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Missy kapierte den Witz nicht: »Wie bitte?«

»Mommy hat Pillen, die sie beruhigen, Pillen, die sie aufput­schen, und Pillen, die sie einschläfern, verzeih den Ausdruck.« »Marilyn« - Missy berührte Little Marilyns Hand -, »das ist ernst.«

»Ich weiß. Auf ihre Familie hört sie nicht, und wenn Hayden Mclntire ihr die Pillen nicht verschreiben will, geht sie einfach zu einem anderen Arzt und bezahlt ihn bar. Also stellt Hayden ihr die Rezepte aus. So hat er wenigstens einen Überblick, wie viele sie nimmt.«

»Geht's wieder?« wollte Harry von Missy wissen.

»Ja. Ich hab die Beherrschung verloren, und ich werde mich bei deiner Mutter entschuldigen, Marilyn. Eigentlich ist Patrick die Aufregung nicht wert. Er kann sich auf der Speisekarte an­sehen, was er will, solange er nichts bestellt.«

Diese Redewendung bekamen Harry und auch Little Marilyn oft von Ehepaaren zu hören. Little Marilyn lächelte, und Harry zuckte die Achseln. Little Marilyn starrte Harry an und kam ihr mit dem Gesicht so nahe, daß sich ihre Nasen fast berührten.

»Harry?«

»Was ist?« Harry trat zurück.

»Ich hatte mal solche Ohrringe, bloß der da sieht aus wie.«

»Zerquetscht.«

»Zerquetscht.«, echote Little Marilyn. »Und du hast nur einen. Komisch, ich hab nämlich einen verloren. Ich hab sie immer getragen, meine Tiffany-Ohrringe. Ich dachte, ich hätte ihn auf dem Tennisplatz verloren. Ich hab ihn nicht wiedergefunden.«

»Den hier hab ich gefunden.«

»Wo?«

»In einem Opossumnest.« Harry sah Little Marilyn eindring­lich an. »Ich hab ihn mit dem Opossum getauscht.«

»Ach komm.« Missy zog ihre Lippen nach.

»Ehrenwort.« Harry hob die rechte Hand. »Hast du den zwei­ten noch?« fragte sie Little Marilyn.

»Ich zeig ihn dir morgen. Ich bring ihn mit zur Post.«

»Ich würde gerne sehen, wie er in unversehrtem Zustand aus­sieht.«

Little Marilyn holte tief Luft. »Harry, warum können wir kei­ne Freundinnen sein?«

Missy hielt beim Nachziehen ihrer Lippen mitten im Schwung inne. Eine Sanburne, die aufrichtige Gefühle zeigte. Mehr oder weniger.

Ganz im Sinne des Weihnachtsfestes lächelte Harry und erwi­derte: »Wir können es versuchen.«

Eine Dreiviertelstunde später hatte sich Harry, nachdem sie auf dem Rückweg vom Badezimmer mit jedermann gesprochen hatte, zu Susan durchgekämpft. Sie flüsterte ihr die Neuigkeit ins Ohr.

»Unmöglich.« Susan schüttelte den Kopf.

»Unmöglich oder nicht, sie scheint zu glauben, daß es ihrer ist.«

»Morgen werden wir's wissen.«

Boom Boom stieß zu ihnen. »Harry und Susan, ich danke euch vielmals, daß ihr mich von der nervenden Missy Drysdale befreit habt.«

Ehe sie etwas erwidern konnten, und es wäre eine bissige Er­widerung geworden, warf Boom Boom sich Blair an den Hals, der sich freute, daß seine eigentliche Begleiterin sich endlich vom Badezimmer losgerissen hatte. »Blair, Lieber, Sie müssen mir einen Gefallen tun. Keinen Riesengefallen, nur einen klit­zekleinen.«

»Äh...«

»Orlando Heguay will Silvester herkommen, und bei mir kann er nicht wohnen - ich kenne den Mann ja kaum. Können Sie ihn bei sich unterbringen?«

»Natürlich.« Blair hielt die Hände, als wollte er einen Segen erteilen. »Das hatte ich sowieso vor.«

Susan flüsterte Harry zu: »Hat Fair sich mit seinem Weih­nachtsgeschenk für unsere Schmerzensreiche sehr verausgabt?«

»Er sagt, er kann es nicht zurückgeben. Er hat beiHimmel­hoch jauchzen< einen Mantel für sie machen lassen.«

»Auweia.« Susan zuckte zusammen.Himmelhoch jauchzen<, ein teures, aber originelles Damenbekleidungsgeschäft, würde ein maßgeschneidertes Stück nicht zurücknehmen. Außerdem hatten wenige Frauen Boom Booms Maße.

