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»Ja.« Ned hatte nicht an Maude gedacht, seit er aufgestanden war. Die Erinnerung rief das Unbehagen, die nagenden Verdächtigungen zurück.

»Da sie keine lebenden Verwandten hat, möchte ich gern Anspruch auf den Leichnam« - er seufzte - »oder was davon übrig ist, erheben und ihr ein anständiges Begräbnis geben. Es wäre nicht recht, sie auf einem Töpferacker zu verscharren.«

Da Josiah ein ausgemachter Geizhals war, staunte Ned. »Ich denke, das läßt sich machen, Josiah«, sagte er, dann fügte er hinzu: »Aber wenn du gestattest, veranstalte ich eine Sammlung für die Beerdigung. Wir sollten alle unseren Teil dazu beitragen.«

»Dafür wäre ich sehr dankbar.« Josiah klang erleichtert. »Kennst du jemanden, der eine Parzelle hat und uns aushelfen könnte?«

»Ich frag Herbie Jones. Er müßte es wissen.« Herbie Jones war der Küster der lutheranischen Kirche in Crozet.

»Wissen wir überhaupt, welche Konfession Maude hatte?« fragte Josiah.

»Nein, aber Herbie ist da immer sehr großzügig. Ich glaube, es würde ihm auch nichts ausmachen, wenn sie ein Moslem gewesen wäre. Soll ich mich auch nach einem Gottesdienst erkundigen?«

»Ja, ich denke schon. Und noch eines, Ned: Ich würde gern ihr Geschäft weiterführen und den Laden kaufen, wenn das machbar ist. Ich weiß nicht, wieviel Papierkram das erfordert, aber Maude hat ein gutes Geschäft aufgebaut. Sie hat sich sehr hineingekniet. Ich übernehme es ihr zu Ehren, und auch wegen des Profits. Ihr Geist würde mich des Nachts verfolgen, wenn ich keinen Profit mache.« »Sie hat ihr Vermögen der Multiple-Sklerose-Stiftung vermacht, deshalb werden wir mit denen verhandeln müssen.«

»Tatsächlich?« Josiah verzehrte sich vor Neugier, aber er hütete sich zu fragen.

»Sie hatte einen Bruder, der an M. S. gestorben ist.«

»Du weißt mehr über Maude als wir übrigen.« Josiah schien neidisch.

»Durchaus nicht. Aber ich werde tun, was ich kann. Es wäre schön, den Laden zu erhalten, und ich kann mir nicht vorstellen, daß die Multiple-Sklerose-Stiftung das Personal oder den Wunsch hat, in Crozet Verpackungsmaterial zu verkaufen. Ich werde mein Bestes tun.«

»Danke.«

»Nein, Josiah, ich habe dir zu danken. Ich wünschte, Maude könnte erfahren, was für gute Freunde sie hatte.« Und er dachte bei sich, guter Freund oder nicht, Josiah war wirklich fix, wenn er eine Möglichkeit sah, noch mehr Geld zu verdienen.

18

In der Ferne rief beharrlich eine Eule. Mrs. Murphy und Tucker tappten im Mondlicht zu Maude Bly Modenas Laden. Tucker, rastlos, bewegte sich lebhaft, mit wedelndem Schwanz. Sie würden, lange bevor Harry aufwachte, zurück sein, deshalb gönnte Tucker sich unterwegs hier und da ein kurzes Schnuppern und Schnüffeln.

Als sie sich dem Haus näherten, blieb Mrs. Murphy plötzlich stehen. Auch Tucker verharrte auf der Stelle.

»Da drin ist jemand«, flüsterte Mrs. Murphy.»Ich springe auf den Blumenkasten. Vielleicht kann ich sehen, wer es ist. Setz du dich vor die Eingangstür. Wenn er rausläuft, kannst du ihm ein Bein stellen.«

Tucker hüpfte flink die Stufen hinauf und legte sich flach vor die Tür. Die einzigen Geräusche waren das Klick-Klack ihrer Pfoten und das Klimpern ihrer Tollwutmarke.

Mrs. Murphy schlich auf Zehenspitzen an dem Blumenkasten entlang. Sie drückte das Gesicht an die Fensterscheibe. Sie konnte nicht deutlich sehen, denn wer immer da drinnen war, hatte sich unter das Pult verkrochen.

Mrs. Murphy sprang vorsichtig auf die Erde.»Pssst, komm.«

Während sie ums Haus nach hinten gingen, erklärte Mrs. Murphy, warum sie nichts hatte sehen können.

