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Es kamen bald Mehrere, und als eine Stunde vergangen war, durfte er sich, da er sie gezählt hatte, sagen, daß die durch ihn Bestellten nun alle beisammen seien. Der Brunnen war natürlich zu klein, um sie alle zu fassen, die Versammlung befand sich also im Freien zwischen dem Gemäuer der Ruine. Er schickte jetzt die beiden Soldaten zurück und wartete. Nach kaum zehn Minuten kehrte der Eine wieder und brachte den Major mit. "Fertig?" frug Max. "Fertig!"

"Ich habe noch nicht gefragt, ob Sie mit dem nöthigen Fesselzeug versehen sind." "Jeder Mann hat zwei Stricke bei sich." "Gut. Nun mögen Sie kommen!"

Aber sie kamen noch nicht. Sie meinten sich von dem Abb, bestellt und warteten auf diesen. Endlich mußte ihnen doch die Zeit zu lange geworden sein, denn es kamen Zwei den Berg herab, jedenfalls um dem Jesuiten entgegen zu gehen und ihn zur Eile zu ermahnen. "Habt Acht!" kommandirte der Major hinter sich. "Mund zugehalten und sofort knebeln und fesseln!"

Die Männer gingen vorüber. Einige Augenblicke später vernahm Max einen unterdrückten ängstlichen Seufzer; dann war es still. "Fertig?" frug der Major. "Fertig!" tönte die Antwort.

"So hübsch ruhig sollte es vom ersten bis zum letzten gehen," meinte der Offizier.

"Das wäre vielleicht zu ermöglichen, wenn man es wagen wollte hinaufzugehen."

"Um Gottes willen! Das hieße ja dem Tiger zwischen die Zähne laufen!"

"Nicht ganz. Ich bin im Besitze eines Talismans, welcher mir wohl Schutz gewähren würde.

Ja, vielleicht geht es doch. Ziehen Sie hier einige Leute mehr zusammen!"

"Sie wollten wirklich - -?"

"Ja, ich will. Ich werde dafür sorgen, daß die Leute alle einzeln herunterkommen, Einer immer fünfzig bis sechzig Schritte hinter dem Andern. Sie hätten dann dafür zu sorgen, daß die Überrumpelung sofort und lautlos geschähe. Während der Eine gefesselt und fortgeschafft wird, müssen bereits wieder Leute zum Empfange des Nachfolgenden bereit sein. Die Wagen zum Transporte der Gefangenen werden eintreffen?" "In einer halben Stunde. Sie sind an den Wald bestellt." "Mit der nöthigen Vorsicht?"

"Keiner der Fuhrleute weiß, um was es sich handelt."

"Gut. Ich gehe und werde in einigen Minuten wieder bei Ihnen sein."

"Aber wenn Sie nicht kommen, stürme ich das Nest."

"Sie würden nur dann vorgehen, wenn Sie einen Schuß vernähmen. Dann bin ich in Gefahr." Er stieg den Berg hinan. Droben, wo der Weg auf das Plateau mündete, wurde er angefragt: "Woher?"

"Aus dem Kampfe." "Wohin?" A "Zum Siege." "Wodurch?"

"Durch die Lehre Loyolas." "Der Bruder kann passiren."

Er trat vor und gewahrte beim falben Scheine des aufgehenden Mondes deren Glieder sich theils im weichen Gras gelagert hatten, theils zwischen und hergingen, um einander aufzusuchen, oder auch in einzelnen Gruppen einander standen. Man sah ihn kommen, und Einige traten ihm entgegen. "Ein Bruder?" "Ja."

die Versammlung, dem Gemäuer hinleise plaudernd bei

"Woher?"

"Von unserem Meister." "Ah! Warum kommt er noch nicht?"

"Er hatte wichtige Abhaltung und sandte mich herbei, dies zu melden." "Er hat nicht einmal einen Posten gestellt." "Er brauchte den Mann selbst und wußte ja, daß der Erste von Ihnen diesen Platz übernehmen würde."

"Dies ist auch geschehen. Er kommt also nicht selbst?"

"Hierher nicht. Bitte, lassen Sie die Herren eine solche Aufstellung nehmen, daß sie mich alle hören können!"

Dies geschah. Die Versammlung bildete einen Halbkreis, in dessen Mitte Max stand.

"Meine Brüder," begann er, "Sie sind telegraphisch zusammenberufen worden um zu vernehmen, daß Umstände eingetreten sind, welche es nöthig machen, den bereits erhobenen

Hammer endlich und schleunigst fallen zu lassen - - -"

"Bravo!" wurde er von einer Stimme unterbrochen und

"Bravo!" fielen die Übrigen in unterdrücktem Tone ein.

