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»Ich kann die Presse nicht kontrollieren, Boom Boom«, erwiderte Cooper wahrheitsgemäß.

»Das ist Ricks Sache, Officer Cooper hat damit nichts zu tun«, erinnerte Harry Boom Boom.

»Bitte tun Sie, was Sie können«, bat Boom Boom.

»Ich werde mich bemühen.«

Boom Boom ging. Harry und die Polizistin sahen sie die Zufahrt hinunterfahren.

Mrs. Murphy, die der Unterhaltung höflich zugehört hatte, stieß einen lauten Schrei aus.»Geht zu den Tunnels. Deshalb Hab ich die Papiere auf den Boden geschmissen. Es lohnt sich, genauer hinzusehen.«

»Die hat Lungen.« Cooper grinste.

»Du hast heute abend bei Susan die Reste gekriegt.« Harry sprach mit ihrer Mutterstimme.

»Hör auf mich!« kreischte Mrs. Murphy.

Tucker schnupperte an Mrs. Murphys Schwanz, der über den Tisch hing.»Spar dir deine Worte.«

»Ach, verdammt.«

»Na gut.« Harry stand auf und öffnete eine große Dose Fischbällchen. Sie hielt der Katze vier von den köstlichen Leckerbissen unter die hellen Schnurrhaare. In einer plötzlichen Anwandlung stieß Mrs. Murphy die Leckereien von der Anrichte und stolzierte hinaus.

»So was Empfindsames«, sagte Cooper, während Tucker die Leckerbissen verspeiste.

»Wie Menschen«, sagte Harry.

36

Am nächsten Morgen um Viertel vor acht klingelte im Postamt von Crozet das Telefon.

»Hallo«, meldete sich Harry.

»Haben Sie den Mörder schon erwischt?« dröhnte Mrs. Hogendobbers Stimme.

»Wie geht es Ihnen?« Harry war erstaunt, daß Mr. Hogendobbers Anruf sie so freute.

»Ich langweile mich, langweile mich, langweile mich. Vom Tod bedroht zu sein ist nichts gegen die Qual, nicht auf dem laufenden zu sein. Haben Sie ihn erwischt?«

»Nein.«

»Irgendwelche Anhaltspunkte?«

»Ja.«

»Sagen Sie's mir. Ich bin weit weg, ich kann nichts ausplaudern.«

»Hebe dich weg von mir, Satan.«

»Mary Minor Haristeen, wie können Sie es wagen, mir mit einem solchen Zitat zu kommen? Ich bin erschüttert über Ihren Verdacht, daß ich Sie hätte versuchen wollen. Ich versuche nur zu helfen. Manchmal sieht ein anderer bei der Betrachtung desselben Beweisstücks etwas Neues. Auf diese Weise sind schon viele Fälle gelöst worden.«

»Sie sind weit weg; Rick Shaw kann Ihnen das Leben nicht zur Hölle machen. Aber mir, wenn ich was ausplaudere.«

Dieser Gedanke leuchtete Mrs. Hogendobber ein. »Aber eine Lösung des Falls würde ihn begeistern. Hören Sie, ich kenne Sie seit dem Tag Ihrer Geburt. Das hübscheste kleine Baby, das ich je gesehen habe. Hübscher noch als Boom Boom Craycroft.«

»Jetzt übertreiben Sie aber«, unterbrach Harry.

»Doch, bei meiner Seele, es stimmt. Sie wissen, ich würde kein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassen, und ich habe gute Ideen.«

»Mrs. Hogendobber, ich kann nicht so frei sprechen, wie ich es gern täte.« »Oh, ich verstehe.« Mrs. Hogendobbers Stimme drückte ihre Begeisterung über die Entwicklung aus. »Jemand, den wir kennen?«

»Ja, aber nicht aus dem engsten Kreis.«

»Reverend Jones.«

»Wie kommen Sie ausgerechnet auf ihn?«

»Er ist ein reizender Mensch, aber er gehört nicht meiner Konfession an. Für mich zählt er nicht zum engsten Kreis.«

»Von uns geht fast keiner in Ihre Kirche. Ich bin Episkopalin.«

Mrs. Hogendobber, erklärte Expertin auf dem Gebiet der protestantischen Kirchen, korrigierte Harry. »Sie stehen der katholischen Kirche entschieden zu nahe, und Reverend Jones auch. Die wahre Reformation fand statt, als Kirchen wie meine, das Heilige Licht, den Menschen das Wort Gottes zugänglich machten. Aber Sie gehen ja nicht mal in die St. Paulskirche, deshalb sollten Sie aufhören zu behaupten, daß Sie Episkopalin sind. Sie sind vom Episkopalismus abgefallen.«

»Jeder Engel fällt mal.«

»Harry, über solche Themen scherzt man nicht. Und es dauert mich, daß Sie sich nicht zum Licht bekehren. Deswegen nennen wir uns das Heilige Licht.«

»Ja, Ma'am.«

»Wer ist bei Ihnen? Jemand, der es übelnähme, wenn Sie's mir erzählten?«

»Ich glaube nicht. Es ist Officer Cooper.«

»Tatsächlich?« Die rauhe Stimme klang plötzlich viel höher.

