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Susan hob die Hände. »Du hast recht. Hast ja recht. Nächster Plan: Wir durchsuchen die Schmuckkästen unserer Freundin­nen.«

»Das ist leichter gesagt als getan.«

»Aber es läßt sich machen.«

41

Die Eisblumen an den Fensterscheiben bildeten ein kristallenes Kaleidoskop. Die silbernen Kringel reflektierten das Licht der Lampe. Draußen war es stockfinster.

In Porthault-Bettwäsche und eine Daunensteppdecke geku­schelt, studierten Little Marilyn und Fitz-Gilbert ihre Weih­nachtslisten.

Little Marilyn hakte Carol Jones' Namen ab.

Fitz warf einen Blick auf ihre Liste. »Was hast du für Carol besorgt?«

»Den wunderbaren Fotoband, der zu einer Biographie einer Frau aus Montana zusammengestellt wurde. Was für ein Leben. Und die Fotos sind nur durch einen glücklichen Zufall erhalten geblieben.«

Fitz deutete auf einen Namen auf ihrer Liste.

»Streich den.«

Little Marilyn hatte die vorjährige Weihnachtsliste als Vorla­ge fotokopiert und vergessen, Ben Seiferts Namen zu streichen. Sie verzog das Gesicht.

Sie wandten sich wieder ihren Listen zu, und nach einer Weile unterbrach Little Marilyn ihren Mann. »Ben hatte Zugang zu unseren Geschäftsunterlagen.«

»Hmm« Fitz hörte nicht richtig hin.

»Hast du unsere Investitionen überprüft?«

»Ja.« Fitz war nicht sonderlich interessiert.

Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an.

»Autsch.« Er drehte sich zu ihr hin. »Was soll das?«

»Und? Unsere Investitionen?«

»Erstens, Ben war Banker, kein Börsenmakler. Er hätte mit unseren Anlagen kaum etwas anstellen können. Cabby hat unse­re Konten vorsichtshalber gründlich überprüft. Es ist alles in Ordnung.«

»Du konntest Ben nicht leiden, stimmt's?«

»Du etwa?« Fitz hob eine Augenbraue.

»Nein.«

»Warum fragst du mich dann, was du schon weißt?« »Komisch, wie man auf Menschen reagiert. Du konntest ihn nicht leiden. Ich konnte ihn nicht leiden. Trotzdem waren wir nett zu ihm.«

»Wir sind nett zu allen Leuten.« Fitz war überzeugt, daß das die Wahrheit war, obwohl seine Frau manchmal eine Imitation ihrer herrischen Mutter sein konnte. Sie nahmen sich wieder ihre Listen vor. Little Marilyn unterbrach ihn erneut. »Und wenn es Ben war, der dein Büro durchwühlt hat?«

Fitz gab es auf, sich weiter mit der Liste zu beschäftigen. »Wie kommst du bloß auf solche Ideen?«

»Ich weiß nicht. Ist mir einfach so durch den Kopf gegangen. Aber was könnte er von dir wollen? Es sei denn, er hat unsere Konten umgeleitet, aber du und Cabell sagt ja, es ist alles in Ordnung.«

»Ja. Es ist alles in Ordnung. Ich weiß nicht, wer mein Büro verwüstet hat. Rick Shaw hat keinen Hinweis, und da Computer und Fotokopierer unangetastet waren, betrachtet er es als einen Fall von willkürlichem Vandalismus. Höchstwahrscheinlich Jugendliche.«

»Wie in Earlysville, wo sie die Briefkästen mit Baseballschla­gern demoliert haben?«

»Wann war das?« Fitz' Augen weiteten sich gespannt.

»Liest du den>Kriminalreport< in der Sonntagszeitung nicht?« Er schüttelte den Kopf, und Little Marilyn fuhr fort: »Seit sechs, sieben Monaten fährt jemand nachmittags durch die Gegend und zertrümmert die Briefkästen mit Baseballschlägern.«

»Dir entgeht aber auch gar nichts, was, Schätzchen?« Fitz leg­te seinen Arm um sie.

