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Das war Alles, was der Herrscher sagte. Wieder verging eine Weile, dann frug der letztere: "So wollen wir sie Alle entkommen lassen?" "Alle, bis auf Einen." "Penentrier?"

"Nein; der würde uns nichts gestehen; vielmehr würden uns vielleicht alle Fäden verloren gehen, deren wir zur Enthüllung seiner Umtriebe bedürfen."

"Wen dann? Den Posten, welcher jedenfalls bis zuletzt hier am Orte bleiben wird und also ohne Aufsehen aufzuheben ist?"

"Auch nicht. Er darf nicht mit in den Brunnen hinab, und dieser Umstand beweist, daß er noch nicht zu den vollständig Eingeweihten gehört. Nein; ich meine, wir greifen den ersten Besten heraus."

"Der auch nichts gestehen wird. Du selbst hattest ja vorhin die Meinung, daß von Keinem etwas zu erfahren sein würde, falls wir sie Alle gefangen nehmen."

"Falls wir sie Alle gefangen nehmen, aber eben auch nur in diesem einen Falle. Es ist ein Unterschied zwischen einer regelrechten Untersuchung und der plötzlichen geheimnißvollen Aufhebung einer Person, die sich über mehr als Alles im Unklaren befindet und mit den Gedanken flattert wie ein gefangener Vogel, B der die durchsichtige Fensterscheibe für die freie Luft ansieht und sich die Schwingen zerschlägt und den Kopf einstößt." "Diese Meinung hat allerdings etwas für sich, und ich gebe Dir die Erlaubniß, nach ihr Deine Vorkehrungen zu treffen."

"Vorkehrungen sind nicht nöthig. Thomas kennt ebenso wie ich jeden Schrittbreit des Bergpfades. Wenn die Versammlung auseinander geht, bleiben Majestät mit den Übrigen zurück, während ich mit ihm schnell hinunter eile und den auf dem Fahrweg Gehenden zuvorkomme. Das Übrige muß dann der Augenblick ergeben."

Das Gespräch war beendet und es verging eine lange Zeit, ehe sich wieder ein Laut oder eine Bewegung beobachten ließ. Da endlich erhob sich der Posten aus dem Gras und nahm an der Wegmündung Platz. Er hatte jedenfalls das Geräusch der im Brunnen Emporsteigenden gehört. Sie Alle kamen herauf und drängten sich oben noch einmal um den Rentier. Dieser erhob seine Arme wie zum Segen und meinte in salbungsvoller aber halblauter Stimme: "So gehet denn nach Hause, ein Jeder an den Ort, wo er zu arbeiten hat am Weinberge des Herrn. Die Ernte ist groß; sie bringt uns reichen Segen. Darum nehmt die Sichel zur Hand, sobald der Ruf des Herrn erschallt. Bis dahin behüte er Euern Ausgang und Euern Eingang!" "Jetzt und in Ewigkeit. Amen!" erklang es rundum als Antwort.

Dann schritten sie einzeln davon, leise und langsam, wie sie gekommen waren. Der Posten schloß den Zug.

Kaum war dieser verschwunden, so erhob sich Max.

Warten Majestät noch eine Viertelstunde, dann kommen Sie mit den Übrigen hier auf dem bequemen Wege nach. Ich werde mit Thomas unten sein." Er eilte zu den Gesellen. "Heraus."

Sie kamen aus ihrem Verstecke hervor.

"Thomas, getraust Du Dich, hier schnell mit hinunter zu klettern?" "Zu Pefehl, wie eine Katze!"

"Dann schnell vorwärts, daß wir ihnen nicht begegnen! Ihr beiden Andern geht in die Ruine, wo man Euch erwartet."

So schnell es die Dunkelheit gestattete glitt er mit Thomas den steilen Pfad hinab, welcher den zweimal rund um den Berg führenden Fahrweg zweimal kreuzte. Sie kamen trotz der Beschwerlichkeit der Passage glücklich und unbemerkt unten an, Thomas keuchte doch ein wenig, als er festen Fuß gefaßt hatte.

"Alle Wetter, ist so ein Perg bei Nacht ein wunderpares Ding. Das geht ja schneller als auf der Eisenbahn. So einen Rutsch hätte meine Parpara Seidenmüller mitmachen sollen. Die wäre dapei ganz außer Rand und Pand gerathen!"

"Das ist möglich," lächelte Max. "Jetzt aber haben wir an andere Dinge als an die Barbara zu denken. Wir müssen Einen gefangen nehmen." "Zu Pefehl!"

