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Nach wenigen Augenblicken hatten die Hunde die Spur wie­der aufgenommen; sie gaben Laut und liefen bald darauf auf das zerklüftete Land zu, das einst den ersten Jones gehörte, die sich in dieser Gegend angesiedelt hatten.

An einem wilden Flüßchen entlang verlief eine steile Bö­schung. Harry hörte die Hunde durchs Wasser platschen. Der Jagdführer machte die beste Stelle zum Durchwaten aus, die zwar tief war, aber guten Halt bot. Andernfalls müßte man Fel­sen hinunterrutschen, oder man blieb im Morast stecken. Die Pferde bahnten sich einen Weg hinunter zum Fluß. Harry, die als eine der ersten am Fluß anlangte, sah, wie das Pferd eines Treibers plötzlich bis zum Bauch versank. Rasch zog sie die Beine über den Sattel, gerade im richtigen Augenblick. Hinter ihr fluchte Fitz-Gilbert, der nicht so fix gewesen war und nun nasse Füße hatte.

Zum Ärgern war keine Zeit, denn am anderen Ufer angekom­men, stürmte das Feld den Hunden nach. Susan, die unmittelbar hinter Harry ritt, rief: »Da vorne, der Zaun. Scharf nach rechts, Harry!«

Harry hatte vergessen, wie tückisch dieser Zaun war. Es war wie bei einer zu kurz geratenen behelfsmäßigen Landebahn für Flugzeuge. Man mußte nach der Landung sofort wenden, an­dernfalls krachte man in die Bäume. Tomahawk glitt mühelos über den Zaun. In der Luft und beim Aufsetzen gab Harry Druck mit dem linken Schenkel und ließ den rechten Zügel locker, indem sie die rechte Hand in seitlichem Abstand von Tommys Hals hielt. Er wendete fabelhaft, ebenso Susans Pferd, das Harrys dicht auf den Fersen war. Mim nahm den Zaun kühn im Winkel, damit sie nicht so viel korrigieren mußte. Little Marilyn und Fitz setzten über den Zaun. Harry konnte nicht über die Schulter blicken, um zu sehen, wer ihn sonst noch übersprang, weil sie so schnell ritt, daß ihr die Augen tränten.

Sie donnerten am Waldrand entlang, dann fanden sie einen Wildpfad durch das dichte Gestrüpp. Harry haßte es, durch den Wald zu galoppieren. Sie hatte immer Angst, einen Knieschüt­zer zu verlieren, aber das Tempo war zu schön, und es blieb keine Zeit, sich deswegen zu sorgen. Zudem wand Tomahawk sich geschickt zwischen den Bäumen hindurch und schaffte es spielend, seine Flanken und Harrys Beine von den Stämmen fernzuhalten. Das Feld fädelte sich zwischen Eichen, Styrax- und Ahornbäumen hindurch und gelangte schließlich auf eine Wiese, die sich wellenförmig bis zu den Bergen erstreckte. Har­ry ließ die Zügel auf Tomahawks Hals fallen, und der Gute flog förmlich dahin. Seine Lust vereinte sich mit ihrer. Susan kam an ihre Seite, ihr Apfelschimmel rannte mit angelegten Ohren. Das tat er immer. Es hatte nichts zu bedeuten, abgesehen davon, daß es manchmal Leute erschreckte, die Susan oder das Pferd nicht kannten.

Ein Bretterzaun, unterbrochen von einer 1,85m Palisade, kam in Sicht. Ehe sie sich's versah, hatte Harry auf der anderen Seite aufgesetzt. Ihre Lungen brannten von der Geschwindigkeit und der kalten Morgenluft. Aus dem linken Augenwinkel konnte sie Big Marilyn sehen. Aufrecht in den Steigbügeln stehend, die Hände oben am Hals ihres Wallachs, trieb Mini ihr Tier vor­wärts. Sie war entschlossen, Harry zu überholen. Ein Wettren­nen, und was für ein Gelände dafür! Harry blickte zu Mim hin­über, Mim blickte zurück. Erdklumpen flogen in die Luft. Su­san, die keinesfalls zurückfallen wollte, blieb dicht bei ihnen. Weiter vorne lockte ein großes Hindernis mit einem steilen Gefälle auf der anderen Seite. Der Jagdführer setzte hinüber. Mims Pferd war dicht vor Tomahawk. Harry fiel vorsichtshal­ber hinter Mims Vollblüter zurück. Es hatte keinen Sinn, spon­tan gemeinsam ein Hindernis zu überspringen. Mim setzte mü­helos hinüber. Indem Harry ihr Gewicht in die Hacken verlager­te, bereitete sie sich darauf vor, die Erschütterung beim Aufset­zen auf der anderen Seite abzufangen, trotzdem schlug ihr das Herz bis zum Hals. Diese Hindernisse mit einem Gefälle auf der anderen Seite gaben einem das Gefühl, als schwebe man für immer durch die Lüfte, und das Aufsetzen war oft eine erschüt­ternde Überraschung.

