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Mim plapperte weiter in diesem Stil, lauter sinnloses Zeug. Fitz-Gilbert hörte sie verächtlich sagen, eine geschiedene Frau bewege sich am Rande der Verruchtheit. Warum interessierte sich Mim so sehr dafür, mit wem Harry zusammen war? fragte er sich. Aus keinem anderen Grund, als daß sie der Meinung war, ohne ihre ausdrückliche Zustimmung dürfe in Crozet nichts geschehen. Wie üblich waren Mims Äußerungen nicht von Wohlwollen geprägt. Sie beschwerte sich sogar, die kleinen Hexen, Gespenster und Kobolde über ihr surrten so stark, daß sie davon Kopfweh bekäme. Durch die Erschütterung über die jüngsten Ereignisse war sie noch mürrischer als gewöhnlich. Fitz kümmerte sich nicht weiter um sie.

Danny Tucker, als Hercule Poirot verkleidet, stellte sich fix neben Mrs. Hogendobber. Er war der Besitzer des gigantischen Kürbisses.

»Danny, warum hast du mir nichts davon gesagt, daß du die­ses. Gewächs gezogen hast?«

»Mom wollte nicht, daß Sie sich aufregen. Wir wissen doch alle, daß Sie das blaue Band wollen.«

Pewter ließ sich zwischen den zwei riesigen orangegelben Kürbissen nieder, die in die Endrunde gekommen waren. Mrs. Hogendobber, die sich mit Danny unterhielt, hatte die Katze immer noch nicht bemerkt. Pewter war beleidigt.

Jim hob Mirandas Kürbis hoch und setzte ihn schnell wieder ab. »Diese Scheißdinger werden von Jahr zu Jahr schwerer.« Miranda warf ihm einen Blick zu. »Verzeihung, Miranda.«

Pewter witterte Kürbispampe, als sei das Innere ausgekratzt worden, um Kürbispastete zu machen. Sie beschnupperte Mi­randas Kürbis.

»Seht ihr, die Katze mag meinen Kürbis.« Miranda lächelte in die Menge.

»Ich mag überhaupt keine Kürbisse«, erwiderte Pewter.

»Den hier soll ich hochheben? Der ist so groß, daß ich glatt umfallen könnte.« Jim lächelte, aber dann nahm er Dannys Kürbis doch zwischen seine großen Hände. Der gigantische Kürbis war viel schwerer als der andere, merkwürdig schwer. Er stellte ihn wieder hin Verwundert hob er ihn noch einmal auf.

Pewter, die ihre Neugierde einfach nie zügeln konnte, inspi­zierte die Rückseite des Kürbisses. Ein äußerst exakter, sehr großer Kreis war herausgeschnitten und dann wieder eingeklebt worden. Wenn man nicht danach suchte, war die Pfuscherei leicht zu übersehen.

»Guckt mal«, sagte sie eindringlich.

Danny Tucker war der einzige Mensch, der auf sie hörte.

Er hob seinen Kürbis hoch. »Bürgermeister Sanburne, ich weiß, mein Kürbis ist schwer, aber nicht so schwer. Da stimmt was nicht.«

»Das ist dein Kürbis«, erklärte Miranda.

»Ja, aber er ist zu schwer.« Danny hob ihn wieder auf.

Pewter schlug auf die Hinterseite der orangegelben Kugel. Das führte Dannys Augen, die viel schärfer waren als Jims oder Mirandas, zu der geflickten Stelle.

»Jim, wir warten. Wir wollen einen Sieger«, rief Mim unge­duldig.

»Ja, meine Liebe, Momentchen noch.« Die Menge lachte.

Danny stieß an den Kreis. Der Kreis wackelte. Danny zog ein Taschenmesser aus seiner Jacke und fuhr damit an der Schnitt­linie entlang. Der Klebstoff löste sich leicht, und Danny stemm­te den großen Kreis heraus. »Oh, mein Gott!« Danny sah einen Hinterkopf. Er dachte, ein Freund habe ihm einen Streich ge­spielt. Er packte den Kopf an den Haaren und zog ihn heraus. Süßlicher Gestank wehte ihn an. Das war kein Streich, kein Gummi- oder Plastikkopf. Da Danny nicht recht wußte, was er tun sollte, hielt er den Kopf von sich weg, so daß die Menge das abscheuliche Ding deutlich sehen konnte. Was von den Augen übrig war, starrte die Leute an.

Als Danny nun merkte, was er in der Hand hielt, ließ er den Kopf fallen. Mit einem ekelhaften Platschen plumpste er auf den Tisch.

Pewter sprang fort. Sie lief zu den Speisekürbissen. Wenn das hier zu den Pflichten einer Halloweenkatze gehörte, dann trat sie von ihrem Amt zurück.