Max fuhr fort:

"Es freut mich, diesen Ruf zu vernehmen, denn er versichert mich Ihrer ungetheilten und frohen Zustimmung. Der Mann, den Sie alle kennen, und den ich heute noch Penentrier nennen will, beabsichtigt eine große Generalberathung, bei welcher ein Jeder seine Rolle überkommen wird. Er wollte diese Berathung hier in der Ihnen bekannten Ruine abhalten und wäre schon längst hier erschienen, wenn nicht Umstände eingetreten wären, die ihm dies unmöglich machten. Der Zweck der heutigen Versammlung bringt es mit sich, daß wichtige schriftliche Arbeiten vorgenommen werden, wozu ein erleuchtetes Lokal erforderlich ist. Da Sie nun hier vereinigt sind, so ladet Sie Herr Penentrier ein, nach dem Saale des Tivoli zu kommen. Das Haus liegt hier an der Straße; Sie Alle kennen es; der Wirth ist ein verschwiegener Mann, und es ist in jeder Beziehung dafür gesorgt, daß wir dort nicht gesehen und überrascht werden können." "Ist der Herr Abb, bereits dort?" frug einer.

"Natürlich! Er läßt Sie ersuchen, die Ruine einzeln zu verlassen, so daß immer der Eine zwischen sich und dem Andern eine Entfernung von fünfzig bis sechzig Schritten hält. Diese Maßregel ist unbedingt nöthig. Die Herren vom Militär werden ersucht, jetzt einmal vorzutreten!"

Die Aufgeforderten traten zwischen den Civilisten heraus.

"Ich weiß aus der Liste, daß Sie ihrer achtzehn sind, und ich sehe, daß Keiner fehlt. Ihnen habe ich die besondere Bitte auszusprechen, daß Sie sich nicht nach dem Tivoli begeben, sondern hier zurückbleiben sollen. Sie steigen hinab in den Brunnen, wo Seine Durchlaucht, dessen Namen ich nicht nenne, Sie aufsuchen und Ihnen seine strategischen und taktischen Weisungen übergeben wird. Darf ich ihm melden, daß Sie bereit sind?" "Ja."

"So bin ich fertig. Also bitte, ja gehörig Distanz zu halten. Adieu für jetzt. Wir sehen uns nachher wieder!"

Er ging und stieg den Weg hinab.

"Werda?" klang es unten leise.

"Ich!"

"Ah, Herr Doktor, Gott sei Dank! Ist das Wagestück gelungen?"

"Vollständig. Die Leute vom Militär, welche am meisten zu fürchten und jedenfalls bewaffnet sind, habe ich unschädlich gemacht. Sie bleiben oben im Brunnen, wo sie uns sicher sind." "Prächtig! Und die Andern?"

"Kommen einzeln und in dem erwähnten Abstande. Sind Ihre Vorbereitungen getroffen?" "Der Empfang ist so organisirt, daß die Herren mit der Genauigkeit einer Maschine bearbeitet werden."

"Da kommt der Erste!"

Die Gestalt desselben kam langsam den Weg daher, ging vorüber und verschwand. Kein Laut ließ sich vernehmen. Der B Zweite, der Dritte, der Fünfte, der Zehnte, sie alle kamen, gingen vorüber und verschwanden mit derselben Lautlosigkeit. Es wurde Max doch ein wenig bange. "Werden sie denn wirklich festgenommen, Herr Major?" frug er seinen Nachbar. "Natürlich."

"Dann arbeitet Ihre Maschine allerdings unvergleichlich!"

"Nicht wahr? Ja, meine Jungens sind gut; aber es stehen auch ihrer sechs gegen jeden der Verschwörer; da können sie auch etwas leisten."

Nur ein einziges Mal ließ sich ein nicht ganz unterdrückter Schrei vernehmen, aber er war nicht so laut, daß er auf sechzig Schritte Entfernung gehört werden konnte. Endlich war außer dem Posten der Letzte vorüber. "Alle?" frug der Major.

"Ja. Nur der Wachtposten steht noch oben. Sind Sie überzeugt, daß bei Ihren Leuten Alles in Ordnung ist?"

"Ja. Im Gegenfalle hätte man mir Meldung gemacht." "Geben Sie mir einen Offizier und zehn Soldaten mit." "Hinauf?" "Ja."

"Ich gehe selbst mit."

"Würde nicht gerathen sein. Ihre Gegenwart scheint mir hier dringender nothwendig als dort oben."

"Wie Sie wollen!"

Er ging einige Schritte rückwärts und ertheilte eine Weisung. Gleich darauf kam ein Lieutenant herbei, welchem zehn Mann Soldaten folgten.

"Herr Oberlieutenant, Sie halten sich an meiner Seite. Ihre Leute legen die Gewehre ab; sie sollen mir nur helfen, einen Brunnen zuzudecken."