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Winzige Kniescheibensplitter lagen im Scheunengang ver­streut. Ein mattes Lächeln huschte über Toms Gesicht, während er gegen seine höllischen Schmerzen ankämpfte. »Ja, ich hab sie alle reingelegt. Sogar diesen unerträglichen Snob, diese Zicke von einer Schwiegermutter.« Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, und er rang um Beherrschung. »Ich wäre nie in der Lage gewesen, Little Marilyn zu heiraten. Fitz-Gilbert konnte sie heiraten, Tommy Norton nicht.«

»Könnte sein, daß du sie unterschätzt.« Orlandos Stimme klang beschwichtigend.

»Sie läßt sich von ihrer Mutter gängeln«, bekam er lakonisch zur Antwort. »Aber weißt du, was das Komische ist? Ich habe meine Frau lieben gelernt. Ich hätte nie geglaubt, daß ich je­manden lieben könnte.« Er machte ein Gesicht, als wollte er weinen.

»Wieviel war das Hamilton-Vermögen wert?« fragte Sheriff Shaw.

»Als ich es sozusagen erbte, war es einundzwanzig Millionen wert. Durch Cabells Verwaltung und mein eigenes Management war der Wert bis zu meiner Volljährigkeit auf vierundsechzig Millionen angewachsen. Es gibt keine Erben. Von den Hamil­tons lebt niemand mehr. Bevor ich Fitz tötete, habe ich ihn ge­fragt, ob er Kinder hat, und er hat nein gesagt.« Tommy ver­mied es, sein Knie anzusehen, als würden sich die Schmerzen dadurch in Schach halten lassen.

»Wer bekommt das Geld?« wollte Orlando wissen. Geld ist nun mal faszinierend.

»Little Marilyn. Das ist doppelt abgesichert. Auf sie ist so­wohl mein Testament als auch das von Fitz-Gilbert ausgestellt, das er damals im Oktober in meinem Büro unterzeichnet hat. Vertrauensvoll wie ein Lamm. Es mag eine Weile dauern, aber auf die eine oder andere Weise bekommt meine Frau das Geld.«

»Wie haben Sie Fitz-Gilbert Hamilton getötet?« erkundigte sich Cynthia.

»Ben hat Panik geschoben. Typisch. Schwach und geldgierig. Ich habe Cabell immer gesagt, daß Ben die Allied Bank nie leiten könnte, wenn Cabell sich zur Ruhe setzte. Er hat mir nicht geglaubt. Ben war aber immerhin so schlau, Fitz aus der Bank und in seinen Wagen zu lotsen, bevor er einen noch grö­ßeren Aufstand machte oder ausposaunte, wer er war. Er fuhr mit ihm zu meinem Büro. Ben hatte es darauf angelegt, dazu­bleiben und mir lästig zu werden. Ich sagte ihm, er solle wieder in die Bank gehen, Fitz und ich würden uns schon irgendwie arrangieren. Ich hab das in Fitz' Gegenwart gesagt. Ben ging. Fitz war eine Weile ganz okay. Als ich dann von seinem Geld sprach, wurde er gereizt. Ich habe viel mehr daraus gemacht, als er gekonnt hätte! Ich habe ihm angeboten, mit ihm zu teilen. Das schien durchaus fair. Er wurde wütend. Eins führte zum anderen, und dann ist er auf mich losgegangen. So ist mein Büro verwüstet worden.«

»Und Sie haben sich das Geld aus dem Büro selbst geklaut?« ergänzte Cynthia.

»Na klar. Was sind schon die zweihundert Dollar und ein CD- Player, die ich als vermißt angab?« Tommys Gesicht war schweißgebadet.

»Und wie haben Sie ihn umgebracht?« drängte sie weiter.

»Mit einem Briefbeschwerer. Fitz war nicht sehr kräftig, und der Briefbeschwerer hatte ein ganz schönes Gewicht. Ich muß ihn wohl genau an der richtigen Stelle erwischt haben.«

»Beziehungsweise an der falschen«, sagte Harry.

Tommy zuckte die Achseln und fuhr fort: »Wie auch immer. Jetzt ist er tot. Das Schwierige war, die Leiche zu zerlegen. Gelenke lassen sich verdammt schwer durchtrennen.«

Rick übernahm die Befragung. »Wo haben Sie das gemacht?«

»Auf dem alten Forstweg, der von der Yellow Mountain Road abgeht. Ich hab gewartet, bis es Nacht war. Die Leiche hatte ich in meinem Büro im Schrank versteckt. Ich ging sie holen und fuhr damit zu dem Forstweg. Die Hände und Beine zu vergra­ben war einfach, aber dann kam der Sturm auf. Ich hatte nicht erwartet, daß es so schlimm würde, aber genaugenommen kam ja alles unerwartet.«

»Und die Sachen, die er anhatte?« Rick kritzelte in seinem Notizbuch.

