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»Heute werden Sie fehlen«, ordnete Cynthia an. »Blair hat den Explorer. Wir laden Blair und seine Kätzchen ein und kommen rüber. Ich will vorerst nicht, daß einer von Ihnen allein ist.«

»Aber auf mich hat es doch niemand abgesehen.«

»Das können Sie nicht wissen. Ich kann kein Risiko eingehen. Ich geh ihn jetzt wecken. In einer Stunde sind wir drüben.«

57

»Diese Nervensägen.« Mrs. Murphy schnippte ihren Schwanz weg von Jingle Bells, dem gescheckten Kätzchen, das ihm wie verrückt nachjagte.

»Menschenbabys sind schlimmer.« Tucker ließ Noel gewäh­ren, das graue Kätzchen, das an ihrer einen Seite hinaufkletterte, um dann»huii« zu schreien und auf der anderen hinunterzurut­schen.

Harry, Blair und Cynthia beschäftigten sich, indem sie Pläne von allen Räumen in Blairs Haus skizzierten. Dann zeichneten sie Möbel für jedes Zimmer, schnitten sie aus und schoben sie hin und her.

»Haben Sie uns alles gesagt?« fragte Cynthia wieder.

»Ja.« Blair schob mit dem Zeigefinger ein Sofa herum. »Da paßt es nicht hin.«

»Wie wär's hier, und ein Tisch davor? Und da drauf die Lam­pen.« Harry plazierte die Teile.

»Kein Geschäft, das schiefging?« fragte Cynthia.

»Ich sagte doch, der einzige Kauf, den ich getätigt habe, war Foxden. und der Traktor auf der Versteigerung. Wenn auf meinem Grundstück etwas Wertvolles gewesen wäre oder ir­gendwas anderes, das mit dem Fall zusammenhängt, hätte es derjenige doch wohl mitgenommen, oder?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Cynthia.

»Huch«, schrie Harry, als das Licht ausging. Sie lief zum Te­lefon und hielt den Hörer ans Ohr. »Funktioniert noch.«

Der Himmel verfinsterte sich, und der Wind heulte. Der Sturm hielt an. Zum Glück hatte Harry immer einen großen Vorrat Kerzen da. Die würden ihr nicht ausgehen.

Nach dem Abendessen saßen sie am Kamin und erzählten sich Gespenstergeschichten. Obwohl es schon ein bißchen weniger stürmte, rüttelte der steife Wind an den Fensterläden. Die ideale Zeit für Gespenstergeschichten.

»Ich habe gehört, daß Peter Stuyvesant immer noch in der Kirche an der Second Avenue in New York herumgeistert. Man kann sein Holzbein auf dem Holz tappen hören. Das ist alles, was ich an Gespenstergeschichten kenne. Als Kind bin ich am Lagerfeuer immer eingeschlafen.« Blair lächelte.

»Es gibt ein Gespenst in Castle Hill.« Cynthia sprach von ei­nem schönen alten Haus an der Route 22 in Keswick. »Dort erscheint in einem der alten Schlafzimmer immer eine Frau mit einer Kerze in der Hand. Sie trägt Gewänder aus dem achtzehn­ten Jahrhundert und sagt den Gästen, sie dürfen da nicht über­nachten. Sie soll in den letzten zweihundert Jahren vielen Gä­sten erschienen sein.«

»Was? Finden sie nicht ihre gesellschaftliche Anerkennung?« witzelte Harry.

»Wir wissen, daß sie keine guten Manieren haben«, sagte Blair. »Mit den Umgangsformen ist es seit der Französischen Revolution konstant bergab gegangen.«

»Okay.« Cynthia stieß Harry an. »Sie sind dran.«

»Als Thomas Jefferson Monticello baute, ließ er einen Schot­ten namens Dunkum kommen. Dieser äußerst tüchtige Mann kaufte Land unterhalb von Carters Ridge und baute das heutige Brooklyn-Haus, das Dr. Charles Beegle und seiner Familie ge­hört - Ehefrau Jean, Sohn Brook und den Töchtern Lynne und Christiana. Der Unabhängigkeitskrieg erreichte schließlich auch unsere Gegend, und danach baute Mr. Dunkum noch mehr Wohnhäuser am Fuß der Bergkette. Man kann sie an der Route 20 sehen, schlichte, solide Ziegelbauten in schönen Proportio­nen. Als er zu Wohlstand gelangte, zogen weniger vermögende Verwandte zu ihm, darunter eine verwitwete Schwester, Mary Carmichael. Mary liebte die Gartenarbeit, und sie hat den Gar­ten angelegt, der heute von Jean Beegle gepflegt wird. An ei­nem heißen Sommertag wollte Jean den Traktor auf dem Plat­tenweg zu dem Rankengestrüpp hinten im Garten fahren, das ihren Bemühungen mit der Schere widerstanden hatte. Jean war entschlossen, ihm mit dem Traktor zu Leibe zu rücken. Kaum war sie in das Gestrüpp gestoßen, als sie zu ihrem Entsetzen in einen Hohlraum stürzte. Der Traktor hatte sich nicht überschla­gen - er ist einfach mitten in einem Erdloch steckengeblieben. Als Jean hinuntersah, erblickte sie einen Sarg. Versteht sich wohl von selbst, daß Jean in Windeseile von dem Traktor ge­klettert ist.

