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»Ja.«

»Wenn wir schon hier festsitzen, können wir uns ebensogut an die Arbeit machen.«

»Ich bin dabei.«

19

Pewter, die sich an der Fleischtruhe herumtrieb, hörte Tucker als erste heulen. Das Geräusch war weit entfernt, aber sie war sicher, daß es Tucker war. Eine riesige Mortadella lockte sie. Courtney hob das köstliche Fleisch aus der Truhe. Morgens hatte sie Brotstreichdienst. Bis sieben Uhr hatten die Fahrer, die von den umliegenden Farmen kamen, den Vorrat vertilgt, den sie am Sonntagabend gemacht hatte.

»Gib mir was! Gib mir was! Gib mir was!« Pewter angelte sich mit einer Kralle ein Stück Wurst.

»Laß das.« Courtney schlug ihr auf die Pfote.

»Ich hab Hunger!« Pewter langte wieder hinauf, und Courtney schnitt ihr einen Brocken ab. Pewter zu bestechen war leichter als sie zu erziehen.

Die Katze packte das wohlriechende Fleisch und eilte zur Hintertür. Ihr Hunger überwog ihre Neugier, aber sie dachte bei sich, sie könnte gleichzeitig fressen und lauschen. Ein neuerliches langgezogenes Heulen überzeugte sie, daß der unglückliche Hund tatsächlich Tucker war. Sie kehrte zu Courtney zurück, wo sie die Mortadella erneut ernsthaft in Versuchung führte, doch sie nahm ihre ganze Willenskraft zusammen, rieb sich an Courtneys Beinen und eilte dann wieder zur Hintertür. Sie mußte diese Prozedur in immer derselben Reihenfolge dreimal wiederholen, ehe Courtney ihr die Hintertür öffnete. Pewter wußte, daß Menschen durch Wiederholung lernten, doch selbst dann konnte man nie sicher sein, daß sie tun würden, worum man sie bat. Sie ließen sich so leicht ablenken.

Als sie aus dem Laden war, setzte Pewter sich hin und wartete auf ein weiteres Heulen. Sobald sie es vernahm, sprang sie durch die Hinterhöfe und kam an der rückwärtigen Gasse heraus. Ein erneutes Heulen führte sie geradewegs zur Hintertür von Maude Bly Modenas Laden.

»Tucker!« rief Pewter.»Was machst du da drin?«

»Hol mich raus. Ich erzähl dir alles später«, bat Tucker.

Mrs. Murphy fragte hinter der Tür:»Sind Menschen in der Nähe?«

»In Autos. Wir brauchen einen Fußgänger.«

»Pewter, wenn du zum Geschäft zurückläufst, meinst du, du kriegst Courtney oder Market dazu, daß sie dir folgen?« fragte Mrs. Murphy.

»Mir folgen? Ich krieg sie kaum dazu, mir die Tür auf und zu zu machen.«

»Und wenn du dir Mrs. Hogendobber auf dem Weg zur Post schnappst? Sie wohnt um die Ecke.« Tucker wollte raus.

»Sie kann Katzen nicht leiden. Sie würde nicht auf mich hören.«

»Sie wird bestimmt durch diese Gasse kommen. Sie geht immer hier entlang, bei jedem Wetter. Du konntest es probieren«, sagte Mrs. Murphy.

»Na gut. Aber während ich auf die alte Quasseltante warte… wie nennt Josiah sie doch gleich?«

»Eine rücksichtslose Monologistin«, antwortete Mrs. Murphy, verärgert, weil Pewter auf einem Plausch bestand.

»Schön, während ich warte - warum erzählt ihr mir nicht, was ihr da drin macht?«

Mrs. Murphy und Tucker schilderten das Abenteuer, aber erst nachdem sie Pewter Geheimhaltung hatten schwören lassen. Sie durfte unter keinen Umständen etwas zu Bob Berrymans Ozzie darüber sagen.

»Da kommt sie!« rief Pewter ihnen zu. »Probieren wir's. Los, heul, Tucker.«

Pewter stürmte auf Mrs. Hogendobber zu. Sie umrundete sie. Sie warf sich auf den Rücken und wälzte sich auf dem Boden. Sie miaute und hüpfte umher. Mrs. Hogendobber beobachtete es amüsiert.

»Los komm, du trübe Tasse, kapier schon«, kreischte Pewter. Sie marschierte auf Maudes Laden zu und kehrte dann zu Mrs. Hogendobber zurück.