"Es werden mehrere Männer hier am Berge herab vorüberkommen. Ich bleibe hier hüben, und Du legst Dich drüben auf die Lauer. Sie kommen nicht zusammen, sondern in Zwischenräumen. Ich werde mir einen aussuchen und ihn von hinten an der Gurgel packen. Siehst Du dies, so springst Du sofort zu und hältst ihm die Arme und Beine so, daß er sich nicht bewegen kann, während die Übrigen vorbeikommen."

"Alle Wetter, Herr Doktor, das gipt doch endlich einmal ein Apenteuer. Ich werde den Purschen so fest bei der Parabel nehmen, daß er sich nicht im mindesten pewegen kann." Sie verbargen sich hinter die Büsche, der Eine rechts und der Andere links von dem Wege. Bald kam allen voran der kleine Rentier, dreißig bis vierzig Schritte wieder ein anderer, dann ein Dritter. So passirten elf. Maxens Augen hatten sich nun so an die Dunkelheit gewöhnt, daß er Alles deutlich unterscheiden konnte. Der Zwölfte nahte; der Elfte war eben auf der Straße verschwunden, und der Dreizehnte wurde noch von einer Krümmung des Weges verborgen. Max erhob sich leise und ließ den Mann vorüber. Dann aber stand er mit einem raschen Schritte hinter ihm und legte ihm die Hände so um die Gurgel, daß der Überraschte keinen Laut von sich zu geben vermochte. "Thomas!" flüsterte er.

"Pin schon da. Hape ihn pereits pei den Peinen!" "Rasch hinein in die Büsche." "Pin schon drin!"

Sie hatten den Mann, der sich unter den eisernen Griffen des Schmiedegesellen nicht zu rühren vermochte, hinter den Sträuchern, A noch ehe der Nächstfolgende in Sicht oder Hörweite gekommen war. Hier hielten sie ihn fest, bis Alle vorüber waren. "Hast Du die Stricke?" frug jetzt Max. "Ja; zu Pefehl!"

"So binde ihm die Hände auf den Rücken."

"Aper da muß ich ihn fahren lassen; er kann sich pewegen und wird am Ende gar versuchen, uns davon zu laufen."

"Das wird er bleiben lassen, denn bei der geringsten Bewegung, welche auf einen solchen Versuch schließen läßt, steche ich ihn nieder." "Na, dann heraus mit der Pandage!"

Max hielt den Mann mit der Linken fest und zog mit der Rechten das Messer. Der Gefangene hatte natürlich jedes Wort vernommen und ergab sich wohlweislich und ohne allen Widerstand in sein Schicksal. Jetzt nun, nachdem er gebunden war, konnte Max ihm in das Gesicht sehen, dessen Züge er trotz der Dunkelheit erkannte.

"Ah, ists möglich! Hochwürden! Wie kommt das Lamm unter die Wölfe, der protestantische Oberhofprediger unter die Jesuiten?"

Der Entlarvte gab keine Antwort, aber der tiefe Zug seines Athems verrieth die Erregung,

welche er mit aller Gewalt zu unterdrücken versuchte.

"Schweigen Sie immerhin! Sie werden schon wieder sprechen lernen!"

Nach zehn Minuten kam der König mit dem Major und den beiden Gesellen. Er erkannte Max, welcher hervortrat. "Hast Du Einen?" "Ja."

"Kennst Du ihn?"

"Allerdings. Hier ist er. Sehen Majestät ihn selbst an."

Als der Gefangene aus diesen Worten hörte, wen er vor sich hatte, machte er einen plötzlichen Versuch, von Thomas loszukommen, dieser aber hatte ihn so fest, daß es ihm nicht gelang. "Halt, Pursche! Das Davonlaufen will ich mir verpitten." Der König trat näher und erkannte ihn.

"Hochwürden! Das ist ja - eine ganz unbeschreibliche Überraschung! Mein Beichtvater unter den Hochverräthern!"

Jetzt brach der Hofprediger sein Schweigen.

"Majestät, ich bin unschuldig. Die Verhältnisse sind scheinbar gegen mich, aber ich vermag mich zu rechtfertigen."

"So thun Sie es sofort!"

"Ich gehöre nicht zu den Hochverräthern."

"Beweisen Sie es!"

"Es wurden mir von ihrer Seite verschiedene Anträge gemacht, welche mit außerordentlich lockenden Versprechungen verbunden waren, und ich ging nur zum Scheine darauf ein, um ihre Absichten kennen zu lernen und Ihnen dann Alles mitzutheilen."

"Das klingt sehr vortheilhaft. Seid wann sind Sie Mitglied dieser sauberen Verbindung?" "Seit vielleicht einem Monate."

"Und haben Sie ihre Absichten bereits kennen gelernt?"

"Noch nicht. Es gibt verschiedene Grade, und ich gehöre leider noch nicht zu den Wissenden."