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Blair, der von der Anstrengung und vor Schmerzen keuchte, schob sich zwischen Fitz und Harry, während Orlando, völlig außer Atem, nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Das Fell gesträubt, so daß sie doppelt so groß war wie sonst, balancierte Mrs. Murphy auf der Tür einer Box. Wenn es sein mußte, würde sie zum nächsten Angriff übergehen. Unterdessen gelang es der benommenen Kletternatter, in Tomahawks Box zu kriechen und sich in der Streu zu vergraben. Simon steckte den Kopf durch die Heubodenluke. Sein Unterkiefer hing schlaff herab.

Blair streckte die Hand aus, um den näher kommenden Fitz zurückzuhalten: »Sie haben nicht die geringste Chance. Geben Sie auf.«

»Verpiß dich, du Schwuchtel.«

Blair war schon so oft Schwuchtel geschimpft worden, daß es ihm nichts ausmachte- und außerdem waren die Schwulen, die er kannte, feine Kerle. »Keinen Schritt weiter.«

Fitz holte aus, Blair duckte sich.

Harry hielt die Pistole im Anschlag. »Aus dem Weg, Blair.«

»Sie werden nicht schießen. Sie doch nicht, Harry.« Fitz lach­te, ein unheimliches, schrilles Lachen.

»Aus dem Weg, Blair. Ich meine es ernst.« Harrys Stimme war ruhig und entschlossen.

Orlando rappelte sich hoch und lief zum Telefon. Er wählte 911 und versuchte stockend zu erklären.

»Sagen Sie einfach Harry Haristeen, Yellow Mountain Road. Hier kennt jeder jeden«, rief sie Orlando zu.

»Nein, es kennt nicht jeder jeden, Harry. Sie kennen mich nicht. Sie wollten mich nicht kennen.« Fitz schlich näher an sie heran.

»Ich hatte Sie gern, Fitz. Ich glaube, Sie sind verrückt gewor­den. Bleiben Sie stehen.« Sie wich nicht zurück, als er näher kam.

»Fitz-Gilbert Hamilton ist tot. Er besteht nur noch aus Fet­zen.« Fitz lachte schrill.

Orlando legte den Hörer auf. Blairs Züge erstarrten. Sie trau­ten ihren Ohren nicht.

»Was sagst du da?« fragte Orlando.

Fitz machte eine halbe Drehung, um ihn mit seinem gesunden Auge sehen zu können. »Ich bin Tommy Norton.«

»Das darf doch nicht wahr sein!« Orlandos Lungen schmerz­ten noch.

»Ist es aber. Fitz hat den Verstand verloren, wie du weißt. Mal war er da, mal weg, und schließlich futsch.« Fitz, oder besser der Mann, den sie als Fitz kannten, fuchtelte bei dem Wort »futsch« mit der Hand in der Luft herum. »Meistens wußte er nicht einmal seinen eigenen Namen, aber mich kannte er. Ich war sein einziger Freund. Er hat mir vertraut. Nach dem Auto­unfall mußten wir beide operiert werden, plastische Chirurgie. Eine kleine Korrektur seiner Nase, und außerdem wurde mein Kinn verkleinert, während seins vergrößert wurde. Nachher sah er eher wie Tommy Norton aus und ich eher wie Fitz-Gilbert Hamilton. Als die Schwellung abgeklungen war, hätte man uns für Brüder halten können. Und da wir noch jung und noch nicht ganz ausgewachsen waren, haben die Leute die kleinen Verän­derungen ohne weiteres akzeptiert, als sie mich wiedersahen; die tiefere Stimme, den kräftigeren Körperbau. Es war so ein­fach. Als sein Verstand schließlich komplett im Eimer war, haben der Erbschaftsverwalter und ich den neuen Tommy in die Central-Islip-Klinik gesteckt. Was meine Familie anging - mein Vater hatte meine Mutter verlassen, als ich sechs war. Sie war meistens so besoffen, daß sie froh war, mich los zu sein, sofern sie überhaupt was mitgekriegt hat.«

»Der Erbschafts-Verwalter! War das nicht Cabell?« fragte Harry.

»Ja. Er wurde anständig bezahlt und war ein guter Erbschafts­verwalter. Wir sind in Verbindung geblieben, als er von New York nach Virginia zog. Durch Cabell habe ich sogar meine Frau kennengelernt. Er hat seinen Anteil bekommen, und alles lief bestens. Bis Tommys auftauchte.«

In der Ferne heulte eine Sirene.