Chuck hat sich dann von Johnny Haffner, dem Traktorenhänd­ler, einen Traktor geborgt, und die zwei Männer haben zusam­men Beegles Traktor herausgezogen. Ihre Neugierde gewann die Oberhand, sie sprangen wieder in das Grab und öffneten den Sarg. Er enthielt das Skelett einer Frau und sogar noch Fetzen eines Kleides, das sehr schön gewesen sein mußte. Von Schuld­gefühlen übermannt, schlossen Chuck und Johnny den Sarg wieder und überließen die Dame ihrem ewigen Schlummer. Dann schütteten sie die Grube zu.

In derselben Nacht wurde Jean von einem lauten Geräusch geweckt. Sie hörte jemanden dreimal rufen. Eine Stimme, die sie nicht kannte, rief nach ihr.>Jean Ritenour Beegle, Jean, komm in den Garten<.

Jeans Schlafzimmer hatte kein Fenster nach dieser Seite, des­halb ging sie nach unten. Sie hatte keine Angst, denn es war ja eine Frauenstimme. Ich hätte mich gefürchtet, glaube ich. Sie ging jedenfalls in den Garten, und da stand eine große, gut ge­baute Frau.

Sie sagte:>Mein Name ist Mary Carmichael, und ich bin 1791 hier gestorben. Weil ich den Garten liebte, hat mein Bruder mich darin beerdigt und einen Rosenstrauch auf mein Grab gepflanzt. Als er starb, haben die neuen Besitzer vergessen, daß ich dort begraben bin, und meinen Rosenstrauch nicht mehr gepflegt. Ich bin in der Küche gestorben, die im Keller des Hauses war. Der Kamin war groß, und es war so kalt. Sie ha­ben mich dort aufgebahrt. < Jean fragte, ob sie irgendwas für Mary tun könne. Das Gespenst antwortete:Pflanze einen Ro­senstrauch auf mein Grab. Ich liebe rosa Rosen. Und weißt du, ich habe zwischen den zwei Fenstern ein Spalier gebaut. < Sie zeigte auf die Fenster, die zum Garten hinausgingen. Es mußte das Wohnzimmer gewesen sein.>Wenn es dir gefällt und hübsch aussieht, baue ein weißes Spalier und laß gelbe Teero­sen daran hochranken<.

Das hat Jean getan, und sie sagt, daß sie Mary in mondhellen Sommernächten manchmal durch den Garten spazieren sieht.«

Während die Menschen mit ihren Gespenstergeschichten fort­fuhren, holte Mrs. Murphy die zwei Kätzchen zu sich heran. >So, Noel und Jingle, jetzt will ich euch die Geschichte von ei­nem schneidigen jungen Kater namens Dragoner erzählen. Damals, zur Zeit unserer Vorfahren.<

»Wann war das?« maunzte das graue Kätzchen.»Bevor wir ein Land waren, damals, als die Briten regierten. In jener Zeit lebte ein großer, hübscher Kater, der immer mit einem briti­schen Offizier zusammensteckte, und deswegen wurde er Dra­goner genannt. Oh, seine Schnurrhaare waren silbern, seine Pfoten waren weiß, seine Augen leuchtend grün und sein Fell glänzend rot. Eines Nachts veranstalteten die Menschen einen großen Ball, und Dragoner kam auch hin. Dort sah er eine junge weiße Angorakatze, die ein blaues Seidenband am Hals trug. Er ging zu ihr, und auch andere Kater umringten sie, so überwältigend war ihre Schönheit. Und er sprach zu ihr und machte ihr den Hof. Sie sagte, ihr Name sei Silverskins. Er bot Silverskins an, sie nach Hause zu begleiten. Sie spazierten durch die Straßen der Stadt und aufs Land hinaus. Die Grillen zirpten, und die Sterne funkelten. Als sie sich einem kleinen Steinhauschen und einem Hügel mit einem Friedhof darauf näherten, blieb die hübsche Katze stehen.

>Ich verlasse dich hier, Dragoner, denn meine alte Mutter wohnt da drinnen, und ich will sie nicht aufwecken.< Sprach's und sprang davon.