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»Auf den Jagdtreffen habe ich Anhänger mit Rampen gese­hen.«

»Sicher, aber diese Anhänger sind so teuer - vor allem die aus Aluminium, und das sind die besten. Mein Viehanhänger ist ganz brauchbar, aber nicht mit einem mit Rampe zu verglei­chen, die sind einfach Spitze.«

Sie fuhr rückwärts an die Erdrampe heran. Beim zweiten An­lauf hatte sie es geschafft. Sie konnten Tucker im Haus bellen hören. Sie rollten den Traktor herunter, danach schoben und zogen sie an der Holzrampe.

»Wie wollen wir die da runterkriegen?« Blair war ratlos, denn die schwere Holzrampe saß bedenklich schief auf der Erdauf­schüttung.

»Passen Sie auf.« Harry zog den Anhänger weg, sprang aus dem Transporter und kuppelte ihn aus. Dann stieg sie wieder in den Transporter und fuhr ihn rückwärts an den alten Heuwagen heran. An der langen Deichsel des Wagens hing eine Kette, ein Überbleibsel aus der Zeit, als er noch von Pferden gezogen wurde. Sie warf die Kette über die Kugelkopfkupplung an ihrer Stoßstange. Harry hatte klugerweise beide Kupplungstypen: die in die Bodenplatte ihres Transporters genietete Stahlplatte mit der Kugel für den Anhänger und außerdem die unter dem Transporter ans Fahrgestell angeschweißte Kupplung mit dem umsetzbaren Kugelkopf. Dann fuhr sie den Heuwagen neben die Erdaufschüttung.

»Okay, jetzt schieben wir die Rampe auf den Wagen.«

Blair, der trotz der Kälte schwitzte, schob die schwere Holz­rampe auf die Erdrampe. »Geschafft.«

Harry stellte den Motor ab, kurbelte ihre Fenster hoch und stieg aus dem Transporter. »Blair, ich war wohl ein bißchen voreilig. Ich glaube, es fängt bald an zu schneien. Wir können den Traktor in meine Scheune stellen, oder Sie fahren ihn zu sich rüber, und ich komme mit Ihrem Transporter nach.«

Wie aufs Stichwort trudelten die ersten Schneeflocken vom dunkelnden Himmel.

»Lassen wir ihn hier. Ich kann die Maschine noch nicht be­dienen. Wollen Sie's mir immer noch beibringen?«

»Klar, ist ganz einfach.«

Jetzt war es, als hätte sich am Himmel ein Reißverschluß ge­öffnet, und der Schnee rieselte nur so herunter. Die zwei gingen ins Haus, nachdem Harry den Traktor in die Scheune gestellt hatte. Freudig begrüßten die Tiere ihre Mutter. Sie setzte Kaf­feewasser auf und kramte Luncheonmeat hervor, um Sandwi­ches zu machen.

»Harry, Ihr Transporter hat keinen Vierradantrieb, oder?«

»Nein.«

»Heben Sie mir meine Sandwiches noch zwanzig Minuten auf. Ich rase zu Market und kaufe ein bißchen was ein, denn es sieht nach einem richtigen Schneesturm aus Ihre Vorratskam­mer ist fast leer und meine auch.«

Ehe sie protestieren konnte, war er schon weg. Eine Stunde später kam er mit acht Tüten Lebensmitteln zurück. Er hatte ein Brathuhn gekauft, einen Schweinebraten, Kartoffeln, Chips, Cola, Kopfsalat, diverse Käse, Gemüse, Äpfel, auch welche für die Pferde, Pfannkuchenmischung, Milch, Butter, Brownie- Mischung, eine Sechserpackung mexikanisches Bier, teuren Bohnenkaffee, eine Kaffeemühle und zwei Tüten Katzen- und Hundefutter. Harry staunte nicht schlecht, als er die Sachen wegräumte und im Küchenkamm Feuer machte, unter Zuhilfe­nahme eines großen Holzscheits und von etwas gespaltenem Holz, das sie auf der Veranda gestapelt hatte. Ihr Protest wurde ignoriert.

»Jetzt können wir essen.«

»Blair, ich weiß nicht, wie man Schweinebraten macht.«

»Sie machen gute Sandwiches. Wenn es so weitergeht, wie der Wetterbericht sagt, haben wir bis morgen mittag einen hal­ben Meter Schnee. Dann komm ich rüber und zeig Ihnen, wie man Schweinebraten macht. Können Sie Waffeln backen?« »Ich hab meiner Mutter immer dabei zugeguckt. Kann ich be­stimmt.«

»Sie machen Frühstück, und ich mach Abendessen. Dazwi­schen streichen wir Ihre Sattelkammer.«

»Haben Sie auch Farbe gekauft?«

»Ist hinten im Wagen.«

»Blair, die wird doch fest bei der Kälte.« Harry sprang auf und lief hinaus, gefolgt von Blair. Sie lachten, während sie die Farbe in die Küche schleppten, die Haare mit Schneeflocken getüpfelt, die Füße naß. Sie aßen zu Ende, zogen die Schuhe aus und setzten sich wieder, die Füße am Feuer.

