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Schande, von so fremden Hunden, wie ihr seid und wie -«

»Schweig!« donnerte ich ihn an. »Du hast mich schon einmal Hund genannt, und ich sagte dir, daß die Strafe dafür noch vor dem Abendgebete erfolgen werde. Ich verdopple sie, wenn du dieses Wort nur noch ein einzigesmal sagst! Also noch einmal und zum letztenmaclass="underline" Ergebt ihr euch?«

»Nein. Ich schieß dich nieder!«

Er legte seine Flinte auf mich an; ich rief ihm lachend zu:

»Schieß doch! Ihr habt ja nicht geladen! Ihr habt euch vollständig überlisten lassen. Ich wende mich zunächst an dich, und deine Leute werden deinem Beispiele folgen. Steig jetzt ab und - -«

Ich wurde unterbrochen. Emery hatte sein Gewehr blitzschnell erhoben und geschossen, denn einer der Uled Ayun, der hinter zwei andern steckte und also von mir nicht gesehen werden konnte, hatte sich unbeachtet geglaubt und Pulverhorn und Kugeltasche hervorgezogen, um zu laden. Der Schuß des Engländers traf ihn in den Vorderarm. Er schrie laut auf und ließ sein Gewehr vom Pferde fallen.

»Dir ist recht geschehen!« rief ich ihm zu. »So wie dir, wird es jedem ergehen, welcher ungehorsam ist. Ich habe euch gewarnt und warne noch einmal. Auch denjenigen, der sich etwa wendet, um zu fliehen, wird sofort eine Kugel vom Pferde reißen. Steig augenblicklich ab; trag dein Gewehr hinüber zu dem Krieger aus dem Belad Amierika; gieb ihm dein Messer und deine sonstigen Waffen ab, und setze dich dann in seiner Nähe auf den Boden nieder!«

Der Mann zögerte, obgleich ihm das Blut vom

Arme lief. Da legte ich den Stutzen auf ihn an und drohte:

»Ich zähle bis drei. Wenn du dann noch nicht gehorchst, zerschmettre ich dir auch noch den andern Arm. Also -eins - zwei -!«

»Ma sa Allah kaan wamaa lam jasah lam jekun - was Gott will, geschieht; was er nicht will, geschieht nicht,« knirschte er, stieg vom Pferde, hob sein Gewehr auf und trug es Winnetou hin, der es ihm abnahm und ihn dann nach andern Waffen untersuchte.

Ich rief die Frau herbei, gab ihr mein Messer und sagte:

»Du weißt, was die Schurken an dir und deinem Kinde gethan haben, und wirst uns jetzt gern mithelfen. Schneide dem Manne dort einen starken Streifen vom Haik und binde ihm mit demselben die Arme an beiden Ellbogen so fest auf den Rücken, daß er die Fessel nicht zerreißen kann. Das thust du dann auch mit jedem folgenden!«

»O Herr, was seid ihr für Männer!« rief sie aus. »Ihr thut Wunder über Wunder, und euch ist alles, alles möglich!«

Sie that, was ich ihr befohlen hatte, und ich wendete mich wieder zu dem Scheik:

»Du hast nun gesehen, was man davon hat, wenn man uns widerstrebt. Also gehorche! Herab vom Pferde!« Anstatt meinem Gebote Folge zu leisten, wollte er sein Pferd schnell herumreißen und davonjagen; das Tier aber verstand den plötzlichen und heftigen Zügelruck falsch und stieg vorn in die Höhe. Schon hob ich den Stutzen, um zu schießen, da sprang Emery zu ihm hin und rief:

»Halunke, du bist keine ehrliche Kugel wert; wir machen das anders. Herunter vom Gaule!«

Er nahm ihn beim Beine; ein riesenkräftiger Ruck, und der Reiter flog in einem weiten Bogen auf die Erde, wo Emery ihn mit einigen Faustschlägen betäubte, während Winnetou und ich mit unsern Gewehren die andern in Schach hielten. Der Scheik wurde entwaffnet und dann an Händen und Füßen gebunden.

Ich wendete mich nun zu demjenigen, welcher seinen Gesichtszügen und den Narben nach, welche er hatte, der mutigste zu sein schien, und gebot ihm:

»Jetzt nun du! Herab und hin, um dein Gewehr und Messer abzuliefern! Eins - zwei -!«

Er wartete die drei gar nicht ab, sondern stieg, zwar finstern Blickes, aber doch gehorsam, vom Pferde, gab Winnetou seine Waffen, wurde gebunden und setzte sich dann nieder.

