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Eistaucher stellte die Lampe ab, setzte sich auf sein Pelzstück und holte Dorns Pfeife hervor. An der Lampe entzündete er einen Span, hielt ihn mit zusammengekniffenen Augen an das Kraut im Pfeifenkopf, atmete etwas Rauch ein und behielt ihn in der Lunge. Atmete aus.

Die Höhle atmete mit ihm aus. Er trank aus seinem Wasserschlauch. Als er Dorns Löwen lange genug betrachtet hatte, stand er auf, wobei er sich alle Zeit der Welt ließ, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Ein kleiner Tanz auf der Stelle. Er nahm die Lampe in die Hand und kehrte zu dem anderen Licht im großen Gewölbe mit seiner leeren Wand zurück. Nachdem er die Lampe abgesetzt hatte, blickte er sich um. Der Bisonmann bestieg noch immer die Menschenfrau, und Eistaucher ging näher heran, um zu untersuchen, wie die Szene gemalt worden war. Das schwarze Dreieck der Baginare war unten sehr sorgfältig durch eine eingekratzte weiße Linie geteilt. Die Tür zur nächsten Welt, so klar wie ein Schnitt im Finger. In seinem Rucksack hatte Eistaucher einen Stichel, mit dem er eben solche Linien kratzen konnte. Er hatte Holzkohlestöcke, einen Beutel mit Holzkohlepulver, eine Mischschale, Gamslederflicken, einige Bürsten. Zwei Wasserschläuche. Den Rentierknochen zum Schaben. Er musste die Wand fertig abschaben.

Die Höhle murmelte ein leises Lied. Ein Fluss strömte unter ihr hindurch. Dem Klang nach zu urteilen, bewegten seine Wasser sich langsamer als die auf der Oberfläche.

Er nahm den Rentierknochen in die Rechte und schabte den Rest der braunen, unebenen Schicht von der Wand. Dabei fiel ihm auf, dass ein Höhlenbär oben an der Wand gekratzt hatte, als habe er irgendwohin durchbrechen wollen. Die Klauenspuren waren weiß, und wo Eistaucher sie freischabte, hatte die Wand beinahe die Farbe eines Stoßzahns. Vielleicht wie ein alter, gelber Stoßzahn, oder sie erinnerte auch an das Bauchfell eines Steinbocks. Über dem freigeschabten Bereich verlief ein Steinbogen, und darüber war die Wand rotbraun.

Ganz links, hinter einer kleinen Krümmung, war ein niedriges Loch in der Wand. Vor dem Loch war der Boden feuchter.

Eistaucher holte einen Holzkohlestock hervor und malte links auf die freie Fläche die Rücken einer ansteigenden Reihe von Bullen. Damit hatte er seine linke Begrenzung.

Dann wandte er sich dem unteren Bereich seiner freien Fläche zu und malte die beiden Nashörner, die er am Bach hatte kämpfen sehen. Er wollte zeigen, wie sie ihre Hörner aneinandergeschlagen hatten, mit diesem lauten Hornklacken, das über die Wiese geschallt war. Sicher tat es weh, wenn so ein Horn auf Fleisch traf. Die beiden Nashörner hatten geblutet. Er malte die Linien ihrer Hörner über Kreuz; nur so ließ sich das verbildlichen. Die Rundung ihrer tief hängenden Leiber, massig und stark. Sie waren so viel schneller, als sie aussahen. Indem er den Linien die richtige Krümmung verlieh, konnte er ihre Schnelligkeit andeuten. Die ganze Gewalt des Kampfes lag hingegen in den Gesichtern und Hörnern. Er nahm sich Zeit, verwischte mit einem Ledertuch die mit Kohle gezeichneten Linien, sodass die Köpfe und Hörner sich besonders schwarz vom Rest abhoben. Das Nashorn zur Rechten hatte das rechte Vorderbein aufgesetzt und stieß von unten nach dem zur Linken, seitlich in seinen Kopf hinein. Der Muskel, wie er sich durch den kraftvollen Stoß wölbt. Mit einem Stichel das Maul des rechten Nashorns freikratzen, sodass es ein Schnauben ausstößt. Das linke ist von dem Treffer zurückgedrängt worden, der Leib dadurch etwas gerundet. Die Vorderbeine gerundet malen, sodass sie beinahe wie in der Luft hängend aussehen. Die Krümmung des Gesteins brachte das Gewicht des nach hinten getriebenen Tiers schön zum Ausdruck. Das Auge direkt über dem Horn, erschreckt. Gib ihm zwei Hörner; das war ein Trick von Dorn, um Bewegung anzuzeigen. Von dem Stoß zurückgeworfen, in die Höhlenwand hinein.