»All ihr reichen Leute. Ihr wißt ja nicht, wie das ist. Es lohnt sich, für Geld zu töten. Glaubt mir, ich würde es wieder tun. Fitz würde noch leben, wenn er nicht hier herumgestreunt wäre und mich gesucht hätte. War wahrscheinlich wie bei George III von England, jahrelang im Wahn, und auf einmal, klick, ist sein Verstand wieder voll da. Ich war leicht zu finden. Little Marilyn und ich erscheinen regelmäßig in den Klatschspalten. Außer­dem brauchte er bloß bei seiner früheren Bank anzurufen und seinen Erbschaftsverwalter ausfindig zu machen. Er war schlau genug, das zu tun. Nach und nach fiel ihm seine Vergangenheit wieder ein, und bald wußte er, daß er Fitz-Gilbert Hamilton war. Das konnte ich nicht zulassen, oder? Ich war ein besserer Fitz-Gilbert Hamilton als er. Er brauchte sein Geld nicht. Er hätte bloß wieder den Verstand verloren, und das viele Geld wäre nutzlos gewesen, unantastbar.«

Die Sirene heulte jetzt lauter, und weil Tommy Norton glaub­te, Harry sei nicht mehr so wachsam, sprang er sie an. Ein Flammenblitz schoß aus der Mündung der Pistole. Tommy Nor­ton stieß ein tiefes, gutturales Heulen aus und stürzte, sein Knie umklammernd, auf die Erde. Harry hatte ihm die Kniescheibe zerschossen. Unbeirrt kroch er auf Harry zu.

»Töten Sie mich. Ich will lieber tot sein. Töten Sie mich, denn sonst töte ich Sie, wenn ich Sie erwische.«

Blair trat hinter Tommy und rammte ihm sein Knie in den Rücken; er legte dem zappelnden Mann seinen heilen Arm um den Hals und sagte: »Geben Sie auf, Mann.«

Das Metalltor der Scheune wurde quietschend zurückgescho­ben. Rick Shaw und Cynthia stürmten mit gezogenen Waffen in die Scheune. Hinter ihnen standen Tomahawk und Gin Fizz; Splitter vom Zaun waren im Schnee verstreut, ihre Decken wa­ren übel zugerichtet.

»Haben wir unsere Arbeit gut gemacht?« wieherten sie.

»Super«, antwortete Mrs. Murphy, deren Fell sich nun wieder glättete.

Cynthia kümmerte sich um Blair. »Ich rufe einen Krankenwa­gen.«

»Ich glaube, ich bin schneller dort, wenn ich in meinem Ex­plorer selbst hinfahre.«

»Ich bringe Sie hin.«

Tommy saß auf der Erde. Blut spritzte aus seinem Knie und aus seinem Auge, aber er schien keine Schmerzen zu fühlen. Vielleicht konnte sein Gehirn nicht hinnehmen, was soeben emotional und körperlich mit ihm passiert war.

»Nein, das tun Sie nicht. Beide Männer müssen behandelt werden.« Rick bat Orlando, das Krankenhaus anzurufen, und nannte ihm die Nummer. »Sagen Sie, Sheriff Shaw ist hier. Sie sollen sich beeilen.«

Während Harry und Blair die Beamten informierten, lachte Tommy dazwischen und berichtigte kleine Details.

»Wie ist Ben Seifert da hineingeraten?« wollte Rick wissen.

»Durch Zufall. Er ist auf Cabell Halls zweiten Satz Bücher gestoßen, in denen er die Zahlungen an mich aufgeführt hat. Cabell ist übrigens irgendwo in den Bergen. Ich nehme an, er hat sich aus dem Staub gemacht, weil er dachte, ich würde ihn umbringen. Er wird wohl demnächst wieder runterkommen. Ben erwies sich jedenfalls als nützlich. Er hat mich darüber informiert, wer kurz vor dem Bankrott stand, und ich hab das Land der Leute gekauft oder ihnen zu einem hohen Zinssatz Geld geliehen. Ich hab dann angefangen, ihm das zu vergüten, aber. « Tommy stöhnte, als seine Sinne schließlich einen zuckenden Schmerz wahrnahmen.

Harry ging zu Mrs. Murphy und hob sie von der Tür der Box herunter. Sie vergrub ihr Gesicht im Fell der Katze. Dann ging sie in die Hocke und gab Tucker einen Kuß. Tränen liefen Har­ry über die Wangen.

Blair legte seinen heilen Arm um sie. Sie konnte das Blut rie­chen, das durch sein Hemd und seine Jacke sickerte.

»Die sollten Sie besser ausziehen.« Sie half ihm aus der Jacke. Er zuckte zusammen. Cynthia kam hinzu, während Rick seinen Revolver auf Tommy gerichtet hielt.

»Die ist noch drin.« Cynthia meinte die Kugel. »Ich hoffe, sie hat keinen Knochen zersplittert.«

»Das hoffe ich auch.« Blair war ein bißchen schwindelig. »Ich glaube, ich muß mich einen Moment hinsetzen.«

Harry half ihm in die Sattelkammer und auf einen Stuhl.

Orlando stellte sich neben Rick. Er starrte auf den Mann, den er einmal gekannt hatte. »Tom, du sahst Fitz wirklich verdammt ähnlich.«