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"Sie soll sogar öfters bei Deinen Eltern absteigen?" "Zuweilen. Sie sitzt mit Mutter stundenlang in Unterhaltung."

"Dann wirst Du vielleicht Gelegenheit haben, ihr bei Euch oder in ihrer gegenwärtigen Wohnung diese Zuschrift zu überreichen. Sie enthält eine Überraschung für sie." "Danke, Majestät! Dieses ebenso liebliche wie edle Wesen bedarf wirklich einmal einer Botschaft, welche ihr einige Freude macht."

"Das sollen diese Zeilen. Was nun das Arrangement für unsere Reise betrifft, so fahren wir nicht per Bahn, sondern per Wagen, zwei Wagen werden genügen; der eine für mich und Deinen Vater, der andere für Asta, Dich und Deine Mutter." "Wie, Majestät befehlen, daß die Eltern - -"

"Natürlich! Dein Vater ist mein bester und treuester Freund; er muß unbedingt an meinem Siege persönlich theilnehmen. Und da Du mir erzählst, welche Theilnahme Asta für Deine Mutter empfindet, so soll sie ihr Gesellschaft leisten, da ich doch einmal für eine Begleiterin Sorge tragen müßte. Was die Bedienung anbelangt, so bin ich versehen, Du aber noch nicht. Wie wäre es mit Eurem Thomas?" "O, der ginge mit Freuden mit!" "So sind wir fertig. Adieu, mein Junge!" "Adieu, Majestät!"

Sie drückten sich die Hände wie zwei einfache, biedere Männer durch die Bande des Blutes in Liebe zusammengehören, und es lief dem Doktor dabei aus lauter Rührung und Dankbarkeit feucht in die Augen. Der König bemerkte es, legte den Arm um seine Schulter, zog ihn an sich und küßte ihn.

"Max, Gott hat mir Kinder versagt, aber wenn ich mir einen Sohn wählen dürfte, so müßtest Du es sein. Bleibe mir treu und lieb, wie Du es immer gewesen bist. Adieu!" Er wandte sich ab. Auch in seinem Auge glänzte etwas, was er nicht sehen lassen wollte. Max versorgte zunächst die Depeschen und ging dann - nicht zu seinen Eltern, sondern zur Prinzessin.

Er fand sie in derselben Laube, in welcher er sie damals in Gesellschaft des Generals von Raumburg getroffen hatte.

"Willkommen, Herr Doktor!" empfing sie ihn. "Darf ich behaupten, daß Sie sehr Erfreuliches erfahren haben?"

"Warum?"

"Ich lese die Kunde davon in Ihren Zügen." A "Sind dieselben so redselig, Hoheit?"

"Redselig nicht, aber offen und ehrlich, gar nicht, wie man es bei einem solchen Diplomaten sucht, als der Sie sich ja erwiesen haben."

"Danke. Allerdings habe ich Erfreuliches erfahren, aber nicht in direkter Beziehung auf mich,

sondern indirekt, indem es sich auf Ew. Hoheit bezieht."

"Ah!"

"Majestät beauftragte mich Ihnen mitzutheilen, daß er sich entschlossen hat, die Reise zu Ihrem Königlichen Herrn Vater in meiner und Ihrer Begleitung anzutreten. Er fährt in Gesellschaft meines Vaters und stellt die Frage an Sie, ob Sie ihm erlauben, während dieser Fahrt meine Mutter bei sich zu sehen."

"Natürlich von ganzem Herzen gern, Herr Doktor, oder vielmehr, Herr Geheimerath." "Danke! Ich darf annehmen, daß die Grundlagen unserer Verhandlung mit Ihrem Herrn Vater aus den humansten Rücksichten erwachsen. Vielleicht finden Sie einige darauf bezügliche Andeutungen in diesem eigenhändigen Schreiben des Königs, welches er mich beauftragte, Ihnen zu überreichen."

Sie nahm es in Empfang, öffnete das Couvert und las den Inhalt durch. Ihre schönen Züge nahmen einen eigenthümlichen Ausdruck an.

"Dieses Couvert, Herr Geheimerath, enthält einige an mich gerichtete Zeilen, in denen mich Majestät ersucht, Ihnen die beiden beigelegten Dokumente zu übergeben. Ich habe sie gelesen. Bitte, hier sind sie."

Er war überrascht und griff zu. Er las und las; sein Auge umflorte sich, und seine Lippen zitterten vor innerer Bewegung.

"Nun, Erlaucht?" frug Asta, und auch ihre Stimme bebte.

