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Den kannten sie allerdings. Stanley Richard, der wahnsinnige Verehrer, war in Panik geraten, nachdem er Robin getötet hatte. In New York City eine Leiche zu beseitigen würde sogar den Erfindungsreichtum eines weitaus intelligenteren Mannes als Stanley auf eine harte Probe stellen. Er steckte sie in die Bade­wanne, schlitzte ihr Kehle, Hand- und Fußgelenke auf und ver­suchte, soviel Blut wie möglich aus der Leiche auslaufen zu lassen. Dann zerstückelte er sie mit Hilfe eines Fleischermes­sers. Er warf Teile der Leiche in den Müllschlucker, aber durch die Knochen war er schnell verstopft. Verzweifelt verbrachte der Mann dann den Rest der Nacht damit, die Leiche in kleinen Stücken nach draußen zu schleppen und im Osten, Westen, Norden und Süden abzuladen. Den Kopf bewahrte er für Sheep Meadow mitten im Central Park auf, wo er ihn erschöpft ins Gras legte. Er wurde im Morgengrauen von einem Jogger beo­bachtet, der die Sache dem ersten Polizisten meldete, der ihm über den Weg lief.

Weder Rick noch Cynthia hielten es für nötig, diese Einzelhei­ten wieder aufzuwärmen.

»Finden Sie es nicht seltsam, daß.«

»Seltsam?« fiel Blair Rick ins Wort. »Es ist krankhaft!«

»Haben Sie irgendwelche Feinde?« fragte Cynthia.

Blair verstummte für eine Weile. »Manchmal meine Agen­tin.«

»Wie heißt sie?« Rick hatte Bleistift und Block gezückt.

»Gwendolyn Blackwell. Sie ist nicht meine Feindin, aber sie wird sauer, wenn ich nicht jeden Job annehme, der sich bietet. Die Frau würde mich vorzeitig ins Grab bringen, wenn ich sie ließe.«

»Ist das alles? Keine wütenden Ehemänner? Keine sitzenge­lassenen Damen? Kein eifersüchtiger Nebenbuhler?«

»Sheriff, das Leben eines Fotomodells ist nicht so glamourös, wie Sie vielleicht meinen.«

»Ich dachte, ihr Jungs wärt alle schwul«, entfuhr es Rick.

»Halb und halb, würde ich sagen.« Blair hatte das so oft ge­hört, daß er sich nicht darüber aufregte.

»Fällt Ihnen irgend jemand ein - egal, wenn es noch so abwe­gig scheint -,irgendwer, der genug weiß, um zu wiederholen, was mit Robin passiert ist?«

Blair sah Cynthia tief in die Augen. Sie bekam Herzklopfen. »Kein Mensch. Ich glaube wirklich, es ist ein grausiger Zufall.«

Als Rick und Cynthia gingen, waren sie so ratlos wie zuvor, als sie gekommen waren. Sie würden Blair im Auge behalten, aber sie behielten ja jeden im Auge.

27

Die westliche Hälfte von Albemarle County würde bald das Schild einer Planierraupe zu fühlen bekommen. Der mächtige Staat Virginia und sein Verkehrsministerium, eine autokratische Behörde, hatten den Bau einer Umgehungsstraße durch einen Großteil des besten Ackerlandes im Bezirk beschlossen. Betrie­be würden vernichtet, Weiden planiert, Besitzwerte gelöscht und Träume erstickt werden. Die Westumgehung, wie sie all­gemein genannt wurde, galt schon als veraltet, bevor sie begon­nen wurde. Dies kümmerte das Verkehrsministerium sowenig wie die Tatsache, daß die Straße die Wasserscheide gefährdete. Die Behörden wollten die Westumgehung und würden sie be­kommen, egal, wer verdrängt und wie stark die Landschaft ver­schandelt würde.

Der Aufruhr, den diese Willkür hervorrief, stellte die Fortset­zungsgeschichte von dem Kopf im Kürbis in den Schatten. Da niemand die Leiche identifizieren konnte, verpuffte das Interes­se. Es sprang höchstens eine gute Geschichte für künftige Hal­loweenfeiern dabei heraus.

Die Ruhepause wurde von Bürgermeister Jim Sanburne und den Würdenträgern der Stadt Crozet begrüßt. Big Marilyn wei­gerte sich, das Thema zu erörtern, und es verlief in ihren Krei­sen im Sande, also unter jenen sechs oder sieben Damen, die so große Snobs waren wie sie selbst.

Little Marilyn hatte sich soweit erholt, daß sie ihren Bruder Stafford anrief und ihn übers Wochenende zu sich nach Hause einlud. Hierüber regte sich Mim mehr auf als über die versam­melten Leichenteile. Es bedeutete, daß sie mit seiner Frau Brenda gesellschaftlich verkehren mußte.