Ein steiler Hügel erhob sich vor ihnen, und sie ritten hinauf; unter ihnen knirschten kleine Steinchen. Auf dem Hügelkamm hielten sie an. Die Hunde hatten die Spur wieder verloren.

»Gutes Rennen.« Mim lächelte. »Gutes Rennen, Harry.«

Mrs. Hogendobber und Blair fuhren in dem Falcon zu der Stelle, wohin es die Jagd ihrer Meinung nach treiben würde. Das alte Gefährt vollzog vorsichtig eine Wende. Mrs. Hogen­dobber sprang hinaus. »Beeilen Sie sich!«

Schwer atmend folgte Blair ihr wieder einen steilen Hügel hinauf. Dieser hier bot einen überwältigenden Blick auf die Blue Ridge Mountains. Blairs Blick folgte Mrs. Hogendobbers Zeigefinger.

»Da oben, das ist Crozets erster Tunnel. Genau hier ist die Grenze vom Farmington-Revier.«

»Was meinen Sie damit?«

»Nun, ein Landesverband teilt das Revier auf. In den Bergen kann keiner jagen, das Gelände ist zu rauh, und das Gebiet auf der anderen Seite gehört zu einem anderen Jagdrevier, Glenmo­re, glaube ich. Im Norden haben wir Rappahanock, dann Old Dominion, im Osten Keswick und dann Deep Run. Sie müssen sich das wie Staaten vorstellen.«

»Ich weiß nicht, wann ich jemals etwas so Schönes gesehen habe. Haben die Hunde die Spur verloren?«

»Ja. Sie nehmen sie auf, solange der Hundeführer sie ange­leint hält Sie müssen sich das vorstellen, wie wenn für Füchse ein Netz mit einer Schlinge ausgeworfen wird. Es ist eine gute Meute. Flink und tüchtig.«

In weiter, weiter Ferne hörte sie das merkwürdige Heulen ei­nes Hundes.

Unten wandten alle die Köpfe.

Außer Atem flüsterte Fitz Little Marilyn zu: »Schätzchen, können wir bald abhauen?«

»Du schon.«

»Das Gelände ist stark zerklüftet. Ich will dich nicht allein lassen.«

»Ich bin nicht allein, und ich reite besser als du«, entgegnete Little Marilyn, ein bißchen aufbrausend, aber noch immer im Flüsterton.

Der Hundeführer folgte dem Heulen des einzelnen Hundes. Die Meute rückte auf das Klagen zu. Der Jagdführer wartete einen Moment, dann bedeutete er dem Feld, Abstand zu halten. Der sanft hügelige Erdboden knirschte. Neue Felsvorsprünge forderten die Trittsicherheit der Pferde heraus.

»Wir sind bald außerhalb des Reviers«, sagte Harry zu Susan. Sie sprach leise. Es war irritierend, wenn man sich anstrengte, die Hunde zu hören, und hinter einem jemand quatschte. Sie wollte die anderen nicht stören.

»Ja, er muß die Hunde zurückholen.«

»Wir reiten auf den Tunnel zu«, stellte Mim fest.

»Da können wir nicht hin. Sollten wir auch nicht. Wer weiß, was da oben ist? Das hat uns gerade noch gefehlt, daß ein Bär oder so was aus dem Tunnel stürmt und die Pferde scheu macht.« Little Marilyn war von dieser Aussicht alles andere als begeistert.

»Wir können da nicht hin, das steht fest. Außerdem hat Che­sapeake and Ohio den Tunnel versiegelt«, fügte Fitz-Gilbert hinzu.

»Ja, aber Kelly Craycroft hat ihn wieder aufgemacht.« Susan spielte darauf an, daß Kelly Craycroft den Tunnel wieder geöff­net und listig getarnt hatte. »Ob die Bahn ihn wohl neu versie­gelt hat?«

»Das will ich gar nicht wissen.« Fitz' Pferd wurde unruhig.

Das Heulen des Hundes erhielt bald Antwort. Die Meute ar­beitete sich zum Tunnel vor. Der Jagdführer hielt das Feld zu­rück. Der Hundeführer blieb stehen. Er blies in sein Horn, doch nur ein paar von den Hunden kehrten um. Der abgeirrte Hund heulte und heulte. Ein paar andere stimmten in die heisere Kla­ge ein.

»Die lassen mich im Stich. Die Hunde lassen mich im Stich«, sagte der Hundeführer, beschämt über ihren Ungehorsam, zu einem Pikör, der mit ihm ritt, um die Hunde wieder heranzuho­len.

Der Pikör knallte mit seiner Peitsche nach einem Nachzügler, der schleunigst wieder zu der Meute stieß. »Rehwild? Aber sie haben nie Rehe gejagt. Außer Big Lou.«