»Hab ich auf die Müllkippe hinter Safeway geworfen. Die Zähne auch. Wenn es nicht so geregnet und der verdammte Köter die Hand nicht gefunden hätte, wäre kein Mensch dahin­tergekommen. Alles wäre genau wie vorher.«

»Sie glauben, Ben und Cabell hätten Ihnen keine Schwierig­keiten gemacht?« warf Harry zynisch ein.

»Ben schon, höchstwahrscheinlich. Cabell ist cool geblieben, bis Ben tot aufgefunden wurde.« Tom lehnte den Kopf an die Wand. Er zitterte vor Schmerzen und Erschöpfung. »Dann ist er übergeschnappt. Das Geld nehmen und türmen war seine Devi­se. Dummes Geschwätz. Man braucht Wochen, um Wertpapiere flüssigzumachen. Obwohl ich zur Vorsicht immer eine Menge Bares auf meinem Girokonto hatte.«

»Hm, vielleicht wären Sie mit den Morden davongekommen, vielleicht aber auch nicht.« Rick schrieb ruhig weiter. »Aber der Rumpf und der Kopf im Kürbis - Sie haben's übertrieben, Tommy. Sie haben's übertrieben.«

Er lachte rauh. »Diese Genugtuung, Mims Gesicht zu sehen.« Er lachte wieder. »Dafür hat sich's gelohnt. Ich wußte, daß ich nicht in Gefahr war. Der Rumpf im Bootshaus deutete auf eine offensichtliche Feindschaft gegen Marilyn Sanburne hin, na und? Die Leichenteile auf dem alten Friedhof - nach dem, was mit Robin Mangione passiert war, war ich sicher, daß Sie das von der Spur ablenken würde. Ich habe Robins Ermordung ko­piert, um Blair zum Hauptverdächtigen zu stempeln, nur für den Fall, daß was schiefging. Ich war daraufgefaßt, mit Menschen fertig werden zu müssen, falls es Ärger geben sollte - nicht mit Tieren.« Er seufzte, dann lächelte er. »Aber der Kopf im Kürbis - das war ein Geniestreich.«

»Sie haben der ganzen Stadt das Erntefest verdorben«, warf Harry ihm vor.

»Ach Quatsch, Harry. Die Leute werden sich die Geschichte noch jahrzehntelang erzählen, jahrhundertelang. Das Fest ver­dorben? Ich hab es zu einer Legende gemacht!«

»Wann haben Sie es gemacht? Am Vormittag?« Cynthia war neugierig.

»Klar. Jim Sanburne und ich haben die handwerklichen und gärtnerischen Erzeugnisse katalogisiert. Weil er die Gartenpro­dukte zu beurteilen hatte, fanden wir es unfair, wenn er sie schon vorher zu sehen bekäme. Ich hatte sowieso vor, den Kopf in einen Kürbis zu stecken - ein weiteres Geschenk für Mim -, aber diese Gelegenheit war zu schön, um sie ungenutzt zu las­sen. Jim war in der Aula und ich in der Turnhalle. Wir waren allein, nachdem die Leute ihre Produkte abgeliefert hatten. Es war ganz einfach.«

»Sie haben Glück gehabt«, sagte Harry.

Tom schüttelte den Kopf, als versuchte er ihn klar zu bekom­men. »Nein, so viel Glück war gar nicht dabei. Die Leute sehen, was sie sehen wollen. Bedenken Sie, was uns täglich entgeht, weil wir verwerfen, was offensichtlich ist, weil Merkwürdigkei­ten nicht unserem Bild entsprechen, das wir uns von der Welt machen, wie sie sein sollte, statt von der Welt, wie sie ist. Sie waren alle leicht zu täuschen. Es ist Jim nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen, Rick zu erzählen, daß ich mit den Kür­bissen allein war. Die Leute haben nach einem wahnsinnigen Mörder gesucht. nicht nach mir.«

Die Krankenwagensirene kam näher. »Meine Frau hat gese­hen, was sie sehen wollte. An dem Abend, als ich von Sloans Kneipe nach Hause kam, dachte sie, ich wäre betrunken. War ich aber nicht. Wir nahmen unseren Sherry als Schlaftrunk, und ich habe ihr wohlweislich eine Schlaftablette ins Glas getan. Als sie eingeschlafen war, bin ich rausgegangen, habe Ben Seifert beseitigt, diesen rückgratlosen Naseweis, und als ich zurück­kam, bin ich noch für eine Stunde ins Bett gekrochen, und sie hatte nicht die leiseste Ahnung. Beim Aufwachen hab ich getan, als hätte ich einen Kater, womit ich meine absolute Erschöp­fung kaschiert habe, und sie hat es geschluckt.«

»Und welchen Sinn hatten die Postkarten?« Harry spürte, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg, nachdem das Adrenalin von dem Gerangel nun abebbte.

»Allied National hat einen dieser sagenhaften Computer für Desktop-Publishing, genau wie die meisten größeren Firmen in Albemarle County, was Sie, Sheriff, bestimmt herausgefunden haben, als Sie versuchten, einen aufzuspüren.«