Dieses Unbehagen, von Mim in überreichlichem Maße auf ih­re Tochter übertragen, hatte beinahe bewirkt, daß die junge Frau klein beigab und ihren Bruder mit seiner Frau wieder auslud. Aber die Eröffnung der Jagdsaison stand bevor, ein wunder­schöner Anblick, und Stafford liebte es, solche Ereignisse zu fotografieren. Little Marilyn ließ sich nicht beirren. Stafford würde nächstes Wochenende zu Hause sein.

Fitz-Gilbert, der den Wirbel der stürmenden Weiber satt hatte, beschloß, an diesem Abend spät nach Hause zu kommen. Zuerst kehrte er bei Charly ein, wo er mit Ben Seifert zusammenstieß, der gerade hinausging. Fitz kippte ein Bier und zog weiter. In Sloans Kneipe traf er Fair Haristeen und setzte sich auf den Barhocker neben dem Tierarzt.

»Ein freier Abend?«

Fair bestellte Fitz ein Bier. »Könnte man sagen. Und du?«

»Diese Woche war die Hölle. Jemand hat mein Büro durch­wühlt. Scheint nichts mit dem Mord zu tun zu haben, aber es hat Nerven gekostet, ich hatte ohnehin schon genug um die Ohren, und seine Assistentin war da, sie haben sich Notizen gemacht und so weiter. Etwas Geld hat gefehlt und ein CD-Player, aber das hat sie offensichtlich nicht besonders interessiert. Dann hat Cabell Hall mich angerufen, ich soll meine Wertpapiere im Auge behalten, da der Markt zur Zeit auf einer Einbahnstraße ist - bergab. Und meine Schwiegermutter - ach du meine Güte, wechseln wir das Thema. Oh, vorhin bei Charly habe ich Ben Seifert getroffen. Der Mann ist in Ordnung, aber er brennt gera­dezu darauf, eines Tages Cabells Nachfolger zu werden. Bei der Vorstellung, daß Ben Seifert Direktor der National Allied Bank werden soll, wird mir ganz anders. Und dann ist da natürlich noch mein Schwiegervater. Er will die Nationalgarde herholen. Soweit meine Probleme. Und wie sieht's bei dir aus?« fragte Fitz.

»Ich weiß nicht.« Fair war verstört. »Boom Boom ist mit die­sem Kerl weggegangen, diesem Fotomodell. Sie sagt, er hat sie auf den Krebshilfeball eingeladen, aber ich bin nicht sicher. Er schien nicht besonders an ihr interessiert zu sein, als ich ihn kennenlernte. Ich dachte eher, daß er Harry mochte.«

»Auf die Frauen.« Fitz-Gilbert lächelte. »Ich weiß nichts über sie, aber ich hab eine.« Er stieß mit Fair an.

Fair lachte. »Mein Daddy hat immer gesagt,>du kannst nicht mit ihnen leben, aber ohne sie auch nicht<. Damals wußte ich nicht, was er meinte. Heute weiß ich es.«

»Marilyn allein ist prima. Nur wenn ihre Mutter dabei ist .« Fitz-Gilbert wischte sich Schaum vom Mund. »Meine Schwie­germutter kann vielleicht eine Keifzange sein. Ich hab schon ein schlechtes Gewissen, bloß weil ich hier bin. als hätte ich mich von der Leine losgerissen. Aber ich bin froh, daß sie mich nicht auf den Krebsball geschleppt haben. Marilyn sagt, sie erträgt nur eine gewisse Anzahl davon im Jahr, außerdem will sie alles für Stafford und Brenda vorbereiten. Gott sei Dank. Ich kann eine Pause gebrauchen.«

Fair wechselte das Thema. »Glaubst du, dieser Neue mag Har­ry? Ich dachte, Typen wie der fliegen auf langbeinige Blondi­nen oder auf Kerle.«

»Über seine Vorlieben kann ich nichts sagen, aber Harry sieht gut aus. So natürlich. Von der vielen frischen Luft. Ich werde nie verstehen, warum ihr zwei Schluß gemacht habt, Kumpel.«

Fair, der es nicht gewöhnt war, sich über persönliche Dinge auszutauschen, saß still da und bestellte sich noch ein Bier. »Sie ist ein guter Mensch. Wir sind zusammen aufgewachsen. Auf der High School waren wir unzertrennlich. Sie war mehr eine Schwester für mich als eine Ehefrau.«

»Ja, aber Boom Boom kennst du auch schon, seit ihr klein wart«, konterte Fitz.

»Das ist nicht dasselbe.«