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»Konntest du uns nicht warnen?«

»Nein. Mußte ich euch nicht für böse Menschen halten? Aber als du so freundlich zu mir sprachest, erkannte ich, daß wir getäuscht worden waren. Nun habt ihr mich gar so reichlich beschenkt; ich wollte, ich könnte euch dankbar sein!«

»Das kannst du, wenn du uns die Auskunft erteilst, um welche wir dich bitten werden.« »Frage nur, Sennor! Ich werde dir gern alles sagen, was ich weiß.«

»Ich will dir vertrauen, denn dein Auge hat einen guten und ehrlichen Blick. Dein Mann hat uns gestern abend die Lage eures Pueblo beschrieben. Denkst du, daß er uns da nicht getäuscht, sondern die Wahrheit gesagt hat?«

»Er hat euch nicht belogen, denn es war ihm von dem Vater der weißen Sennores befohlen worden, die Wahrheit zu sagen.«

»Aber wir sollten doch hier in dem Hause festgehalten werden!«

»Das war der Anfang des Planes. Falls das nicht gelingen sollte, wollte man euch in eine zweite Schlinge locken.«

»Kennst du diese?«

»Ja, denn jeder und jede von uns mußte sie kennen, und alle waren froh, Rache wegen damals an euch nehmen zu können.«

»Hoffentlich werden wir von dir etwas über die Schlinge erfahren!«

»Ich sage es dir. Mein Mann mußte euch das Pueblo beschreiben, denn wenn der Anschlag hier Mißlang, wollte man euch dorthin locken.«

»Es bedarf keiner Lockung, denn wir sind fest entschlossen, das Pueblo unter allen Umständen aufzusuchen.«

»Das würde euer Ende sein, wenn ich euch jetzt nicht warnen könnte. Da ihr hier nicht überrumpelt worden seid, so werden alle unsere Leute, welche in der Nacht hier waren, nach dem Pueblo reiten und dabei recht deutliche Spuren machen, damit ihr den Weg leicht finden könnt. Es geht in das Thal des Flujo blanco hinab, über diesen hinüber und dann eine Strecke am linken Ufer hinauf, bis das Thal so eng wird, daß nur noch der Fluß und ein einziger Reiter Platz findet. Gerade an dieser Stelle öffnet sich der Felsen; ein schmaler Weg führt hinein und nach dem Pueblo; zu beiden Seiten sind hohe Felsen, welche kein Mensch erklettern kann. Da hinein will man euch haben. Die Hälfte unserer Leute erwartet euch in dem Felsenwege; die andere Hälfte hat sich unterwegs in einen Hinterhalt gelegt, um euch vorüberzulassen und dann zu folgen. Zwischen diese beiden Abteilungen sollt ihr kommen.«

»Kein übler Plan! Eine Felsenenge, die uns zwingt, einzeln hintereinander zu reiten, rechts und links senksenkrechte Felswände und vorn und hinten eine Feindesschar!«

»So ist es Sennor. Der Alte hat den Plan ausgedacht.«

»Wie gesagt, nicht übel; aber er hat einen Fehler oder gar gleich mehrere, denn wenn du uns auch nicht gewarnt hättest, würden wir in die Falle niemals gegangen sein. Wir lassen uns von diesem Alten nichts vormachen. Wenn er uns fangen will, muß er es listiger anfangen und nicht so plump wie hier. Sein erster Versuch ist mißglückt, auch ohne daß wir gewarnt worden sind; sein zweiter würde noch viel weniger gelingen. Also die eine Hälfte eurer Leute soll sich in einen Hinterhalt legen und uns vorüberlassen, während die andere Hälfte uns voran nach dem Pueblo reitet?«

»So ist es, Sennor.«

»Und dabei sollen auch noch deutliche Spuren gemacht werden? Meine Schwester mag glauben, daß wir nicht blind sind. Wir würden die Spuren zählen und sofort bemerken, daß die Hälfte derselben plötzlich fehlt. Ja, diese Hälfte würde nicht einmal fehlen; sie kann doch nicht in der Luft verschwinden; wir würden an der Fährte erkennen, daß eine Hälfte dahin und die andere dorthin geritten ist. Wir würden von den Pferden steigen, dem Hinterhalte heimlich folgen und ihn vernichten.«