Sie lächelte ihn an. »Sobald sich die Lage hier entspannt.«

»Du meinst, sobald das Chaos ein bißchen nachläßt?«

»Ja. Laß uns in den Homestead-Ferienclub fahren. Ich brauch ein bißchen Erholung von alledem. Und ich brauch Erholung von Mutter.«

»Amen.«

42

Die Wochen vergingen. In der Hektik der Weihnachtsvorberei­tungen gerieten die jüngsten bizarren Ereignisse in den Hinter­grund, bis sie buchstäblich unter der Festtagsfreude begraben waren. Virginia stürzte sich in den Winter, die Skier variierten zwischen Stahlgrau und Grellblau. Die Berge, so launisch wie das Wetter, wechselten stündlich die Farbe. Die einzigen be­ständigen Farbflecken waren die hellroten Stechpalmenbeeren und die orangeroten Feuerdornbeeren. Die Felder färbten sich braun, auf den nicht so gut bestellten Äckern wogte leuchtend die Besenhirse. Der Erdboden taute und gefror, taute und gefror, so daß man nie sicher sein konnte, ob die Fuchsjagd stattfand. Harry rief vor jedem vereinbarten Termin an.

Das Postamt, mit Tonnen von Post überschwemmt, führte bei Harry zu einer Einschätzung des Weihnachtsfestes, die sich sehr von der anderer Leute unterschied. Die Weihnachtskarte mußte der Teufel erfunden haben. Die Massen, verblüffend gewaltig in diesem Jahr, hatten Harry veranlaßt, Mrs. Hogendobber für den ganzen Dezember einzustellen, und sie holte für ihre Freundin eine gute Bezahlung heraus.

Susan hatte unterdessen in Boom Booms Schmuck gekramt, ein müheloses Unterfangen, da Boom Boom ihre Pretiosen nur zu gerne vorführte. Harry hatte Mirandas Schmuckkassette durchgesehen, ein nicht ganz so müheloses Unterfangen, weil Miranda ständig>Wozu?< fragte und Harry log, es hätte mit Weihnachten zu tun. Nun mußte sie Miranda zu Weihnachten ein Paar Ohrringe kaufen. Biff McGuire und Pat Harlan fanden genau die richtigen für Mrs. H. große Ovale aus Blattgold. Sie kosteten etwas mehr, als es für Harry erschwinglich war, aber was soll's - Miranda war im Postamt ein Felsen der Brandung gewesen. Harry stürzte sich noch in weitere Unkosten und kauf­te ein Paar dicke Goldkugeln für Susan. Damit war ihr Budget erschöpft, nur Geschenke für Mrs. Murphy und Tucker waren natürlich noch drin.

Mit Fair und Boom Boom ging es auf und ab. Boom Boom bat Blair, sie zu einer Versammlung der Piedmonter Umwelt­schutzbewegung zu begleiten, unter dem Vorwand, ihn mit den progressiven Leuten der Umgebung bekannt machen zu wollen. Was sie auch tat. Sie zeigte sich von ihrer besten Seite, und Blair revidierte seine Meinung über Boom Boom immerhin soweit, daß er sie zu einer Wohltätigkeitsgala in New York einlud.

Harry und Miranda standen bis zu den Knien in Weihnachts­karten, als Fair Haristeen die Eingangstür aufstieß.

»Hallo«, rief Harry ihm zu. »Fair, wir kommen nicht mehr nach. Ich weiß, es ist noch mehr Post für dich da, als in deinem Postfach steckt, aber ich weiß nicht, wann ich sie finde. Du siehst ja, hier herrscht Hochbetrieb.«

»Deswegen bin ich nicht gekommen. Morgen, Mrs. Hogen­dobber.«

»Morgen, Fair.«

»Du weißt wahrscheinlich schon, daß Boom Boom heute morgen nach New York abgereist ist. Weihnachtskaufrausch.«

»Ja.« Harry wußte nicht, wieviel Fair wußte, deshalb hielt sie sich bedeckt.

»Vermutlich weißt du auch, daß Blair Bainbridge sie auf den Knickerbocker-Weihnachtsball im Waldorf Astoria mitnimmt. Wie ich höre, werden Prinzen und Herzöge anwesend sein.«

Er wußte es also. »Hört sich ziemlich pompös an.«

»Europack«, urteilte Mrs. Hogendobber.

»Miranda, Sie haben wieder mal die Revolverblätter gelesen, als Sie im Supermarkt an der Kasse anstanden.«

Mrs. Hogendobber warf den nächsten leeren Postsack in den Behälter; sie verfehlte Mrs. Murphy um Haaresbreite. »Na und? Ich bin auch bestens über die Ehe von Charles und Diana in­formiert. Falls es jemanden interessiert.« Sie lächelte.

»Mich interessiert nur«, sagte Fair zu Mrs. Hogendobber, »ob Blair und Boom Boom was miteinander haben.«

»Woher soll ich das wissen?«

»Sie kennen Boom Boom.«

»Fair, verzeih das Wortspiel, aber das ist nicht fair«, warf Harry ein.

»Ich wette, du lachst dir einen Ast, Harry. Und ich gucke dumm aus der Wäsche.« »Hältst du mich für so rachsüchtig?«