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»Da ist er, der von Allah Gesandte! 0 Sallam, Sallam!«

Dann machte er die Thür hinter mir zu. Ich befand mich im Selamlük des Herrn der Heerscharen, welcher vor mir stand, etwas gealtert, etwas gebeugter als früher, aber mit leuchtenden Augen und lachendem Angesichte. Er streckte mir beide Hände entgegen und begrüßte mich mit den schönen deutschen Worten:

»Ihnen hier? Ihnen hier im Tunis? Ich bitte Ihnen, zu wollen nehmen den Empfang auf herzliche Willkommen zu richten die edle Freundschaft desselbiges Gefühle in Ueberraschung den schönen

Augenblick auf Ansicht der Gegenwart wegen tausend Grüßen bei hundert Empfindungen zu sein gewesen und wollen zu bleiben Ihnen der Freund und Sie der Bruder wegen Deutschland und trotzdem immer Afrika!«

Wer diese Worte so schnell wie möglich liest, bekommt wenigstens einen ungefähren Begriff von der virtuosen Art und Weise, in welcher der liebe Krüger-Bei seine Muttersprache zu handhaben pflegte. Er umarmte und küßte mich ebenso herzlich oder noch herzlicher als der alte Sallam, zog mich auf seinen Teppich nieder, auf welchem er gesessen hatte, und fuhr eifrig fort; aber ich kann seinen Satzbau meinen Lesern nur etwas korrigiert bieten, sonst verstehen sie keine Zeile davon.

»Setzen Sie Ihnen nieder! Setzen Sie Ihnen, setzen Sie! Mein alter Sallam werden bringen Pfeife und Kaffee mit geschnellter Ungeheurigkeit, um Sie zu beweisen den verzückten Zustand, daß Sie heute so plötzlich hiehergekommen sind. Wann sind Ihnen angekommen?«

»Soeben erst aus Aegypten.«

»Haben Sie Wohnung im Hotel zu nehmen gesonnen sein?«

»Noch nicht fest, wenigstens für mich nicht. Meine Freunde aber haben sehr wahrscheinlich jetzt eingemietet. ich habe zwei Begleiter mit.«

»Wem?«

»Erinnern Sie sich noch meiner Erlebnisse in der algerischen Wüste?«

»Ja. Die Raubkarawane, die famoser Engländer tot zu schlagen und Gefangener befreit nach Hause geführt.«

»Richtig! Dieser famose Engländer, Emery Bothwell, ist mit hier. Und erinnern Sie sich aus meinen früheren Erzählungen des Apatschenhäuptlings Winnetou?«

»Mit genauer Unvergänglichkeit für das Andenken Ihrer amerikanischer Indianer, bei denen Winnetou Ihr Hauptfreund.«

»Ja. Und dieser Indianerhäuptling ist auch mit da. Ich werde Ihnen erzählen, aus welchem Grunde und zu welchem Zwecke ich mich mit diesen beiden außergewöhnlichen Männern vereinigt habe.«

»Ja, Sie werden mir alles sagen,« begann er und erkundigte sich angelegentlich, ob Winnetou auch seine Silberbüchse und ob ich meinen Löwentöter und meinen

Henry stutzen mitgebracht habe. Er bediente sich jetzt der arabischen Sprache, in welcher er keine Fehler machte. Ich bejahte und fragte sodann:

»Aber warum fragen Sie so angelegentlich nach unsern Waffen?« »Weil wir sie gebrauchen können.« »Wieso denn?«

»Weil ich morgen aufbrechen werde gegen die Uled Ayars, die sich wegen der Kopfsteuer empört haben.«

»Die Uled Ayars haben sich empört? Davon habe ich freilich schon gehört. Sie wollen die Kopfsteuer nicht

zahlen. Aber ich denke, Sie haben schon Streitkräfte gegen sie geschickt?«

»Doch, aber gestern ist ein Bote gekommen, um zu melden, daß meine Reiter nicht nur ihren Zweck nicht erreicht haben, sondern sogar von den Ayars umzingelt worden sind. Der Bote ist der einzige, welcher entkommen ist.«

»Wo sind Ihre Leute umzingelt worden?« »Bei den Ruinen von Mudher.«

»Ich kenne den Ort nicht, aber es ist jedenfalls eine Gunst des Umstandes, daß sie nicht auf freiem Felde eingeschlossen worden sind. In den Ruinen finden sie Deckung und können sich möglicherweise so lange halten, bis Hilfe kommt. Es ist da überhaupt ein ganz unverzeihlicher Fehler begangen worden. Die Uled Ayars sind ein tapferer Stamm, und nach dem, was ich von ihnen weiß, vermute ich, daß sie gegen tausend Reiter zusammenbringen können. Ist das richtig gerechnet?«