»Aber wie wolltet ihr dann durch die Enge kommen?«

»Vielleicht gingen wir gar nicht hinein, und selbst wenn wir es thäten, hätten wir keine Feinde hinter uns, sonder nur vor uns. Die Feinde müßten ebenso einzeln hintereinander halten wie wir; es könnte also von jeder Seite nur der vorderste kämpfen, und da würde von euch wohl niemand übrig bleiben, um die Leichen eurer Gefallenen zu zählen.«

Ich sah, daß sie durch diese Darlegung in große Bestürzung geriet. Sie rief bittend aus:

»Sennor, thut dies nicht! Ich will nicht, daß durch meine Warnung unsere Leute getötet werden. Lieber würde ich mich selbst töten!« »Beruhige dich! Wir betrachten die Yumas nicht als unsere Feinde. Wir haben damals Frieden mit ihnen geschlossen und wollen an ihnen wie an Freunden handeln. Wenn es auf uns ankommt, wird keinem von euch ein Leid geschehen. Wir wollen nur die beiden Weißen haben, die euch doch gar nichts angehen; das ist alles. Wir werden versuchen, unsern Zweck durch List zu erreichen, so daß es gar nicht zum Kampfe kommt. Sag mir also, ist die Felsenenge der einzige Weg, welcher in das Pueblo und aus demselben herausführt?«

»Ja; es giebt keinen zweiten.«

»Kann man nicht die Felsen ersteigen, durch welche rings das Loch gebildet wird?«

»Nein; das ist unmöglich, denn sie sind so gerade und steil wie die Mauern dieses Hauses. Wenn du es wünschest, kann ich es euch zeigen.«

»Wann? Wo?«

»Gleich jetzt. Der Fluß liegt tief und die Ebene hoch. Wer da weiß, wo das Pueblo liegt, der kann bis an seinen obern Rand reiten und von da aus auf die Wohnungen niederblicken.«

»Das müssen wir freilich sehen. Willst du uns führen?«

»Ja. Steigt auf eure Pferde und reitet von hier aus gerade nach Süden, bis ihr an einen großen alleinliegenden Felsen kommt; dort erwartet mich. Ich muß einen Umweg machen, damit meine Spur nicht mit der eurigen zusammenfällt.«

Wir trugen unsere Sättel hinter das Haus und legten sie unseren Pferden auf. Der angebliche »Zuni« besaß zwei Pferde; auf dem einen war er fort; das andere stand mit den unsrigen in der Umpfählung; die Frau wollte auf demselben nachkommen.

Wir ritten in der angegebenen Richtung fort und sahen nach einer halben Stunde den Felsen vor uns liegen, an welchem wir warten sollten. Schon nach kurzer Zeit kam die Squaw; sie ritt uns voran, und wir folgten ihr, jetzt nach Westen zu.

Es war ein buschiges Land, durch welches wir kamen, eine Hochebene, in welche sich die Wasserläufe tief eingeschnitten hatten. Es ging im Trabe wohl eine Stunde lang über dieses Hochplateau dahin, bis wir an einen Busch kamen, über welchen die Kronen vieler Bäume emporragten. Er besaß eine bedeutende Ausdehnung, welche eine hufeisenförmige Gestalt zu haben schien. Hier stieg die Squaw ab und band ihrem Pferde die Vorderbeine zusammen, sodaß es nicht weit fortzulaufen vermochte. Wir thaten mit unsern Pferden dasselbe und folgten ihr dann in den Busch hinein. Sie führte uns quer durch denselben, blieb nach einer Weile stehen und sagte:

»Noch einige Schritte, und wir befinden uns an dem Rande des tiefen Loches, in welchem ihr das Pueblo sehen werdet. Nehmt euch in acht, damit man euch nicht zufällig von unten erblickt!«

Infolge dieser Warnung legten wir uns auf die Erde nieder und krochen zwischen den letzten Büschen hindurch, bis wir plötzlich vor uns hatten, was wir sehen wollten. Es gähnte uns eine Tiefe entgegen, welche so senkrecht hinunter fiel, daß es einen fast schwindeln konnte. Der Boden bestand aus einer grasigen Matte, auf welcher