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»Nie gemerkt.« Er schüttelte den Kopf. »Marilyn, du würdest noch deinen Kopf verlieren, wenn er nicht fest auf deinen Schultern säße.« Diese Bemerkung hätte er eingedenk des Hal­loween-Horrors am liebsten sofort zurückgenommen. Seine Frau schien nichts zu merken.

»Ich weiß nicht, wo ich ihn verloren habe.«

»Können Sie sich erinnern, wann Sie die Ohrringe das letzte Mal getragen haben?« Diese logische Frage stellte Miranda.

»Am Tag vor dem schlimmen Regen - oh, im Oktober, schät­ze ich. Ich hab meinen rotbraunen Kaschmirpullover angehabt, hab im Club Tennis gespielt, mich dort umgezogen, bin wieder ins Auto gestiegen, und als ich nach Hause kam, konnte ich den einen Ohrring nicht finden.«

»Vielleicht ist er rausgerutscht, als du dir den Pullover über den Kopf gezogen hast. Mir passiert das auch manchmal«, er­klärte Harry.

»Ja, ich hab den Pullover im Auto ausgezogen. Ich hatte einen Haufen Sachen für die Reinigung auf dem Beifahrersitz. Wenn der Ohrring runtergefallen ist, ist er vielleicht in den Kleidern gelandet. Und deswegen habe ich es nicht klimpern gehört.«

»Welchen Wagen hattest du, Schätzchen?« fragte Fitz.

»Den Range Rover. Aber ist ja auch egal. Danke, daß du ihn gefunden hast, Harry. Ob sie ihn bei Tiffany wohl reparieren können? Hast du ihn wirklich in einem Opossumnest gefun­den?« »Ja.« Harry nickte.

Fitz kniff Harry in den Arm. »Wieso stöberst du in Opossum­nestern herum?«

»Ich hab so einen kleinen Kerl bei mir wohnen.«

»Du hast meinen Ohrring auf deinem Grundstück gefunden?« Little Marilyn war verblüfft. »Ich bin nie in deiner Nähe gewe­sen.«

»Ich hab ihn dort gefunden, aber wer weiß, wo das Opossum ihn gefunden hat? Vielleicht ist es Mitglied im Farmington Country Club.«

Da mußten alle lachen, und nachdem sie noch ein bißchen ge­plaudert hatten, gingen sie, und der nächste Schwung von Leu­ten kam herein, die sich ebenfalls aufregten, als sie die Postkar­te mit dem Spruch »Steck deine Nase nicht in Sachen, wo dich nichts angehn« aus ihren Schließfächern zogen.

Die Tiere beobachteten die Reaktionen der Menschen. Pewter putzte sich hinter den Ohren und fragte Mrs. Murphy wieder: »Glaubst du, daß der Ohrring etwas mit dem ersten Mord zu tun hat?«

»Ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß es sehr merkwürdig ist. Ich hoffe immer noch, daß man die Zähne findet. Das wäre eine große Hilfe. Wenn jemand den Ohrring hat fallen lassen, was ist dann mit den Zähnen?«

»Das würde zur Identifizierung des ersten Opfers führen, du kannst also wetten, daß der Mörder die Zähne beseitigt hat«, sagte Tucker.

»Sobald der Schnee schmilzt, gehen wir wieder auf den Fried­hof. Gucken kann nicht schaden.«

»Ich will mitkommen«, quengelte Pewter.

»Du warst eine große Hilfe«, schmeichelte ihr Mrs. Murphy, »ich weiß bloß nicht, wie wir Mutter dazu bringen sollen, dich mitzunehmen. Aber etwas kannst du trotzdem tun.«

»Was?« Pewters Augen wurden weit, ihr Brustkasten auch. Sie plusterte sich auf wie eine Bruthenne.

»Beobachte alle Menschen, die in den Laden kommen. Sag mir Bescheid, wenn jemand nervös wirkt. «

»Halb Crozet«, murrte Pewter, aber dann strahlte sie.»Ich werde mein Bestes tun.«

Tucker legte den Kopf schief und sah ihre Freundin an.»Was ist los Murphy?«

»Mit der Postkarte stimmt was nicht. Wenn sie von dem Mör­der ist, was wir nicht wissen, aber wenn, dann ist es auch eine Warnung. Für mich bedeutet das, daß dieser Mensch vielleicht denkt, jemand könnte ihm zu nahe kommen.«

50

Mit dem Sheaffer Füllhalter, der einst seinem Vater gehört hat­te, schrieb Cabell einen Brief an seine Frau. Mit schwarzer Tin­te kritzelte er in kühnem Schwung über das hellblaue Papier.