Nun glaubte ich, daß es schneller und ohne großen Widerstand gehen werde. Ich hatte mich da nicht geirrt. Uns kam die mohammedanische Ansicht vom Kismet zu statten: Es war Allahs Wille; es stand im Buche des Lebens verzeichnet. Sie gehorchten alle, und nur zwei stießen, indem sie sich doch notgedrungen fügten, dabei Verwünschungen aus. Der eine rief mir zu: »Jil' an daknak - verflucht sei dein Bart!« woraus ich mir natürlich nichts machte. Und der andre fuhr mich grimmig an: »Allah jelbisak bornehta - Allah setze dir einen Hut auf!« Dies bezieht sich darauf, daß ein Moslem niemals einen Hut trägt; die Verwünschung will also sagen: Gott rechne dich zu den Ungläubigen, und da ich im Sinne des Islam Zeit meines Lebens zu den Ungläubigen gehört habe, so konnte auch dieser sonst so entsetzliche Fluch mich weder in großen Zorn versetzen, noch zu bittern Thränen rühren. Hatte ich doch manchen Tag meines Daseins einen Filz- oder Strohhut und zur schönen

Zeit der lieben Examina sogar einen Cylinder, genannt Angströhre, nebst obligatem Frack getragen, der Glaces für eine Mark zwanzig Pfennige gar nicht zu gedenken!

Wir hatten das jedem, der nicht Prairiejäger gewesen ist, unmöglich Erscheinende vollbracht - zu drei Personen vierzehn bewaffnete und ausgezeichnet berittene Feinde ohne eigentlichen Kampf gefangen genommen; ich gestehe aber aufrichtig und der Wahrheit gemäß, daß uns dies mit vierzehn Indianern nicht gelungen wäre. Zu rühmen brauchten wir uns gar nicht, denn es war uns bei unsrer vortrefflichen Bewaffnung leicht genug geworden, und da mir ein Blutvergießen widerstrebte und wir die Pferde auch gern schonen wollten, so hätten die Uled Ayun nur plötzlich und in Masse auszubrechen gebraucht, um uns zu entkommen; glücklicherweise aber waren sie über die Güte unsrer Waffen so erstaunt und geradezu verblüfft gewesen und von uns so schnell übertölpelt worden, daß sie gar keine Zeit gefunden hatten, einen Entschluß zu fassen, geschweige denn denselben auszuführen. Als sie nun alle gebunden beisammen saßen, fragte mich Emery:

»Wie nun sie fortbringen? Wird wohl schwieriger sein als die Gefangennahme!«

»O nein. Erst hatte ich die Absicht, dich fortzusenden, um Soldaten zu holen, während Winnetou und ich die Kerls bewachen -«

»Werde gleich reiten!«

»Warte, und laß mich ausreden! Jetzt aber denke ich, daß dies nicht notwendig ist. Wir transportieren sie selbst.«

»Sollen sie etwa reiten? Dann brennt uns einer oder der andere durch, trotzdem sie gefesselt sind. Du willst doch keinen töten, und wenn uns einige davon- davonreiten, können wir sie doch nicht verfolgen und die andern halten lassen!«

»Sie reiten eben nicht! Jeder Uled Ayun führt sein Pferd.

Wir binden den Zügel an seine Hände, die er auf dem Rücken hat; er läuft voran, und das Pferd folgt hinter ihm.«

»Well, nicht übel. Aber wenn die Pferde unruhig werden? Ein gefesselter Mann kann, zumal wenn er die Hände auf dem Rücken hat, kein Pferd beruhigen oder gar bändigen.«

»Das braucht er auch nicht, sondern wir drei werden das thun; wir haben ja unterwegs nichts weiter vorzunehmen und können also ganz gut mit auf die Pferde achten.«

»Well! Also vorwärts! Wir haben nur noch anderthalbe Stunde bis zum Abend. Glücklicherweise können wir, selbst wenn die Kerls nicht reiten, in einer Stunde am Warr sein.«

»Warr? Welches Warr?«

»Der Führer sagte, kurz ehe wir aufbrachen, um dich zu suchen, daß wir heute an ein Warr kommen würden, durch welches wir morgen reiten müssen, und so beschloß Krüger-Bei, am Anfange dieses Warr Lager zu machen.«

»Weißt du den Weg dorthin?«

»Müssen unbedingt hinkommen, wenn wir westlich reiten.«

»Warr« ist eine mit Felsblöcken übersäete Wüste. Unter »Sahar« begreift nämlich der Beduine nur die sandige Wüste. »Serir« ist die steinige, »Dschebel« die gebirgige Wüste. Ist die Wüste bewohnbar, so heißt sie »Fiafi«, während man die unbewohnbare »Khala« nennt. Hat die Wüste Gesträuch, so heißt sie »Haitia«, und wo gar Bäume stehen, spricht man von »Khela«.