Als er mit den Nashörnern fertig war, setzte er sich für eine Weile hin. Er hatte einen besonders langen verkohlten Ast dabei, und während er dasaß, malte er damit einen kleinen Bison an die Wand, erst nur als Dreistrich, doch dann tupfte er mit der Spitze immer wieder in das Winterfell zwischen seinen Hörnern. Es war nur ein Zeitvertreib, während er sich ausruhte und die Wand betrachtete. Eine wunderbare Wand. Sie atmete gemeinsam mit ihm ein und aus, kam näher und rückte dann wieder von ihm ab.

Durch das Tupfen entstand ein gutes, schönes Schwarz, also malte er auf der linken Wandseite einen weiteren Bullen dazu und füllte ihn ganz schwarz aus. Durch ein leichtes Kratzen mit dem Stichel entfernte er gerade genug Schwarz aus dem Gesicht, um ein Auge anzudeuten. Das schwarze Auge eines schwarzen Bullen, und doch erkennbar. Unter der Schnauze dieses schwarzen Tiers malte er ein Pferd mit einem großen Kopf und einem kleinen Körper. Es sah gut aus, mit der schwarz getupften Brust und den nur umrissenen Beinen.

Damit blieb ihm der größte freigeschabte Bereich, rechts von den Bullen und über den kämpfenden Nashörnern. Es war eine gute Malfläche, und für eine Weile setzte er sich neben seinen Rucksack, um sie zu betrachten.

Er füllte das Fett in seinen Lampen nach. Er trank etwas Wasser. Dann begutachtete er seine Hände; seine Handflächen und Finger waren schwarz von Kohle. Er hielt seine Rechte vor sich, erst mit der Handfläche und dann mit dem Rücken. Der abgeknickte kleine Finger. Er pulsierte schwarz, schien zu verschwinden und wiederzukehren. Eine lebende Hand. Er hielt sie vor die Wand, als wollte er einen Umriss pusten. Aus dieser Entfernung bedeckte sie den Bereich, auf dem er noch malen würde.

Er schloss die Augen, und auf den Innenseiten seiner Lider schwammen leuchtende Farben. Er sah das Pferd bei Sonnenuntergang, das sich auf dem Grat auf der anderen Seite des Tals aufgebäumt hatte. Er erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, am Ende seiner Wanderung, wund am ganzen Leib, wie das Pferd ihn gesehen und sich dann aufgebäumt hatte, und mit einem Mal war ihm im Licht des Sonnenuntergangs klar geworden, dass alles eine Bedeutung hatte, die er nicht einfangen konnte, die auf etwas so Großes verwies, dass man es nicht aussprechen, nicht erspüren konnte. Etwas Großes, in dem sie alle zusammen drinsteckten. Damals hatte es ihm den Atem geraubt, und das tat es nun, als er sich daran erinnerte, wieder.

Dieses Pferd erschaffen. Tupfen, bis es Schwarz in Schwarz war. Zeigen, wie es sich aufbäumte, jenen Moment, als ihn dieser Anblick durchbohrt hatte, damals auf dem Felsgrat.

Er stand auf und begann erneut zu malen. Von oben anfangen und sich nach unten vorarbeiten. Eine Reihe von Köpfen, die zeigte, wie es sich vor der untergehenden Sonne aufbäumte, genau, wie Dorn es bei den Löwen gemacht hatte, aber anders. Mit der Hand nahm er Maß; er hatte Platz genug für vier Köpfe.

Er fing an, den obersten Kopf zu malen. Erst die Stirn, wie bei einem Dreistrich. Dann die lange Nase bis zu den Nüstern und die kleine Krümmung des Mundes. Dann innehalten. Der zweite Kopf musste den Platz darunter ausfüllen. Er nahm den Stock und drückte ihn fest auf die Wand, tupfte die Kohle so dick wie möglich auf, sorgfältig von oben nach unten.

Der Bogen der Mähne, und, mit sanfterem Druck, der Rücken dahinter. Gut. Dann das Auge, das Eistaucher über das Tal hinweg ansah. Kein freundlicher Blick. Überall zwischen den Linien tupfte und schmierte er schwarze Kohle, in die Stirn, auf die Wangen.

Er nahm den Stichel und kratzte ein wenig um die Augen herum weg, um ihnen einen weißen Rand zu verleihen. Dann stellte er fest, dass er auch um den Kopf herum etwas abkratzen konnte, sodass die Wand noch weißer wurde und der Kopf sich noch stärker abhob.

Langsam und vorsichtig kratzte er winzige Felssplitter von der Wand ab. Es musste eine makellose Linie werden, die einen makellosen Kontrast zwischen Weiß und Schwarz herstellte. So würde der Eindruck entstehen, dass der Kopf aus der Wand herauskam — weil das tatsächlich der Fall war.