"Das kann ich nicht annehmen! Solche Liebe und Güte habe ich nicht verdient!" "O doch! Und ich fühle mich glücklich die Erste zu sein, welche Ihnen gratuliren darf." Sie reichte ihm ihre Hand entgegen, die er fast bewußtlos fest in der seinigen hielt. Der König hatte ihn in dem einen Dokumente zum "Grafen von Brandau" erhoben und ihm in dem andern den von der Prinzessin jetzt bewohnten Palast sammt der ganzen Ausstattung desselben und außerdem eines der größten Rittergüter des Landes als Ehrengeschenk zugewiesen.

A So saßen sie lange Hand in Hand bis die Prinzessin die Stille, in welcher nur die Herzen gesprochen hatten, unterbrach.

"Darf ich Sie auf ein Wort meines Briefes aufmerksam machen, Graf." "Bitte."

"Seine Majestät haben das Wörtchen "einstweilen" unterstrichen. Sie dürfen also wohl hoffen, daß die Güte des Königs auch weiter für Sie thätig sein wird. Glauben Sie fest, daß Ihnen dieselbe Niemand so von ganzem Herzen gönnt, wie ich!" -

Sie stand, von ihrer inneren Bewegung beherrscht, auf und trat an das Fenster. Er blieb sitzen,

lange, lange, bis es ihn hin zu ihr zog.

"Prinzeß!"

Sie antwortete nicht.

"Asta!"

Sie drehte sich jetzt um. Ihre Augen leuchteten im feuchten Glanze. "Max!"

Sie lagen einander in den Armen, wortlos; aber der warme Busen, der an seiner Brust wogte, sagte ihm, wie schwer es ihr bisher geworden war die Gefühle zu beherrschen, von denen sie jetzt beim bloßen Klange ihres Namens übermannt worden war. - -

Auf der Waldwiese vor der Hütte Tirbans war das hohe Gras abgemäht, um Platz zu machen für eine Reihe von kostbaren Zelten, die man hier für die beiden Könige von Nor- und Süderland B und ihre Begleitung errichtet hatte. Der tolle Prinz war mit seinem ganzen Heere gefangen genommen worden, eine Schlappe, die ihm fürchterlich erschien, ebenso wie der Umstand, daß Karl Goldschmidt, der Insurgentenführer, herbeigerufen worden war, um im Namen seiner Genossen Antheil an den Verhandlungen zu nehmen.

Diese Verhandlungen waren im vollen Gange und näherten sich sehr schnell ihrem friedlichen Ende. Die Hauptforderung der Aufständischen nach einer ähnlichen Konstitution, wie sie der König von Norland jetzt eben ausarbeiten ließ, war bereits gewährt, und die übrigen Fragen betrafen nur Punkte, deren Lösung nach diesem Zugeständniß nicht schwer werden konnte. An einem der letzten Abende war der Platz von hundert Fackeln hell erleuchtet, und die Herrschaften saßen bei einem munteren Pickenick beisammen. Am Rande der Blöße hatten sich die niedriger Stehenden versammelt, unter denen sich auch die beiden Schuberte befanden. Zwischen ihnen saß Karavey, der Zigeuner.

"Siehst Du wohl, Bootsmann," meinte der Steuermann, "daß ich Recht hatte, als ich hier den

Willmers für den Sternburg und den Türken für den schwarzen Kapitän hielt?"

"Pah! Ich könnte Dir ganz Ähnliches sagen, worüber Du noch mehr lachen würdest als damals."

"Nun, zum Beispiel!"

"Was sagst Du dazu, wenn ich den Brandauer für den Prinzen, den Sternburg für den Brandauer und den Türken für den Raumburg halte?" "Heiliges Mars- und Brahmenwetter, Du bist verrückt, Kerl!"

"Das ist am Den! würde mein Paldrian sagen, wenn er hier pei uns wäre und dieses verwechselte Zeug gehört hätte," meinte A Thomas. "Pei meiner armen Seele, Du pist verrückt, mein Kind, verrückter noch als der Heinrich und der Paldrian!" "Die? Inwiefern sind denn die verrückt?" "Weil sie sich meine Parpara eingebildet haben; aper ich pekomme sie doch!" "Ah! Wirklich?"

"Wirklich. Am Apend vor meiner Apreise sind wir Peide richtig und einig geworden. Wir heirathen uns; ich werde ein Gasthofspesitzer und errichte mir im Nebengebäude eine Schmiedewerkstatt, wo der Thomas von früh pis zum Apend fleißig hämmern wird, um nachher sein Pier aus der eigenen Puteille zu trinken und seinen Tapak oder seine Ampalema aus der eigenen Püchse und Kiste zu rauchen. Pasta, apgemacht!" "Gratulire!" "Ich auch!"

"Danke! Werdet Peide eingeladen. Macht den Hausrath fertig. Amen!"

Gegenüber am Buschrande kam eine Frauengestalt geschlichen, welche zögernd vorwärts schritt, um die Gesellschaft zu rekognosziren. Der Major von Wallroth erkannte sie und sprang auf.