's, aber eigentlich wissen wir nicht, wer er ist. Harry sollte sich lieber vorsehen.«

»Du hattest nie was gegen Fair, als die beiden verheiratet wa­ren, und er ist kein Börsenmakler.« Little Marilyn traf lediglich eine Feststellung, sie wollte keinen Streit vom Zaun brechen.

»Damals«, fauchte Mim sie an, »war ich froh, daß Harry über­haupt geheiratet hat. Ich hatte schon befürchtet, sie würde enden wie Mildred Yost.«

Mildred Yost, ein hübsches Mädchen, das in Madeira in Mims Klasse ging, hatte so lange ihre vielen Verehrer zurückgewie­sen, bis sie schließlich ausblieben. Nun führte sie ein Leben als alte Jungfer, ein Zustand, den Mim beängstigend fand. Allein­stehende Frauen brachten es nun mal nicht bis an die Spitze der Gesellschaft. Wenn eine Frau schon ohne Mann sein mußte, dann höchstens als Witwe.

»Mutter« - Fitz-Gilbert sagte »Mutter« zu Mim -, »Harry legt keinen Wert darauf, an die Spitze der Gesellschaft aufzustei­gen.«

»Ob sie Wert darauf legt oder nicht, sie sollte keinen Mann von niederem Stand heiraten. ich meine, wenn sie erst die Voraussetzungen geschaffen hat, um heiraten zukönnen.«