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An jenem Abend, nachdem sie gegessen und getrunken hatten, aber noch vor dem Tanz, führte er sie alle in einem Fackelzug zu der Höhle hoch. Auf der Rampe kamen sie an den Bildern und Gravuren in den Felswänden vorbei, an all den Linien und Punkten, die Pfeifhase dort hinterlassen hatte und die sie in der Welt im Inneren der Höhle willkommen hießen. Sie gingen gemeinsam hinein, in einer Reihe, und hinterließen eine Reihe Lampen auf dem Boden, die ihnen den Weg hinaus wiesen. Eistaucher erzählte ihnen die Geschichte seines letzten Besuchs. Er zeigte ihnen Dorns große Löwenjagd, und das Wiedersehen erschütterte ihn ein wenig; so deutlich spürte er Dorns Gegenwart, dass er beinahe weinte, aber dann kehrte die Schamanenruhe innerhalb eines Lidschlags zurück, und er brachte die anderen zu seiner neuen Wand mit den Bisons und Pferden. Sie saßen auf dem Boden, wo er in der Schwärze tastend umhergekrochen war, und er bewegte die Fackeln, sodass sie sehen konnten, wie die Tiere sich in ihrem flackernden Schein bewegten. Er sagte ihnen, dass sie darauf achten sollten, wie das Pferd den Kopf zurückwarf, und bewegte die Fackel so, dass sie es besser erkennen konnten, und einige schnappten nach Luft. Dann holte er Dorns Flöte hervor und gab die Melodie für das letzte Stück des Sonnenwendlieds vor:

Wir danken dir, Sommer, du kehrst zurück. Für den Winter schenk uns genug Nahrung Wir frohlocken an diesem prachtvollen Tag.

Er sagte ihnen, dass sie die Lampen nehmen, mit ihnen die umliegenden Räume der Höhle absuchen und alle Höhlenbärenschädel mitbringen sollten, die sie fanden. Die etwa halbstündige Suche machte ihnen Spaß, und als sie wieder im Pferderaum zusammenkamen, hatten sie sieben Schädel beisammen. Mit feierlicher Sorgfalt legten sie sie um den Steinklotz herum aus, auf dem Eistaucher den einen platziert hatte, den er in der Schwärze entdeckt hatte. Dann führte Eistaucher sie singend aus der Höhle, wobei die Hintersten die Lampen einsammelten: nach draußen, die Rampe zu ihrem Mitternachtsfeuer hinab, wo sie Holz nachlegten und bis zur Morgendämmerung, die allzu schnell kam, tanzten. Es war wieder Sommer. Bald würden sie nach Norden zu den Rentieren und zum Acht-Acht reisen, und für eine Weile würden die beiden Rudel wieder eins sein.

Ich bin der dritte Atem. Ich komme zu dir, Wenn dir sonst nichts geblieben ist, Wenn du nicht mehr weiterkannst, Aber trotzdem weitermachst, In jenem äußersten Moment Kommt der dritte Atem. Und so komme ich nun zu dir, Um dir diese Geschichte zu erzählen.

70

In der Stunde vor jenem frühen Morgengrauen verließ Eistaucher den Tanz und ging zu ihrem neuen Lager an der Aussichtsstelle zurück, wo er sich auf das Bett legte, das er sich mit Elga und Glückskind und Fink teilte. Mit einem Mal war er genauso müde wie damals, als er das erste Mal wieder aus der Höhle geboren worden war.

Er blickte von ihrem Vorsprung über den Fluss und sah das Tor zur Großen Schlucht, den Steinbison, die Kämme dahinter. Das Licht der Morgendämmerung sickerte in die Welt. Er saß auf seinem Bett und sah zu, wie der Tag anbrach. Die Farbe des Himmels veränderte sich von Grau zu Blau, wie der Rücken eines umherhüpfenden Hähers.

Dann war er auf dem Rücken des Steinbisons. Der Fluss strömte unter ihm dahin, und Dorn stand neben ihm. Das Eis auf dem Wasser würde bald brechen, und dann und wann rumpelte und knackte es.

— Ich dachte, du würdest in der Höhle bleiben, sagte Eistaucher.

Dorn schüttelte den schwarzen Schlangenkopf. — So leicht kommst du mir nicht davon.