»Achtung!« Harry wölbte die Hände in genau dem Moment vor dem Mund, als Fitz-Gilbert Hamilton sturzbesoffen auf den Fußboden knallte.

Alle lachten, bis auf die zwei Marilyns.

»Das muß ich wiedergutmachen.« Harry wand sich durch die Menge zu Little Marilyn. »Hey, wir stehen alle unter Druck«, flüsterte sie. »Die Party heute abend, das ist einfach zuviel. Laß deine Wut nicht an ihm aus.«

»Bevor diese Nacht zu Ende ist, haben wir sie gestapelt wie Klafterholz.«

»Wo bringt ihr sie unter?«

»Im Schuppen.«

Harry nickte. »Sehr vernünftig.«

Die Sanburnes dachten an alles. Die abgefüllten Gäste konn­ten ihren Suff im Schuppen ausschlafen und in den Schuppen kotzen - den Perserteppichen passierte nichts. Und man mußte kein schlechtes Gewissen haben, weil jemand nach der Party einen Unfall baute.

Danny Tuckers Freundin heulte, weil er sie nicht oft genug zum Tanzen aufgefordert hatte.

Die saftigste Klatschgeschichte von allen war, daß Missy Drysdale Patrick, betrunken und damit ein Schuppenkandidat, allein gelassen hatte. Sie war nach der Party mit Fair abgezo­gen, der Boom Boom fallenließ, als er mit anhörte, wie sie von Orlando Heguays Besuch erzählte.

Boom Boom tröstete sich, indem sie Jim Sanburne ihr Herz darüber ausschüttete, daß alle sie mißverstanden. Sie hätte gute Fortschritte gemacht, wenn Mim ihn ihr nicht entrissen hatte.

Wieder eine Weihnachtsparty. Friede auf Erden und den Men­schen ein Wohlgefallen.

49

Harry saß mitten in einer Papierlawine. Mrs. Murphy sprang von einem Haufen Kuverts zum anderen, während Tucker, den Kopf auf den Pfoten, schwanzwedelnd darauf wartete, daß die Katze durch den Raum flitzte.

»Du bists.« Mrs. Murphy sprang über Tucker hinweg, die auf­sprang und ihr nachjagte.

Tucker dachte sich im Laufen die Spielregeln aus.»Du mußt unten bleiben. Es ist nicht fair, wenn du in den ersten Stock gehst.«

»Wer sagt das?« Mrs. Murphy landete in hohem Bogen auf dem Schalter.

Mrs. Hogendobber beachtete die beiden Tiere kaum, ein Zei­chen dafür, daß sie sich an ihre Kapriolen gewöhnt hatte.

»Nur noch ein Tag von dieser Sorte, Harry. Ein bißchen was kommt noch nach, das kennen Sie ja, aber das Schlimmste ist morgen überstanden, und dann können wir Heiligabend und Weihnachten dichtmachen.«

Harry, die die Post sortierte, so schnell sie konnte, erwiderte »Miranda, kaum daß ich mich von Weihnachten erholt habe, steht immer schon das nächste vor der Tür.«

Reverend Jones, Little Marilyn und Fitz-Gilbert schoben sich als Gruppe durch die Tür, gefolgt von Market. Alle zogen die unverschämte Postkarte aus ihren Schließfächern.

Mrs. Hogendobber kam ihren Protesten zuvor. »Wir haben auch eine bekommen. Der Sheriff weiß Bescheid. Wir mußten sie nun mal verteilen. Wir würden gegen das Gesetz verstoßen, wenn wir Ihre Post zurückhielten.«

»Vielleicht würde es uns nicht so stören, wenn seine Gramma­tik stimmte«, ulkte Fitz.

»Bald ist Weihnachten. Wir wollen uns der Bedeutung dieses Festes zuwenden«, riet Herb.

Pewter kratzte an der Eingangstür. Während die Menschen sich unterhielten, erzählten Mrs. Murphy und Tucker Pewter von Simon und dem Ohrring.

Wie aufs Stichwort zog Little Marilyn den unversehrten Ohr­ring aus ihrer Tasche. »Guck mal.«

Harry legte den verbogenen Ohrring neben den goldglänzen­den. »Ein Paar. So ist das mit mir und Tiffany-Ohrringen. Es war für mich die einzige Möglichkeit, an so einen heranzu­kommen.«

»Setzet euren Glauben nicht in weltliche Dinge.« Der Reve­rend lächelte. »Das sind aber hübsche weltliche Dinge.«

Fitz stieß an den verbogenen Ohrring. »Schatz, wo hast du den verloren? Ich hab sie dir voriges Jahr zum Valentinstag ge­schenkt.«

»Fitz, ich wollte dich nicht verärgern. Ich hatte gehofft, ich würde ihn wiederfinden, und dann hättest du es.«