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Mrs. Murphy leckte sich die rechte Vorderpfote und putzte sich dann damit die Ohren.»Pewter, hast du eine Theorie?«

»Ja, wir haben es hier eindeutig mit einem Fall von Wahnsinn zu tun.«

Mrs. Murphy befeuchtete die andere Pfote.»Das glaube ich nicht.«

»Und wieso nicht, du Klugscheißer?« fauchte Pewter.

Mrs. Murphy ignorierte die Beleidigungen.»Wenn ein Mensch Zeit hat, einen Mord zu planen, kann er ihn als Unfall oder natürlichen Tod tarnen. Wenn einer in der Hitze der Lei­denschaft tötet, gibt es eine Schußwunde oder eine Stichwunde, stimmt's?«

»Stimmt«, antwortete Tucker, während Pewters Augen sich zu Schlitzen verengten.

»Murphy, das wissen wir alles.«

»Dann wissen wir auch, daß es im Affekt geschah und daß keine Leidenschaft im Spiel war. Jemand in Crozet ist von dem Toten überrascht worden.«

»Eine gräßliche Überraschung.« Tucker folgte dem Gedan­kengang ihrer Freundin.»Aber wer? Und was hatte das Opfer bloß so Schreckliches an sich, daß es dafür sterben mußte?«

»Wenn wir das wissen, wissen wir alles«, sagte die Katze lei­se.

25

Die Ergebnisse des Untersuchungsrichters lagen sauber getippt auf Rick Shaws Schreibtisch. Der Tote war weiß, männlich, Anfang Dreißig. Seine Identität war unbekannt. Bekannt war jedoch, daß dieser Mann, der in der Blüte seines Lebens hätte stehen sollen, an Unterernährung und einem Leberschaden ge­litten hatte. In akribischer Pflichterfüllung hatte Larry Johnson in seiner steilen Handschrift angefügt, daß Alkoholmißbrauch zwar zu dem Leberschaden beigetragen, die Krankheit des Or­gans aber auch andere Ursachen gehabt haben könne. Auch die jahrelange Einnahme gewisser Medikamente könne den Leber­schaden verursacht haben. Cooper stürmte ins Büro. Sie warf dem Sheriff neuen Papierkram auf den Schreibtisch. »Weitere Berichte von Samstagabend.«

Rick stöhnte und schob die Papiere beiseite. »Sie haben nichts zu dem Bericht des Untersuchungsrichters gesagt.«

»Todesursache war ein Schlag auf den Kopf. Sogar ein Kind kann so jemanden töten, der Schlag muß nur richtig treffen. Wir tappen noch immer im dunkeln.«

»Könnte Rache das Motiv sein?«

Sie hatte es satt, Ideen hin und her zu wälzen. Sackgassen fru­strierten sie. Das Faxgerät piepste. Beinahe geistesabwesend ging sie hin. »Boss, kommen Sie mal.«

Rick trat zu ihr und sah langsam die Seiten aus dem Gerät gleiten. Es war der Polizeibericht über Blair Bainbridge.

Er hatte unter dem Verdacht gestanden, seine Geliebte ermor­det zu haben, eine Schauspielerin. Man hatte ihn allerdings nicht lange verdächtigt. Der Mörder, ein besessener Fan, war von der Polizei aufgegriffen worden und hatte ein Geständnis abgelegt. Das Unheimliche daran war, daß die Leiche der Frau zerstückelt worden war.

»Scheiße«, lautete Cynthias Reaktion.

»Los, gehen wir«, lautete die von Rick.

26

Dicke Arbeitshandschuhe schützten Blairs Hände, während er Grabsteine aufrichtete, die Grasnarbe wieder an Ort und Stelle rückte und feststampfte. Die kahlen Bäume säumten den klei­nen Friedhof wie trauernde Wächter. Blair brach seine Arbeit ab, als er den Polizeiwagen in die Zufahrt einbiegen sah. Schwungvoll zog er das Eisentor auf und lief Rock Shaw und Cynthia Cooper hügelab entgegen.

Ein kalter Wind wehte vom Yellow Mountain herüber. Blair bat Rick und Cynthia herein. Apfelsinenkisten mußten als Stüh­le herhalten.

»Wissen Sie, um diese Jahreszeit finden erstklassige Verstei­gerungen statt«, erklärte ihm Cooper. »Gucken Sie mal im Branchenverzeichnis nach. Ich habe mein Haus auch mit Hilfe solcher Versteigerungen möbliert.«

»Ich werde mich umsehen.«

Rick bemerkte, daß Blair sich einen schmalen Schnurrbart wachsen ließ. »Steht demnächst ein Job als Model an?«

»Wie haben Sie das erraten?« Blair lächelte.