Mrs. Murphy streckte sich vor dem Kamin aus, Tucker eben­so.

»Warum haben Sie mich nicht gefragt, wieso ich mit Boom Boom auf dem Knickerbocker-Ball war?«

»Das geht mich nichts an.«

»Ich entschuldige mich dafür, daß ich Sie nicht gefragt habe, aber Boom Boom hat mir sehr geholfen, und zwei Sekunden lang fand ich sie reizvoll, und da dachte ich, ich nehm sie mit ins Waldorf, gewissermaßen als Dankeschön.«

»Wie Ihr Einkauf?«

Er dachte darüber nach. »Ja und nein. Ich mag Leute nicht ausnutzen, und Sie haben mir beide geholfen. Sie hat dort einen Studienkollegen von mir kennengelernt, Orlando Heguay. Der hat groß eingeschlagen bei ihr.«

»Reich?«

»Hm, und obendrein sieht er gut aus.«

Harry lächelte. Es wurde dunkler, und ein mildes Purpurrot legte sich wie ein melancholisches Netz über den Schnee. Blair erzählte Harry von seinen ständigen Kämpfen mit seinem Vater, der gewollt hatte, daß er Arzt würde wie er selber oder aber Geschäftsmann. Er erzählte von seinen zwei Schwestern und seiner Mutter, und schließlich kam er auf seine ermordete Freundin zu sprechen. Blair erklärte, er fühle sich erst jetzt all­mählich wieder wie ein Mensch, obwohl es schon anderthalb Jahre her sei.

Harry zeigte Mitgefühl, und als er sie nach ihrem Leben frag­te, erzählte sie ihm, wie sie auf dem Smith College Kunstge­schichte studiert, ihre berufliche Bestimmung aber nicht gefun­den hatte und schließlich bei dem Job im Postamt gelandet war, der ihr wirklich Freude mache. Ihre Ehe sei wie ein zweiter Job gewesen, und nach der Scheidung habe sie sich gewundert, wieviel freie Zeit sie hatte. Sie wolle sich nach etwas umsehen, das sie neben dem Postdienst tun könnte. Sie habe an eine Agentur für Pferdebilder gedacht, aber sie kenne sich auf dem Markt nicht genügend aus. Sie habe jedoch keine Eile. Auch sie habe das Gefühl, daß sie langsam aufwache.

Sie überlegte, ob sie ihn bitten solle zu bleiben. Sein Haus war so kahl, aber es schien ihr nicht richtig, ihn jetzt schon zu fra­gen. Harry lag es nicht, etwas zu überstürzen.

Als er aufstand, um nach Hause zu fahren, umarmte sie ihn zum Abschied, dankte ihm für die Lebensmittel und sagte: »Dann bis morgen.«

Sie sah seinen Rücklichtern nach, als er die kurvige Zufahrt hinunterfuhr. Dann zog sie ihre Jacke an und brachte Essensre­ste für das Opossum nach draußen.

45

Harry hatte sich's mit dem neuesten Roman von Susan Isaac im Bett gemütlich gemacht, als zu ihrer Verwunderung das Telefon klingelte.

Fairs Stimme knatterte in der Leitung. »Kannst du mich hö­ren?«

»Ja, einigermaßen.«

»Die Leitungen sind am Vereisen. Vielleicht bist du bald ohne Strom und Telefon. Bist du allein?«

»Was soll die Frage. Und du? Bist du allein?«

»Ja. Ich mach mir Sorgen um dich, Harry. Was alles gesche­hen könnte, wenn du von der Welt abgeschnitten bist!«

»Mir passiert schon nichts.«

»Das kannst du nicht wissen. Daß noch nichts passiert ist, muß nicht heißen, daß du nicht in Gefahr bist.«

»Vielleicht bist du in Gefahr.« Harry seufzte. »Fair, soll das etwa eine Entschuldigung sein?«

»Äh... hm, ja.«

»Ist bei Boom Boom der Lack ab?«

Lange war nur ein Knistern in der Leitung zu hören, bis Fair schließlich sagte. »Ich weiß nicht.«

»Fair, ich war deine Frau, und davor war ich eine deiner be­sten Freundinnen. Vielleicht können wir mit der Zeit wieder gute Freunde werden. Sag maclass="underline" Hast du einen Haufen Geld für Boom Boom ausgegeben?«

Diesmal war das Schweigen quälend. »Ich denke ja, für meine Verhältnisse. Harry, es ist nie genug. Ich kauf ihr was Schönes - stell dir vor, Zaumzeug aus England, und diese Sachen sind ja nicht billig. Aber egal, ich kauf ihr zum Beispiel das englische Zaumzeug, und sie fällt über mich her vor lauter Glück. Zwei Stunden später ist sie am Boden zerstört, ich hätte kein Gespür für ihre Bedürfnisse. Ist sie mit ihren Bedürfnissen denn nie am Ende? Macht sie das mit Frauen genauso, oder hat sie diese Masche für Männer reserviert?«