Meine liebste Florence,

bitte verzeih mir. Ich muß fort von hier, um gründlich nach­zudenken. Ich habe mein persönliches Girokonto aufgelöst. Deins bleibt bestehen, ebenso unser Gemeinschaftskonto und das Wertpapierkonto. Geld ist genug da, also mach Dir keine Sorgen.

Den Wagen lasse ich auf dem Bankparkplatz hinter dem Einkaufszentrum stehen. Bitte ruf Rick Shaw nicht an. Und mach Dir keine Sorgen um mich. In Liebe, Cabell

Aber Taxi machte sich doch Sorgen. Der Brief lehnte an der Kaffeemaschine. Sie las ihn wieder und wieder. In all den Jah­ren, die sie ihren Mann kannte, hatte er nie etwas so Drastisches getan.

Sie rief Miranda Hogendobber an, mit der sie seit dem Kin­dergarten befreundet war. Es war morgens um halb acht. »Miranda.«

Mrs. H. fiel die Anspannung in der Stimme ihrer Freundin so­fort auf. »Florence, was ist passiert?« »Cabell hat mich verlassen.« »Was?!«

»Ich hab mich falsch ausgedrückt. Warte, ich les dir seinen Brief vor.« Als sie fertig war, schluchzte Florence. »Er muß so was wie einen Nervenzusammenbruch gehabt haben.« »Du mußt den Sheriff anrufen.« »Er hat's mir verboten.« Florence weinte heftiger. »Das war falsch von ihm. Wenn du's nicht tust, tu ich es.«

Als Rick Shaw und Cynthia zu der schönen Villa der Halls ka­men, war Miranda schon eine halbe Stunde da. Sie saß neben ihrer Freundin und stand ihr während der Befragung bei.

Rick, der Taxi Hall gern mochte, rauchte eine halbe Schachtel Zigaretten, während er umsichtig seine Fragen stellte. Cynthia verzichtete aufmerksamerweise aufs Rauchen, sonst wäre der Raum in blauen Dunst gehüllt gewesen.

»Sie sagten, er war nachdenklich und in sich gekehrt.«

Taxi nickte, und Rick fuhr fort. »Gab es irgendwas, das ihn aus der Fassung gebracht hat?«

»Er hat sich schrecklich aufgeregt wegen Ben Seifert. Er hat sich beruhigt, als die Bücher geprüft waren, aber ich weiß, daß es ihn trotzdem beschäftigt hat. Ben war sein Schützling.«

»Gab es Widerstand in der Bank, weil Ben zum Nachfolger Ihres Mannes aufgebaut wurde?«

Sie verschränkte die Arme und überlegte. »Gemurrt wird im­mer, aber das reicht doch nicht für einen Mord.«

»Hat Ihr Mann Namen genannt?«

»Er hat erwähnt, daß Marion Molnar Ben nicht ausstehen konnte, aber die Zusammenarbeit mit ihm hat trotzdem ge­klappt.«

Rick holte tief Luft. »Haben Sie irgendeinen Grund zu der Annahme, daß Ihr Mann sich mit einer anderen Frau trifft?«

»Muß das sein?« schimpfte Miranda.

Ricks Stimme wurde sanfter. »Unter diesen Umständen, ja.«

»Ich protestiere. Ich protestiere aufs schärfste. Sehen Sie nicht, daß sie krank vor Sorge ist?«

Taxi tätschelte Mirandas Hand. »Laß nur, Miranda. Man muß alles in Erwägung ziehen. Nach meinem besten Wissen hat Cabell nichts mit einer anderen Frau. Wenn Sie Cabell so gut kennen würden wie ich, wüßten Sie, daß ihm mehr am Golfspiel liegt als am Liebesspiel.«

Rick lächelte matt. »Danke, Mrs. Hall. Wir leiten eine Fahn­dung ein. Wir faxen Cabbys Foto an andere Polizei- und She­riffdienststellen. Und sobald er irgendwo eine Kreditkarte be­nutzt, werden wir's erfahren. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, und glauben Sie mir, wir werden alles tun, was in unserer Macht steht.«

Vor der Haustür ließ Rick eine Zigarette fallen; sie zischte im Schnee.

Cooper sah zu, wie der Schnee um die heiße Glut schmolz. »Tja, sieht so aus, als wüßten wir, wer Ben Seifert umgebracht hat. Weshalb wäre er sonst getürmt?«

»Verdammt noch mal, wir werden es rauskriegen.« Er trat auf die erloschene Zigarette »Coop, nichts paßt zusammen. Gar nichts!«

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