»Tatsächlich. Jetzt muß ich wieder an die Arbeit. Passen Sie auf sich auf.«

»Ich will nach Hause.« Mrs. Hogendobber hörte sich an wie ein unglückliches Kind.

»Wir möchten auch, daß Sie nach Hause kommen.« Harry dachte bei sich: Manche von uns möchten es. Harry vermißte sie wirklich.

»Ich rufe morgen wieder an. Meine Nummer darf ich Ihnen nicht geben. Wiedersehen.«

»Wiedersehen.« Harry legte auf. »Sie ist eine Nervensäge.«

»An der Tür steht noch eine.«

Harry lächelte und schwieg, während sie Mim Sanburne, die ungewöhnlich früh dran war, die Tür aufschloß. Mim blieb kurz stehen, grüßte aber nicht.

»Guten Morgen, Mim.« Harry fand, eine Lektion in guten Manieren könnte amüsant sein.

Big Marilyns von Meisterhand ergrautes Haar reflektierte das Licht. »Stehen Sie unter Hausarrest?«

»Wir nehmen gerade das Stempelgesetz durch und wie es zur Revolution führte«, erwiderte Officer Cooper schlagfertig.

»Ehrerbietung ist bei Angestellten des öffentlichen Dienstes sehr gefragt. Unser Sheriff ist stolz auf seine Leute. Allerdings.« Mim brachte nicht zu Ende, was eine Drohung hatte werden sollen, denn Josiah öffnete schwungvoll die Tür. Sie erzählte Harry auch nicht, daß sie tatsächlich Mignon Haristeen angerufen und diese ihr gesagt hatte, sie solle sich gefälligst um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und Harry wieder in das Krebsballkomitee aufnehmen. Mignon sagte, sie bedaure die Scheidung natürlich, aber Harry habe für wohltätige Zwecke schwer geschuftet, und die Wohltätigkeit ginge vor. Daraufhin hatte Mim klein beigegeben.

»Laß alles stehen und liegen und komm in den Laden«, sagte Josiah zu Harry. »Ich habe ein Wunder vollbracht.«

»Ich komm rüber, wenn Larry mich in der Mittagspause ablöst.«

»So macht es keinen Spaß. Wir sollten jetzt gleich gehen - je mehr, desto lustiger.« Mit einer großzügigen Gebärde schloß er Mim und Officer Cooper mit ein.

»Mit Vergnügen«, sagte Mim ohne Überzeugung.

Susan kam gleichzeitig mit Rick Shaw vorgefahren.

Josiah beobachtete sie durchs Fenster. »Ich beneide dich, Harry. Du bist der Nabel von Crozet - der reinste Hauptbahnhof.«

»Hallo«, rief Susan.

Rick Shaw folgte ihr auf dem Fuße.

»Ich brauch heute Begleitung beim Reiten«, sagte er. »Ich dachte an Sie, Harry.«

»Okay - aber ich bin sicher, daß wir vor Hitze zerschmelzen werden.«

Rick schob sich hinter den Schalter und nahm Boom Booms Papiere von Office Cooper entgegen. Er gab sich keine Mühe, die Unterlagen zu verstecken, aber er machte auch nicht darauf aufmerksam. »War sie ein braves Mädchen?« Er nickte zu Harry hinüber.

»Kreuzbrav.«

»Officer Cooper, wie lange wollen Sie Harry noch beschatten? Werde ich je eine Chance zu einem intimen Abendessen mit ihr bekommen?« Josiah betonte »intim«.

»Nur wenn Sie das Kochen übernehmen«, gab Officer Cooper prompt zurück.

»Wo ist Mrs. Murphy?« fragte Susan.

»Sie schmollt im Postbehälter«, sagte Harry.

»Sheriff Shaw, möchten Sie sich den Laden ansehen, bevor ich eröffne? Er ist nicht wiederzuerkennen«, beharrte Josiah.

Das stimmte. Harry schaute nach dem Mittagessen vorbei, oder vielmehr nach dem, was als Mittagspause begann und als Appetitverderber endete. Sie sauste in die Pizzeria und erspähte Boom Boom und Fair an einem Tisch, in ein ernsthaftes Gespräch vertieft. Sie war im Begriff, Boom Boom mehr und Fair weniger zu mögen, aber zusammen konnte sie sie nicht ertragen. Sie ging hinaus, ohne einen einzigen Bissen Pizza gegessen zu haben.