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»Versuch es mit dem Notfall-Überrangbefehl«, riet Gaeta ihm.

Timoschenkos Finger huschten schon über die Tastatur. »Sehr gut, es funktioniert.«

Er erhob sich vom Cockpitsitz und schlüpfte durch die Luke in die Ladebucht. Er schaute auf Gaeta im massiven Anzug und grinste. »Wenigstens kann ich das Habitat hemdsärmlig betreten.«

»Ehrlich gesagt, amigo, so wie mein fregado Bein sich anfühlt, könnte ich ohne diesen Anzug keinen Meter ohne fremde Hilfe gehen.«

In einem Nebel aus Höllenqualen zwang Holly sich, sich auf einen einzigen Gedanken zu konzentrieren. Gib ihnen nicht, was sie wollen. Du darfst ihnen Kris nicht ans Messer liefern. Ich bin schon tot, aber ich werde nicht zulassen, dass sie Kris auch noch töten.

Ein Auge war vollkommen zugeschwollen, das andere zu einem Schlitz. Sie spürte heißen Atem im Ohr. »Das ist noch gar nichts, Holly«, flüsterte Morgenthau mit schwerer Stimme. »Wenn du glaubst, du hättest Schmerzen verspürt, ist das noch gar nichts im Vergleich zu dem, was du jetzt gleich spüren wirst. Bisher haben wir dich nur geschlagen. Wenn du nicht redest, werden wir dir die Därme herausreißen.«

Holly konzentrierte sich auf den Schmerz und versuchte, mit ihm die Angst aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Sie werden mich sowieso töten; was auch immer sie sagt, sie werden mich töten. Aller Schmerz der Welt wird daran nichts ändern.

»Die Luftschleuse öffnet sich!«, rief jemand.

»Unmöglich. Ich habe doch befohlen…«

»Schauen Sie doch auf die Anzeige.« Das hörte sich wie Eberlys Stimme an. »Die Außenluke öffnet sich.«

Im Innern des klobigen Anzugs sah Gaeta, wie die Lampen an der Innenwand der Luftschleuse von Rot über Gelb auf Grün wechselten. Mein Gott, sagte er sich, was bin ich froh, wenn ich aus diesem Anzug rauskomme. Ich muss schon zum Himmel stinken.

Die innere Luke glitt langsam auf. Gaeta erwartete, Fritz und die Techniker zu sehen. Stattdessen erblickte er eine Gruppe von Fremden. Im ersten Moment war er verwirrt. Dann erkannte er Eberly. Und diese anderen…

Dann sah er zwei Gestalten auf dem Boden liegen. Blutig. Verletzt. Allmächtiger Gott! Das ist doch Holly!

»Was, zum Teufel, geht hier vor?«, fragte er empört.

Gaetas Stimme hallte wie ein Donnerschlag in der stählernen Kammer.

»Sie wollen Holly töten!«, platzte Eberly heraus.

Morgenthau wirbelte zu Eberly herum und zischte: »Verräter!«

Kananga trat vor den mächtigen Anzug — im Vergleich zu ihm wirkte er noch dünner als sonst. »Das geht Sie nichts an. Verschwinden Sie von hier.«

»Sie bringen Holly um!«, wiederholte Eberly noch verzweifelter.

»Wache! Schafft diesen Narren weg«, rief Kananga in den Tunnel hinein.

Die drei Sicherheitsleute kamen angerannt und blieben beim Anblick von Gaetas Anzug, der wie ein Ungeheuer vor ihnen dräute, wie angewurzelt stehen.

»Erschießt ihn!«, befahl Kananga. »Tötet ihn!«

Gaeta sah, wie die drei Wachen Laser-Schneidwerkzeuge aus dem Gürtel zogen. Hinter ihnen näherten sich Fritz und die anderen. Er richtete den Blick auf Holly, die rücklings auf dem Boden lag; ihr Gesicht war blutig geschlagen und angeschwollen, ein Arm stand in einem grotesken Winkel vom Körper ab und die Finger der einen Hand waren blutverkrustet.

Die Wachen feuerten mit den Lasern auf ihn. Sie wollen mich umbringen, wurde Gaeta sich bewusst, den die ganze Szene total irreal anmutete. Diese Hundesöhne!

Die drei dünnen roten Laserstrahlen trafen auf die Brustpanzerung des Anzugs und wurden dort aufgefächert. Mit einem Knurren, das der Anzug wie Artilleriefeuer verstärkte, wischte Gaeta Kananga beiseite und stapfte auf die drei Wachen zu. Einer von ihnen hatte noch die Nerven, aufs Helmvisier zu zielen, doch das stark getönte Visier absorbierte den Laserimpuls zum größten Teil; Gaeta verspürte ein brennendes Stechen in der rechten Wange wie die Verbrennung durch einen Stromschlag.

