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»Ja. Jetzt bin ich voller Mißtrauen.«

»Ach, Harry, so schlimm sind die Männer gar nicht.«

»Nein, nein - ich mißtraue mir selbst. Was habe ich getan, während ich mit Pharamond Haristeen verheiratet war? Habe ich mich so weit von mir selbst entfernt?«

Zu Hause lief Mrs. Murphy unruhig auf und ab.

In ihrem Korb hob Tucker den Kopf.»Setz dich hin.«

»Halte ich dich wach?«

»Nein«, knurrte der Hund.»Ich kann nicht schlafen, wenn Mommy weg ist. Ich hab gesehen, daß andere Leute ihre Hunde mit ins Kino nehmen. Muffin Barnes steckt ihren in die Handtasche.«

»Muffin Barnes' Hund ist ein Chihuahua.«

»Ach ja?« Tucker kletterte steifbeinig aus dem Korb.»Wülste spielen?«

»Ball?«

»Nein. Wie war's mit Fangen? Wir können rumtoben, wenn sie nicht da ist. Wir sollten wirklich toben. Wie kann sie es wagen, wegzugehen und uns hierzulassen? Das soll sie büßen.«

»Jaa!« Mrs. Murphys Augen leuchteten.

Als Harry eine Stunde später die Lichter im Wohnzimmer anknipste, rief sie aus: »O mein Gott!«

Der Feigenbaum war umgekippt, Erde war über den Fußboden verstreut, und die Wände waren mit schmutzigen Katzenpfotenabdrücken gesprenkelt. Mrs. Murphy hatte ausgiebig in der feuchten Erde getanzt, bevor sie mit allen vier Pfoten die Wände ansprang.

Harry suchte erbost nach ihren Lieblingen. Tucker versteckte sich in der hintersten Ecke unter dem Bett, und Mrs. Murphy lag ganz flach auf dem obersten Bord in der Speisekammer.

Als Harry die Unordnung beseitigt hatte, war sie zu müde, um die beiden zu schelten. Sie verstand, zu ihrer Ehre muß das gesagt werden, daß dies die Strafe für ihr Fortgehen war. Sie verstand es, doch es widerstrebte ihr, sich einzugestehen, daß die Tiere sie viel besser erzogen, als sie die Tiere erzog.

11

Die Aussicht auf das Wochenende machte Harrys Schritte leichter, als sie die Railroad Avenue entlangging. Die Straße glänzte vom Gewitter der letzten Nacht, das nicht vermocht hatte, die hohe Temperatur zu senken. Mrs. Murphy und Tucker, denen vergeben war, tollten voraus.

In dem Augenblick, als Pewter ihrer ansichtig wurde, stürmte sie die Straße hinunter, um sie zu begrüßen.

»Ich wußte gar nicht, daß sie so schnell laufen kann.« Harry stieß einen lauten Pfiff aus.

Wenn Pewter rannte, wabbelte der Fettwulst unter ihrem Bauch hin und her. Einen halben Häuserblock von ihren Freundinnen entfernt, schrie sie schon:»Ich hab vor dem Laden auf euch gewartet!«

Keuchend rutschte Pewter Tucker vor die Füße und kam zum Stehen.

Harry nahm an, die Katze sei total erschöpft, und bückte sich, um sie hochzunehmen. »Armes Dickerchen.«

»Laß mich.« Pewter entwand sich ihr.

»Was gibt's?« Mrs. Murphy rieb sich an Harrys Beinen, um sie zu trösten.

»Maude Bly Modena.« Die hellgrünen Augen glitzerten.

»Tot!«

»Wie?« Mrs. Murphy wollte sofort Einzelheiten.

»Vom Zug überfahren.«

»Du meinst, in ihrem Auto?« Tucker wartete ungeduldig, daß Pewter wieder zu Atem kam, während sie den Weg zum Postamt fortsetzten.

»Nein!« Pewter hielt mit ihnen Schritt.»Schlimmer als das.«

»Pewter, ich habe dich noch nie so geschwätzig erlebt.« Harry strahlte.

Pewter erwiderte.»Wenn du achtgeben würdest, könntest du was erfahren.« Sie wandte sich an Mrs. Murphy.»Die halten sich für so schlau, dabei denken sie bloß an sich selbst. Menschen hören nur Menschen zu, und die meiste Zeit tun sie nicht mal das.« »Ja.« Mrs. Murphy hätte gerne gesagt:»Nun erzähl schon weiter«, aber sie hielt sich wohlweislich zurück.