Eistaucher seufzte. Da hatte Dorn offenbar recht. — Es tut mir leid, was mit Knack passiert ist.

— Zerbrich dir nicht den Kopf über Knack, sagte Dorn. — Sein Geist ist meine Bürde, nicht deine. Ich werde ihn finden und ihn von dir fernhalten. Wegen ihm musst du dir keine Sorgen machen. Aber wegen mir.

— Das sehe ich.

Dorn nickte. — Mir wirst du nicht davonkommen. Ich lebe jetzt in dir drin.

— Du könntest auch einfach gehen, schlug Eistaucher vor. — Du hast getan, was du tun musstest. Jetzt kannst du dich auf den Weg machen, um das Holz des Flammenbringers zu werden, der Stern in der Mitte, wo der Stock auf das Brett trifft.

— Nein, daraus wird wohl nichts. Ich bleibe hier, um dich heimzusuchen.

Eistaucher seufzte erneut. All diese roten Handabdrücke, mit denen er ihn an die Höhlenwand geklebt hatte, kümmerten Dorn nicht. Eistaucher sagte: — Ich wünschte, du würdest das nicht tun, aber ich kann dich nicht daran hindern. Du tust, was du willst. Aber was immer du tust, ich tue, was ich will. Du wirst mir nachlaufen müssen. Dann bist du wie Heides Katze. Ein diebischer Herumtreiber mehr in unserem Lager.

Dorn nickte. — Das macht nichts, solange du dich erinnerst. Dich an die alten Bräuche erinnerst und an all die alten Geschichten. Dich an die Tiere erinnerst, deine Brüder und Schwestern. Dich daran erinnerst, deinen Platz einzunehmen und deine Rolle zu spielen. Dich an mich erinnerst und an das, was ich dich gelehrt habe. Vergiss das nicht!

Dann trat er an den Rand des Steinbisons, stürzte sich in die Tiefe und flog durch die Große Schlucht hindurch davon, die Arme ausgestreckt wie ein Adler. Ihn fliegen zu sehen war so verwirrend, dass Eistaucher erwachte.

Er blickte sich um. Es war Morgen. Die Leute lagen in ihren Betten und schliefen nach der großen Nacht des Tanzes. Elga redete unten am Flussufer mit einigen Frauen. Glückskind saß zu Eistauchers Füßen auf dem Kopf seines Bärenpelzes und führte Selbstgespräche. Fink zappelte neben ihm in ihrem Korb und plapperte vor sich hin. Heide kramte direkt oberhalb des Lagers zwischen den Beuteln und Eimern auf ihrem neuen Bord herum.

Na schön, sagte Eistaucher in Gedanken zu Dorn. Wenn du es so willst, halte ich das schon aus.

Das kleine Mädchen tat irgendetwas, das Glückskind nicht gefiel, und er rüttelte an seinem Korb. — Nein! Nein!

— He, sagte Eistaucher. — Lass deine Schwester in Ruhe.

— Sie hat ihre Handschuhe gegessen.

— Das ist nicht weiter schlimm. Lass sie. Komm her, sing mir noch mal das Lied der Jahreszeiten.

Glückskind stand auf und sang:

Im Herbst essen wir, bis die Vögel ziehen Und tanzen im Mondenschein. Im Winter erwarten wir schlafend den Frühling Und über uns wandern die Sterne. Im Frühling hungern wir bis zur Rückkehr der Vögel Und beten um Sonnenwärme. Im Sommer tanzen wir auf dem Fest Und betten unsere Knochen in den Grund.

— Nein nein!, sagte Eistaucher. — Und betten uns zu zweit auf den Grund! Vergiss das nicht! Und er streckte die Hand aus und gab dem Jungen einen Klaps auf das Ohr.

Danksagung

Mein Dank für die Hilfe bei diesem Roman geht an:

Djina Ariel, Mario Biagioli, Terry Bisson, Simon Bisson, Jim Bunting und Briganne Carter, Darryl DeVinney, Glenn Farris,Karen Fowler, Cecelia Holland, Tim Holman, Joe Holtz, Kimon Keramidas, James Leach, Lisa Nowell, Paul Park, Shauna Roberts, Carter Scholz, Gary Snyder, Mary und Andy Stewart, Pascal Thomas und Jan Zwicky.