Er prallte auf die Sicherheitsleute, erwischte einen der Männer mit dem Handrücken des durch Servomotoren verstärkten Arms und schleuderte ihn gegen die Wand. Dann schlug er der Frau den Laser aus der Hand und zerquetschte ihn mit der Zange der rechten Hand. Sie wandten sich zur Flucht und rannten an Fritz und seinen Begleitern vorbei, die mit offenem Mund dastanden. Die Wache, die Gaeta erwischt hatte, lag verkrümmt auf dem Boden. Sie war bewusstlos oder tot, doch das interessierte ihn nicht.

Er wandte sich Kananga zu, der ihn mit großen Augen anstarrte.

»Du wolltest Holly töten«, sagte Gaeta mit grollender Stimme. »Du wolltest sie totschlagen.«

»Warte!«, rief Kananga und wich zurück, wobei er beide Hände hochhielt. »Ich wollte sie nicht…«

Gaeta packte ihn, hob ihn hoch und trug ihn durch die offene Luke der Luftschleuse. Mit dem anderen Arm hieb er auf die Luftschleusen-Steuerung. Die Luke glitt zu. Kananga wand sich im erbarmungslosen Griff der Zange; er rang nach Luft und zerrte vergeblich mit beiden Händen an den Cermet- Klauen.

»Wir werden ein Spielchen spielen«, knurrte Gaeta ihn an. »Wir wollen mal sehen, wie lang du Vakuum atmen kannst.«

Die Luftschleuse wurde evakuiert. Gaeta hielt die Zange der linken Hand fest gegen die Steuerung gedrückt, sodass man die Luke von außen nicht öffnen konnte. Er hielt Kananga so hoch, dass er sein Gesicht sah, als die Augen des Ruanders entsetzt aus den Höhlen quollen und in einem Schauer aus Blut explodierten.

Epilog: Neun Tage nach der Ankunft

Professor Wilmot saß mit strengem Gesichtsausdruck am Schreibtisch und wünschte sich sehnlich, ein Whiskyglas in der Hand zu halten. Ein ordentlicher Drink war genau das, was er nun gebraucht hätte. Aber er musste die Rolle einer Autoritätsperson spielen, und das erforderte absolute Nüchternheit.

Vor dem Schreibtisch saßen Eberly, Morgenthau, Vyborg, Gaeta und Dr. Cardenas.

»Sie haben mich dazu gezwungen«, winselte Eberly. »Kananga hat den alten Mann ermordet, und sie haben mich gezwungen, Stillschweigen darüber zu bewahren.«

Morgenthau warf ihm einen ebenso hochmütigen wie angewiderten Blick zu. Vyborg machte einen lethargischen, beinahe katatonischen Eindruck.

»Sie hat damit gedroht, mich wieder ins Gefängnis zu stecken, wenn ich nicht täte, was sie wollte«, fuhr Eberly fort und wies auf Morgenthau.

»Das Gefängnis wäre noch viel zu gut für dich«, sagte Morgenthau gehässig.

Über eine Stunde lang hatte Wilmot versucht, sich ein Bild von den Vorkommnissen in der Luftschleuse zu machen. Zum Teil war der Hintergrund ihm schon bekannt. Gaeta hatte unumwunden zugegeben, Kananga getötet zu haben; Cardenas bezeichnete das als Hinrichtung. Wilmot war zum Hospital gegangen und von Holly Lanes Anblick entsetzt gewesen: Ihr Gesicht war fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt, der Arm ausgekugelt und die Finger methodisch gebrochen. Und Ta-valera war in einer noch schlimmeren Verfassung — die gebrochenen Rippen hatten beide Lungenflügel perforiert. Dr. Cardenas hatte die Initiative ergriffen: Nachdem sie erfahren hatte, was ihnen zugestoßen war, war sie sofort ins Hospital geeilt und pumpte beide mit therapeutischen Nano- Maschinen voll — mit Assemblern, wie sie sie nannte. Die Maschinen, die sie aus ihrem eigenen Körper abzog, waren darauf programmiert, beschädigtes Gewebe, gebrochene Knochen und gerissene Blutgefäße zu reparieren.

Wilmot ging mit Cardenas konform. Die Tötung des Ruanders war eine Hinrichtung.

»Oberst Kananga hat Diego Romero ermordet?«, fragte Wilmot.

Eberly nickte. »Er hat Kananga damit beauftragt«, sagte er und wies mit dem Daumen auf Vyborg. »Er wollte unbedingt die Kommunikationsabteilung leiten.«

Vyborg sagte nichts; seine Augen flackerten nur kurz bei Eberlys Anklage. Wilmot erinnerte sich, dass Eberly darauf bestanden hatte, Berkowitz aus der Abteilung zu entfernen.