Rick fuhr sich mit dem Finger unterhalb der Nase entlang. »Lassen Sie mich zur Sache kommen. Ich bin nicht zum Spaß hier, wie Sie sicher schon vermutet haben. In Ihren Polizeiakten steht, daß eine Schauspielerin, mit der Sie zusammen waren, brutal ermordet und zerstückelt wurde. Was haben Sie dazu zu sagen?«

Blair wurde blaß. »Es war furchtbar. Ich dachte, ich würde ei­ne kleine Erleichterung spüren, als die Polizei den Mörder fand. Habe ich wohl auch, denn da wußte ich, daß er niemanden mehr umbringen würde, aber das half nicht gegen die. Leere.«

»Gibt es jemanden in Crozet oder in Charlottesville, der von dieser Sache wissen könnte?«

»Nicht daß ich wüßte. Sicher, einige Leute kennen mein Ge­sicht aus Zeitschriften, aber hier kennt mich keiner. Es sieht wohl nicht gut für mich aus, wie?«

»Sagen wir, Sie sind ein unbekannter Faktor.« Rick verlagerte sein Gewicht. Die Apfelsinenkiste war nicht bequem.

»Ich habe niemanden umgebracht. Ich glaube, ich könnte aus Notwehr töten oder um jemanden zu beschützen, den ich liebe, aber ansonsten glaube ich nicht, daß ich es könnte.«

»Was der eine als Notwehr definiert, könnte ein anderer als Mord definieren.« Cynthia betrachtete Blairs schönes Gesicht.

»Ich bin bereit, in jeder Form mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Und ich habe mich geweigert, mit der Presse zu sprechen. Die machen alles nur noch schlimmer.«

»Möchten Sie mir nicht erzählen, was in New York passiert ist?« Ricks Stimme war fest, emotionslos.

Blair fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Wissen Sie, Sheriff, ich möchte das gerne vergessen. Deswegen bin ich hierhergekommen. Können Sie sich vorstellen, wie mir zumute war, als der Kopf aus dem Kürbis gezogen wurde?«

Der Ton des Sheriffs wurde sanfter. »Das war für keinen von uns ein schöner Anblick.«

Blair atmete tief ein. »Ich kannte Robin Mangione von Auf­nahmen für Baker und Reeves, das große New Yorker Kauf­haus. Das dürfte vor drei Jahren gewesen sein. Eins führte zum anderen, und wir ließen unsere anderen Bekanntschaften sausen und fingen eine Beziehung an. Wir mußten beide oft außerhalb der Stadt arbeiten, aber in New York waren wir immer zusam­men.«

»Sie haben nicht zusammengewohnt?« fragte Rick.

»Nein. In New York ist es ein bißchen anders als hier. In einer Stadt wie Crozet heiraten die Leute. In New York kann man ein Leben lang so gut wie verheiratet sein und trotzdem getrennte Wohnungen haben. Vielleicht braucht man wegen der Millionen von Menschen stärker als hier das Gefühl, für sich sein zu kön­nen, einen Platz für sich allein zu haben. Außerdem hatte ich nie das Ziel, mit jemandem zusammenzuwohnen.«

»Und Robins Ziele?« Cooper war höchst skeptisch, was dieses Getrenntwohnen anging.

»Ehrlich gesagt, sie war unabhängiger als ich. Jedenfalls, die Männer beteten Robin an. Sie konnte den ganzen Verkehr auf­halten. Ruhm, und zwar jede Art von Ruhm, bringt Gutes und Schlechtes mit sich. Das Strandgut des Ruhms, wie ich das nenne. Und Robin wurde manchmal von Verehrern belästigt. Gewöhnlich ließ sich das Problem mit einem scharfen Wort von ihr oder von mir aus der Welt schaffen. Außer für den Kerl, der sie umgebracht hat.«

»Was wissen Sie über ihn?«

»Kaum mehr als Sie, nur, daß ich ihn dann in der Gerichtsver­handlung gesehen habe. Er ist klein, mit einer Halbglatze, einer von diesen Typen, die einem auf der Straße nie auffallen wür­den. Er schickte Briefe. Er rief an. Sie besorgte sich eine andere Nummer. Er wartete vor dem Theater auf sie. Ich habe sie dann immer abgeholt, weil er so lästig wurde. Er begann zu drohen. Wir haben die Polizei informiert. Das Resultat ist bekannt.« Rick sah einen Moment zu Boden, während Blair fortfuhr: »Und eines Tages, als ich zu Aufnahmen auswärts war, hat er das Schloß aufgebrochen und ist in ihre Wohnung eingedrun­gen. Sie war allein. Den Rest kennen Sie.«