»Wie gesagt, es war schlimmer als das. Sie war auf die Schienen gefesselt, wo genau, weiß ich nicht, und als der Sechsuhrzug heute morgen durchkam, konnte der Lokomotivführer nicht rechtzeitig bremsen. Sie wurde in drei Teile zerstückelt.«

»Wie hast du's erfahren?« Tucker blinzelte bei dem Gedanken an den grausigen Anblick.

»Unglücklicherweise hat Courtney es als erste gehört. Market hat sie gleich morgens geschickt, um für die Fahrer von den Farmen aufzumachen, die um fünf Uhr früh anrücken. Der Rettungsdienst ist vorbeigerast - Rick Shaw auch. Officer Cooper, im zweiten Dienstwagen, kam reingelaufen, Kaffee holen. So haben wir's erfahren. Courtney hat Market angerufen, und er ist sofort zum Laden gekommen. Da draußen lauft ein Wahnsinniger rum, der Leute umbringt.«

»Du meinst, so was wie ein Massenmörder?« Tucker war plötzlich sehr um Harrys Sicherheit besorgt.

Mrs. Murphy murmelte:»Ich mochte Maude gern.«

»Ich auch.« Tucker ließ den Kopf hängen.»Warum töten die Menschen sich gegenseitig?«

Pewter lachte ein rauhes Lachen.»Daß sich bloß keiner an Courtney und Market ranmacht. Dem kratz ich die Augen aus.«

Harry fiel auf, daß die drei Tiere miteinander beschäftigt waren.

»Wer immer es war, er hat 'ne Menge zu verbergen«, dachte Mrs. Murphy laut.

»Ja, er muß verbergen, daß er geistesgestört ist, und er wird wieder töten, bei Vollmond, wette ich«, sagte Pewter.

»Nein, das meine ich nicht.« Mrs. Murphys Augen verengten sich zu Schlitzen.

Tucker kannte Mrs. Murphy, seit sie ein sechs Wochen altes Hündchen gewesen war Sie wußte, wie Mrs. Murphy dachte. »Dieser Mensch ist hinter was her - oder hat was zu verdecken. Es muß nicht jemand sein, der Spaß am Töten hat.«

»Findet ihr es nicht sonderbar, daß er oder sie die Toten herumliegen läßt? Versucht ein Mörder nicht, die Leiche zu vergraben?« Pewter fand, daß dazu eigentlich die Geier da seien, aber Menschen waren eben anders.

»Das ist mir an Kellys Leiche aufgefallen.« Mrs. Murphy übersah eine Raupe, so stark konzentrierte sie sich.»Der Mörder zeigt die Leichen…« Ihre Stimme verlor sich, weil Market Shiflett aus seinem Laden trat und Harry zuwinkte.

»Harry, Harry!«

Harry vernahm die Angst in seiner Stimme und rannte zum Laden. »Was ist?«

»Es ist schrecklich, einfach schrecklich.«

Harry legte ihren Arm um ihn. »Fehlt dir was? Soll ich den Doktor holen?« Sie meinte Hayden McIntire.

Market wehrte kopfschüttelnd ab. »Mir fehlt nichts, Harry. Es ist wieder ein Mord geschehen - Maude Bly Modena.«

»Was?« Die Farbe wich aus Harrys Gesicht.

»Ich laß mein Mädchen nicht mehr aus dem Haus. Da draußen geht ein Monster um!«

»Wie ist das passiert, Market?« Erschüttert legte Harry ihre Hand ans Schaufenster, um sich zu stützen.

»Die Ärmste war auf die Bahngleise gefesselt, wie in einem Stummfilm. Der Mann hat sie gesehen - der Bremser vom Frühzug, nehm ich an -, aber zu spät, zu spät. Ach, die Ärmste.« Seine Unterlippe zitterte.

»Wer weiß sonst noch davon?« Harrys Gedanken bewegten sich mit Lichtgeschwindigkeit.

»Warum fragst du?« Market wunderte sich über die Frage.

»Ich bin nicht sicher, Market, ich. weibliche Intuition.«