»Vielleicht neunhundert.«

»Hundert mehr oder weniger bleibt sich gleich; eine einzige Schwadron gegen einen solchen Stamm war auf alle Fälle zu wenig. Hat die Schwadron denn tüchtige Offiziere?«

»O ja! Der Kapitän oder Rittmeister ist wegen seiner Klugheit und Tapferkeit mein Liebling geworden. Er heißt Kalaf Ben Urik.«

»Ein Araber, Türke, Maure oder Beduine?«

»Keins von allen vieren. Er ist in England geboren, in Aegypten unters Militär getreten und nach Tunis gekommen, bald Unteroffizier geworden und dann immer schneller avanciert. Er hat sich fortwährend ausgezeichnet und ist endlich Kolarasi geworden und mit der jetzigen Expedition gegen die Uled Ayars betraut.«

»Ein so tüchtiger Mann ist dieser Kalaf Ben Urik? Hm! Wie kommt es da, daß er die Unvorsichtigkeit begangen hat, den gefährlichen Zug mit nur einer einzigen Schwadron zu unternehmen? Wollte der Pascha nur soviel hergeben?«

»Ja,«

»Oder hielt sich Kalaf Ben Urik für so tüchtig, seine Aufgabe mit so wenigen Streitkräften lösen zu können?«

»Auch. Er sagte, daß jeder seiner Leute die Geschicklichkeit und den Mut besitze, um es mit zehn Feinden aufzunehmen.«

»Wo brach er zu dem Zug auf?« An Uneka.«

»Also auf der Karawanenstraße nach dem Süden. Ist nicht vielleicht ein Fremder bei ihm gewesen?« »Ja.«

»Wer war der Mann? Wissen Sie es?«

»Ich denke doch, daß der Kalaf Ben Urik Sie hat um Erlaubnis fragen müssen, wenn es seine Absicht gegewesen ist, einen Fremden, welcher nicht zur Truppe gehört, mitzunehmen?«

»Als oberster Kommandant der Truppe hat er die Erlaubnis, mitnehmen zu dürfen, wen er will.«

»So! Also brauchte er nicht zu fragen. Mit wieviel Leuten wollen Sie denn nun zu seinem Entsatze nachziehen?«

»Mit drei Schwadronen. Morgen nachmittag geht es los.«

»Also wohl zur Zeit des Asr (* Asr = die Zeit des Nachmittaggebetes um 3 Uhr.)?« »Ja.«

»Leider glauben die Moslemin, daß jeder Zug mißglückt, welcher nicht zur Zeit des Asr begonnen wird; dadurch aber geht ein ganzer Tagesmarsch verloren. Man sollte bedenken, daß gerade dieser Zeitverlust, so kurz er ist, das Verderben derer, die Sie retten wollen, herbeiführen kann. Ich würde keinen Augenblick zaudern, sondern sofort aufbrechen, und wenn es mitten in der Nacht wäre.«

»Sie haben sehr recht; aber das Asr hat immer das Asr zu bleiben und dem Befehle des Pascha darf kein anderer Wille entgegentreten.«

»Wenn Mohammed es Sadok Pascha es so befohlen hat, dann ist allerdings nichts zu ändern. Sie müssen warten bis morgen nachmittag.«

»Und Sie reiten doch jedenfalls mit uns? Und auch Ihre beiden berühmten Begleiter?«

»Hm! Ich habe nichts dagegen. So ein Kriegszug ist mir eben recht. Und was Winnetou und Emery betrifft, so denke ich, daß sie sich auch mit anschließen werden.«

»Es freut mich ungemein, das zu vernehmen. Die zwei Herren dürfen natürlich nicht im Hotel bleiben, sondern ich lade sie hiemit ganz dringend ein, sich sogleich als meine lieben Gäste zu mir zu begeben.«

»Gut, lassen Sie die beiden Freunde holen. Da sie kein Gepäck bei sich haben, so genügt es, ihnen zwei Pferde zu senden. Ich habe natürlich auch kein Pferd. Wenn wir Sie auf Ihrem Zuge gegen die Uled Ayars begleiten sollen, müssen Sie uns also beritten machen. Dabei brauche ich wohl nicht zu erwähnen, daß Winnetou und Emery Bothwell verwöhnt sind und nicht etwa niedrige Anforderungen an ein gutes Reitpferd stellen.«

»Ganz so wie Sie auch. Aber machen Sie sich keine Angst. Sie kennen mich und haben die Sicherheit, daß Ihnen die allerbesten Pferde zur Verfügung stehen.«

»Das nehmen wir dankbar an. Und da wäre es mir lieb, wenn Sie mir ein Pferd gleich jetzt geben ließen. Ich muß natürlich nach der Stadt zurück und habe auch einen kleinen Ritt nach Zaghuan vor.«