Tucker stieß ein markerschütterndes Gejaule aus. Mrs. Hogendobber verhielt ihren würdevollen Schritt. Pewter lief um ihre Beine und zurück zu Maudes Laden, wo Tucker neuerliches Gejaule ausstieß. Mrs. Hogendobber steuerte auf den Laden zu.

»Ich hab sie! Ich hab sie!« Pewter raste zur Tür.»Gebt Laut!«

Tucker bellte. Mrs. Murphy maunzte. Pewter zog Kreise vor der Tür.

Mrs. Hogendobber blieb stehen. Sie dachte angestrengt nach. Sie legte die Hand auf den Türknauf, dachte noch ein bißchen nach und öffnete die Tür.

»Freie Bahn!« Tucker stürmte aus der Tür und rannte ums Haus zum nächsten besten Baum. Mrs. Murphy, die ihre Blase besser unter Kontrolle hatte, kam heraus und rieb sich anerkennend an Mrs. Hogendobbers Beinen.

»Danke, Mrs. H.«, schnurrte Mrs. Murphy.

»Was habt ihr da drinnen gemacht?« erkundigte sich Mrs. Hogendobber mit lauter Stimme.

Tucker kam ums Haus gelaufen und setzte sich neben Pewter. Sie gab der grauen Katze einen Kuß.»Ich liebe dich, Pewter.«

»Okay, okay.« Pewter schätzte die Gefühlsaufwallung, war aber nicht besonders scharf auf Schlabberküsse.

»Kommt. Mom müßte schon bei der Arbeit sein.« Mrs. Murphy stellte die Ohren auf.

Die drei kleinen Tiere jagten sich gegenseitig durch die Gasse. Mrs. Hogendobber folgte ihnen, ungeheuer neugierig, wie Mary Minor Haristeens Katze und Hund in Maudes Laden geraten waren.

Harry hatte die Post noch nicht sortiert. Sie hatte Rob nicht geziemend für die Postkarte gedankt, die er ihr zugeschmuggelt hatte. Sie hatte statt dessen die Telefondrähte heißlaufen lassen, indem sie jeden anrief, von dem sie dachte, daß er ihre Tiere gesehen haben könnte.

Den Anblick von Mrs. Murphy und Tucker, die zusammen mit Pewter und Mrs. Hogendobber die Treppe heraufkeuchten, hatte sie nicht erwartet. Als sie die Tür öffnete, hatte sie Tränen in den Augen.

Mrs. Murphy hüpfte auf ihre Arme, und Tucker sprang an ihr hoch. Harry setzte sich auf den Fußboden, um ihre Familie zu umarmen. Sie umarmte auch Pewter. Dieser Überschwang wurde Mrs. Hogendobber nicht zuteil, doch immerhin stand Harry auf und gab ihr die Hand.

»Danke, Mrs. Hogendobber. Ich war krank vor Sorge. Wo haben Sie sie gefunden?«

»In Maude Bly Modenas Laden.«

»Was?« Harry konnte es nicht glauben.

»Wir haben ein Geheimfach entdeckt! Und Bob Berryman hat Briefe geklaut!« Tuckers Aufregung war so gewaltig, daß sie von vorne bis hinten zappelte.

»Tucker hat ihn feste in die Fessel gebissen«, ergänzte Mrs. Murphy.

»Im Laden?«

»Ja. Die Tür war zu, und sie konnten nicht raus. Ich ging durch die Gasse - meine morgendliche Leibesübung auf dem Weg zu Ihnen - und hörte den Radau.«

»Du wärst glatt vorbeigewatschelt, wenn ich nicht gewesen wäre«, verbesserte Pewter sie.

»Was haben meine Mädels bloß in Maude Bly Modenas Laden gemacht?« Harry legte ihre Hände an die Schläfen. »Mrs. Hogendobber, hätten Sie etwas dagegen, mit mir noch mal hinzugehen?«

Nichts hätte Mrs. Hogendobber lieber getan. »Gut, wenn Sie es für richtig halten. Vielleicht sollten wir vorher den Sheriff verständigen.«

»Er könnte Mrs. Murphy und Tucker wegen Einbruch verhaften.« In dem Augenblick, als der Scherz ihrem Mund entfahren war, war Harry klar, daß Mrs. Hogendobber ihn nicht kapieren würde. »Ich rufe Market an, damit er so lange hier aufpaßt.«