»Ich kann nichts riechen, wenn Fenster und Tür zu sind, aber an der Hintertür oder an einem hinteren Fenster können wir die Witterung aufnehmen.«

Tucker, die Nase am Boden, brauchte keine Ermunterung. Sie nahm an der Hintertür die Spur auf.»Ich hab ihn.«

Bevor Mrs. Murphy die Nase senken konnte, um die Witterung zu identifizieren, ging die Hintertür auf. Tucker duckte sich und stellte dem herauskommenden Mann ein Bein, während Mrs. Murphy ihm mit ausgefahrenen Krallen auf den Rücken sprang. Er unterdrückte einen Schrei und ließ seine Briefe fallen, die sich in der Abendbrise zerstreuten.

Er zappelte herum, konnte aber Mrs. Murphy nicht erwischen, die viel flinker war als er. Tucker schlug ihre Reißzähne in seine Fessel.

Er heulte auf. Ein paar Häuser weiter ging in einem Schlafzimmer im Obergeschoß das Licht an. Der Mann sammelte die Briefe auf, während Mrs. Murphy lossprang und einen Baum hinaufjagte. Tucker flitzte um die Hausecke, und beide beobachteten, wie Bob Berryman humpelnd durch die Hintergasse rannte. Kurz darauf hörten sie seinen Wagen im Kavalierstart auf die St. George Avenue brausen.

Mrs. Murphy stieg vom Baum. Hinaufklettern mochte sie viel lieber als herunterkommen. Tucker wartete unten.

»Bob Berryman!« Tucker konnte es nicht fassen.

»Gehen wir rein.« Mrs. Murphy trabte zur Hintertür, die Bob in der Hast, mit der er seinen Angreifern entflohen war, offengelassen hatte.

Mit gesenktem Kopf folgte Tucker der Spur. Berryman war durch die Hintertür eingetreten. Er hatte den Lagerraum durchquert und sich geradewegs an und unter das Pult begeben. Er war nirgendwo anders stehengeblieben. Tucker, intensiv mit der Witterung befaßt, stieß sich an der Rückseite des Pults den Kopf.

Mrs. Murphy, dicht hinter ihr, lachte.»Paß auf, wo du hinläufst.«

»Deine Augen sind besser als meine«, knurrte Tucker.»Aber ich hab eine goldene Nase, Katze, merk dir das.«

»Schön, Goldnase, was hat er unter dem Pult gesucht?« Mrs. Murphy kuschelte sich neben Tucker.

»Seine Hände sind über die Seiten, den Deckel und die Rückseite geglitten.« Tucker folgte der Spur.

Mrs. Murphy starrte mit großen Pupillen auf das Pult.»Ein Geheimfach.«

»Ja, aber wie kriegen wir es auf?«

»Ich weiß es nicht, aber er ist ein ungeschickter Mensch. Es kann nicht so kompliziert sein.« Mrs. Murphy stellte sich auf die Hinterbeine und beklopfte sachte die Seiten des Pults.

Ein lauter Knall jagte ihnen einen Mordsschrecken ein. Sie schossen unter dem Pult hervor. Mrs. Murphys Schwanz sah

aus wie eine Flaschenbürste. Tuckers Nackenhaare sträubten sich. Aber kein weiterer Laut drang an ihre empfindlichen Ohren.

Mrs. Murphy, dicht am Boden, die Schnurrhaare vorgestreckt, schlich langsam, immer eine Pfote nach der anderen, zum Hinterzimmer. Tucker, neben ihr, kroch ebenfalls so leise sie konnte, und das war ziemlich leise. Als sie den Lagerraum erreichten, sahen sie, daß die Tür zugefallen war.

»O nein!« rief Tucker aus.»Kommst du an den Türknauf ran?«

Mrs. Murphy streckte sich zu voller Länge. Sie konnte mit den Pfoten gerade bis an den Keramikknauf hinaufreichen, ihn aber nicht ganz herumdrehen. Sie probierte bis zur Erschöpfung.

Schließlich sagte Tucker:»Gib 's auf. Wir müssen die Nacht über hier drin bleiben. Sobald Leute auf den Beinen sind, schlag ich Alarm.«

»Harry kriegt die Krise.«

»Ich weiß, aber wir können nichts machen. Wir sind bei ihr ohnehin schon in Ungnade gefallen nach allem, was wir uns auf den Schienen geleistet haben. Mann o Mann, wir können uns auf was gefaßt machen.«

»Nein, sie wird nicht wütend sein.«

»Hoffentlich nicht.«

Mrs. Murphy lehnte sich an die Tür und verschnaufte.»Sie liebt uns. Wir sind alles, was sie hat. Ich mag gar nicht dran denken, daß Harry nach uns sucht. Es war eine schreckliche Woche für sie.«