Die Leute kreischten. Wie im Reflex überreichte Jim Sanbur­ne Miranda das Band.

»Ich will es nicht!« schrie Miranda.

Boom Boom Craycroft fiel in eine tiefe Ohnmacht. Der näch­ste Plumps, der zu hören war, war Blair Bainbridge, der auf die Erde sank.

Dann kreischte Little Marilyn. »Das Gesicht hab ich schon mal gesehen!«

21

Therapeuten aus den Nachbarorten stellten sich zur Verfügung, um den Schülern der CHS über das Trauma des Gesehenen hinwegzuhelfen.

Rick fragte sich, ob sie ihm vielleicht ebenfalls helfen könn­ten. Auch ihn hatte es beim Anblick des verwesenden Kopfes gegraust, aber nicht so sehr, daß er Alpträume hatte. Als er und Cynthia Cooper den Kopf abholten, hatten sie als erstes mit zugehaltener Nase den offenen Mund untersucht. Nicht ein Zahn war in dem Kopf verblieben. Eine Identifizierung anhand von Zahnarztkarteien fiel flach.

Cynthia führte Little Marilyn fort von dem Anblick und bat sie, ihre Aussage zu präzisieren.

»Ich kenne ihn nicht, aber ich glaube, das ist der Landstrei­cher, der hier herumschlich, es ist vielleicht zehn Tage her. An das genaue Datum kann ich mich nicht erinnern. Er kam am Postamt vorbei, und ich ging ans Fenster und habe ihn genau gesehen. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.« Sie zitterte.

Cynthia klopfte Little Marilyn auf den Rücken. »Danke. Sie haben hiervon mehr als genug mitgekriegt.«

Fitz-Gilbert legte seine Arme um sie. »Komm, mein Herz, wir gehen nach Hause.«

»Was ist mit Mutter?«

»Dein Vater kümmert sich um sie.«

Gehorsam ließ sich Little Marilyn von Fitz zu ihrem Range Rover führen.

Cynthia schob ihr Notizbuch wieder in die Tasche. Rick sprach mit anderen Beobachtern, und der Pressefotograf machte ein paar Aufnahmen.

Cynthia nahm von Harry, Susan, Herb, Carol und Market Aussagen auf, einfach von allen, die sie finden konnte. Sie hätte sogar Pewter befragt, wenn es möglich gewesen wäre. Market hielt die Katze auf dem Arm, beide waren dankbar für die beru­higende Wärme des anderen.

Cabell Hall, der seiner Frau die Hand hielt, machte Cynthia den Vorschlag, sie und Rick könnten vielleicht die Videotheken bewegen, ihre gruseligsten Horrorfilme zurückzuhalten, bis sich die Aufregung gelegt habe.

»Mr. Hall, dazu bin ich nicht befugt, aber Sie als prominenter Bürger könnten das veranlassen, oder Ihre Frau. Auf Sie hören die Leute.«

»Dann mach ich's«, versprach Taxi Hall.

Cynthia brauchte über eine Stunde, um alle Leute vom Schau­platz zu entfernen. Endlich hatten Cynthia und Rick einen Mo­ment für sich.

»Schlimmer, als ich dachte.« Rick schlug sich nervös auf die Schenkel.

»Tja, ich hatte gedacht, daß wir den Kopf irgendwo im Wald finden würden, wenn überhaupt. Daß irgendwer irgendwie dar­über stolpern würde.«

»Wissen Sie, womit wir es hier zu tun haben, Coop?« Rick atmete die kühle Nachtluft ein. »Wir haben es mit einem Mör­der zu tun, der einen ziemlich kranken Humor hat.«

22

Feuerschein wirft Schatten an die Wände, die man je nach Stimmung als freundliche Gestalten oder als mißgebildete Un­geheuer empfindet. Susan, Harry und Blair saßen an Harrys Kamin. Die besten Freundinnen hatten entschieden, daß Blair ein bißchen Gesellschaft brauchte, bevor er in sein leeres Haus zurückkehrte.

Das Erntefest hatte alle aus der Fassung gebracht, und als Har­ry ihre Haustür aufmachte, wartete eine weitere Überraschung auf sie. Aus Wut, weil sie zu Hause bleiben mußte, hatte Tucker Harrys Lieblingspantoffeln zerfetzt. Mrs. Murphy hatte ihr da­von abgeraten, aber wenn Tucker wütend war, war sie nicht zur Raison zu bringen. Zur Strafe wurde der Hund in der Küche eingesperrt, während die Erwachsenen sich im Wohnzimmer unterhielten. Zu allem Unglück durfte Mrs. Murphy mit ins Wohnzimmer. Tucker legte den Kopf zwischen die Pfoten und jaulte.